Starring ...
Starring ...
Ein paar Worte zu den Hauptdarstellern der Serie!
Bei allen drei Romanserien, die ich momentan lese - Maddrax, Perry Rhodan und Professor Zamorra - ist mir diese Gesetzmäßigkeit aufgefallen: Der Hauptcharakter ist möglichst eine Stereotype mit einigen wenigen markanten Eigenschaften, die wohl als Vorgaben für die Arbeit der Autoren gelten. Der Hauptcharakter (und bei den oben genannten Serien auch Namensgeber der Serie) soll möglichst nicht verwässert oder zu komplex gestaltet werden, um der Serie eine gewisse Kontinuität zu bewahren, so dass sowohl Leser als auch Autoren gewisse Fixpunkte vorfinden, an die sie sich halten können.
Allerdings kann im Rahmen des gesellschaftlichen Wandelns eine Anpassung des Charakters der Hauptperson notwendig werden. Gerade Perry Rhodan ist hierfür mit seiner fast 50jährigen Geschichte ein schönes Beispiel. Ist Pery in der Anfangszeit ein äußerst rationaler, machtbewußter Mann mit autokratischen Tendenzen, der seine Ansichten als maßgeblich für das Wohlergehen der Menschheit empfindet und Widerspruch eigentlich nicht toleriert (Ich erinnere an die Asozialen Siedler aus dem Atlan und Arkon-Zyklus), so wandelt sich die Figur im Zuge der 68er-Bewegung und der von ihr ausgelösten Veränderungen in einen weichgespülten (das ist nicht wertend gemeint) Weltenversteher, dem nur noch das Wohl der Menschheit, nicht mehr aber seine eigene Macht wichtig ist. Krieg zum Beispiel dient nur noch als allerletztes Mittel und nicht wie in der Anfangszeit der Serie, um die Macht der Menschheit präventiv zu sichern.
Bei Maddrax selbst sind solche Veränderungen für mich bisher noch nicht zu erkennen, obwohl ich jetzt innerhalb knapp zwei Jahren über zweihundert Bände am Stück gelesen habe. Eine Entwicklung fand bei der Hauptfigur meines Ermessens nach bisher nicht wirklich statt. Matthew Drax ist ein relativ geradliniger Charakter ohne große Ecken und Kanten. Er ist relativ gut gebildet, spricht mehrere Sprachen und ist sportlich und als Airforce-Pilot im Nahkampf und an unterschiedlichen Waffen ausgebildet. Er ist kein Wissenschaftler, Technikfreak oder Tüftler. Technik ist für ihn ein reiner Gebrauchsgegenstand, mit der er umzugehen weiß, mehr aber nicht. All diese Eigenschaften heben ihn, auch 26 Jahrhundert, nicht aus der Masse hervor, in all diesen Dingen ist er eher Durchschnitt: Viele Technos sind gebildeter, technisch und wissenschaftlich versierter und auch was seine kämpferischen Fähigkeiten angeht, zieht er oft den Kürzeren.
Insofern ist Maddrax im Vergleich zu einem Perry wahrlich kein Superheld. Während Perry Rhodan zahllose Fähigkeiten, die teilweise mit denen seiner Mutanten konkurrieren können, besitzt, ein "Sofortumschalter" ist, der in brenzlichen Situationen meist die richtigen Entscheidungen trifft, intellektuell mit seinen begabtesten Wissenschaftlern konkurrieren kann, ist Maddrax eher ein ganz normaler Mensch, der mindestens genau so viele Schwächen wie Stärken besitzt. Noch dazu, da er es oft schafft, einen Trumpf zum Beispiel in Form einer mächtigen Waffe zu verlieren oder aus moralischen Gründen, verbunden mit erheblichen Nachteilen seinerseits, ihn einfach nicht einzusetzen.
Aber genau hier setzt das Alleinstellungsmerkmal, das wahre Heldentum von Matthew Drax, an: Maddrax ist ein Kind des ausgehenden 20. Jahrhunderts, aufgewachsen mit den Werten und dem Wissen unserer Zeit. K(aum)ein anderer in der Zeit, in den es ihn verschlagen hat, hat diesen Hintergrund. Oft genug bringen ihn seine Werte, seine Moral, sein Gewissen in gefährliche Situationen, die er hätte vermeiden können, aber gerade durch seine moralische Integrität gewinnt er auch viele Sympathien und echte Freunde, die nicht selten bereit sind, ihr Leben für ihn aufs Spiel zu setzen. Maddrax weiß auch, dass ihn eben sein Pflichtgefühl und sein Anstand immer wieder in brenzlige Abenteuer geraten lassen, nicht nur einmal träumt er davon, sich mit Aruula irgendwo nieder zu lassen und die Apokalypse Apokalypse sein zu lassen, aber immer wieder verwirft er diesen Gedanken sofort, weil er sich gerade zu irgend einer Sache verpflichtet fühlt.
