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MARVEL COMICS. Point One of no return?

US Comic blah

MARVEL COMICS. Point One of no return?

In den 90er Jahren des vergangenen Jahrtausends war es eine relative Normalität das sich gewisse Serien in den Sommer- und Wintermonaten verdoppelten. AMAZING SPIDER-MAN, UNCANNY X-MEN, AVENGERS, FANTASTIC FOUR und Co. waren damals Garanten für sichere Verkäufe, warum also dies nicht ausnutzen und die ganze Sache mit doppeltem Gewinn einfahren.

Jedoch waren davon nicht wirklich viele Titel betroffen und dies alles beschränkte sich nur auf die beiden besagten Jahreszeiten.

Heutzutage ist der Comicmarkt noch genau so hart unmkämpft wie damals und die Ideen müssen stets innovativ sein um dem Competitor die Kundschaft ab zu luchsen - doch sind gewisse Aktionen zu störend, als das sie von mir subjektiv positiv aufgenommen werden.

DC ist es gelungen durch die THE NEW 52-Aktion neue Leser an sich zu binden und das Interesse der Comicleserschaft erneut zu wecken. Im Vorfeld dieser Aktion ließ MARVEL sich jedoch schon etwas einfallen, das mit DC´s Verjüngungskur nicht wirklich konkurrieren kann.

Die genauen Zeitpunkte sind mir entfallen und ich bin gerade zu faul dies alles zu ergoogeln, doch man erinnerte sich scheinbar bei MARVEL wieder daran wie es gewesen ist als die Titel, vor 20 Jahren, einen doppelten Output pro Monat hatten. Wenn DC schon jeden Held optisch in die 90er zurück schleudern konnte (Kragen und Panzerplattenkostüme), wieso dann nicht auch die VÖ-Gewohnheiten von damals wieder einführen?

Zusätzlich zu dieser Verdopplung begann MARVEL die POINT ONE-Initiative. In POINT ONE sollte dem Neueinsteiger die Möglichkeit gegeben werden in die verschlungenen Storypfade der regulären Serien einsteigen zu können, ohne zu große Angst vor Unverständnis des aktuellen Geschehens haben zu müssen.

Marvel.1 Auch wenn POINT ONE bisher nicht das hielt was es versprochen hatte, so kamen dabei jedoch ein paar nette Storys zusammen, bei denen auch einmal Autoren/Zeichner eingesetzt wurden, welche bisher nicht mit der regulären Serie zu tun hatten - interessante Stand Alone-Hefte welche auch als Special hätten produziert werden können.

Da POINT ONE nur minimal in die Kontinuität der jeweiligen Serie eingebunden wurde/wird, konnte/kann man frei entscheiden, ob man das Heft nun braucht oder lieber nicht. Doch schien das MARVELs Bossen nicht genug zu sein und man begann wieder damit die am besten laufenden Heftserien in doppelter Ausführung pro Monat ins rennen zu schicken.

Marvel.1 Hier kommt dann der Punkt ins Spiel, welcher so machen Leser in den Unwillen treibt. Wenn man DC schon nicht mit den regulären Serien in den Salescharts stoppen konnte, so würde man dies doch sicher durch eine Schwemme bewerkstelligen können. Was zaghaft begann, weitete sich schnell aus.

Und siehe da - nachdem DC wenige Monate die Charts unangefochten anführte, kam MARVEL recht schnell wieder auf die oberen Plätze zurück und der Keim der Idee ging auf. Was bleibt dem Leser auch anderes übrig als sich zähneknirschend zwei Ausgaben seiner Serie pro Monat zu kaufen, wenn die Story darin weiter geführt wird und man nichts verpassen möchte - besonders wenn man so viel Komplexität geboten bekommt wie z.B. bei UNCANNY X-FORCE? VENOM schaffte es gerade sogar auf eine fünfteilige Serie in der Serie, mit #13 bis #13.4.

Im neusten MARVEL-Previews (shipping in May) zeigen sich stattliche 13 (!!!) meiner regulär gelesenen Serien im Doppelgewand. Insgesamt sind es 23 Serien von denen zwei (NEW MUTANTS, JOURNEY INTO MYSTERY) sich zu einem fünfteiligen Crossover verbinden, welches noch ein zusätzliches Special benötigt um einsteigen zu können. So müsste man als NEW MUTANTS-Leser die JOURNEYs mitnehmen um klar zu kommen, was ich mir jedoch ersparen werde. Und eine wöchentliche Limited-Serie (fünf Teile) im Fahrwasser des Sommerkino Blockbuster THE AVENGERS hat man auch noch zu bieten.

MARVEL FLOODS THE MARKET!!!

Dies tut der Qualität der Serien teilweise nicht wirklich gut und die Geschichten leiden darunter. Besonderes übel kommen dabei im Moment die SECRET AVENGERS weg, da man dort nun wieder NORMAN OSBORN losläßt um neue DARK AVENGERS zu bekommen, welche man dann erneut wegputzen kann. Melken von alten Sachen, statt dem langsameren Herangehen an neue Dinge - diese Mischung geht für mich nicht auf.

