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Jubiläumsausgabe: Die 50. Mail an Uschi! (mit Verlosung) - November 2014)

Auf eine Mail mit Uschi ZietschJubiläumsausgabe
 Die 50. Mail an Uschi! (mit Verlosung)

Zum Jubiläum stellen wir die Sinnfrage: Möchten wir alle gerne selbst ein Dichter oder wenigstens ein Denker sein? Wollen wir bei unseren Lieblingsbüchern hinter die Kulissen schauen und wissen, was uns der Autor zu sagen hat und wie er das macht? Und woher kommt eigentlich der Impuls, uns etwas zu sagen und das in ein Buch zu packen?

Fragen wir Uschi Zietsch.


Andreas
: Wir reden Monat für Monat über das Schreiben, nun schon zum 50. Mal. Abgesehen davon, dass mir das sehr viel Spaß macht, werden Autoren generell immer wieder gerne nach ihrem Beruf gefragt. Woher sie ihre Ideen nehmen, wie das mit dem Schreiben so geht. Warum ist gerade bei Autoren das Interesse an dem Beruf so groß? Kaum jemand kommt auf die Idee, den Metzger seines Vertrauens zu fragen, wie viel Leber in der Wurst steckt und warum die Gelbwurst gelb ist. Hilft es am Ende aber vielleicht sogar, wenn man über die eigene Kunst immer wieder „gezwungenermaßen“ reflektiert?
Uschi
Ja, die Kunst, das ist so eine Sache. Steckt nicht in uns allen so ein kleiner Picasso? Oder eine J.K. Rowling? So viele finden ihr Leben interessant und möchten es gern aufschreiben, weil sie so viele tolle Sachen erleben. Oder weil sie ganz tolle Ideen haben. Eigentlich sind wir ja alle genauso gut wie Thomas Mann.
Es ist nun mal der Traum so mancher aus dem Volk der Dichter und Denker, „auch so“ zu sein. Und dann will man natürlich wissen, wie das geht. Auch wenn man es selbst nie tun wird. Aber man weiß es. Oder glaubt es zu wissen.
Journalisten stellen zu 90% nur die Standardfragen, weiß der Himmel, warum. Personalisiert wäre viel interessanter ...
Andere, die einfach nur gern lesen, wollen „mehr wissen“, sie wollen Hintergrund und eine gewisse definierte Beziehung zum Autor herstellen, um seine Bücher möglicherweise in einem anderen Licht sehen zu können. Mir geht das übrigens auch so. Habe ich einen Autor, von dem ich nicht nur eines, sondern mehrere Bücher lesen will, dann will ich auch wissen „wer ist das eigentlich? Wie ist er auf dieses Genre gekommen?“
Diejenigen aber, die so gar nichts mit Büchern anfangen können, die stehen, insofern sie eine Beziehung zu einem Autor haben (also Bekanntschaft, Freundschaft) mit den fragenden Augen eines Kindes da: „Wie machst du das nur? Wieso fällt dir so viel ein? Und wie geht das überhaupt?“
Ich muss zugeben, mir geht es da ganz ähnlich im Bereich der malenden Zunft. Ich traue mich natürlich nicht, die Fragen öffentlich zu stellen, aber im Stillen denke ich mir schon: Wie schafft der Künstler nur diesen Strich, dieses Lichtspiel, und wodurch wurde er zu diesem Bild inspiriert? – Allerdings nur bei Bildern, die ich auch verstehen kann, oder die ich von den Farben/Formen her als angenehm empfinde. Grüne und orangene Quadrate in einem Kreis sehen für mich genau so aus. Ich interpretiere da nicht herum und will auch nicht den tieferen Sinn ergründen müssen; wenn der Künstler mir was zu sagen hat, dann soll er das auch bitte schön klar und deutlich tun. Mach ich als Autor ja auch so.

