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Ein Urgestein - Rainer Erler zum 85.

Raner ErlerEin Urgestein
Rainer Erler zum 85.

RAINER ERLER wurde vorgestern, am Sonntag, den 26. August 2018, 85 Jahre alt. Dafür kann er nichts, außer, vielleicht, auf gute Gene verweisen. Wie auch immer. Für mich ist`s allemal ein Grund, den Guten hier im Zauberspiegel mal kurz aber heftig zu feiern:
 
Herzlichen Glückunsch!

Raner ErlerRainer Erler ist als Autor, Produzent, Regisseur für mich ein Urgestein des deutschen spekulativen Abenteuers im Print und im Film. Einer, der nicht nur spannende Stoffe präsentierte, sondern spannende Stoffe mit hochinteressanten und kritischen Inhalten, die zu kontroversen Diskussionen anregten (die es heute, leider auch im ZS bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr gibt.)

14 Romane, zwei Dutzend Erzählungen und Geschichten und, nicht zu vergessen, 40 Spielfilme stellen Erlers allgemein bekanntes Lebenswerk dar. Von den fünf Bühnenwerken wissen wohl weniger, leider.
 
Zu seinen bekanntesten Projekten zählen gewiss noch heute die Science Fiction-Filme um das BLAUE PALAIS ("damals" ein MUSS für uns SF-Freaks!), das Polit-Drama PLUTONIUM, das bis heute wenig von seiner Aktualität verloren hat, und - einer meiner Favoriten - der in Amerika gedrehte Psycho-Thriller FLEISCH, der schon 1979 das Thema Organhandel aufgriff. Solche Themen treten heute hinter künftigen Film-Klassikern wie "50 Shades of Grey" (weibliche Hauptrolle: Don Johnsons Tochter!!!) und dem x-ten Superhelden-Movie "Ant-Man and the Giant Killer Bee" ein wenig in den Hintergrund.

Dass man jedoch auch mit solch harten Themen und Stoffen aus dem hinter den Kulissen real existierenden "Mad Scientists"-Genre erfolgreich sein kann, belegte FLEISCH  eindrucksvoll: Der Verleih Atlas International verkaufte die Auffführungsrechte in 127 Länder. 12 Millionen Kinokarten wurden umgesetzt. Und das bestimmt nicht nur, weil die damals blutjunge Jutta Speidel oben ohne zu sehen ist. Obwohl ... Selbst im damals noch üblichen "Buch zum Film" (bei Goldmann) war die entsprechende Flucht-Szene natürlich als Fotodokument enthalten.
 
Weitere tolle Stoffe Erlers: OPERATION GANYMED und die gesellschaftskritische Komödie SEELENWANDERUNG.
 
2000 entstand Rainer Erlers letzter Film - DIE KALTENBACH-PAPIERE ... nicht unbedingt einer meiner Favoriten. Mario Adorf in der Hauptrolle ließ dann doch allzu sehr an Santer und dessen feigen Mord an Winnetou denken. Nicht mehr realisiert wurde die Verfilmung von Erlers Roman FEUERZEICHEN. Die französischen und australischen Co-Produzenten stellten, wie zu lesen war, "nicht zu finanzierende" Forderungen - nämlich einen gewissen Robert Redford als Hauptdarsteller. Tja. So geht`s zu, im Film-Business (Bei Emmerichs MOND 44 erzwangen mitfinanzierende Vertreter der Spielwarenindustrie "mehr Roboter und Spezial-Hubschrauber a la ´Airwolf`").
 
Von gemeinsamen Bekannten und Freunden ist zu hören, dass es Maestro Rainer Erler nicht leicht fiel, aufzuhören, weil "seine" Arbeit ihm stes - auch - Lebenselixier war. Was ich sehr gut verstehen kann; genau wie Erlers Antwort, wenn er angesprochen wurde auf seine Vielseitigkeit:

"... meine Arbeit war mir immer auch Ventil, auf Missstände und ungesunde Entwicklungen hinzuweisen."

