... Oliver Fröhlich über aufregende Zeiten, Generalabrechnungen, ein Drache im Koma und Träume
... Oliver Fröhlich ...
... über aufregende Zeiten, Generalabrechnungen, ein Drache im Koma und Träume
: Sehr aufregend, ja. Realisiert hab ich es inzwischen schon, vor allem dann, wenn ich an der Tastatur sitze und die Finger darüber rasen, weil der Abgabeschluss naht. Wenn ich aber geistig mal frei habe (also nicht gerade mit meiner Arbeit oder dem Schreiben beschäftigt bin) und die Gedanken auf Wanderschaft gehen, überfällt mich hin und wieder ein merkwürdiges, unwirkliches Gefühl. Dann legt sich ein dümmliches, glückseliges Lächeln auf meine Lippen, während ich im Hinterkopf fürchte, aus diesem Traum zu erwachen.
: Bei positiver Resonanz freu ich mir natürlich ein Loch in den Bauch und frag mich: Reden die wirklich von mir? Und dann überfällt mich wieder dieses merkwürdige, unwürdige Gefühl. Aber hey, hört deshalb bloß nicht auf, ja? J
Negative Kritik habe ich bisher noch kaum einstecken müssen, was mich sehr erleichtert. Das gibt mir die Chance, noch etwas länger darauf hinzutrainieren. Wenn sie dann aber mal kommt, werde ich sie einzuschätzen wissen. Habe ich einfach nur den Geschmack des Kritikers nicht getroffen, freue ich mich, dass genug anderen der Roman gefällt. Deckt der Kritiker handwerkliche oder wie auch immer geartete Fehler auf, ärgere ich mich darüber, sie begangen zu haben, und versuche, daraus zu lernen. Und ansonsten bleibt mir ja immer noch die Möglichkeit zu denken: Reden die wirklich von mir?
: Im Heftbereich bin ich ein rechter Spätzünder, zumindest hinsichtlich der Bandbreite. Ich habe im Alter von vielleicht elf oder zwölf Jahren mit John Sinclair angefangen und bin lange Jahre dabei geblieben. Zwar habe ich vor allem in meinen Heftanfangstagen auch mal in andere Serien reingeschaut, bin aber nirgends hängen geblieben. Butler Parker beispielsweise fand ich klasse zu lesen, allerdings musste ich bald feststellen, dass mich reiner Krimi im Heftroman nicht fesseln kann. Deshalb hab ich in meinem Leben auch höchstens drei oder vier Cottons gelesen. Natürlich habe ich damals auch in ein paar Zamorras geschaut, aber auch hier ist der Funke nicht übergesprungen.
Insofern habe ich mich mit meinem Lesergeschmack schon recht früh auf Horror oder Grusel festgelegt. Erst Jahre später habe ich andere Serien für mich entdeckt. Perry Rhodan, Maddrax, Bad Earth, Torn, Macabros, Dorian Hunter, Sternenfaust und natürlich Zamorra. Aus Zeitgründen kann ich die leider nicht mehr alle lesen. Meine derzeitige Heftlektüre sieht so aus, dass ich alte Zamorras und Hunters schmökere, um mein Wissen zu mehren. Bei Maddrax ist das nicht nötig, da hab ich nämlich schon alle gelesen. Außerdem lese ich, wenn die Zeit es zulässt, die aktuellen Rhodans. Mein Versuch, auch hier alte Hefte nachzuholen, liegt derzeit auf Eis. Das schaffe ich einfach nicht. Vielleicht probiere ich es erneut, wenn ich die Zamorra- und Hunter-Lücken geschlossen habe.
: Kritisch, ja. Aber als Generalabrechnung habe ich den Artikel damals nicht gesehen. Ich wollte einfach nur mal loswerden, warum ich mich entschlossen hatte, als Leser aus der Serie auszusteigen. Dabei sollte man aber nicht vergessen, dass mir der Professor schon etwas bedeutet hat, ich die Serie also eigentlich mochte. Andernfalls hätte ich nämlich einfach nur die Lektüre eingestellt, ohne mich zu erklären. Natürlich stellte sich für mich im Nachhinein heraus, dass W.K. Giesas Krankheit ein Grund für einige meiner Kritikpunkte war, und hätte ich zu diesem Zeitpunkt gewusst, wie krank er schon war, hätte ich ihn sicherlich nicht so hart angegangen. Aber das kann man eben nicht mehr ändern.