Andreas:  Die ständigen langweiligen Standardfragen der Journalisten nerven mich auch. So viele verpasste Chancen, interessantere Fragen zu stellen. Aber apropos Reflektieren: Sind Autoren grundsätzlich gute Philosophen, die in jedem alltäglichen Detail den Sinn des Lebens suchen, um das dann in ihren Geschichten verwursten zu können? Oder pumpt man beim Schreiben manches einfach nur auf, um möglichst viel Saft aus einer Szene zu bekommen?
Uschi: Na holla! Laughing Erste Frage: Nö. Der Impuls zu schreiben ist bei jedem Autor anders. Natürlich haben viele das Bedürfnis, „etwas zu sagen“, sei es philosophisch, politisch oder menschen-/tierrechtlich etc., oder einfach auch aus den Erfahrungen ihres vorherigen „bürgerlichen Berufes“ oder eines langen „Wanderlebens“. John le Carré schreibt über die Sachen, die er kennt, und das ist eigentlich bei Autoren meistens der Fall, selbst wenn es sich um eine Fantasy/SF-Welt handelt. Sie verarbeiten ihre Erfahrungen, aber das ist keinesfalls identisch mit Philosophie oder Sinn des Lebens, auch wenn daraus Schlüsse gezogen werden. All das resultiert vor allem aus ihrem Engagement und was sie am meisten in der Welt interessiert.
Manche aber wollen einfach nur schöne Romanzen erzählen, spannende Klassik-Krimis oder ähnliches. Pauschalisiert kann man das nicht so sehen.
Zweite Frage: Also da würde ich eher zur Action greifen, ansonsten zieht's dem Leser ja die Socken aus und er benötigt keine Schlaftablette. No Schwafel! Und natürlich auch keine erhobenen Zeigefinger. Und damit setze ich für diese Jubiläumskolumne auch schon den Schlusspunkt! Laughing

Andreas:Und damit gelangt unser Jubiläumscountdown bald bei Null an: Wer noch bis zum 30. November einen Kommentar zu dieser Kolumne abgibt, kommt mit in die Lostrommel. Wir freuen uns auf eure Kommentare und wünschen allen Teilnehmern viel Erfolg!

Kommentare  

#1 Kerstin 2014-11-10 13:44
Vielleicht kann ich ein bisschen Licht ins Dunkel bringen, was die Standardfragen der Journalisten angeht, zumindest, was die Tagespresse angeht (ist ja mein Nebenberuf): Man hat nur sehr wenig Textlänge zur Verfügung und darein muss das Maximum an Lesernutzen (für viele verwertbare Information).

Dabei muss man davon ausgehen, dass der Leser so gut wie kein Vorwissen zu der Sache mitbringt. Deshalb fängt man bei jedem Interview aufs Neue bei Adam und Eva an und bevor man in die Tiefe gehen kann, ist die maximale Textlänge erreicht. Da kann man allenfalls noch auf die Homepage hinweisen, auf der der Interessierte mehr erfährt (und der nicht Interessierte lässt es eben sein).
Allenfalls kann man noch ein paar sachliche Informationen (bei einem Autor vielleicht die Bibliographie, wenn sie etwas umfassender ist) in einem Infokasten nebendran unterbringen, dazu ein oder zwei Fotos. Mehr ist nicht drin, denn es heißt immer: Die Zeitung liegt beim Frühstück mit auf dem Tisch, da liest keiner so lange Texte.

Bei einem Magazin, wo längere Artikel geschrieben und auch gelesen werden, hat man schon mehr Möglichkeiten.

Natürlich liegt es immer auch an der Person, dem Standard einen gewissen individuellen Touch zu geben, aber viel Freiraum ist einfach nicht da.

Zitat Uschi: "... wenn der Künstler mir was zu sagen hat, dann soll er das auch bitte schön klar und deutlich tun."

Sehe ich genau so. Ich verstehe kein Kisuaheli und habe auch nicht vor, das zu lernen. Das gilt auch für künstlerischen Kauderwelsch.

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