Von denen gibt es auch abseits des Mannes, den geniale Regisseure wie Spike Lee "Agent Orange" nennen, heutzutage sehr, sehr viele. Ergo existiert eigentlich ein großes zu beackerndes Feld für Menschen (und Autoren!) wie Rainer Erler. Angesichts von toll gemachten, intelligenten und (!) erfolgreichen Mini-Serien wie BAD BANKS (zweite Staffel kommt!), BABYLON BERLIN und DARK würde ich mir, von einer Fee heimgesucht, wünschen, dass mal irgend ein wagemutiges Kreativ-Team die Stoffe von Rainer (wieder-)entdeckt und ein geiles Upgrade mit dem heute technisch Möglichen seinen Weg zu den Streaming-Diensten findet.
 
Trost, bis es so weit ist: 22 Rainer Erler-Filme sind aktuell (noch) im Video-Handel erhältlich. Reinschauen lohnt sich allemal.
 
Salut Rainer, und von Herzen weiterhin alles Gute!

Kommentare  

#1 Norbert 2018-08-28 10:03
Oh ja, Rainer Erler. Ein leider heute fast vergessener Pionier des deutschen Genrekinos. Er war/ist einer der wenigen Filmemacher in unserem Land, der meinen vollen Respekt genießt. Er verstand es inhaltlich aussagekräftige Stoffe mit dem nötigen "Drive" zu versehen, wodurch die Filme auch für ein "normales" Publikum ansehbar wurden. Dabei machten es mir einige seiner Filme trotzdem nicht unbedingt leicht.
Heute ist für mich OPERATION GANYMED (1977) einer der besten SF-Filme, die bis dato in Deutschland hergestellt wurden. Als ich ihn damals (so um 1980) sah, war ich durch meine Jugendlichkeit getrübt und fand den todlangweilig. Etwa zehn Jahre später sah ich ihn wieder und konnte mich der Faszination nicht entziehen. Will sagen – seine Filme verlangen meistens eine gewisse Reife, was sie aber dennoch nicht zum Arthaus-Kino abqualifiziert. Man muss halt ein bisschen mitbringen.
Und so neige ich mein Haupt und schließe mich Martin Baresch an.

Herlichen Glückwunsch
#2 AARN MUNRO 2018-08-28 10:10
Auch das BLAUE PALAIS, ZUCKER und andere Filme waren geistig anregend. OPERATION GANYMED schätze ich bis heute. Ist nicht auch TELEROP 2009 von ihm? Oder irre ich mich hier? (Xantippe, die Wanderdüne nach Megalopolis neun ...oder so?) Schließe mich daher ebenfalls den Grüßen an.
#3 G. Walt 2018-08-28 13:06
Mir ist nur sein FLEISCH in Erinnerung geblieben. Das war damals ein großes Fernsehereignis. Alles andere von Erler konnte man unter Ferner liefen abheften.
#4 Heizer 2018-08-29 00:36
Wenn ich mir die ersten Abschnitte in Norberts und Friedhelms Kommentaren anschaue, dann stelle ich fest, dass Rainer Erler ein guter Mann ist.
Ähnlich einiger Sachen von Wolfgang Menge.
Ich kenne nur Fleisch....eventuell auch andere Filme, die ich aber nicht abrufen kann.
Ich trete dem Chor also bei und sage: „Hut ab vor diesem Visionär.“ .....ok. Das war nicht MAD MAX....
#5 Heizer 2018-08-30 00:02
Tatsächlich enthält mein Kommentar einige mehr oder weniger subtile aber messerscharf gesetzte Pointen, die nur für die Kenner erkennbar sind.
Ich lasse Dich nun mit diesem Rätsel alleine
( siehe Dein Schlusswort ) .

Aber ich komme wieder: Und dann werden ´ne Menge Blut und Gehirn über den Asphalt spritzen...´ne Menge Metall und Knochen wird zu Bruch gehen......Wir lesen dann wieder voneinander.