Sicherlich hat man dann in der Hälfte der Zeit den doppelten Nummerncount gegenüber DC vorzuweisen. Auch wenn man die UNCANNY X-MEN gerade erst neu gestartet hat - nach THE NEW 52 - so ist die Serie doch schon numerisch an den DC-Titeln vorbei gezogen.

Auch wenn SCHISM für die X-MEN eine lang überfällige und gute Idee war (Eine Limited-Serie in der der sich CYCLOPS und WOLVERINE über die Zukunft der X-MEN-Jugend entzweien und getrennte Wege gehen. CYCLOPS bleibt auf UTOPIA, während WOLVERINE die JEAN GREY SCHOOL OF HIGHER LEARNING in WESTCHESTER eröffnet.), so wäre es nicht nötig gewesen die UNCANNY X-MEN auf Null zurück zu setzen und auch noch WOLVERINE AND THE X-MEN zusätzlich an den Start zu bringen. Es hätte ausgereicht die bestehenden Serien zu belassen (CYCLOPS und sein TEAM BLUE mit UNCANNY X-MEN) und WOLVERINE einfach X-MEN: LEGACY als Hauptserie zu überlassen, da diese sich eh in die Reihe der TEAM GOLD-Hefte einreiht. (siehe Bilder)

Team Blue

Team Gold

Alles in allem wird diese Markschwemme sicher dazu führen das sich MARVEL bald ein Eingentor schießt und die Leser den unnötigen, doppelten Finanzaufwand nicht mehr tragen wollen. DC hingegen setzt auf neue Serien und stampft nach acht Monaten bereits die ersten Titel wieder ein, welche unter ein bestimmtes Maß an Verkaufseinheiten gesunken sind. Den sechs gekillten Titeln werden jedoch sechs neue Serien folgen... THE NEW 52 - SECOND WAVE...

Bleibt abzuwarten ob MARVEL so weiter macht, denn selbst mit gecancelten Titeln (blöderweise auch wieder MOON KNIGHT) steigt der finazielle Aufwand des Lesers für deren Produktionen ständig weiter an.

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2012-03-10 13:03
Das macht doch schon lange keinen Spaß mehr. Ich habe früher viel Marvel und DC gekauft, mittlerweile kaufe ich von beiden nur noch gelegentlich ein Tradepaperback, wenn der Inhalt abseits von dem unsäglichen Mainstream ist. Was immer seltener passiert.

Ich bezahle keine 4 Dollar für ein Heft, das nichts anderes als ein Kapitel einer Geschichte ist. Die nicht mal genug Plot für ein Heft hat, aber auf 6 Hefte gestreckt wird. Das ist lächerlich überteuert. Die Tage stand auf einer Comicseite zu lesen, dass man $2593.87 löhnen muss, wenn man das komplette Marvel-Programm eines Monats kauft. Mit einer derartigen Überproduktion kriegt man jeden Markt kaputt.
#2 Carn 2012-03-11 10:56
Das ganze Problem ist (und war's auch immer - außer vielleicht in der Zeit in der DC wirkliche Innovation zeigte, mutiger als Marvel war und Autoren wie Alan Moore, Neil Gaiman und Garth Ennis an Serien ranließ die Patina angesetzt hatten und neue Wege beschritten), dass es nicht zählt, ob qualitativ hochwertige Stories produziert werden - das ganze Drumherum und Ballyhoo ist wichtiger und in den Augen der Verkaufsabteilungen umsatzfördernder als ein interessanter Inhalt.
Ich muß sicherlich keine komplette Kontinuität umkrempeln um weiterhin interessante Stories zu schreiben (Bendis hats bei den New Avengers bewiesen) - an einem Tiefpunkt ist m.E. DC jetzt angelangt - wenn man schon den 90er-Schrottmeister Rob Liefield anheuert, frage ich mich ernsthaft wo dieser Verlag mit einem derartigen Schlappmeier hingelangen will...
Wenn man den Neu-Lesern einen 'leichteren' Einstieg in den Superhelden-Kosmos bereiten will, hätte man einfach (wie's Marvel exzellent mit dem Ultimate-Universum bewiesen hat) ein Paralleluniversum mit neuen Origins und neuem Umfeld installieren können. Dabei hatte DC eigentlich die ursprüngliche Intialzündung mit ihren Elseworld-Geschichten in den 80ern - das waren aber nur Einzelabenteuer und man hatte wohl kein Vertrauen das Ganze in ein periodisches Konzept umzusetzen (im Prinzip hätte man aber auch das Earth-One-Konzept eigentlich nur schneller ausbauen können - hier sah ich die Chance etwas parallel zur gewohnten Kontinuität laufen lassen zu können)
#3 Thomas Rippert 2012-03-11 12:57
Ich hole im Moment gerade 4 Monate DC nach und muss ganz ehrlich gestehen, das ich mich in vielen Serien vertan habe. Die, welche Potential versprachen, sind jetzt richtig mies und die, welche mies zu werden drohten, sind lesbar.

