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... Dirk Weber und Detlef Reinholz über Walter Kabel, Harald Harst und den Internetauftritt

Alisha Bionda... Dirk Weber und Detlef Reinholz ...
... über Walther Kabel, Harald Harst und den Auftritt im Internet

Walther Kabel war zwischen 1910 und 1935 einer der erfolgreichsten deutschen Heftromanschreiber. Seine Serien "Harald Harst" und "Abenteuer abseits vom Alltag" zählten in den zwanziger und anfangs der dreißiger Jahre zu den bekanntesten und erfolgreichsten Romanserien. Detlef Reinholz und Dirk Weber haben eine  Internetseite ins Leben gerufen, die sich dem Leben und dem Werk des Autors widmet. Dem Zauberspiegel berichten sie mehr dazu.

Detlef ReinholzZauberspiegel: Lieber Herr Reinholz, lieber Herr Weber, vielen Dank dafür, dass Sie uns ein paar Fragen zu Ihrer Internetseite beantworten. Vielleicht können Sie uns zu Beginn ein wenig zur Person sagen. Wer sind Detlef Reinholz und Dirk Weber und was treibt sie so um?
Detlef Reinholz: Ich hoffe, sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich da nicht so sehr viel über mich schreibe. Geboren 1957 in der Nähe von Berlin - also in den heutigen "Neuen Bundesländern". Ganz normal zehn Klassen, dann Berufsausbildung (Metall), Arbeit, Familie, 2 Töchter. Nach der Jahrtausendwende gings dann ab in die Selbständigkeit.
Habe als Kind viel gelesen - nicht nur Abenteuergeschichten, sondern auch alles, was mit Technik, Weltall usw. zu tun hatte. Später, als meine Kinder dann da waren, hatte ich leider nicht mehr so die Zeit dazu. Nun sind sie inzwischen schon lange außer Haus und ich kann mich wieder (ein wenig) mehr meinen Hobbys widmen. Wobei eigentlich Walther Kabel überhaupt nicht dazugehört bzw. hat (weiter unten mehr darüber).
Dirk WeberDirk Weber: 49 Jahre, verheiratet, ein Kind, drei veröffentlichte Kurzgeschichten (In ISBN 978-3-7407-1592-2 "Das Klavier" als Dirk Weber, in ISBN 978-3-940443-34-2 "Die Höhle" als Derk Winther und in ISBN 978-3-940443-88-5 "Asta und Darion" als Derk Winther. Zurzeit Geschäftsführer eines Sozialkaufhauses.

Zauberspiegel: Walther Kabel ist heute nur noch wenigen Insidern ein Begriff, obwohl seine Serien "Abenteuer abseits vom Alltagswege" und "Harald Harst - aus meinem Leben" in der Weimarer Republik zu den erfolgreichsten Romanserien gehört haben. Was gefällt Ihnen an diesem Autoren? Wie würden Sie ihn charakterisieren?
Detlef Reinholz: Kabel hat es sehr gut verstanden, seine Figuren extrem lebendig zu beschreiben; es sind nicht einfach nur Personen, die irgendetwas machen, sondern man lernt sie mitunter regelrecht kennen. Ihre Sorgen, Ängste, ja, sogar teilweise ihre Gedanken. Nicht jeder "Bösewicht" ist grundsätzlich "böse"; auch der Held ist nicht der absolute Superheld, der erstmal in jede nur erdenkliche Falle tappt und dann trotzdem immer als Sieger hervorgeht.
Kabel verrät dabei auch unglaubliche Detail- und Ortskenntnisse - es ist so, als ob man wirklich in das Leben, den Flair der damaligen Zeit abtaucht. Und in den Geschichten, die in Berlin spielen, kann man sogar die Wege der Personen mitverfolgen (wenn man es möchte) und vergleichen, was sich in unserer Zeit seitdem verändert hat.
Und nein, ich würde eher nicht versuchen, Herrn Kabel charakterisieren zu wollen. Dazu war er einfach zu vielseitig. Das überlasse ich dem Leser.
Dirk Weber: Mir gefällt sein Schreibstil, der eigentlich der Zeit etwas vorraus war. Klar, man muß hier das Frühwerk vom Spätwerk deutlich unterscheiden. Gerade im Harald Harst besticht er immer wieder durch kurze präzise Sätze ... sicherlich auch getrieben durch die begrenzte Seitenzahl der Heftchen.