Der Charakter Matthew Drax, wenn auch klischeehaft überzeichnet, ist im Zusammenspiel mit den widrigen Umständen in der dunklen Zukunft der Erde und wie er diese meistert ein ganz großer Pluspunkt der Serie, der zumindest für mich einen großen Anteil am Reiz hat, den die Serie auf mich ausübt. Insofern braucht es für mich gar keine große Entwicklung des Charakters Matthew Drax zu geben, auch wenn dies vielleicht ein wenig unrealistisch ist, bei mir funktioniert dieses Konzept. Mehr Superheld muss es übrigens auch nicht sein ... im Gegenteil - gerade in seinen schwachen Momenten ist mir Maddrax sogar sympathischer.
Ganz anders sehe ich das bei der anderen Hauptdarstellerin der Serie - Aruula. Ihr Charakter könnte meiner Ansicht nach einiges an Entwicklung, die leider bisher überhaupt nicht stattfindet, vertragen. Aruula ist ein Kind des 26. Jahrhunderts, bei einer Barbarenhorde aufgewachsen, nicht unintelligent. Dann lernt sie den Mann aus der Vergangenheit, Matthew Drax, kennen und bereist mit ihm die postapokalyptische Welt. Und obwohl sie im Laufe ihrer Abenteuer mit für ihre Verhältnisse unglaublichen Dingen, vor allem auch technischer Natur, konfrontiert wird, bewahrt sie wieder besseres Wissens ihren Aberglauben. Auch ihre Naivität nimmt im Laufe der Serie aus meiner Sicht leider nicht ab und die durch nichts zu erschütternde Anhänglichkeit an Maddrax fühlt sich für mich doch irgendwie unglaubwürdig an. Oder anders herum, ich kann eigentlich nicht nachvollziehen, was Maddrax (zumindest auf geistiger Ebene) an einer Beziehung mit ihr findet. Vielleicht wäre hier ein reiner Freundschaftspfad mit einer emanzipierteren Aruula sogar spannender aber auf alle Fälle realistischer.
Insgesamt würde es mich freuen, wenn Aruula auch im Beisein von Maddrax etwas selbständiger werden würde und sich ihres alten Aberglaubens etwas mehr entledigen würde. Und den einen oder anderen Anpfiff dürfte sie Matt dann auch mal geben, statt ihn ständig wie ein naives Mädchen zu vergöttern. Ich bin mir bewusst, dass es zu diesem Thema ganz sicher andere Meinungen gibt, aber irgendwie habe ich immer genau dieses Bild im Kopf, wenn Aruula ins Spiel kommt. Als schönes Beispiel dafür, wie sich die Frau an der Seite des Protagonisten entwickeln kann, finde ich Nicole, Professor Zamorras Sekretärin und Geliebte. Anfangs (zumindest in den ersten hundert Bänden) ist sie noch das naive Ding, das nicht an das Übersinnliche glaubt und ihren Arbeitgeber einfach nur bedingungslos vergöttert. Sie emanzipiert und entwickelt sich im Laufe der Zeit aber zu einer gleichwertigen Partnerin von Zamorra, die ihm nicht nur bei der Dämonenjagd mindestens ebenbürtig ist.
Obwohl ... diese Entwicklung ist wahrscheinlich zu einem nicht kleinen Teil meiner Zeitgeist-These geschuldet.
Hiermit verabschiede ich mich für heute mit meiner Kolumne und wünsche allen Lesern ein frohes, gesundes und erfolgreiches Jahr 2011. Bis demnächst in der dunklen Zukunft der Erde.
