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... Stephan Schwartz über das Erzählen des Dämonenkillers und Grimm'sche Märchen

Stephan Schwartz... Stephan Schwartz ...
... über das Erzählen des Dämonenkillers und Grimm'sche Märchen

Stephan Schwartz (Jahrgang 1951) kann auf eine fünf Jahrzehnte lange Karriere vor der Kamera zurückblicken. Sie begann in den Filmen der 50iger Jahre (darunter „Die Winzerin von Langenlois“, „Der Haustyrann“ und „Der Würger von Schloss Blackmoor“ – ein Bryan Edgar Wallace Film).

Er spielte an der Seite solch großer deutschsprachiger Stars wie Paul Hörbiger, Heinz Ehrhardt, Karin Dor, Rudolf Fernau, Inge Meysel, René Deltgen und Lil Dagover.


Sein Weg führte ihn ins Fernsehen, wo er unter anderem in „Derrick“ und „Tatort“ mitspielte. Ein erster ganz großer Erfolg war die Rolle des jungen Walter Kempowski in der Mini-Serie „Ein Kapitel für sich“ nach den Erinnerungen des jüngst verstorbenen Walter Kempowski unter der Regie von Eberhard Fechner.

FotoSeine bekannteste Rolle dürfte allerdings die des Kinderarztes Holbein in „Freunde fürs Leben“ sein. 2005 nahm er Abschied von dem Leben vor der Kamera. Seine letzte Rolle war in der „Schwarzwaldklinik – Neue Zeiten“.

Jetzt ist er Sprecher und Erzähler. Seine Stimme ist oft bei Dokumentationen in der ARD und im NDR-Radio zu hören.

Stephan Schwartz hat auch im Hörspiel/Hörbuchbereich ein neues Standbein gefunden. Er liest die Romane von Eric Malpass, Grimm’sche Märchen und gibt den Erzähler des Dämonenkillers in dem Hörspiel „Im Zeichen des Bösen“.

Ein Portrait von Ingo Löchel über Stephan Schwartz ist in Vorbereitung.

FotoWir trafen Stephan Schwartz anlässlich von Dreharbeiten (dazu haben wir auch eine Galerie angelegt). Dieses „Comeback“ vor der Kamera ist eine Ausnahme. Es diente einem Film, der für eine Internetseite ist, die das Märchenprojekt von SDK Nocturna und ihm selbst fördern soll. Dort führt uns Stephan Schwartz an den Ort der Geschehnisse, wie den Frau-Holle-Teich am Hohen Meißner. Dafür hat er ganz aktuell "Rotkäppchen" aufgenommen. Diese Märchenaufnahmen orientieren sich an den von den Gebrüder Grimm gesammelten Urfassungen der Märchen (vgl. die Rezension von Bettina Meister ).

Bei einer gemütlichen Tasse Tee bzw. einem Kännchen Kaffee in einem Ausflugslokal am Hohen Meißner stellte sich der bekannte Ex-Schauspieler dann unseren Fragen.

FotoZauberspiegel: Stephan, du hast als Schauspieler Abschied von TV und Film genommen. Wie kann man nur so uneitel sein? Die meisten muss man doch von der Kamera loshämmern.
Stephan Schwartz: (sinniert) Das stimmt, ja. (wendet sich der eigentlichen Frage zu) Das hat viele Gründe. Wenn ich die hier alle erläutere, sprengt das den Rahmen des Interviews. Ich würde eigentlich mal knapp sagen, ich habe ja mit zweieinhalb Jahren angefangen und seither etwa 500 Filme gedreht. Ich bin jetzt 56 und habe demnach eigentlich das Rentenalter erreicht.

Ich habe 50 Jahre in dem Beruf gearbeitet und hatte so das Gefühl: Ich bin damit durch. Ich habe eigentlich so alles gemacht, was man machen kann.

Ich habe zwar keinen Oskar bekommen, aber das muss auch nicht sein.

