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... Wolf D. Schreiber über Groschenheft-Ästhetik, Larry Rottan und Kunst

Wolf D. Schreiber... Wolf D. Schreiber ...
... über Groschenheft-Ästhetik, Larry Rottan und Kunst

Wolf D. Schreiber ist der Autor von Larry Rottan.

In seinen Geschichten (Larry Rottan - This is reality) geht es um Sex und Kunst.

Dem Zauberspiegel beantwortet er Fragen zu seinem Werk, den Rottan-Geschichten und zur Kunst.

Wolf D. SchreiberZauberspiegel: Vielen Dank, dass Sie dem Zauberspiegel mehr über sich und Ihre schriftstellerische Arbeit mitteilen wollen! Wer ist eigentlich Wolf D. Schreiber? Was sollte der Leser über ihn wissen?
Wolf D. Schreiber: Die Kurzfassung lautet: geboren 1964 in Neuwied. Umzug 1984 nach Gießen. Die letzten Jahre habe ich Wirtschaftswissenschaften an der FernUni Hagen studiert und stehe kurz vor meinem Bachelorabschluss. Ansonsten schreibe Ich, spiele Akkordeon (Sun Zero Zombie Pop), beschäftige mich mit Kunst und initiiere Kulturprojekte.

Zauberspiegel: Ihre Homepage firmiert unter "Bureau Wolfwerke". Das löst bei mir Assoziationen an "VW-Werke" u.ä. aus. Ist das so gewollt oder geht es nur mir so?
Wolf D. Schreiber: Die Assoziation „VW“ begegnet mir zum ersten Mal ?. Ist auch nicht gewollt. Das „werke“ in „Wolfwerke“ steht allerdings schon dafür, dass etwas produziert wird. Ich war lange Zeit tätig als freiberuflicher Mediengestalter. Dies ist eine überwiegend digitale Tätigkeit, meist zuhause, daher „Bureau Wolfwerke“.

Zauberspiegel: Seit wann schreiben Sie Kurzgeschichten? Wo liegt Ihr Schwerpunkt?
Wolf D. Schreiber: Die ersten Geschichten habe ich so Mitte der 1990er-Jahre verfasst. Und auch bereits ziemlich zu Beginn meiner schriftstellerischen Arbeit entstand die Figur Larry Rottan, die den Schwerpunkt meiner Texte ausmacht.

Zauberspiegel: Sie selbst beschreiben Ihr Werk mit Groschenheft-Ästhetik und amerikanischer Trash-Literatur. Vielleicht können Sie das einmal genauer ausführen?
Wolf D. Schreiber: Ich habe schon immer gerne Heftromane und Trash gelesen. Auch bin ich sehr beeinflusst von Charles Bukowski, der übrigens in Deutschland ganz in der Nähe meines Heimatortes geboren wurde. Ich habe nie den Anspruch gehabt, tiefgehende Romane mit gesellschaftlichen Analysen zu schreiben. Meine Geschichten sollen unterhalten und spielen in einem prekären, aber intellektuellen Milieu.
 
Zauberspiegel: Über Larry Rottan gibt es mittlerweile drei Bücher. Können Sie den Zauberspiegellesern diesen Larry Rottan einmal kurz beschreiben?
Wolf D. Schreiber: Larry Rottan ist Lebenskünstler, ein Boheme und lebt chronisch in prekären Verhältnissen. Er lässt sich durchs Leben treiben und gerät immer wieder in kleine, skurrile Abenteuer. Lange Zeit waren seine Erlebnisse mit einem hohen Alkoholkonsum verbunden, dies ist in den letzten Geschichten weniger geworden. Der Name Larry Rottan ist angelehnt an Johnny Rotten und Jerry Cotton, eine Reminiszenz sowohl an Punk als auch an Trivialliteratur. In vielen Dingen ist Larry Rottan so eine Art Alter Ego für mich. Auch wenn mein Leben deutlich unspektakulärer verläuft ?.

Zauberspiegel: Eines der Bücher wird beworben mit der Vokabel Groschen-Detektiv-Roman. Was ist damit genau gemeint?
Wolf D. Schreiber: Das hat eine Journalistin des Gießener Anzeigers mal geschrieben anlässlich einer
Lesung und ich habe das gerne übernommen. Larry Rottan ist kein Detektiv, aber er stolpert immer wieder in Situationen, bei denen es gilt, irgendwelche Aufgaben zu lösen. Und meine Geschichten spielen auch mit Stereotypen der Pulp- und Detektivgeschichten.