Allerdings kann im Rahmen des gesellschaftlichen Wandelns eine Anpassung des Charakters der Hauptperson notwendig werden. Gerade Perry Rhodan ist hierfür mit seiner fast 50jährigen Geschichte ein schönes Beispiel. Ist Pery in der Anfangszeit ein äußerst rationaler, machtbewußter Mann mit autokratischen Tendenzen, der seine Ansichten als maßgeblich für das Wohlergehen der Menschheit empfindet und Widerspruch eigentlich nicht toleriert (Ich erinnere an die Asozialen Siedler aus dem Atlan und Arkon-Zyklus), so wandelt sich die Figur im Zuge der 68er-Bewegung und der von ihr ausgelösten Veränderungen in einen weichgespülten (das ist nicht wertend gemeint) Weltenversteher, dem nur noch das Wohl der Menschheit, nicht mehr aber seine eigene Macht wichtig ist. Krieg zum Beispiel dient nur noch als allerletztes Mittel und nicht wie in der Anfangszeit der Serie, um die Macht der Menschheit präventiv zu sichern.
Bei Maddrax selbst sind solche Veränderungen für mich bisher noch nicht zu erkennen, obwohl ich jetzt innerhalb knapp zwei Jahren über zweihundert Bände am Stück gelesen habe. Eine Entwicklung fand bei der Hauptfigur meines Ermessens nach bisher nicht wirklich statt. Matthew Drax ist ein relativ geradliniger Charakter ohne große Ecken und Kanten. Er ist relativ gut gebildet, spricht mehrere Sprachen und ist sportlich und als Airforce-Pilot im Nahkampf und an unterschiedlichen Waffen ausgebildet. Er ist kein Wissenschaftler, Technikfreak oder Tüftler. Technik ist für ihn ein reiner Gebrauchsgegenstand, mit der er umzugehen weiß, mehr aber nicht. All diese Eigenschaften heben ihn, auch 26 Jahrhundert, nicht aus der Masse hervor, in all diesen Dingen ist er eher Durchschnitt: Viele Technos sind gebildeter, technisch und wissenschaftlich versierter und auch was seine kämpferischen Fähigkeiten angeht, zieht er oft den Kürzeren.
Insofern ist Maddrax im Vergleich zu einem Perry wahrlich kein Superheld. Während Perry Rhodan zahllose Fähigkeiten, die teilweise mit denen seiner Mutanten konkurrieren können, besitzt, ein "Sofortumschalter" ist, der in brenzlichen Situationen meist die richtigen Entscheidungen trifft, intellektuell mit seinen begabtesten Wissenschaftlern konkurrieren kann, ist Maddrax eher ein ganz normaler Mensch, der mindestens genau so viele Schwächen wie Stärken besitzt. Noch dazu, da er es oft schafft, einen Trumpf zum Beispiel in Form einer mächtigen Waffe zu verlieren oder aus moralischen Gründen, verbunden mit erheblichen Nachteilen seinerseits, ihn einfach nicht einzusetzen.
Aber genau hier setzt das Alleinstellungsmerkmal, das wahre Heldentum von Matthew Drax, an: Maddrax ist ein Kind des ausgehenden 20. Jahrhunderts, aufgewachsen mit den Werten und dem Wissen unserer Zeit. K(aum)ein anderer in der Zeit, in den es ihn verschlagen hat, hat diesen Hintergrund. Oft genug bringen ihn seine Werte, seine Moral, sein Gewissen in gefährliche Situationen, die er hätte vermeiden können, aber gerade durch seine moralische Integrität gewinnt er auch viele Sympathien und echte Freunde, die nicht selten bereit sind, ihr Leben für ihn aufs Spiel zu setzen. Maddrax weiß auch, dass ihn eben sein Pflichtgefühl und sein Anstand immer wieder in brenzlige Abenteuer geraten lassen, nicht nur einmal träumt er davon, sich mit Aruula irgendwo nieder zu lassen und die Apokalypse Apokalypse sein zu lassen, aber immer wieder verwirft er diesen Gedanken sofort, weil er sich gerade zu irgend einer Sache verpflichtet fühlt.
Der Charakter Matthew Drax, wenn auch klischeehaft überzeichnet, ist im Zusammenspiel mit den widrigen Umständen in der dunklen Zukunft der Erde und wie er diese meistert ein ganz großer Pluspunkt der Serie, der zumindest für mich einen großen Anteil am Reiz hat, den die Serie auf mich ausübt. Insofern braucht es für mich gar keine große Entwicklung des Charakters Matthew Drax zu geben, auch wenn dies vielleicht ein wenig unrealistisch ist, bei mir funktioniert dieses Konzept. Mehr Superheld muss es übrigens auch nicht sein ... im Gegenteil - gerade in seinen schwachen Momenten ist mir Maddrax sogar sympathischer.
