Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

... Barry Hutchison über »Invisible Fiends«, Freunde und Moral

Barry Hutchison ... Barry Hutchison über »Invisible Fiends«, Freunde und Moral

to the English version »Invisible Fiends« ist eine in Deutschland in der »Gulliver«-Reihe bei Beltz & Gelberg  laufende Jugendbuchserie, die unglaublich Action geladen ist. Da geht es spannend und unheimlich zu und vergessene Freunde werden zu Feinden und die Welt steht am Rande des Untergangs. Das ist großartig. Und daher waren wir froh, dass der schottische Autor Barry Hutchison sich bereit erklärte, unsere Fragen zu beantworten...

 

Der erste Band: Mr. Mumbles kehrt zurück Zauberspiegel: »Invisible Fiends«, ein nur in Englisch funktionierendes Wortspiel mit ›unsichtbaren Freunden‹ (invisible friends) ist der Obertitel Deiner Serie. Wir Deutschen lieben Kategorien und Schubladen zum Einsortieren. Welches Genre also ist das? Welche Art von Leser willst Du erreichen?
Barry Hutchison: In erster Linie ist es Horror, aber ich wollte nicht, dass es nur erschreckend ist - und nichts anderes. Ich wollte, dass es auch lustig ist, und ich wollte reale, glaubhafte Beziehungen zwischen den Charakteren. Es ist auch ein bisschen Mystery mit drin, also ist es eine Mischung aus verschiedenen Dingen, aber wenn man es irgendwo ablegen muss, dann kann dies gut unter Horror geschehen.

Zauberspiegel:
In »Invisible Fiends« geht’s auch zur Sache, sprich es wird Gewalt ausgeübt und gestorben. Noch vor dreißig Jahren wären diese Bücher in Deutschland nicht als Jugendbücher durchgegangen und wie die »Borribles« an Erwachsene verkauft worden. Im Vereinten Königreich war das immer anders. Was meinst Du, was ist die Ursache dieser unterschiedlichen Traditionen im Jugendbuch? Was kannst Du uns über das britische Kinderbuch an sich sagen und wie Du Dich in dieser großen Tradition siehst?
Barry Hutchison: Ich weiß nicht, ob es zwischen Großbritannien und Deutschland so große Unterschiede gibt, wenn es um Themen wie Gewalt in Kinder-Büchern geht. Schon jetzt fühlen sich einige Lehrer und Eltern unwohl mit der Idee eines Horror für Kinder, und ich musste den Ton bei einigen erschreckenden Aspekten in ein paar der Bücher herunter schrauben, damit sie für Kinder nicht „too much“, sondern gut zu handhaben sind. Noch vor zehn Jahren gab es in Großbritannien keinen Schrecken für Kinder, mal abgesehen von „Goosebumps books“ (Gänsehaut Bücher), aber jetzt ist es ein riesiger Markt, und Kinder haben eine breite Palette von Gruselbüchern zur Auswahl. Es gibt eine Menge wirklich gute Sachen da draußen in diesen Tagen, obwohl auch viele schreckliche Dinge!
Wo sehe ich mich selbst? Ich möchte gene glauben, dass ich Horror mit ein wenig Intelligenz mache. Starke Charaktere und Handlung sind mir wichtiger als nur das Füllen von Seiten mit Blut und Gore ohne wirklichen Grund. Dies ist leider der Fall mit vielem, was mit Horror für Erwachsene und Kinder zu tun hat.
Langfristig aber werde ich mich aber noch in andere Bereiche wechseln und eine Reihe anderer Genres angehen und dort schreiben, auch wenn ich Horror nicht ganz aufgeben werde. Ich habe gerade zwei Comedy/Fantasy-Bücher an meinen britischen Verlag HarperCollins verkauft, und ich habe Ideen für alles, von Science-Fiction bis zu historischem Abenteuer, so gibt es viel mehr zu kommen, wenn FIENDS erst einmal fertig ist!

Zauberspiegel: Unsichtbare Freunde sind nette Zeitgenossen, die Kindern zur Seite stehen. Wenn sie nicht mehr gebraucht werden, gehen sie ohne zu murren und kommen nie wieder. Wohin gehen sie und was empfinden sie dabei wirklich? Das muss einer der Fragen sein, die Du für Dich beantwortet hast. Also: Aus den netten Freunden der Kindheit sind verbitterte, hasserfüllte Wesen geworden. Wie kommt man auf so eine Idee?
Barry Hutchison: Meine Schwester hatte, als sie noch jünger war, einen unsichtbaren Freund, der lebte in einem Lüftungsschacht im Haus meiner Mutter. Der unsichtbare Freund meiner Schwester war ein kleines Mädchen, und damit sie in den Lüftungsschacht passen konnte, hatten sie alle ihre Knochen gebrochen, und ihr Gesicht war gegen die Metallstäbe der Entlüftung gedrückt. Die Idee, dass ein kleines Mädchen dort so hinein gequetscht war, erschreckte mich und ließ mir lange Zeit keine Ruhe. Vor ein paar Jahren habe ich angefangen mich zu fragen, wohin das Mädchen ging, als meine Schwester damit aufhörte sie zu "sehen", und dann fragte ich mich, was wohl passieren würde, wenn sie zurückkam.
Ich vermutete, sie würde darüber, daß in Vergessenheit geraten zu und beiseite geworfen war, unglücklich sein. Und dann dachte ich, was ist, wenn sie an einen wirklich schrecklichen Ort geschickt worden wäre  - eine Hölle für imaginäre Freunde - wie wütend sie darüber wäre, und welche Art von Rache sie nehmen würde, wenn sie jemals zurückkam?