Doch dann frage ich mich wieder: Hätte ich den Artikel damals nicht so geschrieben, wie ich es getan habe, dürfte ich dann heute in der Serie mitwirken? Keine Ahnung. Vielleicht nicht. Vielleicht doch. Mir ist auf jeden Fall klar, dass ich mich an diesen Aussagen messen lassen muss, was womöglich ein zusätzlicher Ansporn ist.
: Na ja, es ist ja keineswegs so, dass ich seine Romane nicht mochte. Er hat großartige Bände geschrieben und natürlich auch schlechte. Das blieb bei der Menge natürlich nicht aus. Meine Rezensionen bezogen sich ja auf die Anfangstage, wo mir seine Romane in der Tat immer etwas aufgeregt erschienen und deshalb nicht so zusagten. Ich sehe deshalb auch nicht Band 111 als Beginn der neuen Zeitrechnung. Für mich wurde die Serie erst etwa ab Band 200 oder gar 250 interessant. In der Folge kamen über Jahre hinweg einige grandiose Bände. Dass er schreiben kann, habe ich selbst in den kritischen Artikeln immer betont.
Unter meinen Zamorra-Testlesern befindet sich ein langjähriger Fan und Kenner (ich neige dazu zu sagen: Experte) der Serie. Da freut es mich natürlich besonders, wenn jemand wie er zu einem Roman sagt, er könne sich vorstellen, dass Werner von der Handlungsfortführung begeistert gewesen wäre. Dennoch weiß niemand, was WKG tatsächlich gemacht hätte oder im Sinn gehabt hatte. Hier sind wir alle auf Mutmaßungen angewiesen. Insofern versuche ich (und das gilt für alle Kollegen), einen Zamorra zu machen, wie ich ihn von Giesa gerne lesen würde, wenn er noch unter uns weilte. Insofern sehe ich den Schatten der Überfigur eher als Ansporn, dem Zamorra-Universum, wie ich es verstehe, gerecht zu werden.
: Mit einem Roman-Universum ist es wie mit der echten Welt: In dem Augenblick, in dem man hineingeworfen wird, entzieht es sich zunächst einmal einer eigenen Interpretation. Man muss nehmen, was man vorfindet, auch wenn einem Aspekte daran erst mal nicht so gefallen. Im Gegensatz zur echten Welt kann man aber versuchen, ein so gewachsenes Universum nach seinen Vorstellungen umzuformen. Das heißt, selbst wenn ich mich in Artikeln darüber beschwert habe, ist auch bei mir z.B. die Hüterin der Quelle nackt und läuft nicht plötzlich im hochgeschlossenen Pelzmantel rum. Aber und das ist das Schöne im Romanuniversum kann ich irgendwann einmal erklären, warum das so ist. Und irgendwann wird diese Erklärung auch kommen ich weiß sie nämlich schon. Ich versuche also nicht, den Figuren eine andere Interpretation aufzudrücken, sondern die bisherige beizubehalten und bestenfalls vorsichtig und allmählich zu modifizieren.
Etwas in wenigen Sätzen beschreiben? Das liegt mir nicht! Schon bei den Heften muss ich immer verdammt aufpassen, nicht die Anschlagszahl zu reißen. Nur so viel: Für mich besteht das Team Zamorra in erster Linie aus Menschen (na ja, und Menschenähnlichen). Sie mögen sich einer besonderen Aufgabe verschrieben haben oder über besondere Fähigkeiten verfügen, aber auch sie fluchen, wenn sie sich mit dem Hammer auf den Finger schlagen. Auch sie haben Fehler, Macken oder Probleme außerhalb der Dämonenjagd. Auch sie müssen aufs Klo. Auch wenn man darüber nicht unbedingt schreiben muss, halte ich es für die Charakterisierung der Figuren doch für wichtig, das nicht zu vergessen.
