Nicht mehr ganz so »Neu« ... in MADDRAX' Welt
Nicht mehr ganz so »Neu«...
...in MADDRAX' Welt
Wenn es um Filme, Bücher, Comics, Theaterstücke oder Erzählungen geht, dann hat jeder seine eigenen Vorlieben. Zu den beliebtesten Genres zählen etwa Science-Fiction, Fantasy, Horror, Action oder Liebesgeschichten. Schon immer gehörte ich zu derjenigen kleinen Gruppe von Menschen, die besonders apokalyptische Endzeiterzählungen spannend und ansprechend finden. Egal, ob ein Komet auf die Erde zurast, ob ein Virus die Menschen nacheinander dahinrafft, ob es Außerirdische auf ein Ende unserer Bevölkerung abgesehen haben oder ob die Menschheit diesen Part mit einem Atomkrieg selbst übernimmt die Vorstellung einer nahezu unabwendbaren drohenden Apokalypse hat die Menschheit seit Jahrtausenden immer wieder beschäftigt.
Auch MADDRAX schlägt zumindest teilweise in diese Kerbe, da diese Serie der Erde durch einen scheinbaren Kometeneinschlag einen nuklearen Winter, gefolgt von einem Zeitalter der Barbarei, beschert. Durch mein psychologisches Interesse daran, wie sich die Menschen vor einem drohenden Ende und in einer mehr oder wenigen anarchischen Gesellschaft wohl verhalten würden, wurde meine Aufmerksamkeit auf MX gelenkt. Und nach einem kurzen Kennenlernen von Matt und Aruula sollte es in weiterer Folge nicht nur bei einem Durchblättern einige Heftromane bleiben.
Durch einen glücklichen Zufall konnte ich nämlich eine vollständige MX-Sammlung in einem nahezu perfekten Zustand mehr oder weniger günstig auf Ebay erwerben. Dies führte selbstverständlich dazu, dass ich neben dem Lesen der aktuellen MX-Romane auch damit begann, die frühen Anfänge der Serie zu verfolgen. Zwar habe ich es in den letzten Monaten gerade einmal geschafft, den ersten Zyklus (das sind 25 Romanhefte) zu lesen; für mich als nicht-Vielleser ist das (neben ein paar MX-Hardcovern) aber schon fast eine Höchstleistung.
Selbstverständlich durfte für mich, da ich ein kommunikationsfreudiger Mensch bin, ein gewisser Austausch über die konsumierte Literatur nicht fehlen, und so gewöhnte ich es mir seit Beginn meiner MX-Karriere an, neben dem Zauberspiegel auch in dem MADDRAX-Forum auf der Bastei-Homepage fleißig mitzudiskutieren. Um das eine oder andere Gesicht von dort auch einmal live zu sehen, konnte ich mich schließlich im Juni dieses Jahres dazu aufraffen, der schönen Stadt Köln einen Besuch abzustatten. Dort fand nämlich der diesjährige Colonia-Con statt, der schon allein durch das sympathische MX-Team einen Besuch wert war.
Nächster persönlicher MX-Höhepunkt war für mich das Erstellen eines Interviews mit Jo Zybell, dass sowohl in der Mysterypress als auch in MX 273 abgedruckt wurde. Welcher Romanheft-Fan wünscht sich schließlich nicht, wenigstens einmal in seiner Lieblingsserie verewigt zu werden?
Für alle, die meine Kolumne die letzten Monate über verfolgt haben, sind diese Ereignisse natürlich nichts Neues. Dennoch sollen sie verdeutlichen, dass sich das Phänomen MADDRAX sich zumindest bei mir eben nicht nur auf das bloße Lesen von Romanen beschränkt. MX-Fans, welche schon vor Band 1 mit MadMike im Forum über den Namen der Serie oder das allererste Cover debattierten, oder Perry-Rhodan-Altleser, die seit Jahrzehnten die Abenteuer ihres Helden verfolgen, mag mein gerade einmal sechsmonatiges Fan-Dasein vielleicht nur ein müdes Lächeln auf die Lippen zaubern. Trotzdem scheint es, als hätte ich mit MADDRAX tatsächlich ein Hobby gefunden, das mich auch noch längerfristig beschäftigen wird. Das hat zur Folge, dass ich mich durchaus dem MADDRAX-Fandom zugehörig fühle, und zwar mit allen Vor- und Nachteilen.