Ganz anders sehe ich das bei der anderen Hauptdarstellerin der Serie - Aruula. Ihr Charakter könnte meiner Ansicht nach einiges an Entwicklung, die leider bisher überhaupt nicht stattfindet, vertragen. Aruula ist ein Kind des 26. Jahrhunderts, bei einer Barbarenhorde aufgewachsen, nicht unintelligent. Dann lernt sie den Mann aus der Vergangenheit, Matthew Drax, kennen und bereist mit ihm die postapokalyptische Welt. Und obwohl sie im Laufe ihrer Abenteuer mit für ihre Verhältnisse unglaublichen Dingen, vor allem auch technischer Natur, konfrontiert wird, bewahrt sie wieder besseres Wissens ihren Aberglauben. Auch ihre Naivität nimmt im Laufe der Serie aus meiner Sicht leider nicht ab und die durch nichts zu erschütternde Anhänglichkeit an Maddrax fühlt sich für mich doch irgendwie unglaubwürdig an. Oder anders herum, ich kann eigentlich nicht nachvollziehen, was Maddrax (zumindest auf geistiger Ebene) an einer Beziehung mit ihr findet. Vielleicht wäre hier ein reiner Freundschaftspfad mit einer emanzipierteren Aruula sogar spannender aber auf alle Fälle realistischer.
Insgesamt würde es mich freuen, wenn Aruula auch im Beisein von Maddrax etwas selbständiger werden würde und sich ihres alten Aberglaubens etwas mehr entledigen würde. Und den einen oder anderen Anpfiff dürfte sie Matt dann auch mal geben, statt ihn ständig wie ein naives Mädchen zu vergöttern. Ich bin mir bewusst, dass es zu diesem Thema ganz sicher andere Meinungen gibt, aber irgendwie habe ich immer genau dieses Bild im Kopf, wenn Aruula ins Spiel kommt. Als schönes Beispiel dafür, wie sich die Frau an der Seite des Protagonisten entwickeln kann, finde ich Nicole, Professor Zamorras Sekretärin und Geliebte. Anfangs (zumindest in den ersten hundert Bänden) ist sie noch das naive Ding, das nicht an das Übersinnliche glaubt und ihren Arbeitgeber einfach nur bedingungslos vergöttert. Sie emanzipiert und entwickelt sich im Laufe der Zeit aber zu einer gleichwertigen Partnerin von Zamorra, die ihm nicht nur bei der Dämonenjagd mindestens ebenbürtig ist.
Obwohl ... diese Entwicklung ist wahrscheinlich zu einem nicht kleinen Teil meiner Zeitgeist-These geschuldet.
Hiermit verabschiede ich mich für heute mit meiner Kolumne und wünsche allen Lesern ein frohes, gesundes und erfolgreiches Jahr 2011. Bis demnächst in der dunklen Zukunft der Erde.
Kommentare
Auch das Verhältnis von Aruula zu Matt stört mich eigendlich am wenigsten. Der Vergleich zu Nicole zeigt zudem die negative Seite im Zamorra. Natürlich sollte eine weibliche Protagonistin irgendwann das etwas Kleinmädchenhafte ablegen, was ich aber bei Aruula nicht wirklich so bezeichnen möchte. Realitätsnähe (Nicole bei Zamorra) kann auch negativ wirken, denn irgendwo sucht der Leser auch ein Stück "heile Welt" und wenn da ringsum lauter Gefahren drohen, so sollte diese kleine Insel der Glückseeligkeit doch zumindest zwischen dem Helden und seiner Partnerin gewahrt bleiben, es sei denn, ich versuche den weiblichen Part neben dem Helden zugunsten einer neuen Partnerin aus der Serie raus zu schreiben. Als Leser z.B. interessiert mich in den Romanen der Beziehungsstress nicht wirklich, den bekommt man in der Realität zu genüge präsentiert. So ist diese Realitätsnähe z.B. bei Zamorra einer der dicken Minuspunkte bei mir, auf die ich locker verzichten kann. Es ist also durchaus so, das Aruula nicht unbedingt ein naives Blödchen sein muß sondern durchaus ein Wörtchen mitreden sollte bei Matt, aber hier nun Beziehungsproblematiken einbinden zu wollen (wie im Zamorra), halte ich schon etwas für weit überzogen. Bevor also Aruula zur Superemanze mutiert lasst sie lieber so wie sie ist.