Ich habe zwar keinen Oskar bekommen, aber das muss auch nicht sein. Ich habe alle Rollen gespielt, die ich mir so vorstellen konnte. Es gab nicht mehr so die richtige Herausforderung. Es war einfach zur Routine geworden.
Ich hatte Lust, was anderes zu probieren. Deswegen habe ich gesagt: Ich hör auf.

Zauberspiegel: Und jetzt bist du unter anderem beim Dämonenkiller gelandet. Für mich, der damit aufgewachsen ist, eine Legende des Horrorheftromans. Wie kommt man nun als jemand, der vom Horror völlig unbeleckt ist, zum Dämonenkiller?
Stephan Schwartz: Das ist hauptsächlich durch Sven Schreivogel zustande gekommen, mit dem ich sehr gut befreundet bin. Unter Freunden hat mir Sven eben von dem Projekt Dämonenkiller erzählt. Und gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mich daran zu beteiligen. Ich persönlich habe nicht so den Bezug zum Horror. Also habe ich den Text erstmal mit nach Hause genommen, um ihn mir anzusehen und festzustellen, ob mir das gefällt.

Dazu muss ich sagen: Die Susa Gülzow, die die Hörspielbearbeitung gemacht hat, hat zum einen sehr gut geschrieben und zum anderen so ein winzigkleines Augenzwinkern dabei.
Ich habe „Im Zeichen des Bösen“ dann mal für mich zur Probe gelesen und gemerkt: Das macht Spaß!
Ich habe den Text auch mit einer winzigen Spur Ironie gelesen, denn ich habe auch das Gefühl, dass das Genre hier auch an manchen Stellen ein ganz klein wenig auf die Schippe genommen wird. Das gefiel mir.

FotoZauberspiegel (wendet sich Sven Schreivogel zu): Wie bist du auf die Idee gekommen Stephan zu besetzen?
Sven Schreivogel: Stephan hat's gerade gesagt. Wir haben vorher zwei Produktionen zusammen gemacht. Das eine war „Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung“ und „Dornröschen und andere Märchen“, unser Gebrüder Grimm-Hörbuch. Dann saßen wir beim Tee zusammen und sprachen über weitere Projekte. Für mich war es eben die erste Dämonenkiller-Folge. Und so kam das. Ein Wort gab das andere. Es war ein spontaner Einfall.
Zauberspiegel: Und das passte dann?
Sven Schreivogel: Genau. Das passte.

Stephan Schwartz: Ich glaube, ich habe dich sogar gefragt: Was ist denn mit dem Erzähler? Vielleicht kann ich den ja machen. – Habe mich zwar selber gewundert ...
Sven Schreivogel: Und ich habe mich gefreut. Am selben Abend kam dann auch ne SMS von Stephan: Ich mach's...
Da waren wir dann auch sehr glücklich. Gerade auch, weil die Zusammenarbeit mit Susa erprobt war. Susa hat ja die Bearbeitung und die Regie der meisten Nocturna Audio-Produktionen gemacht.

Zauberspiegel: Ich muss sagen, Stephan, ich war von deinem Erzählerpart bei „Im Zeichen des Bösen“ sehr angetan, weil du wenig Klischees bedient hast.
Stephan Schwartz: Danke.

Zauberspiegel: Für mich ist nun die Frage: Wo ist der Unterschied zwischen Schauspielen (auch im Hörspiel) und Erzählen? Und warum erzählst Du?
FotoStephan Schwartz: Ein interessanter Aspekt, warum ich Sven gefragt habe, ob ich nicht den Part des Erzählers übernehmen kann, ist eben mein Abschied von der Schauspielerei. Mir liegen diese spielenden Parts nicht mehr so.

Ich spreche ja sehr viele Dokus, gelegentlich auch noch Synchron, aber eben doch mehr Dokumentationen. Für BBC-Exklusiv zum Beispiel Tierdokus. Für den NDR-Hörfunk mache ich auch sehr viel.
Im Moment gefällt mir mehr der neutrale Standpunkt. Auch was wir hier gemacht haben, diese Aufnahmen am „Frau Holle Teich“, diese moderierenden, neutralen Parts. Das ist es, was mir gefällt.