: Ich sehe die Serie vorrangig als Gruselserie an. Gerade der SF-Anteil war es auch, der mich als einsteigenden Leser zunächst etwas verwirrt hat, weil es für mich völlig neu war, in einer Serie mit Vampiren und Dämonen plötzlich auch Raumschiffe zu entdecken. Umso erstaunter war ich, als ich irgendwann feststellen durfte, dass dieser Mix tatsächlich funktioniert.
Welche Bereiche ich beackern möchte, habe ich mich noch gar nicht gefragt. Dafür habe ich noch keinen Anlass gesehen. Im Augenblick wähle ich das so aus, wie es für die Storyline des Erbfolgers am sinnvollsten erscheint. SF passt da nicht ganz so gut, aber Fantasy und historische Elemente werden zumindest gestreift. Wenn der Strang einmal beendet sein wird (und ich weiß schon seit Band 906 wie und wann das geschieht), werde ich mir darüber vielleicht mal Gedanken machen.
: Krychnak hat in der Erbfolger-Story natürlich eine ganz bestimmte Funktion, über die wir im Zweiteiler 932/933 noch eine Menge erfahren werden. Natürlich kann ich jetzt noch nichts von dem verraten, was danach geschieht. Nicht, weil ich es nicht wüsste, sondern weil es ja spannend bleiben soll. Wird er noch vor Abschluss der Erbfolger-Handlung vernichtet? Geschieht das erst im Showdown des Finales? Oder überlebt er über die Story-Linie hinaus? Lass es mich mit den unsterblichen Worten des Großmeisters sagen: Abwarten und PZ lesen!
: Dass ich mir den Erbfolger geschnappt habe, lag unter anderem daran, dass der Bursche immer älter wurde und sich der Handlungsstrang um seine erwachenden Fähigkeiten somit aufgedrängt hatte. Andere von Werners losen Fäden konnte man auch noch etwas baumeln lassen und irgendwann einmal verweben, aber der Erbfolger würde ja nicht ewig in der Pubertät bleiben. Also habe ich Rhett gefragt, ob ich ihn in Zukunft etwas betreuen darf, und er hatte nichts dagegen. Vielleicht hätte er sich anders entschieden, wenn er gewusst hätte, was ich alles mit ihm vorhabe! Da darf er sich endlich mal verlieben und schon liegt seine Angebetete tot im Château und trotzdem schließen sich ihre Wunden irgendwie. Sicher kein guter Beginn für eine erfüllte Beziehung.
Ich mag Rhett. Auf mich macht er den Eindruck eines netten Kerls, der es wirklich nicht leicht hat. Besonders schade fand ich, dass seine Existenz noch so viele Fragezeichen aufweist. Deshalb empfand ich es als besondere Herausforderung, einige dieser Fragezeichen durch Ausrufezeichen zu ersetzen und einige (vielleicht auch unangenehme) Antworten zu geben.
Schreibe ich gerne aus der Sicht von jugendlichen Protagonisten? Nun ja, Rhett drängt sich wegen des Themas auf, aber ansonsten kann ich mich jetzt nur an Hendreg aus den Nebelbergen und Sara aus dem Schattenfresser erinnern. Ich gestehe aber, dass mir besonders der Prolog mit Sara besonders viel Spaß gemacht hat. Und natürlich die Szene, wo ich sie mit ihrem toten Großvater in einen Raum gesperrt habe. Vielleicht sollte ich mal mit meinem Therapeuten darüber reden. Ach ja, dann waren da natürlich noch die beiden Kinder, die ich geschrumpft und in eine Spielzeugeisenbahn gesteckt habe. Hm ... Vielleicht hast du ja tatsächlich recht.
