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... P.E. Jörns über das Genre Science Fiction und Autorinnen des SF

... P.E. Jörns über das Genre Science Fiction und Autorinnen des SF

Vor einiger Zeit entdeckte ich die Autorin Margaret Cavendish, Duchess of Newcastle, die als die/eine der erste(n) Autorin des Genre Science Fiction gilt. Es ließ mir keine Ruhe, wie Autorinnen des Science Fiction über das Genre aktuell denken, und kam auf die Idee, ergänzend zu einem Artikel über die schon genannte Margaret Cavendish ein Interview mit einer anderen Autorin des SF zu führen - Petra E. Jörns.


Zauberspiegel: Ich wollte mit dir ein Interview über Science Fiction machen, da ich weiß, dass du Autorin von Science Fiction Büchern bist, mit Science Fiction aufgewachsen bist ... Wie würdest du das Genre Science Fiction definieren?

Petra Jörns: Das Genre Science Fiction behandelt eine mögliche Zukunft der Menschheit. Meistens beruht diese Fiktion auf technologischen oder auch gesellschaftlichen Weiterentwicklungen, die in einer nahen oder fernen Zukunft ins Phantastische gesteigert werden. Charakteristisch sind dabei wissenschaftlich-technische Spekulationen, insbesondere im Bereich der Raumfahrt – die klassische Space Opera eben. Genauso gehören aber auch Dystopien über gesellschaftliche oder zivilisatorische Spekulationen dazu.

Zauberspiegel: Sascha Mamczak schreibt in seinem Buch "Science Fiction", dass SF an sich gar kein Genre sei, das sich klar abgrenzen ließe - wie dies bei Krimi oder Thriller der Fall sei. Er sieht auch nicht die eine Definition für die SF. Was sagst du dazu?

Petra Jörns: Das sehe ich nicht so. Science Fiction hat, egal ob es sich um eine Space Opera oder eine Dystopie handelt, immer gemeinsam, dass es sich um die Extrapolation einer möglichen Zukunft handelt, gleichgültig wie nah oder fern diese ist. Selbstverständlich kann ein Werk gleichzeitig in mehrere Genres fallen. Aber z.B. auch ein Krimi, der zwei Jahre in der Zukunft spielt, ist Science Fiction, denn er behandelt eine mögliche Zukunft.


Zauberspiegel: Wolfgang Neuhaus schreibt in "Science Fiction als evolutionäre Spekulation" von einer Krise der deutschen SF, der Text ist schon älter - kann man das so immer noch sagen? Welchen Stellenwert hat SF heute auf dem Buchmarkt, haben Genre-Mischformen dazu beigetragen, Science Fiction interessanter für Leser zu machen?

Petra Jörns: Science Fiction ist trotz aller Bemühungen auf dem deutschen Markt immer noch ein Nischengenre. Genre-Mischformen, wie z.B. die Spaceromance, die in den USA eine große weibliche Leserschaft hat, ist auf dem deutschen Markt immer noch nicht angekommen. Denn hier wird immer noch die Meinung vertreten, dass Science Fiction eine nahezu rein männliche Leserschaft hat. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es sehr wohl junge weibliche Leser gibt, die Anhänger von z.B. Military SF sind. Durch weibliche Testleser weiß ich auch, dass Spaceromance auch bei Leserinnen ankommt, die schlicht gern Romance lesen – das Setting SF nehmen sie dabei in Kauf. Hier sind die deutschen Verlage schlicht noch zu konservativ. Aber ich hoffe sehr, dass sich das in naher Zukunft ändert.


Zauberspiegel: SF scheint ein Genre zu sein, das von Autoren dominiert wird - welche Autorinnen haben SF geschrieben, was bewunderst du an ihnen, und was gefällt dir an deren Geschichten besonders?

