Gablé, Rebecca - Von Ratlosen und Löwenherzen
Von Ratlosen und Löwenherzen
von Rebecca Gablé
Nun hat sich die Autorin dem englischen Mittelalter einmal ohne ihre fiktiven Charaktere aus dem Hause Waringham oder Helmsby genähert und schildert die Geschichte Englands vom Abzug der Römer bis hin zur Krönung von Heinrich VII.
Also ein Sachbuch, das nicht wissenschaftlichen Ansprüchen genügen muss, sondern der pointierten, schnellen Information dienen soll.
1000 Jahre auf 237 Seiten. Geht das?
Ja, es geht.
Es handelt sich ja nicht um Buch, das Historikern etwas geben soll und der wissenschaftlichen Forschung dient, sondern den Freunden von Mittelalterromanen (die in England spielen) einen kleinen angenehm zu lesenden Überblick über die Geschehnisse geben will.
Das Unterfangen gelingt. In aller Kürze und pointiert schildert Rebecca Gablé was sich in England getan hat. Und das Buch ist nicht nur für die Leser von Gablé-Romanen ein Nützliches, sondern auch für die Leser an derer historischer Romane, die im (englischen) Mittelalter angesiedelt sind.
Das alles ist höchst amüsant zu lesen, wenn sich der interessierte Laie auch manchmal wünscht, die Autorin hätte sich noch hundert oder hundertfünfzig Seiten mehr genommen und wäre etwas tiefer in die Wirren der Rossenkriege vorgedrungen oder hätte diesen oder jenen Heinrich oder Richard etwas näher vorgestellt oder sich der Person Williams des Eroberers noch etwas ausführlicher gewidmet. Sich der Lebensgeschichte des Löwenherzen ausführlicher widmet oder darauf eingeht, was es im Mittelalter als homosexueller König auf den Thron zu sitzen. Da trifft immerhin auf Rufus und Richard Löwenherz zu.
Doch das Buch bleibt trotz der gestrafften Darstellung der Ereignisse jederzeit spannend und informativ und führt den Leser im Schnellschritt durch das englische Mittealter.
Von Ratlosen und Löwenherzen ist wie ein Gang durchs Museum. Man bekommt viel mit, hat Spaß, verharrt manchmal kurz, um dann weiterzugehen.
Rebecca Gablé ist bei diesem Gang die sachkundige Führerin, die den staunenden Besucher an die Hand nimmt und auf die interessanten Dinge weist, sagt, dass dieses oder jenes auch anders begriffen werden kann.
So sollte Geschichte in der Schule sein, nämlich mehr als nur eine trockene Faktensammlung, das Aufzählen von Schlachten und das Erwähnen von Verträgen und Dokumenten.
Zur besseren Übersicht verbirgt sich im Schutzumschlag auch ein Stammbaum der englischen Könige, beginnend mit Alfred, dem Großen.
Einen großen Mangel möchte ich dem Buch jedoch attestieren: Es fehlt ein Register. Dieses nützliche kleine Extra kann der Leser gut gebrauchen. Schade. Das ist eine verpaßte Chance. Dem Spaß am Lesen tuts aber keinen Abbruch.
Ich mag dieses Buch und kann es jedem nur ans Herz legen, wenn mir 19,95 für 237 Seiten auch recht happig erscheinen.
Lesenswert!