Der zweite Band: Caddies Spiel Zauberspiegel: Was ist das für ein Ort der abgelegten unsichtbaren Freunde und was empfinden diese ›abgelegten‹ Freunde wirklich? Lernt der Leser diesen Ort im laufe der weiteren Folgennoch näher kennen?
Barry Hutchison: In den Büchern finden sich die Vergessenen Freunde an einem Ort namens die Darkest Corners wieder. Es ist ein erschreckender, schrecklicher Ort, mit allen Arten von bösen Kreaturen. Wenn sie da sind, verlieren jene unsichtbaren Freunde, die stark genug sind um zu überleben, ihren Verstand und werden verdrehte, böse Versionen ihrer selbst, schließlich sind sie kaum mehr als Monster.
Kyle besucht die dunkelsten Ecken in jedem Buch der Reihe, und man lernt jedes Mal ein wenig mehr über sie. Band 4 spielt fast vollständig innerhalb der Darkest Corners, und Kyle entdeckt, wie schrecklich dieser Ort ist.

Zauberspiegel: Die Frage drängt sich auf, ob Du auch imaginäre Freunde hattest und diese in der Serie verarbeitest. Stimmt das? Wieviel ›Kyle‹ ist in Barry?
Barry Hutchison: Ich hatte nie einen imaginären Freund, obwohl mir die Idee einen zu haben immer ziemlich gut gefiel. Ich glaube, es gibt eine ganze Menge von mir in Kyle - er ist ein bisschen ein Feigling, der es irgendwie schafft, tapfer zu sein, wenn seine Familie ihn wirklich braucht, und er ist nicht sehr gut im Gespräch mit Mädchen. Wenn man das so zusammenfasst, ist das sogar ziemlich viel von mir!

Zauberspiegel: Die Handlung beginnt am Heiligabend, knapp 40 Tage vor dem Weltuntergang. Der zweite Band ist bereits 23 Tage vor dem Untergang angesiedelt. Wie viele Romane sind geplant?
Barry Hutchison: Es gibt 6 Bücher in der Reihe. Buch 6 beginnt ca. 3 Stunden vor dem Prolog - also 3 Stunden bevor die Welt durch die Bewohner der Darkest Corners überrollt wird. Es macht Spaß, den Countdown bis zu diesem Moment zu zählen, und ich freue mich auf die Weiterführung der Geschichte von dort aus bis zum Abschluss der Serie.

Der dritte Band: Herr der Krähen (erscheint am 11. Januar) Zauberspiegel: Ein Kennzeichen der bisherigen Bände der »Invisible Fiends« ist, dass unheimlich viel passiert. Der Leser kommt kaum zu Atemholen bei dem Tempo.
Wie hält ein Autor dieses Tempo durch? Und: Können wir uns als Leser auch für die ausstehenden Romane auf eine Achterbahnfahrt freuen?

Barry Hutchison: Ja! Meine Idee mit der Serie war es, wirklich rasanten Horror zu schreiben, mit etwas Humor und viel Action und Spannung. Dies setzt sich fort über den Rest der Serie, und die Dinge beginnen tatsächlich in den Büchern 3 und 4 immer schlimmer für den armen Kyle zu werden. Als ich jung war habe ich jene Bücher geliebt, die einen in ihren Bann ziehen, die einen dazu zwingen weiter zu blättern bis man das Ende erreicht.  Das ist es, was ich versucht habe zu tun. Jedes Kapitel endet mit einem Cliffhanger, zieht einen in das nächste hinein, so dass es hoffentlich dem Leser schwer fällt, das Buch beiseite zu legen.
Wenn ich an den Büchern arbeite, bin ich am Ende eines Tages oft ziemlich oft erschöpft, da ich mich in die Geschichte hineinwerfe, so intensiv ich es kann. Ich bin genau dort mit Kyle und Ameena, lauf vor Herrn Mumbles weg, oder vor einem Heer von Killer-Puppen. Es ist anstrengend, aber ein großer Spaß!

Zauberspiegel: Was ist die Moral von der Geschicht? Was soll der Leser mitnehmen, wenn er »Invisble Fiends« liest?
Barry Hutchison: In der Reihe dreht sich alles um die Beziehungen zwischen Freunden und innerhalb der Familie. Es ist schwierig viel darüber zu erzählen wie ich die allgemeine Moral und das Thema der Serie sehen, ohne zu viel über das zu verraten, was passieren wird. Aber sagen wir einfach es geht darum zu lernen, unsere Freunde und Familie so zu akzeptieren wie sie sind akzeptieren, auch wenn es manchmal ziemlich lästig oder unangenehm sein kann, wer sie sind.

Zauberspiegel: Besten Dank fürs Interview und ich wir freuen uns auf die weiteren Bände.
Barry Hutchison: Mein Vergnügen. Fröhliche Alpträume!

Kommentare  

#1 Fany 2014-12-20 10:10
Meine Frage ist wann das 4.,5. & 6. Buch übersetzt wird ins deutsche?

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.