Petra Jörns: Die beiden SF-Autorinnen, die mich am meisten beeinflusst haben sind Lois McMaster Bujold und C.J. Cherryh. Von Bujold stammt u.a. der Barrayar-Zyklus, Cherryh schrieb den Chanur-Zyklus, um ein paar Beispiele zu nennen. Beide wurden mehrfach für ihre Werke ausgezeichnet, darunter auch mehrfach mit dem Hugo Award. Ein zentrales Thema von Bujolds Geschichten sind die unterschiedlichen Formen von Beziehungen. Sei es nun, Beziehungen zwischen Feinden, Liebe zwischen normalen und genetisch veränderten Menschen oder Homosexualität. Ähnlich ist es bei Cherryh, auch ihre Geschichten drehen sich um die verschiedenen Formen von Beziehungen, oft auch zwischen Menschen und Aliens. Typisch für ihre Geschichten ist auch, dass weniger die Technik sondern vielmehr die Gesellschaft bzw. der Mensch im Mittelpunkt steht. Genau das ist es, was ich an ihren Geschichten liebe. Denn auch meine Geschichten haben immer die verschiedenen Formen menschlicher Beziehungen im Fokus. Sei es, dass sich der Protagonist in „“ aufgrund einer Beziehung zu seiner Kameradin grundlegend ändert oder dass die Lovestory zwischen einer normalen Frau und einem Supermutanten beschrieben wird wie „Im Licht der Horen“. Und ich finde, dass wir mehr solcher Geschichten brauchen, wie Bujold und Cherryh sie schreiben, die meine Vorbilder sind.


Zauberspiegel: Du hast gerade geschrieben, dass Frauen häufig einen Romance-Ansatz in ihrer SF mit anbringen und vor allem die Beziehungsebene betonen. Kennst du andere Frauen, die das dezidiert nicht tun?

Petra Jörns: Adhoc kann ich leider keine nennen. Am ehesten fallen mir hier noch die älteren Romane von Cherryh ein wie z.B. „Pells Stern“ oder „Die sterbenden Sonnen“, in denen der Fokus deutlich mehr auf den gesellschaftlichen und politischen Verwicklungen lag als auf Einzelschicksalen. Das hat sich dann aber in ihren späteren Werken wie z.B. dem „Atevi“-Zyklus deutlich gewandelt.


Zauberspiegel: SF scheint ein Genre zu sein, das von Autoren dominiert wird. Siehst du das auch so?

Petra Jörns: Overall betrachtet gibt es sicher mehr männliche Autoren von SF als weibliche. Insbesondere in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war SF nahezu eine reine Männerdomäne, in die Autorinnen wie C. J. Cherryh, Kate Wilhelm und Lois McMaster Bujold in den 1970er bzw. 1980er Jahren einbrachen. Es gibt einige wenige herausragende Frauen, die bereits Anfang des 20. Jahrhunderts SF schrieben. Zu ihnen gehört z.B. die deutsche SF-Autorin Thea von Harbou, die 1925 den SF-Roman „Metropolis“ schrieb, der 1927 von Fritz Lang verfilmt wurde. Schließlich dürfen wir auch Mary Shelley nicht vergessen, die bereits Anfang des 19. Jahrhunderts mit ihrem „Frankenstein“ den Archetypen des künstlichen Menschen erschuf. Damals waren weibliche SF-Autoren sicherlich noch Ausnahmen. In den letzten 20 Jahren hat sich das jedoch gewaltig geändert. Immer mehr Frauen schreiben SF, auch in Deutschland.
Ich bin der Meinung, dass SF-Autorinnen jedoch immer noch zu wenig Beachtung erfahren. So sind Frauen unter den Gewinnern von Literatur-Preisen immer noch unterrepräsentiert, was auch daran liegen mag, dass die Jurys meistens von Männern dominiert werden. Männer bewerten Literatur jedoch oft nach anderen Gesichtspunkten als Frauen, was bedeutet, dass von Frauen geschriebene Literatur unter männlichen Gesichtspunkten meist verliert. Das könnte bedeuten, dass wir letztendlich eine Frauenquote bei den Jurys brauchen, damit sich das ändert.

 

Zauberspiegel: Schreiben Männer und Frauen unterschiedliche SF? Wenn ja: Was denkst du, warum das so ist?

Petra Jörns: Ich wage nicht, hier zu pauschalisieren. Jeder Mensch ist anders und hat andere Vorlieben. Aber in den SF Büchern, die ich gelesen habe, konnte ich feststellen, dass der Schwerpunkt der Geschichten bei männlichen und weiblichen Autoren durchaus unterschiedlich ist. Wie ich bereits geschildert habe, bestechen Bujolds und Cherryhs Geschichten durch die unterschiedlichen Formen der Beziehungen, die sie beschreiben. Diesen Fokus konnte ich in dieser Form bisher in keinem SF Roman eines männlichen Kollegen beobachten, der ein ähnliches Alter besitzt. Allerdings bin ich der festen Überzeugung, dass sich das bei den neueren männlichen Autoren geändert hat. Bezeichnend ist auch, dass bevorzugt weibliche SF-Autoren Gesellschaften beschreiben, in denen Frauen wahrhaftig gleichberechtigt sind oder das Thema Gleichberechtigung von Mann und Frau thematisieren. Was ich definitiv nicht beobachten konnte, ist, dass Frauen zimperlicher sind bei der Beschreibung von Gewalt.


