Ragone, August - EIJI TSUBURAYA: MASTER OF MONSTERS
EIJI TSUBURAYA: MASTER OF MONSTERS
von AUGUST RAGONE
Als ich vor ein paar Tagen im American Book Center in Amsterdam dieses Buch entdeckte, machte mein Herz einen Sprung. Als alt gedienter GODZILLA-Fan ist mir der Name EIJI TSUBURAYA natürlich ein Begriff. Ihm wurde nun ein Buch gewidmet, das sehr wahrscheinlich bei uns nie so erscheinen würde. Und das, obwohl eigentlich EIJI TSUBURAYA der wichtigste Mann der klassischen GODZILLA-Reihe war. Er schuf die Special Effects, überwachte die Bauten und auch die Köstüme.
Als er Anfang der 30'er Jahre noch Kameramann war, war er tief beeindruckt von KING KONG (USA 1933). Er besorgte sich eine Originalkopie des Films und begann ihn Bild für Bild zu sezieren, die Arbeit der Effektleute zu analysieren.
GODZILLA sollte nach seinen Vorstellungen ebenso per Stop-Motion animiert werden, was den Produzenten jedoch missfiel, sollte der Film doch schnell fertig werden (Eigentlich war GOJIRA (1954) nur ein Lückenfüller, der lediglich entstand, weil die Produktion eines anderen Films ausfiel). Zähneknirschend gab sich EIJI der einfacheren Variante mit dem Mann im Kostüm hin, entwickelte über die Jahre dann aber eine erstaunliche Perfektion in den Miniaturarbeiten. Nun, der Rest ist Geschichte. Eher durch einen Zufall also wurde GODZILLA das berühmteste und erfolgreichste Monster der Filmgeschichte.
Das Buch zeichnet den gesamten Lebensweg des Effektmannes nach, von seinen einfachen Jobs in den 20'er Jahren bis zu seinen Arbeiten für das Fernsehen in den 60'ern. Er war auch der Schöpfer von ULTRAMAN, eines in ein Roboterkostüm gekleideten Superhelden, der gegen eine Unzahl von Monstern antreten musste (Ganze Heerscharen von Helden dieser Art sollten folgen, bis hin zu den POWER RANGERS, die ohne ULTRAMAN vermutlich nie entstanden wären).
Begleitet wird der sehr flüssige und informative Text von akribisch zusammengetragenen Privatfotos, liebevoll gesammelten Artworks (sogar einige deutsche Aushangfotos sind zu bewundern) und jede Menge Bilder von den Sets. So gibt es skurrile Bilder (Der GODZILLA-Darsteller, der während der Drehpause den Monsterkopf nach vorn klappt, um Sake zu trinken) bis zu Aufnahmen von der Erschaffung der Bauten (wo dem Leser erst deutlich wird, wie liebevoll diese aufgebaut wurden, nur um sie hernach zertrampeln zu lassen).
Den Ruhm für diese Arbeiten sackten die Regisseure und das Studio ein. Der Mann, der dieses alles möglich gemacht hatte, ist bei vielen Leuten vergessen. Ohne EIJI TSUBURAYA wäre das KAIJU EIGA Genre vielleicht nie entstanden.
Das Buch ist somit Herzerwärmer, spannenden Lesestoff und großartige Informationsquelle in Einem. Natürlich, wer GODZILLA und seinem Gefolge nichts abgewinnen kann, der mag den Kopf schütteln. Für alle Anderen ist dieses Werk essentiell.
Es wird mit ziemlicher Sicherheit keine Deutsche Ausgabe erscheinen, denn welcher Verlag würde schon ein Buch herausbringen, in dem über einen Mann berichtet wird, der Menschen in Kostümen Städte zertrampeln ließ.