"Im gewitterreichen Juli war’s. …
In einer Gewitternacht …
Pechschwarz das Firmament … Ganze Garben von Blitzen fuhren über diese schwarzen Tücher hin, mit denen der Himmel wie eine Grabkapelle verhängt zu sein schien …
Und wenn diese leuchtenden Flammenlinien aufzuckten und für Sekunden die Umgebung der Büsche aus der Finsternis jählings herausrissen, jener Büsche, in denen wir beide nun schon drei Stunden kauerten, – dann erkannte ich fünf Schritt vor mir auf dem lehmigen, vor Nässe glänzenden Boden der Sandgrube das armselige Etwas mit den gen Himmel gereckten Beinen: ein Pferd, das am vergangenen Tage hier vom Blitz erschlagen worden war …
Nur ein totes Pferd …
Nur …
Und doch der einzige Besitz des alten buckligen Fuhrmanns, der hier aus der großen Grube den schneeweißen Sand holte, den er dann in den Straßen Berlins verkaufte, – ein kläglicher Verdienst, kläglich wie der Bucklige selbst. –"

In den Abelsen Erzählungen hingegen bleibt etwas mehr von Walther Kabels eigenen Wesen in der Ich-Person hängen. Nachdenklich, etwas melancholisch und diszipliniert. Ohne die letzte Eigenschaft hätte er sein Schreibpensum auch sicherlich nicht geschafft.

Zauberspiegel: Walther Kabel hat ja an einer Vielzahl von Serien mitgeschrieben. Sind darunter solche, die auch heute noch Leser finden könnten?
Detlef Reinholz: Außer den beiden schon angesprochen Serien gibt es z. B. auch "Tropenglut und Leidenschaft" - eine Mischung aus Abenteuer- und Liebesgeschichten, die meist in fernen (exotischen) Ländern spielen sowie "Felsenherz, der Trapper" mit Indianergeschichten; es gibt Liebesgeschichten ("Vergiß mein nicht"), man findet Lausbuben und -mädels) a la Wilhelm Busch und noch vieles andere. Walther Kabel war unglaublich vielseitig. Sogar ein Buch mit "Benimmregeln" gibt es. Aber auch Sachen, über die man heute eher schmunzeln würde wie "Intimes".
Dirk Weber: Aktuell besteht ja großes Interesse an dem Leben in Deutschland in den 20er und 30er Jahren. Das beste Beispiel sind hier die Romane von Volker Kutscher um Gereon Rath. Besser bekannt als Babylon Berlin. Die Harald Harst Erzählungen von Walther Kabel passen eigentlich gut dazu. Ich habe als Teilnehmer eines Autoren Seminars einmal Leseproben vorgestellt und positive Resonanz bekommen. Im direkten Vergleich mit bekannten Thriller Autoren aus den 1980er/1990er wirkten die Leseproben der Walther Kabel Texte deutlich frischer und jünger, wenn man die vereinzelt benutzte veraltete Wortwahl (z. B. Autotaxe, Fernsprecher) unberücksichtigt läßt.
Ich selbst mag auch seine Gesellschaftsromane, die zumeist in der Reihe Vergissmeinnicht erschienen sind. Sie lassen einen nicht nur in die damalige Zeit eintauchen, sondern sind ja authentisch in der Zeitperiode entstanden. Wenn man heute über die 20er und 30er Jahre in Berlin schreiben will, muß man aufwendig recherchieren und kann doch nur vermuten, dass es so höchst wahrscheinlich war. Walther Kabel ging auf die Straße und beschrieb gerade in diesen Erzählungen, was er tagtäglich sah und sicherlich auch selber erlebte. Es sind keine großen Romane, sondern einfache kleine Erzählungen die uns einen kurzweiligen Einblick gewähren.