Zauberspiegel: Wie hat sich das im Laufe der Zeit geändert? Wie hat es sich geändert? Was für Beispiele würdest du da nennen?

Petra Jörns: Vergleicht man z.B. die alten Klassiker wie Heinlein und Asimov mit den aktuellen männlichen SF-Autoren erkennt man allein schon am vermittelten Frauenbild deutlich den Wandel, der sich in den Köpfen der männlichen Autoren vollzogen hat. Wenn Frauen in den alten SF-Werken schmückendes Beiwerk war, das beschützt werden musste, so sind sie inzwischen die Protagonistinnen von SF-Romanen und beschützen sogar ihren männlichen Sidekick.
Das verdeutlicht u.a., dass Autoren immer auch das Produkt ihrer Gesellschaft sind. Autoren, die unter anderen gesellschaftlichen Bedingungen sozialisiert wurde, schreiben anders, haben andere Themen und andere Schwerpunkte. Und wenn unsere Gesellschaft liberaler wird, dann werden das automatisch auch die Inhalte der Bücher. Es gibt natürlich immer wieder Ausnahme-Autoren, die die kommende Entwicklung einer Gesellschaft bereits Jahre im Voraus extrapolieren, aber sie sind und bleiben Ausnahmen.
Nebenbei, wenn ich von Autoren rede, meine ich alle Autoren gleichgültig welchen Geschlechts. Meine ich nur männliche Autoren, rede ich auch von männlichen Autoren.


Zauberspiegel: Welche Frauen, die SF machen und in dem Zuge weibliche SF mehr in den Fokus gerückt haben, würdest du nennen – z.B. aus Film und Fernsehen?

Petra Jörns: Mir fällt hier spontan Kathryn Bigelow ein, die seit den 1980er Jahren Regisseurin etlicher Actionfilme war, darunter auch für den SF-Action-Film „Strange Days“. Sie war eine der ersten Frauen, die sich in diese Männerdomäne vorgewagt hat. Aus Margaret Atwoods Feder stammt die Vorlage der viel beachteten TV Serie „Handmaid’s Tale“, die sehr unbehaglich an die Wunschträume mancher Republikaner erinnert. Audrey Niffenegger hat „Die Frau des Zeitreisenden“ geschrieben, das 2009 ebenfalls erfolgreich verfilmt wurde. Pat Cadigan hat mit „Snyder“ das Fundament für das Cyberpunk Genre geschaffen. Karen Traviss schrieb z.B. jahrelang für Halo und Star Wars. Diane Carey für Star Trek. Einige wenige Frauen haben sich auf den Regisseurstuhl von Star Trek Filmen/Serien verirrt wie z.B. Gates McFadden. Von den Wachowski Schwestern stammt eine der herausragendsten SF-Reihen überhaupt, nämlich „Matrix“. Zu nennen wäre hier auch „Deep Impact“ von Regisseurin Mimi Leder.
Was wir ebenfalls in Film und Fernsehen beobachten können, ist, dass der männliche Actionheld in den letzten zwanzig Jahren durch gleich starke weibliche Heldinnen Zuwachs erhielt. Man denke nur an „Captain Marvel“ – mit Brie Larson als erster weiblicher Protagonistin in einem Marvel Blockbuster, „Lucy“ mit Scarlett Johannson, die „Resident Evil“ Reihe mit Milla Jovovoich, „The Hunger Games“ mit Jennifer Lawrence, „Everything everywhere all at once” mit der unglaublichen Michelle Yeoh oder last but not least die „Alien“ Reihe mit Sigourney Weaver als Ellen Ripley. Sie alle verkörpern starke Frauen und damit ein neues Frauenbild, das sich in Film und Fernsehen zusehends durchsetzt und gleichberechtigt neben ihren männlichen Pendants besteht.


Zauberspiegel: Du schreibst ja als P.E. Jones, also ohne klaren Bezugspunkt auf dein weibliches Geschlecht. Ist das Absicht? Wenn ja, warum? Wenn nein, weshalb hast du dich dazu entschieden?