Für ganz normale Durchschnittsmenschen, die hie und da das eine oder andere Buch lesen, das sie zufälligerweise beim Durchstöbern einiger Buchregale im Einkaufszentrum entdecken, dürfte das Verhalten von Romanheftfans nämlich schon etwas sonderbar wirken. Als Außenstehender ist es wahrscheinlich nicht ganz einfach nachvollziehbar, mit welchem Enthusiasmus und mit welcher Freude sich intelligente und erwachsene Menschen einer geschriebenen Fortsetzungsgeschichte widmen können, zu welchen langen und intensiven Diskussionen es aufgrund von kleinen Handlungsveränderungen kommen kann, oder mit welcher Zuneigung der gute Zustand von einigen geklammerten Heften um jeden Preis erhalten werden will.
Eine Ausprägung dieses Verhaltens der Spezies MADDRAX-Leser besteht beispielsweise im zweiwöchentlichen Gang zum Zeitschriftenhändler ihres Vertrauens. Aufgrund der nur monatlichen Auslieferung eines Abonnement ist es für ein typisches Exemplar dieser Gattung wegen der Informationsverzögerung natürlich untragbar, ein solches Abo zu beziehen. Bei dieser fast schon religiös anmutenden Handlung des Erwerbes des legalen Rauschmittels MADDRAX kommt es nicht zu selten vor, dass der betreffende Romandealer den Stoff in erstklassiger Qualität unter dem Ladentisch für den Süchtigen bereithält. Dies soll verhindern, dass für den Durchschnittsmenschen kaum sichtbare Mängel wie Knicke oder Einrisse das Rauscherlebnis des peniblen MX-Lesers in keinster Weise trüben. Es braucht freilich wohl nicht mehr erwähnt zu werden, dass das Objekt der Begierde vom typischen Romanheftleser am frühestmöglichen Zeitpunkt des Erscheinens erworben wird, um die sonst auftretenden Symptome der unerträglichen Neugierde und gedanklichen Fixierung auf die aktuelle Ausgabe bestmöglich in den Griff zu bekommen.
Nach hinreichender soziologischer Forschung lässt sich zudem feststellen, dass es sich bei der Gattung MX-Leser außerdem um soziale Herdentiere handelt. Dies äußert sich vor allem in der Kommunikation über das sie verbindende Medium in virtuellen Kommunikationsräumen. Solche sozialen Umgangsformen finden sich auf sehr ähnliche Weise auch bei nahe verwandten Spezies wie STF-Leser, PZ-Leser oder JS-Leser. Besonders interessant sind hierbei die Interaktionen zwischen diesen verschiedenen Gattungen, die allerdings bis dato noch nicht genau untersucht wurden. Erste Ergebnisse lassen jedoch darauf schließen, dass manche Versuchsobjekte sogar mehreren Gruppen gleichzeitig zuzuordnen sind. Auffallend ist bei dieser Kommunikation ferner, dass diese fast ausschließlich in einem eigens erschaffenen virtuellen Raum stattfindet, in dem mittels Zeichenreihen sozial interagiert wird. Die Parallelen zu einer phantastischen und gedruckten Heftserie sind dabei wohl kaum zu übersehen. Das bedeutet, dass sich Eigenschaften des Leseobjektes auch in sozialen Handlungen manifestieren; psychoanalytisch gesprochen haben wir es hier also vermutlich mit einer besonders interessanten Art der Fixierung zu tun.
Schließlich springt bei MX-Lesern auch noch die Eigenschaft des Hortens ins Auge, da die Romane in ihrem Besitz für gewöhnlich an einem speziellen Platz gelagert werden. Oftmals werden für dieses Vorhaben auch extra Materialen wie Romanboxen oder Schutzhüllen käuflich erworben. Anders wie bekannte Beispiele im Tierreich, in dem etwa ein Futtervorrat für schlechtere Zeiten angelegt wird, erfüllt das Horten in unserem Beispiel keinen solchen Zweck.