EDIT. BEVOR HIER WIEDER ALLES FALSCH VERSTANDEN WIRD:::::::mein letzter Satz bezieht sich in Kurzform auf dies; www.youtube.com/watch?v=92z9I24ZRsQ Anfang Mad Max 1......
aber auch auf das.....(Motto: Crash statt Trash) ... :
www.youtube.com/watch?v=8pVJj1xYPS0 Anfang Mad Max 2

und ja.....mein Username ist mit diesem Film verbunden....ich bekam den Spitznamen "Heizer" als junger Teenager.
Was ich einmal werden wollte, stand damals für mich fest....
(es lief in meinem Leben dann etwas anders.....der erwartete Atomkrieg blieb aus )
Edit 2 : jetzt habe ich mich in Bezug auf dein Schlusswort selber widersprochen F.
aber da Herr Barisch ( nun kommt mein erster Bezug zum Artikelschreiber ) meinen Usernamen an anderer Stelle mehrfach lobend erwähnte, war ich ihm eine Antwort schuldig.
Gruss von Mad Stoker (übersetzt: Verrückter Heizer)
Sollte jetzt jemand fragen, was das mit dem Artikel zu tun hat, dann rufe ich diesem zu: " Das dürfte klar sein, oder ?........."
edit 3. sollte mir wieder jemand vorwerfen, die in diesem Artikel gewürdigte Person nicht entsprechend zu würdigen: das habe ich weiter oben getan....und es war ehrlich.
Ebenso ehrlich war mein Respekt vor Horsts Freund in einem anderen Artikel........Billig fand ich die anschliessende überdeutliche Ehrenbezeugung diverser Leser , die damit punkten wollten.....Hast Du noch eine Frage Friedhelm.....oder war es das fürs erste?
Und an VM.....(die alles mitliest) ..Ich „krieche“ nicht vor Mad Mike...auch nicht vor Leuten mit Geld....eigentlich vor niemandem...das wäre absurd, vor allem, was Leute mit Geld angeht. Du hast da irgendwas komplett falsch verstanden. Passiert innerhalb des Internet aber öfter. Von daher....
Das wollte ich noch verspätet loswerden
Herr Behrisch. Ich habe sie in unseren ersten Pläuschen mit (fast schon übertriebenem) Respekt behandelt. Dann kamen Attacken, die ich mir nicht erklären könnte, wenn es mich interessieren würde.
Sie betonen stets, dass man sich nicht hinter einem Alias Namen verstecken sollte. Sie tun das nicht. Ironiefrei>Bravo.
ICH möchte das aus bestimmten Gründen nicht tun. Horst Hermann kennt meinen Namen.....ein User / Autor des ZS hat kurz mit mir kommuniziert , nachdem Horst Hermann ihm meine Adresse zukommen ließ .... ich verstecke mich also nicht.

Ich habe gewonnen, Friedhelm. Mein Komentar ist länger als Deiner.....
#6 Harantor 2018-08-30 07:14
Nicht nur länger ... Bitte am Thema Erler bleiben. Für Längenvergleiche gab es die Teenagerzeit ... Also bitte jetzt
#7 Heizer 2018-08-30 09:50
Zum Thema Erler habe ich nichts beitragen können. Das gebe ich zu.