Petra Jörns: Das Pseudonym P.E. Jones war ein Zugeständnis an Bastei Lübbe. Der Verlag wünschte sich für die „Space Troopers“ – SF-Military – ursprünglich einen männlichen, englischsprachigen Autorennamen. Ich habe ein offenes, androgynes Pseudonym herausgehandelt, das meine Initialen aufweist. Ich war und bin nach wie vor der Ansicht, dass es meinen Lesern egal ist, ob ich männlich oder weiblich bin. Hauptsache ich kann sie gut unterhalten. Meine anderen SF Romane wie „Im Licht der Horen“ und „Fremde Heimat“ sind alle unter meinem Realnamen erschienen. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass der Großteil meiner Leserschaft weiß, dass P.E. Jones und Petra E. Jörns die gleiche Person sind. Ich habe daraus jedenfalls nie ein Geheimnis gemacht.


Zauberspiegel: Wo spielen deine SF-Geschichten, im Weltraum, unendliche Weiten, wir schreiben ... ach ne ... Ist SF im Weltraum leichter zu schreiben als die Science Fiction auf der Erde geschehen zu lassen? Was muss man sich unter deinen Romanen vorstellen?

Petra Jörns: Die SF Romane, die ich bisher geschrieben habe, spielen alle im Weltraum, zählen also mehr oder minder zu den Space Operas. Ich glaube nicht, dass es leichter ist, einen SF Roman im Weltraum zu schreiben. Auch wenn, wie in meinen Romanen, der Fokus auf der Beziehungsebene liegen mag, muss man dennoch die Technik im Blick behalten. Das, was man über die Technik erzählt, muss schon stimmig und in sich konsistent sein.
Meine SF Romane handeln alle von einer Zukunft, in der die Erde so ausgebeutet wurde, dass die Menschheit dazu gezwungen war, neue Planeten zu kolonisieren. Als Biologin, die seit dreißig Jahren im Naturschutz arbeitet, sehe ich jeden Tag, wie wir rücksichtslos unsere Lebensgrundlagen zerstören. Mahner werden als Verrückte abgestempelt, der Natur- und Klimaschutz wird der Wirtschaft hintenan gestellt. Wirtschaftswachstum ist unser Credo, dabei vergessen wir, dass unsere Ressourcen endlich sind. Der Tag, an dem meine Zukunftsprojektionen Realität werden, ist leider gar nicht so fern, wie wir glauben. Nur wird es wahrscheinlich keine überlichtschnellen Raumschiffe geben, mit denen wir fremde Planeten kolonisieren können. Zurück zu meinen Büchern.
Im Roman „Fremde Heimat“ und der Ebook-Serie „Space Troopers“ stoßen die Menschen bei der Kolonisation fremder Planeten auf einen Feind, dem sie wenig entgegensetzen können. „Space Troopers“ erzählt den Befreiungskampf der Menschheit aus Sicht der Truppen. Beziehungen in unterschiedlichen Formen spielen dabei keine unwesentliche Rolle und tragen zum Ausgang der Geschichte bei.
In Fremde Heimat suchen die Überlebenden der Schlacht gegen den Feind nach Hilfe bei einer fremden Spezies. Es handelt sich insofern auch um das Aufeinandertreffen zweier Kulturen. Nebenbei entwickelt sich zwischen dem Protagonisten und einem Mitglied der Fremdrasse eine Liebesbeziehung.
In der Romanreihe „Im Licht der Horen“ hat die Menschheit sich aufgespalten in Erde und Kolonien und führt Krieg gegeneinander, bis ein Feind sie zur Zusammenarbeit zwingt. Der Protagonist wird aufgrund seiner psionischen Kräfte zur Waffe gegen den Feind hochstilisiert. Damit wird er gleichzeitig aber auch selbst zur Bedrohung, weil er gottgleiche Fähigkeiten entwickelt.
Mehr verrate ich nicht. Wer mehr wissen will, wird meine Bücher lesen müssen.

Zauberspiegel: Hast du eventuell das Buch "Das Meer der endlosen Ruhe" von Emily St. John Mandel gelesen? Das ist ja so gar nicht SF mit Raketen, kollidierenden Raumschiffen und Geballer.