Zauberspiegel: Seit wann gibt es die Internetseite Walther-kabel.de und wie kamen Sie es überhaupt auf die Idee?
Detlef Reinholz: Es war von meiner Seite nie geplant, aber es kommt im Leben ja immer ganz anders.
Vor einigen Jahren fragte mich mein Vater, ob ich nicht wüßte, wo man die Bücher mit den Geschichten von "Olaf K. Abelsen" herbekommt. Er kennt sie aus seiner Kindheit und würde sie gern noch mal lesen wollen. Ich selbst hatte bis zu dem Zeitpunkt noch nie was davon gehört - weder Walther Kabel noch Abelsen. Aber ... das kann ja wohl nicht so schwer sein - dachte ich. Also fing ich an zu recherchieren. Es war enttäuschend. So gut wie fast nichts zu finden im "allwissenden" Netz.
Irgendwann stieß ich auf Wikisource dann auf Dirk, der dort schon einzelne Texte von Kabel eingestellt hatte. Also nahm ich Kontakt zu ihm auf. Und tatsächlich hatte er einige (wenige) Bücher von Abelsen. So kamen wir dann überein, daß ich ihm auf Wikisource helfe, Texte einzustellen und auch beim Korrekturlesen zu helfen, während er mir dann seine "Abelsen" (und auch andere Sachen wie "Harst") zum einscannen geschickt hat.
Natürlich habe ich die so schnell wie möglich eingescannt und mit Dirk dann Texte auf WS (Wikisource) eingestellt und auch gleich als E-Book meinem Vater gegeben. Waren ja "nur" fünf oder sechs Büchlein zu dem Zeitpunkt.
Dann gelang der "große Wurf" ... Auf Ebay bot jemand die kompletten 50 Bücher an. Völlig überteuert, aber es war es mir wert - es war ja für meinen Vater. Zu dem Zeitpunkt bekam ich auch mit, daß er an Parkinson litt.
Es begann ein Scan-Orgie ohne Ende ... 50 Bücher! Und kaum war ich dann (endlich) fertig damit, habe ich ihm den ganzen Stapel gebracht. Das Gesicht vergesse ich nie: Er hat mich völlig fassungslos angeschaut. "Alle 50?" - Oh man, was hat er sich gefreut ...
Zurück zu WS: Natürlich haben Dirk und ich weiter Texte dort eingestellt. Nicht nur Abelsen, sondern auch Harst und auch Geschichten aus anderen Serien/Reihen. Bis uns dann die Seite zu unübersichtlich, zu unstrukturiert wurde. Da entstand die Idee zu einer eigenen Seite. Wichtig dabei war: Sie sollte nach außen hin so einfach wie möglich sein. Und dummerweise mußte ich mich dann ausgerechnet für Drupal entscheiden, was intern doch mit eines der kompliziertesten CMS ist. Wie das halt so ist im Leben ...
Im Mai 2013 war es dann soweit: Unsere eigene Webseite. Sämtliches Material, was wir bisher auf WS eingestellt hatten, wurde dann so nach und nach auch auf der eigenen Seite eingepflegt. Und ja, nach ca. fünf Monaten Betrieb gabs dann auch einen totalen Crash der Seite - Datenbank kaputt. Das hieß in dem Falle, die Seite noch einmal von Null an neu aufzubauen. Zum Glück lagerten ja die Texte alle noch auf dem heimischen Rechner. Aber man lernt dazu: Regelmäßiges Backup!
Noch ein kleiner Nachtrag zu meinem Vater: Sein Parkinson wurde immer schlimmer. So schlimm, daß er dann weder die Bücher noch einen E-Book-Reader vernünftig halten konnte. Also habe ich die letzten fünf Abelsen vorgezogen, so daß er sie trotzdem noch auf einem PC mit großem Monitor lesen konnte ...
Dirk Weber: Detlef hat ja einiges dazu geschrieben. Wir hatten auf Wikisource angefangen, aber vor allem mir fehlte die Möglichkeit tiefergreifend zu kommentieren. Wenn man sich mit einem Werk so intensiv auseinandersetzt wie wir, dann sprengt man irgendwann den Rahmen, den ein allgemeines Groß-Projekt wie Wikisource einfach haben muß, um auf Kurs zu bleiben. Um es herauszustreichen: Ich finde Wikisource großartig, aber es ist eine Plattform für Quelltexte und keine Plattform um mit den Texten dann auch zu arbeiten.

