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Der Admiral

SternengeflüsterDer Admiral

Die Nummer 100 der Serie Sternenfaust brachte einen Zeitsprung von fünfzehn Jahren. Auf einmal war vieles anders. Die größte Änderung war aber wohl, dass Dana Frost nicht mehr die alleinige Befehlshaberin über die Sternenfaust war. Stattdessen wurde ein neuer Charakter eingeführt: Admiral Taglieri.

Taglieri war bis zum Bau der Sternenfaust III das, was man einen Schreibtierhengst nennt. Doch damit war er offensichtlich nicht zufrieden. Es drängte ihn hinaus in den Weltraum und in der Sternenfaust III sah er die einzige Möglichkeit, dorthin zu kommen.


Dana Frost verblieb jedoch ebenfalls an Bord. In den fünfzehn Jahren konnte sie sich vom Captain zum Commodore hocharbeiten. Dennoch war sie nun nicht die befehlsgebende Kraft an Bord, sondern nur noch die ausführende. Das musste sie natürlich erst einmal verarbeiten.


Und so kam es in den ersten Heften nach dem Zeitsprung erst einmal zu Konflikten zwischen Frost und Taglieri. Dafür gab es verschiedene Ursachen, die den Konflikt verstärkten. Taglieri zweifelte an der Möglichkeit, dass Menschen über telepathische Fähigkeit verfügen. Lange Zeit nahm er das nicht wirklich ernst. Frost und der Schiffsarzt Tregarde haben die Kraft fünfzehn Jahre vorher jedoch direkt miterlebt und wissen von ihrer Existenz.  

Außerdem störte sich Taglieri daran, dass Frost besser mit der Crew zurecht kommt als er. Während seiner Zeit als „Bürokraft“ scheint er vergessen zu haben, dass es auf einem Schiff nicht ausreicht, einfach nur Befehle zu geben. Zwar merkte er, dass die Crew loyaler zu Frost steht, doch wirklich ändern konnte er das nicht. Das machte ihn sehr gereizt und für den Leser unsympathisch.

Insgesamt wirkte Taglieri lange Zeit äußerst halsstarrig.

Aber auch Frost hatte natürlich Probleme damit, sich plötzlich noch jemandem auf ihrem Schiff verantworten zu müssen. Zumal dieser Jemand viele konstruktive Ideen einfach ignorierte.

Taglieris ständiger Konkurrenzkampf mit Frost war dann auch dementsprechend langatmig. Es war klar, dass Frost in den meisten Punkten Recht hatte und Taglieri nur zu dickköpfig war, um das anzuerkennen. Weil Taglieri aber die letzte Befehlsinstanz war, konnte er sich teilweise durchaus durchsetzen. Es verstärkte sich aber der Eindruck, dass Taglieri irgendwie ein nicht ganz fähiger Admiral war. Auch Frost attestierte ihm mehrmals (in ihren Gedanken), er sei für die Führung eines Schiffes nicht wirklich geeignet.

Wenig später kam allerdings noch ein zweiter Konflikt hinzu. Der Rastvorsitzende der Solaren Welten, Jasper Mitchell, diente einst unter Taglieri. Die beiden sind grundverschiedene Offizierstypen. Taglieri ist von der ständigen Angst geplagt, ein Crewmitglied zu verlieren. Er tut alles, um dies zu verhindern. Dadurch wird er zu einem sehr besonnenen und abwägenden Offizier. Mitchell hingegen scheut nur wenig Risiko und hat durch seine vorpreschende Art auch häufig schnelle Erfolge. Beide Stile zusammen scheinen sich allerdings nicht gut zu vertragen und so entwickelte sich eine große Abneigung zwischen den beiden Herren.

Taglieri scheint im Star Corps ein so wichtiger Admiral zu sein, dass er bei einigen Personalentscheidungen mitreden darf. Und so kommt es, dass er sich während einer solchen Sitzung mit Mitchell streitet. Auch bei anderen Gelegenheiten lassen die beiden nur wenige Gelegenheiten aus, um miteinander zu streiten. Da stellt sich irgendwann schon die Frage, warum sich zwei so einflussreiche Menschen in den Solaren Welten nicht ein wenig zusammenreißen können.