Edit: Ich habe den Kommentar (7) um einige Sätze gekürzt.
Inhaltlich wurde nichts verändert. Lediglich ein paar Bemerkungen wurden entfernt.
Da außer Harantor noch niemand antwortete, sollte dies legitim sein in Bezug auf die ZS Editier-Regeln.
PS: ich bitte meinen obigen Kommentar als Vorschau auf meinen nächsten MAD MAX Kommentar zu verstehen....
#8 Norbert 2018-08-30 10:59
Ich schließe mich da Harantor an. Dieser Artikel wurde geschrieben um einen Mann zu würdigen, der gerade für uns Genre-Fans in Deutschland Film- und TV-Geschichte geschrieben hat, somit nicht irgendein Typ der ein paar Filme gemacht hat. Und um das zu unterstreichen ist die Kommentarfunktion geöffnet. Wenn Leute ihre privaten Fehden austragen wollen, dann ist das legitim, aber bitte nicht ausgerechnet hier.
Da ist für mich Fremdschämen angesagt und ich möchte Herrn Erler um Verzeihung bitten.
#9 Heizer 2018-08-30 11:05
Norbert hat natürlich recht.
Harantor sollte Friedhelms und meine Kommentare löschen. Friedhelm wird das wohl auch so sehen.
Danke Norbert....klare Aussagen, die die Perspektive wieder ins Lot bringen, schätze ich (manchmal).
Ich schreibe mir auch die Rolle des Verursachers zu.
Nicht Friedhelm. Entschuldigung.
#10 Harantor 2018-08-30 21:19
Ich ahbe mal zwei Kommentare offline genommen. Es ist nun aber auch gut.
#11 Heizer 2018-08-30 21:53
Dann erwähne aber bitte, dass ich nur eine kurze Antwort auf einen längeren Kommentar jemand anderem hier gab, Horst Herrmann. Sonst bin ich wieder der übliche Verdächtige. Oder lösch meinen und Deinen Letzten Kommentar. Dann ist das Stellrad wieder auf Null gedreht. Auch wenn das kindisch klingt.
#12 AARN MUNRO 2018-08-31 11:53
Friedhelm: Richtig, die Delegation. Eine mysteriöse UFO-(Nicht-)-Sichtung. Guter Film, an den ich mich gern erinnere. dazu (wie auch zum BLAUEN PALAIS , OPERATION GANYMED oder FLEISCH gibt es auch die Film-Taschenbücher, teilweise mit Fotos drin). Die Delegation erinnert teilweise an "das Fragment" von Johannes von Buttlar. Wie üblich: keine wirklichen UFO-Sichtungen im Film, nur Erzähltes und Gehörtes. Gut dargestellt. Ebenso wie der "Fieberwahn", der die UFO-Enthusiasten manchmal befällt. Fan= Fanatiker.
#13 Martin Baresch 2018-09-18 21:24
@ Friedhelm: Vor Urzeiten gab`s mal eine von Fans herausgegebene Streitschrift gegen von Dänikens Thesen: "Erinnerungen an die Wirklichkeit"; penibel recherchiert, klasse geschrieben, leider nicht sooo wahnsinnig erfolgreich wie von Dänikens Bücher - den natürlich auch wir SF-Spinner alle geschmökert haben, um uns, ähnlich wie unser guter alter Mad Stoker oben, eine eigene Meinung (oder Deinung, je nachdem) bilden zu können.
#14 Dallamano 2018-09-18 22:33
DIE DELEGATION war ein inszenatorischer Meilenstein, viele Jahrzehnte vor dem "found footage"- Boom. Es ist höchst amüsant, diverse Parallelen des Szenenaufbau im Vergleich mit Deodatos CANNIBAL HOLOCAUST festzustellen. Deodato kannte Erlers Werk zwar nicht, sehr wohl aber Clerici, sein Drehbuchautor. Dass Erler und Deodato dennoch oftmals beim selben Ergebnis ankamen, kommt eher daher, dass beide offenbar alles richtig gemacht haben.
Erler wird seitens seiner Themen zwar anerkannt, seine Leistung als Regisseur aber immer noch nicht hoch genug eingeschätzt. DAS BLAUE PALAIS gehört definitiv zu den besten Fernsehproduktionen, vor allem die Folge DAS GENIE. Aber auch der Autor Erler ist in höchstem Masse zu empfehlen, hier in erster Linie wieder die Buchversion der DELEGATION, welche der Filmversion noch eine Metaebene hinzufügt.
Vielen Dank an Rainer Erler, und vielen Dank an den Zauberspiegel, welcher an diesen Ausnahmefilmemacher erinnert.

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