Petra Jörns: Das Buch kenne ich leider nicht. Aber ich habe andere SF Bücher gelesen, die nichts mit Raumschiffen zu tun haben und sie haben mir trotzdem gefallen. Damit mir ein Buch gefällt, brauche ich kein Geballer und keine Raumschiffe, sondern einen fiktiven Charakter, mit dem ich mich identifizieren kann. Mit dem ich mitleiden, mitfiebern, mit dem ich mich freuen und trauern kann. Genau das macht die Bücher von Cherryh und Bujold aus. Sie haben Charaktere, die zum einen einzigartig sind und zum anderen dem Leser so nahe gehen, dass er jeden Moment mit ihnen auskosten will. Denn die Charaktere sind es letztendlich, die jeder Geschichte Farbe verleihen. Sie sind es, weswegen wir ein Buch zu Ende lesen wollen. Was nicht bedeutet, dass die Geschichte, die erzählt wird, unwesentlich ist. Aber ohne lebendige Charaktere ist die spannendste Story nur ein hohles Skelett. Erst mit den Charakteren erwacht sie zum Leben. Und ich hoffe, dass die Charaktere meiner Bücher diesem Anspruch gerecht werden.

Zauberspiegel: Welche Frage würdest du gerne beantworten, die ich dir aber nicht gestellt habe, und was würdest du antworten?

Petra Jörns: Ich würde gerne gefragt werden, was mich derzeit am meisten beschäftigt, denn es brennt mir unter den Nägeln, und dann möchte ich noch etwas loswerden, das mir am Herzen liegt. Bisher bin ich als Autorin nicht politisch geworden, aber ich finde, dass es an der Zeit ist, dass ich für meine Überzeugungen einstehe und die Gelegenheit nutze, um sie zu verbreiten.
Seit 35 Jahren schreiben zig Wissenschaftler am Internationalen Klimabericht IPCC. Die meisten von ihnen sind verzweifelt, weil sie seit Jahren zu schnellem Handeln aufrufen, aber der politische Wille zur Umsetzung fehlt.

Im Jahre 2015 wurde das 1,5 Grad Ziel in Paris beschlossen und bejubelt. Seitdem sind 9 Jahre vergangen und bereits in den letzten drei Jahren haben wir jährlich die 1,2 Grad Marke überschritten. 77 Prozent der Wissenschaftler glauben daran, dass wir die 2 Grad Marke überschreiten werden, fast die Hälfte glaubt, dass es 2,5 Grad werden.

Was 1,2 Grad plus bedeuten, haben wir in den letzten drei Jahren erlebt. Dürren, Überflutungen, Stürme. Auch in Deutschland. Das ist einfache Physik. Höhere Temperaturen bedeuten, dass die Luft mehr Wasser aufnehmen kann. Das Ergebnis sind heftigere Regenfälle und Stürme. 2,5 Grad plus bedeuten auch, dass große Teile des globalen Südens unbewohnbar werden. Flüchtlingsströme werden sich nach Europa aufmachen, das jetzt schon unter den vielen Flüchtlingen stöhnt. 3 Grad plus bedeutet das Aus für viele Küstenstädte.

Und trotz dieses hoffnungslosen Szenarios beschweren sich Mitbürger über das Verbot vom Einbau neuer Gas- und Ölheizungen, will Wissing weiter Autobahnen ausbauen, anstatt ein Tempolimit einzuführen, verweigert Lindner Gelder zur Unterstützung der deutschen Solarindustrie, vertraut die CDU/CSU darauf, das 1,5 Grad Ziel über den CO2 Preis zu erreichen, werden die Klimakleber gehatet und behauptet die AfD steif und fest, es gäbe keine Klimakrise.

Nur weil wir wegsehen, die Gefahr ignorieren, wird sie nicht verschwinden. Im Gegenteil, sie wird bedrohlicher und ist irgendwann unvermeidlich. Habeck hat auf der OMR etwas sehr Richtiges gesagt. "Es geht nicht um Klimaschutz. Dem Klima ist es egal, ob es 2 oder 3 Grad wärmer wird. Es geht um den Schutz einer menschenwürdigen Zukunft." Für unsere Kinder sollten wir daher endlich handeln!

Ich kann Robert Habeck nur zustimmen. Ganz zu schweigen von den Milliarden, die es uns kosten wird, die Schäden, die durch Wetterextreme wie Hochwasser und Stürme verursacht werden, zu beseitigen und die Milliarden, die wir benötigen werden, um uns an das veränderte Klima anzupassen. Nicht zu vergessen die absehbare Preiserhöhung diverser Lebensmittel, die Dürren, Wassermangel und Missernten nach sich ziehen werden. All dieses Geld sollten wir besser nutzen, JETZT etwas zu tun, ehe es zu spät ist.

Es ist eine Minute vor zwölf! Handelt! Zieht Konsequenzen! Und sagt nicht, ihr wärt nicht gewarnt worden.

 

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