Zauberspiegel: Auf Ihrer Seite findet man jede Menge bibliografische und biografische Informationen zu Walther Kabel. Wie haben Sie diese zusammengetragen, welche Probleme stellen sich da?
Detlef Reinholz: Zum Teil das wenige, was man auf Wikipedia (und im Internet) gefunden hat, teils durch Anfragen in Kleinmachnow, wo Herr Kabel zuletzt bis zu seinem Tode gelebt hat, aus diversen Büchern mit Bibliographien, Bibliotheken - zum Teil sogar per Fernleihe, alten Gesetzestexten und sehr viel natürlich von Herrn Peter Wanjek, der sich selbst bei uns gemeldet hat, nachdem die Kabel-Seite dann online war.
Das Problem dabei: Es gibt nur sehr wenig biographisches Material über Walther Kabel. Und das wenige, was es gibt, ist in sich zum Teil sehr widersprüchlich. Zudem gibt es wohl auch kaum noch Personen, die ihn persönlich kannten.
Aber auch die Geschichten, also das bibliographische Material: Die Staatsbibliothek hat schon mal abgelehnt, Scans anzufertigen, weil die Bücher zu alt und in einem zu schlechten Zustand seien. Da fragt man sich doch glatt, welchen Sinn dann eine (Staats)Bibliothek hat, wenn dort nur darauf gewartet wird, bis die Bücher endgültig zu Staub zerfallen sind.
Weiterhin ist auch so gut wie nichts über den "Verlag moderner Lektüre" und dem Herrn Lehmann zu finden.
Dirk Weber: Wir konnten hier vor allem bei den bibliografischen Informationen auf die Arbeiten von Peter Wanjek aufsetzen, der sich mit Walther Kabels Werk schon seit Jahrzehnten beschäftigt. Für die biografischen Informationen lagen schon Informationen vor, aber ich habe nochmal Kopien von den Originalen aus den Archiven besorgt und Lücken ergänzt. Das ist heute soviel einfacher als früher. Die Archive sind alle vernetzt und man wundert sich immer wieder, wie schnell und einfach man dank E-Mail und Internet Hilfe bekommt. Da möchte ich doch mal ein Lob an unsere Archive loswerden.

Zauberspiegel: Was ist das Besondere an Harald Harst? Wie konnte sich die Serie über 14 Jahre zwischen 1920 und 1934 am Markt halten?
Detlef Reinholz: Hmmm - schwierig ... Als Beispiel bin ich mit Agatha Christies "Hercule Poirot" nie so wirklich klargekommen, dagegen mit der schrulligen "Miss Marple" schon - die mußte man einfach lieben.
Ebenso mochte ich "Sherlock Holmes und Dr. Watson" nie besonders.
Tja, was macht nun den Unterschied? Wahrscheinlich ist es das "menschliche" in den Figuren. Harst ist nicht der Superdetektiv, er hat auch seine Fehler, Schwächen, Zweifel, er erleidet selber Rückschläge und Verluste ...
Dazu kommt noch die "umgedrehte" Schreibweise: Die Geschichten sind weitestgehend geschrieben aus der Sicht des (Ich-Erzählers) Max Schraut. Dabei sollte man vielleicht noch anmerken, daß Walther Kabel sich selbst tatsächlich mit dem Max Schraut identifiziert hat und nicht mit Harald Harst. Weiter sind es wohl auch die liebenswerten persönlichen Umgangsformen untereinander ("Mein Alterchen ..."). Es sind eben die vielen kleinen Details auf menschlicher Ebene, die unglaublich gut beobachtet und wiedergegeben wurden.
Dirk Weber: Ich denke, zwischen 1920 und 1934 war das Vertrauen in den Deutschen Rechtsstaat nicht sehr groß und ein deutscher Sherlock Holmes (in die Schublade gehört Harald Harst dann doch) traf den Nerv der Zeit. Und damit erklärt sich auch gleichzeitig das Ende von Harald Harst. Mit Erstarken der NSDAP wurde Kritik an dem Polizeiapparat nicht mehr geduldet. Und sei es auch noch so unterschwellig in einem Unterhaltungsgroschenroman. Ein deutscher Sherlock Holmes passte nicht mehr in das Weltbild und mußte weichen.