Larry Rottan - The Louisa TrilogieZauberspiegel: In der Louisa-Trilogy spielen Sex und Kunst eine wichtige Rolle. Eigentlich sind sie der Kitt, der die drei Geschichten zusammenhält. Welche Bedeutung hat Kunst für Ihr eigenes Leben?
Wolf D. Schreiber: Kunst hat eine sehr wichtige Bedeutung für mein Leben. Als Jugendlicher entdeckte ich Punk, und zur gleichen Zeit Surrealismus und Dadaismus. Davon waren auch meine ersten künstlerischen Arbeiten sehr beeinflusst. Später habe ich mich auch mit Situationismus und Appropriation Art beschäftigt. Ich besuche regelmäßig Ausstellungen, schaue mir Kunst im Internet an und unterhalte mich gerne mit Künstlern.

Zauberspiegel: Louisa und Victoria sind selbstbewusste eigenständige Frauen. Larry wirkt dagegen fast ein wenig passiv und ist in der Dreiecksbeziehung eher Objekt der Frauen, welches diese je nach Lust und Laune einbeziehen oder links liegen lassen, als ein draufgängerischer Verführer, der die Frauen um den Finger wickelt. Ist das in den anderen Büchern über ihn ähnlich?  
Wolf D. Schreiber: Ja, das gehört zu Larrys Persönlichkeit.

Zauberspiegel: In Menschenfleisch lässt sich viel hineininterpretieren. Zum Beispiel kann man die Geschichte so deuten, dass es in jedem von uns dunkle Wünsche und Begierden gibt.
Wolf D. Schreiber: Dem kann ich nicht widersprechen. Ich wollte das Thema bearbeiten ohne daraus eine Horrorerzählung zu machen, sondern einen grotesken und unterhaltsamen Zugang finden.

Zauberspiegel: Auffallend ist auch, dass die Dreiecksbeziehung zwischen Larry, Louisa und Victoria sich in dem Spannungsfeld zwischen Freundschaft und Sexualität abspielt. Liebe in klassischem Sinn spielt aber anscheinend keine Rolle.
Wolf D. Schreiber: Vermutlich ist Larry beziehungsunfähig. Er hat noch nie eine Beziehung in einem seiner Abenteuer gehabt.

Zauberspiegel: Wie sehen Sie generell das Verhältnis zwischen Kunst und Literatur?
Wolf D. Schreiber: Beide können sich gegenseitig inspirieren und befruchten. Ich finde, nur wenige Autoren befassen sich auch mit Kunst und nur wenige Künstler mit Literatur, dabei können sich beide sehr gut ergänzen. Kunst zeigt uns, was Worte nicht beschreiben können, und Literatur erzählt uns die Geschichten, die die Kunst nicht erzählen kann.

Zauberspiegel: Aktuell gibt es eine Ausschreibung für eine Kurzgeschichtenanthologie, die zur im Juni stattfindenden GIENNALE erscheinen soll. In welcher Form sind Sie daran beteiligt?
Wolf D. Schreiber: Ich bin der Herausgeber der Anthologie „Kunst-Kurz“. Sie erscheint zur GIENNALE und ist mit einer Lesung auch in das Programm der GIENNALE eingebunden. Die GIENNALE ist in erster Linie ein Kunst-Festival, das sich mit Positionen junger Kunst auseinandersetzt. Ich beteilige mich dabei an der Kuration.

Zauberspiegel: Was sind Ihre weiteren Pläne? Auf welche Projekte dürfen sich die Leser freuen?
Wolf D. Schreiber: Stilistisch habe ich vor, die nächsten Larry-Rottan-Geschichten in der erzählerischen Ich-Perspektive zu schreiben. Außerdem möchte ich politische Statements dabei einfließen lassen. Ob mir das gelingen wird, werden wir sehen bzw. lesen ?. Vielleicht möchte ich auch weitere Anthologien herausgeben.

Uwe Weiher

 

Die Fragen für den Zauberspiegel stellte: Uwe Weiher

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