Nur einmal wird die Feindschaft zwischen den beiden ausgesetzt. Als sie beide nach dem Anschlag auf die Raumstation auf Vesta ums Überleben kämpfen, gelingt es ihnen, eine gemeinsame Linie zu finden. Ansonsten streiten sie sich leider wie kleine Jungen.

In den vergangenen 17 Heften wandelte sich Taglieris Beziehung zu Frost jedoch merklich. Langsam findet sie sich damit ab, dass sie nicht mehr die oberste Befehlsgewalt auf der Sternenfaust hat. Und Taglieri wird langsam toleranter, was zum Beispiel Thesen über Telepathie angeht. Zuletzt verweigerten die beiden sogar gemeinsam einen Befehl vom Star Corps.

Dennoch stellt sich natürlich die Frage, was es für einen Sinn macht, dass ein Admiral und ein Commdore auf einem Schiff sind. Leider kenne ich mich nicht wirklich gut in militärischen Systemen aus, aber mein Bauchgefühl würde sagen, dass normalerweise ein befehlender Offizier ausreicht. Frost hat zusätzlich ja immer noch einen ersten und zweiten Offizier. Warum muss dann noch ein Admiral an Bord sein, der zudem die meiste Zeit nur im Weg stand?

Einerseits sind es natürlich dramaturgische Gründe. Wobei Taglieri in den ersten Bänden durch seine Halsstarrigkeit die Handlung eher zu bremsen schien. Andererseits wird hier die Begründung vorgeschoben, dass Taglieri es gerne wollte. Aber in welchem System kann den ein Admiral sich selbst auf ein Schiff versetzen, bloß weil er es gerne möchte. Ich erinnere mich grob daran, dass Kirk in den ersten „Star Trek“-Filmen als Admiral auf der Enterprise diente. Das war aber nicht von langer Dauer. Später war dann bei „Star Trek“ immer klar, dass ein Admiral kein einzelnes Schiff mehr kommandiert oder wenn ja, dann nur sporadisch.

Daher wird es interessant werden, wie lange Taglieri noch auf der Sternenfaust bleibt. Bisher sieht es ja so aus, als habe er noch vor, eine lange Zeit auf der Sternenfaust zu verweilen. Das würde aber auch bedeuten, dass sich Frost weiterhin mit jemandem begnügen müsste, er über ihr steht. Das muss keine Katastrophe sein.

Doch Taglieri hat in den vergangenen Heften nur selten gezeigt, dass er wirklich in der Lage ist, ein Schiff zu führen. Einzig in den letzten beiden Sternenfaust-Abenteuern kam er wirklich gut mit Frost zurecht und konnte die Sternenfaust somit effizient einsetzen. Langfristig scheint es aber nicht so, dass sich diese Art der Doppelführung bewährt.

Insgesamt war Taglieri zunächst eine eher störende Figur, der mittlerweile der nötige Hintergrund gegeben wurde, um sie zu verstehen. Dennoch ist die Sternenfaust eigentlich nicht auf einen Admiral angewiesen, der sich ständig mit dem Ratsvorsitzenden streitet und zudem auch noch über erschreckend wenig Phantasie verfügt.

Kommentare  

#1 Larandil 2009-08-09 07:17
Um mal rein vom Militärischen her zu sprechen:
- Kommodore ist in der englischen und in der amerikanischen Marine der niedrigste Dienstgrad in der Gruppe der Admirale - in der US Navy heißt er auch konsequent seit 1986 "Rear Admiral (lower half)". In der deutschen Marine ist Kommodore kein Dienstgrad, sondern eine Dienststellung und bezeichnet jemanden, der einen Verband führt - üblicherweise hat dieser Jemand den Dienstgrad Oberst (bei der Luftwaffe) oder Kapitän (bei der Marine).