Oftmals werden alte Romane nur um des Sammelns willen aufbewahrt, ohne sie jedoch später wieder zu lesen oder auch nur anzusehen. Aus diagnostischer Sicht lassen sich hier, zumindest bei einigen Exemplaren der Gattung MX-Leser, also erste Anzeichen des sogenannten Messie-Syndroms feststellen.
Zusammengefasst handelt es sich bei Romanheftlesern also um fixierte Abhängige mit einem Hang zu Zwangshandlungen, oder etwas wissenschaftlicher gesprochen: um komplett Verrückte. Da die Einsicht bekanntlich aber auch der erste Schritt zum Weg der Besserung ist, habe ich allerdings gute Chancen, mit diesen negativen Seiten meines neuen Hobbys umzugehen. Und beim Erscheinungstermin der nächsten Ausgabe zählt sowieso nur mehr eins: wie wird es wohl mit Matt und Aruula weitergehen?
Um wieder ein bisschen Ernsthaftigkeit in meine Kolumne zu bringen, kann ich nach sechs Monaten abschließend sagen: Wer sich für Endzeit und Phantastik interessiert, der sollte einmal einen Blick in MX werfen. Es lohnt sich nämlich wirklich.
Zusammengefasst handelt es sich bei Romanheftlesern also um fixierte Abhängige mit einem Hang zu Zwangshandlungen, oder etwas wissenschaftlicher gesprochen: um komplett Verrückte. Da die Einsicht bekanntlich aber auch der erste Schritt zum Weg der Besserung ist, habe ich allerdings gute Chancen, mit diesen negativen Seiten meines neuen Hobbys umzugehen. Und beim Erscheinungstermin der nächsten Ausgabe zählt sowieso nur mehr eins: wie wird es wohl mit Matt und Aruula weitergehen?
Um wieder ein bisschen Ernsthaftigkeit in meine Kolumne zu bringen, kann ich nach sechs Monaten abschließend sagen: Wer sich für Endzeit und Phantastik interessiert, der sollte einmal einen Blick in MX werfen. Es lohnt sich nämlich wirklich.
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Kommentare
Liebe Grüße
Gruselbaer
Überhaupt war Stefan schuld, daß ich vor ein paar Wochen in Maddrax überhaupt noch einmal rein gelesen habe. Und sobald ich mit den ganzen Zamorra-Romanen fertig bin, gucke ich vielleicht sogar noch einmal in das Apokalypsenabenteuer rein.;-)
Dieser Abschlußartikel hat mir heute sowieso ein morgendliches Lächeln entlockt.
Ich habe meinen ureigenen "Wahnsinn" wieder erkannt. Meine Sammelleidenschaft, die nun schon seit mehr als 30 Jahren anhält und bei meiner Frau immer öfters nur noch ein leises Kopfschütteln als Reaktion hervor rufen kann.
Ich habe aber enormes Glück, daß sie Bücher, Comics, Filme und Musik ebenfalls liebt, sonst hätte ich mit den hunderten Kisten sicher schon längst ausziehen dürfen...:D
Ich fand die Artikel sehr interessant, zumal von einem Neueinsteiger. Gerade diese Artikel brachten mich ja dazu, auch mal bei MADDRAX rein zu schnüffeln (auch wenn ich immer was hinterher hinke mit den aktuellen Romanen - tja, die liebe Zeit ist nicht unendlich verfügbar).
Hoffe mal, man liest sich wieder mal hier, gleicher Ort, vielleicht auch mit einem anderen Thema !
Ich weiß ganz genau, warum Du Dich pseudonymmäßig Smythe genannt hast...
Willkommen in den Heilstätten!
Folge einfach den netten Herrschaften in den weißen Kitteln.
Habe keine Angst, sie wollen nur helfen...
'ne schaue Idee, die Sammelboxen mit Covern zu bekleben.
Dafür bekommst Du von mir einen GUT!