: Was kann ich darüber verraten, ohne wirklich etwas zu verraten? Das mit dem Drachen ist so eine Sache. In der Tat fand ich die Figur als Leser eher nervig. Trotzdem hat es mir viel Spaß gemacht, Szenen zu schreiben, in denen er mitspielt. Irgendwie haben wir uns sogar angefreundet. Deshalb tat es mir dann auch richtig leid, ihn ins Koma zu schicken. Diese Aktion verfolgte natürlich nicht den Zweck, den kleinen Kerl für die nächsten tausend Jahre irgendwo zu parken. Deshalb kann ich wohl auch verraten, dass er nicht für immer im Koma liegen wird. Was aber wird danach mit ihm geschehen? Derzeit verfolgen wir zwei mögliche Ansätze. Entweder er wird Feuerwehrmann oder ... ach, den zweiten verrate ich doch lieber nicht.
: Da würde ich als Leser vorsichtshalber schon mal damit rechnen. Dylan McMour ist immerhin ein Auserwählter und somit Kandidat für einen Gang zur Quelle des Lebens. Okay, er weiß noch nichts davon, aber zumindest Rhett hat ihn schon als Auserwählten erkannt. Dylan ist ja nicht meine Figur, sondern hatte seinen ersten Auftritt in Band 880 und ward danach nicht mehr gesehen. Es war auch für mich eine spannende Angelegenheit herauszufinden, was er in Band 880 überhaupt beim Llewellyn-Castle wollte, warum ihn der Vampirbiss so wenig beeindruckt hat und wo er nach dem Band all die Zeit steckte.
Anka Crentz hingegen habe ich selbst kompostiert (will heißen: Sie ist auf meinem Mist gewachsen.) Wie es mit ihr weitergeht, behalte ich vorsichtshalber für mich. Schließlich ist sie im Augenblick gerade mal tot, da sollte man sich mit weiteren Plänen vorerst zurückhalten. Wie sagte schon Ringo Starr (oder war es George Harrison?) auf die Frage nach einer Wiedervereinigung der Beatles: Nicht, solange John Lennon tot ist.
An beiden Figuren reizt mich, dass sie etwas Geheimnisvolles an sich haben. Gut, viele der Geheimnisse kenne ich schon, verrate sie aber noch nicht. Doch ich habe das Gefühl, dass es da vielleicht noch mehr geben könnte, was die Figuren auch mir noch nicht erzählt haben. Und darauf bin ich gespannt.
Auch an dieser Stelle bleibt mir mal wieder nichts anderes übrig, als auf den Zweiteiler 932/933 zu verweisen, in dem auch einige alte Bekannte auftauchen werden drei an der Zahl!
: Stimmt, Maddrax 267 wird von mir sein und der erste Teilroman des 25. Dorian-Hunter-Bandes. Außerdem erscheint im März bei Zaubermond eine Kurzgeschichtenanthologie (Dunkles Alphabet), in der ich mit einer kurzen Story vertreten sein werde. Ansonsten steht für Dorian Hunter auch ein Roman für den 27. Band auf dem Plan. Das sind die Dinge, die neben Zamorra jetzt schon feststehen. Wegen des nächsten Maddrax sind wir aus terminlichen Gründen noch etwas unschlüssig, welcher das sein wird. Aber das wird sich demnächst klären. Zur Diskussion steht Band 276, aber das wird sich noch zeigen.
: Reine Kriminalromane glaube ich ausschließen zu können. Die lese ich (als Buch) zwar zuweilen ganz gerne, im Heft haben die mich aber wie schon erwähnt nie gefesselt. Liebesromane? Hm ... Ich weiß nicht. In Der Schattenfresser haben wir ja zumindest mal eine Hochzeit drin. Gilt das schon als Liebesroman? Nein? Dann glaube ich, dass ich auch auf diesem Gebiet passen würde.
Über alles andere habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Da ich berufstätig bin, ist es ja auch immer eine Frage der Zeit, was man noch alles unterbringen kann. Ich bin einfach mal gespannt, was das neue Jahr so bringt, und bin zufrieden mit dem, was ich habe. Vor einem Jahr hätte ich mir nicht zu träumen gewagt, neben Zamorra plötzlich auch noch Maddrax und Dorian Hunter machen zu dürfen. Ich lasse mich einfach mal überraschen und hoffe, in der Zwischenzeit nicht doch noch aus dem Traum aufzuwachen.
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