Zauberspiegel: Wie unterscheiden sich die Harst Titel in der Reihe "Kabel Kriminalbücher" von der Heftserie?
Detlef Reinholz: Gar nicht! Wie ich es erst jetzt erst wieder in "Schraut gegen Harst" hatte: Dort wird Bezug genommen auf ein Ereignis, das (bei Harst) zwei Jahre zurückliegt. Nämlich ihre Erlebnisse in Christiania (heutiger Name: Oslo) in den Heften 74-77 der Harst-Serie. Man kann sie also tatsächlich chronologisch einordnen.
Warum nun einige Harst-Geschichten in die "Kabel-Kriminalbücher" eingeordnet sind, wird wohl nur der Herr Lehmann beantworten können, der Verleger von Walther Kabel.
Dirk Weber: Die Hefte lassen sich aufgrund der Verlagswerbung in den Harst Heften sehr gut einordnen. So weist eine Verlagswerbung im Harst 97 darauf hin, dass mit Erscheinen von Harst 100 auch der Klub der Toten (Kabel Kriminalbücher 13) herausgegeben wird. Auch interessant ist aber sicherlich, dass wir in Kabel Kriminalbücher Erzählungen wie Der Wilddieb finden. Hier treffen wir zwar auf den Detektiv Witt, es hätte aber auch eine Detektiv Harst Erzählung werden können. Und so ergibt sich für mich in der Reihe immer wieder die spannende Frage: Warum ist das jetzt eine Harst Erzählung geworden und die andere Erzählung wieder nicht? Zumal sich einige Erzählungen recht einfach umschreiben ließen ...

Zauberspiegel: Haben Sie eine Erklärung dafür, weshalb Kabels Bücher und Romane nach dem Zweiten Weltkrieg nur so wenig Resonanz gefunden haben und kaum wieder aufgelegt worden sind?
Detlef Reinholz: Nein, leider nicht. Denn Hans Dominik zum Beispiel wurde unzählige Male neu aufgelegt. Immer wieder neu bearbeitet, mitunter sogar bis zur Unkenntlichkeit gekürzt und umgeschrieben.
Bei Kabel gibt es nur eine Neuauflage von "Olaf K. Abelsen", die zwischen 1952 und 1954 erschien, zum Teil sehr stark bearbeitet von einem H. Severs. Das wurde aber nach 17 Bänden wieder abgebrochen / eingestellt.
Es gibt auch noch drei Harst-Geschichten, wo ein Herr "Oskar K. Boden" (Künstlername) Harst und Schraut als Geschwisterpaar (und nein, nicht als Brüder, sondern als "Er" und "Sie") auftreten läßt. Die Geschichten selbst sind dabei aber fast wörtlich übernommen worden.
Mehr ist mir derzeit nicht bekannt.
Dirk Weber: Die Harald Harst Hefte wurden von der Prüfstelle München für Schund- und Schmutzschriften in die Liste aufgenommen. Diese Einteilung fand aufgrund des Gesetzes zur Bewahrung der Jugend vor Schund- und Schmutzschriften statt. Nach dem Krieg baute das Gesetz über die Verbreitung jugendgefährdender Schriften darauf auf. Noch 1955 wurden sogenannte schlechte Hefte gegen gute Bücher umgetauscht und verbrannt. Dieser Umgang mit leichter Unterhaltungsliteratur (und auch Comics) war weder eine Erfindung der NSDAP, noch verschwand er mit dem Ende des Krieges sofort aus den Köpfen der Menschen. 

Zauberspiegel: Um den Tod von Walther Kabel ranken sich ja einige Gerüchte, zum Teil ist von Selbstmord die Rede. Wie ist Ihre Meinung dazu?
Detlef Reinholz: Ja, diese Gerüchte gibt es. Es weiß niemand etwas genaues darüber und es ist auch sehr unwahrscheinlich, daß es jemals aufgeklärt wird. Dazu wäre wohl eine Exhumierung notwendig, falls eine solche überhaupt noch möglich wäre.
Aber ... ehrlich gesagt: Nach meiner Meinung sollte es auch unaufgeklärt bleiben.
Dirk Weber: Für die Selbstmord These haben wir nur die Aussagen von Erich Lifka (gestorben 2007), der sich auf Gespräche mit Menschen aus dem Umfeld von Walther Kabel berufte und zu dieser Schlußfolgerung gekommen ist. Aber es gibt keine Belege, keine handfesten Indizien ... Meiner Meinung nach ist Walther Kabel eines natürlichen Todes gestorben. Einen ausführlichen Text habe ich zum 80ten Todestag auf unserer Seite veröffentlicht. https://www.walther-kabel.de/node/778 Hier begründe ich auch ausführlich, warum ich an die Selbstmordthese aufgrund des aktuellen Wissensstandes nicht glaube.