Sowohl ein Admiral als auch ein Kommodore rangieren eine Stufe über einem Kapitän. Ihre Aufgabe ist es, nicht mehr ein einzelnes Schiff zu führen, sondern einen Verband aus mehreren Schiffen. Sowohl Taglieri als auch Frost sind jetzt also eigentlich zu groß für den Kapitänssessel der STERNENFAUST III - die STERNENFAUST III ist jetzt Flaggschiff, auf dem der "Flaggoffizier", ein Kommodore oder Admiral, MITfährt und sich ums Große Ganze kümmert, während der Kapitän das Schiff kommandiert. Kommandieren würde, wenn es ihn denn gäbe.
Aber Flaggschiff eines Verbandes, der leider nur aus einem einzigen Schiff besteht.

Zivilunken. :zzz

Aber es wirft immerhin einen interessanten Aspekt auf. Dana Frost kann entweder weiter Karriere beim Star Corps machen - dann wird sie irgendwann das Kommando über die STERNENFAUST III an jemand anders abgeben müssen (und möglicherweise Kurse an der Akademie geben oder die Systemverteidigung von Sirius organisieren ...)
Oder ihre Karriere gerät ins Stocken. Auch dann wird man irgendwann ihr Schiff jemand anderem mit mehr Biß oder einfach mehr Fortune anvertrauen.
#2 Habakuk 2009-08-09 12:03
Im Zusammenhang mit dem Zeitsprung von 15 Jahren wurde von redaktioneller Seite einmal erwähnt, daß der (aufmerksame) Leser mit jedem neuen Heft ein weiteres Puzzlestück erhält, mit dem er sich langsam aber sicher ein Bild von dem Geheimnis machen kann, welchem die Solaren Welten und das Star Corps zur Zeit auf der Spur sind. Nur noch selten mache ich mir die Mühe, Informationen zu den einzelnen Heften von STERNENFAUST zu sammeln, mir vermeintlich bedeutsame Zitate aus den Heften herauszuschreiben oder zunächst unbeantwortete Fragen zu notieren und auf Antworten zu warten. Im nächsten Heft kann der Sachverhalt (Namen, Orte, Begebenheiten) schon wieder auf den Kopf gestellt worden sein oder sich als völlig belanglos herausgestellt haben.

So ist mir z.B. immer noch völlig unverständlich, weshalb die STERNENFAUST III in Band 100 wegen eines verschwommenen Fotos, das dem Star Corps von den J'ebeem zugespielt wurde, Hals über Kopf in Richtung »Weltraumfriedhof« (#101) aufbrechen mußte. Dieses mysteriöse erste Etappenziel der neuen STERNENFAUST III wiederum gehört zu den bisher noch ungelösten Rätseln im aktuellen Serienverlauf: Wer hat ihn angelegt und die unterschiedlichsten Schiffstypen gesammelt, und warum? Oder hielt der Totenacker schlicht nur als dramaturgischer Rahmen her und ist ansonsten bedeutungslos? Na schön, so kann man das auch machen. Auf mich wirkt das dann aber doch eher trivial.

Ähnlich ergeht es mir mit Admiral Vincent Fabiano Taglieri. Der ist m.E. einfach nur deshalb da, um dem zwischendurch eingestreuten Kompetenzgerangel zwischen ihm und Dana Frost das notwendige Gefüge zu geben. Ähnliches gab es ganz zu Anfang der Serie ja schon einmal zwischen Dana Frost und ihrem damaligen Ersten Offizier Michael Tong, allerdings mit umgekehrten Vorzeichen und weniger widersinng, weil von Anfang an klar war, daß sowohl Tong wie auch Frost unterschiedliche Mandante an Bord der STERNENFAUST I hatten. Auf der Brücke der STERNENFAUST III halte ich Taglieri insofern für überflüssig. Weil die Space-Opera »STERNENFAUST« seit Band 100 aber eben keine reine Military-SF mehr ist, sondern mit Soap-Anteilen vermischt wird, bringt der Admiral zusammen mit Savanna Dionga die zugehörigen Elemente Liebe, Haß und Leidenschaft in die Serie ein. Dabei frage ich mich allerdings, ob man das nicht auch mit einer anderen Figur hinbekommen hätte?

Vielleicht tue ich auch unrecht und alles fügt sich zum Ende tatsächlich. So wie der vorhergehende Dronte-Zyklus abgeschlossen wurde, bleibe ich diesbezüglich vorerst noch skeptisch, hoffe aber daß man mich eines Besseren belehrt.

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