Mit SUPERMAN hat George Peréz bewiesen das er auch schreiben kann. Nach der fürchterlichen #1 hat sich die Story gut entwickelt, auch wenn sich Jesus Merino und Nicola Scott die Zeichnerecke geteilt haben. Wobei ich mehr zu Scotts Stil tendiere, da sie wie eine junge Version von Jerry Ordway rüber kommt.

Der ach so tolle Grant Morrison sollte mal lieber damit aufhören sich selbst zu inszenieren und ACTION COMICS auf Kurs bringen. Das Flagschiff, welches auch noch 1 Dollar teurer ist als der Rest, schwankt gewaltig in der Story. Nicht nur das sich die Zeichner die Klinke in die Hand geben, auch reißt Morrison ein Storyloch nach dem anderen auf, ohne nur entfernt daran zu denken sie wieder zu schliessen. Stattdessen werden Origins eingeschoben, die nun wirklich jeder kennt. Morrison go home!!!

Über Scott Snyders BATMAN mag ich gar kein Wort mehr verlieren... "Court of Owls" - was für ein Mist.....

Im Moment bietet MARVEL Lesestoff an und DC nur Schlittschuhrennen.
#4 Andreas Decker 2012-03-11 14:57
Zitat:
Nicht nur das sich die Zeichner die Klinke in die Hand geben
Das gehört auch zu den Dingen, die mich endgültig vertrieben haben. DAs alltägliche Zeichnerkarussell. Natürlich ist das rein subjektiv, was der eine toll findet, ist für den anderen ein absolutes NoGo.

Aber wenn nicht einmal bei einer Minserie mehr gewährleistet ist, dass ein Zeichner vier oder sechs Hefte schafft, dann ist das für mich als Käufer bei dem Preisniveau indiskutabel. Vor allem, wenn man vorbestellen muss, weil kein Laden in der Nähe ist.

Sicher gibt es da Unterschiede. Als DC wieder mit Jonah Hex anfing, gehörte das von Anfang an zum Paket. Und das war okay. Keine Mogelpackung, man konnte mitmachen oder es meiden. Hat ein paar sehr schöne Hefte produziert, bevor sie Hex in das blöde New52 einspannen mussten.

Die lahmen Erklärungen, warum das Zeichnerkarussell mittlerweile eher die Regel als die Ausnahme ist, sind genauso hohl wie der nervtötende, dummdreiste Hype der Verlage. Wieso kann ein Guy Davis einige Jahre etwas wie BRPD immer in der derselben Qualität produzieren - oder Risso bei 100 Bullets - aber es ist unmöglich, eine einzige X-Men-Story vom selben Team zu produzieren?

Zitat:
der Zeit in der DC wirkliche Innovation zeigte ... und Autoren wie Alan Moore, Neil Gaiman und Garth Ennis an Serien ranließ die Patina angesetzt hatten und neue Wege beschritten
Das ist vorbei. Die Chance, als Leser bei irgendeiner B-Serie dabeizusein und hautnah zu erleben, wie sich da etwas tut - so wie damals bei Millers Daredevil oder Moores Swamp Thing, sogar bei Lees ersten X-Men - ist vorbei. So etwas macht das derzeitige System völlig unmöglich. Und genau das macht die Serien ja auch alle so beliebig.

Wenn es mehr Spaß macht, ein Essential Fantastic Four oder den Showcase Enemy Ace aus dem Regal zu holen statt in die neuen Comics reinzusehen, dann hat die Branche ein echtes Problem.
#5 Carn 2012-03-11 16:03
Das Zeichnerkarusell ist wirklich eine vertrackte Sache - scheinbar sind Zeichner schnell von einer Serie gelangweilt und wechseln - warum? Eigentlich keine Ahnung - weil sie andere Charaktere zeichnen wollen? Quark - bei einer regulären Serie gibt es so viel Gastauftritte und Armadas von Schurken, da ist für zeichnerische Herausforderungen immer gesorgt... Das es anderes geht, beweisen sowohl INVINCIBEL als auch WALKING DEAD - beides wird kontinuierlich in zeichnerisch ansprechender Weise produziert. Auch ULTIMATE SPIDERMAN von Bendis/Bagley hats bewiesen, dass man langen Atem in eine Serie hauchen kann. Aber bei den Autoren ist's doch eine ganz ähnliche Situation. Nur Bendis scheint Visionen von lang anhaltenden Storylines zu haben, alle anderen hoppeln vielleicht mal höchstens 1 Jahr bei einer Serie herum. Selbst Mark Millar schafft's nicht, obwohl ich den wirklich gut finde, aber eine monatlich erscheinende Serie zu schreiben und das mehrere Jahre lang (selbst wenn's eine creator-owned ist), scheint wirklich nicht sein Ding zu sein.

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