Zauberspiegel: Hast du denn das Endergebnis schon komplett gehört?
Stephan Schwartz: Nee, das habe ich hier im Rucksack. Ich hab's gerade bekommen. Ich kenne nur Ausschnitte.

Zauberspiegel: Da habe ich dir ja was voraus.
Hat's denn Spaß gemacht, „Im Zeichen des Bösen“ zu erzählen.
Stephan Schwartz: Ja, sehr viel. Auf jeden Fall.

Zauberspiegel: Jetzt konnten wir heute erleben, wie du Promotionsaufnahmen für eine Homepage bezüglich der Märchenhörbücher nach den Urfassungen der von den Gebrüdern Grimm gesammelten Märchen gemacht hast.
Wie kommt man an Grimm’sche Märchen?
FotoStephan Schwartz: Gute Frage. Es gibt natürlich schon jede Menge Grimm’sche Märchen-CDs. Schon aus Urzeiten. Du hast ja im Vorgespräch schon von meinem großen Meister Hans Paetsch gesprochen, mit dessen Stimme ja viele aufgewachsen sind.

Das hat auch damit zu tun, dass ich mir nun vor ein paar Jahren eine Wohnung in Witzenhausen gekauft habe. Das ist eine Region, wo eben diese Märchen angesiedelt sind.
Das war also der eine Aspekt, dass wir auf die Idee gekommen sind, einmal die Märchen zusammenzufassen, die in dieser Region spielen.
Zum anderen habe ich eine persönliche Motivation. Ich habe eine eigene Sichtweise, wie diese Märchen gelesen werden könnten. Ich will nicht sagen sollten, aber könnten.
Ich tendiere dahin, den Schauspieler nicht zu stark zu bedienen. Also die Charaktere nicht zu sehr zu betonen.
Meine Kinder gehen alle auf Waldorf-Schulen und ich habe auch mal ein anthroposophisches Märchenseminar mitgemacht.

  Meine Generation, also die 68er, hatte ein großes Problem mit Märchen unter anderem aufgrund der Grausamkeiten.

Meine Generation, also die 68er, hatte ein großes Problem mit Märchen unter anderem aufgrund der Grausamkeiten. Das ist auch der Fehler in der Rezeption der Märchen, dass Sprecher die Grausamkeiten dann betonen. Als Beispiel mag hier der ‚große böse Wolf’ dienen. Der ist dann ‚derrrr grrrrossse böhhhhse Woolllf!’.
In diesem Märchenseminar wurde uns vermittelt, das völlig wertneutral zu erzählen: ‚Da kommt der große böse Wolf.’
Foto Wie böse der jetzt ist, das kann sich nun in der Fantasie des Kindes – wie beim Lesen – abspielen. Das muss ich dem Kind aber nicht vorgeben.
So haben wir denn auch versucht unser Hörbuch anzulegen. Es gibt ein paar Kompromisse. Mein Rumpelstilzchen ist dann auch ein wenig überzeichnet, aber eben nicht zu dramatisch.
So wollte ich das für mich mal ausprobieren. Für mich ist auch interessant, ob das ankommt.
Zauberspiegel: Dafür setzt du dich ja auch ein. Hier am Sonntagnachmittag drei Stunden durch die nordhessische Prärie zu fahren.
Stephan Schwartz: Das ist ein Privatprojekt, sozusagen.

Zauberspiegel: Was mich so wundert: Wir haben dich ja heute erlebt. Deine Stimme wechselt zwischen einer privaten und sehr lockeren Stimme, von einen Augenblick zum anderen in einen professionellen Tonfall. Merkst du das überhaupt noch? Ist das ein bewusstes Umschalten?
Stephan Schwartz: Ja, natürlich.

Zauberspiegel: Dann bedanke ich mich für das kurze Interview.
Stephan Schwartz: Danke auch.

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