Zauberspiegel: Die Internetseite liefert eine beeindruckende Fülle von Informationen zu Walther Kabels Leben und Werk. Wo gibt es noch Lücken und wie sehen Ihre zukünftigen Pläne aus?
Detlef Reinholz: Lücken gibt es mehr als genug. Die Hefte 8-11 der ersten(!) Auflage von Harald Harst fehlen vollständig. Bei "Im Flugzeug um die Welt" fehlen die Hefte 5; 7; 9; 11-20. Es gibt zwar teilweise auch Nachdrucke von einem österreichischen Hobbyverlag, aber die sind zum Teil unvollständig (Seiten fehlen) und auch zum Teil selber von Fraktur- in die heutige Schrift umgesetzt worden - nur eben leider sehr fehlerhaft.
Es gibt noch vieles mehr, was fehlt, aber man soll ja die Hoffnung nie aufgeben.
Zu den Plänen: Die kann man eigentlich nur global angeben, nämlich die möglichst vollständige Erfassung aller Texte. Und eine zentrale Übersicht der jeweiligen Verlagswerbung, die man hin und wieder in den Büchern und Heften findet. Das wieder ist aber eher nur für Sammler interessant.
Wann aber z.B. jeweils eine einzelne Reihe / Serie abgeschlossen ist, kann man praktisch nicht voraussagen. Und selbst wenn man eine Serie vollständig daliegen hat, so ist es immer noch eine Zeitfrage - es gibt nämlich auch noch ein Leben (Beruf, Familie) außerhalb der Kabel-Seite.
Dirk Weber: Wir haben eine Liste auf unserer Seite https://www.walther-kabel.de/node/976 ... Das sind vor allem Informationslücken, die wir noch schließen müssen. Insbesondere das schier unendliche Feld von Zeitungen und Zeitschriften ist noch nicht vollständig. Und vor allem bei initialisierten Texten (z. B. W.K. ) ist es oftmals schwierig die Urheberschaft nachzuweisen. So haben wir noch Texte von W. K. aus dem "Lahrer hinkenden Boten", bei welchen wir und nicht 100%ig sicher sind. Für die meisten Leser ist aber sicherlich die Frage: Wann wird Harst lückenlos erfaßt? interessanter als ein kleiner unscheinbarer Zeitungsartikel.

Zauberspiegel: Welche Resonanz bekommen Sie überhaupt auf den Internetauftritt?
Detlef Reinholz: Hin und wieder bedanken sich Leute für die schönen Lesestunden. Andere haben auch schon mal Scans ihrer eigenen Hefte geschickt, was sehr hilfreich ist. Und im Gegenzug erhalten sie auf Wunsch dann auch andere Scans von uns. Das ist aber bisher nur zweimal vorgekommen - leider.
Es gab auch schon eine Mail von einem Schüler, der mir schrieb, daß gewisse Angaben zur "Fluggeschwindigkeit der Tiere" (Kabel hat ja auch jede Menge kurzer Artikel in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht) überhaupt nicht stimmen bzw. völliger Blödsinn sind. Daraufhin habe ich dann einen kurzen Hinweistext in diesen Artikel eingefügt ... https://www.walther-kabel.de/node/689 - wir wollen doch nicht, daß Schüler was falsches lernen ...
Auch ein Sammler bedankte sich schon. So kann er seine wertvollen Bücher schonen und die Texte bei uns lesen ...
Aber ... ich wurde in einer Mail auch schon mal mit "Herr Kabel" angeredet ...
Es sind schon überwiegend positive Resonanzen, die wir bekommen. Nur leider so gut wie kein uns noch fehlendes Material. Viele Leute schrieben auch, daß sie vorher noch nie was von Walther Kabel gehört hätten, bis sie zufällig auf unsere Seite gestoßen sind.
Und ... es gibt auch Helfer, die uns beim Korrekturlesen unterstützen.
Dirk Weber: Ich würde mich freuen, wenn noch mehr Leser als bisher die Möglichkeit nutzen würden, mit uns in Kontakt zu treten. Wir sehen aber an den Zugriffen, dass die Seite sehr gut angenommen wird.

Uwe Weiher

 

Die Fragen für den Zauberspiegel stellte: Uwe Weiher

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