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... Rena Larf über Literatur, Podcast und Engagement

Rena Larf ... Rena Larf ...
... über Literatur, Podcast und Engagement

Drei Jahre »Hamburger Literatur Radio« im Internet waren Anlass genug, den klugen und hübschen Kopf  mit der starken Stimme hinter diesem Projekt mal zu ›vernehmen‹: Rena Larf. Sie ist diejenige, die das Projekt mit großem Engagement gegründet hat und am Laufen hält. Gar für einen Preis war sie nominiert.

Aber jetzt hat sie dem Zauberspiegel Rede und Antwort gestanden.

 

Hamburger Literatur RadioZauberspiegel: Zunächst herzlichen Glückwunsch zum dritten Geburtstag des Hamburger Literatur Radios. Für diejenigen, die es noch nicht kennen: Was darf sich der geneigte Leser bzw. Hörer darunter vorstellen? Eine Versammlung eines elitären Zirkels, der sich an den neuesten literarischen Satzschöpfungen talentierter Hochliteraten erfreut?
Rena Larf: Erst einmal vielen Dank für die Glückwünsche, Horst. Das Hamburger Literatur Radio ist kein elitärer Zirkel. Wenn, dann ist es ein Zirkel für alle und jeden. Wohlverstandener Elitarismus hat durchaus seinen Sinn, auch in der Literatur. Hier geht es aber darum, kostenlose Literatur ohne großen Aufwand im MP3-Podcast-Format im Internet zugänglich zu machen, damit jeder, der sich dafür interessiert, zu jeder Tages- und Nachtzeit rund um die Welt darauf Zugriff nehmen kann.

Zauberspiegel: Was waren die Gründe, das Hamburger Literatur Radio ins Leben zu rufen? Wie finanziert sich das Projekt?
Rena Larf: Podcast ist das Medienformat der digitalen Generation und ist ein ideales Instrument, mit dem Literatur heute funktioniert. Die Menschen sind ständig im Netz oder laden sich alles Mögliche aus dem Store mit dem großen I runter für unterwegs.
Mein Ziel war es, abseits vom normalen Lesepublikum eine größere Öffentlichkeit für das gesprochene Wort zu sensibilisieren und ein neues Auditorium von meinen Fähigkeiten als Literaturinterpretin zu überzeugen. Das war der erste Grund.
Der zweite: Durch das Diktat der Wirtschaft werden nur die Bücher auf den Markt gebracht, die Profit versprechen und sich in Bestsellerlisten und Verkaufszahlen manifestieren. Bücher wie Hörbücher. Aber es war und ist ein erklärtes Anliegen von mir, in einer Gesellschaft, die medialen Veränderungen unterliegt und wo die Bedeutung der Literatur bei jährlich mehr als 100.000 Neuerscheinungen immer mehr an Größe verliert, ein Ausrufezeichen zu setzen.
Nicht, indem man die Technik ignoriert, sondern sie vorteilhaft für sich einsetzt.
Und der dritte Grund: Weil immer weniger Menschen finanziell in der Lage sind, sich Kultur zu leisten, weil das Portemonnaie leer ist. Kultur bzw. die Teilnahme daran darf nicht nur einer finanzstarken Elite möglich sein.
Finanzierung? Was ist das? (lacht)
Das HLR ist nicht kommerziell, arbeitet ohne Profit. Denn Engagement bedeutet geben, einen intensiven persönlichen Einsatz für eine Sache und viel Leidenschaft und Begeisterung.
Das Ganze wäre nicht möglich ohne die Unterstützung der Betreiber der Internetplattform www.1000Mikes.com Frank Felix Debatin und Peter Schweyer, die den Podspace zur Verfügung stellen, damit die Sendungen dauerhaft im Archiv downloadbar sind über alle großen Podcastportale, Twitter, Facebook und den I-Store.

Zauberspiegel: Bist Du die einzige, die Texte einliest? Wo liest Du, im heimischen Studio?
Rena Larf: Wenn ich live sende oder vorproduziere, gehe ich nicht in ein Aufnahmestudio, sondern das Ganze wird bei mir im heimischen Wohnzimmerbüro aufgenommen.
Ein Studio wäre schon schön, aber das bedeutet: Geld für Räumlichkeiten, natürlich aufwendiges, technisches Inventar wie großes Mischpult usw. Aus den gegebenen Gründen ist das leider nicht machbar. Wer aber ein Studio über hat, der darf sich gerne bei mir melden! Obwohl ich sagen muss, es hat schon einen gewissen Vorteil, morgens aus dem Bett zu fallen und ein Stockwerk tiefer direkt im „Studio“ zu landen.
Mittlerweile ist es so, dass ich auf eine stattliche Reihe von Gastlesern zurückblicken darf. Und es werden immer mehr. Es ist schön, auch für den Hörer, Beiträge mit unterschiedlichen Stimmen zu hören. Das macht das Ganze spannend. Am 10. Juni, unserem Geburtstag, hatten wir fast den ganzen Tag Sendungen mit Gastleser-Podcasts.

Zauberspiegel: Wie breit ist das Spektrum des Hamburger Literatur Radios?
Rena Larf: Breit. Wir haben vier Genre-Channel: Der Märchengarten, die EROTIC MORNING LOUNGE, den FANTASY CHANNEL und Crime Time. So gesehen ist für jeden Hör-Geschmack etwas dabei.

Zauberspiegel: Da stellt man sich doch immer vor, Autoren und Verlage wollen in erster Linie Geld verdienen. Und dann hast Du Texte, die längst nicht rechtsfrei sind. Wie kommst Du an Texte von Autoren wie Hohlbein heran? Gestaltet sich da die Zusammenarbeit schwierig oder sind die Damen und Herren pflegeleichter, als man sich das gemeinhin vorstellen möchte?
Rena Larf: Kooperationen mit Verlagen und bekannten Autorinnen und Journalistinnen machen mittlerweile einen hochwertigen und verlässlichen, wöchentlichen Sendeplan möglich, worauf ich sehr stolz bin. In drei Jahren harter Arbeit und Engagement wurde ein gutes Standing erarbeitet, das auf dem Vertrauen und der Anerkennung meines literarischen Umfeldes beruht. Da besteht eine  Partnerschaft mit ALISHA BIONDA für die Inhalte im FANTASY CHANNEL. Dass dann so Autoren wie Hohlbein, Tanja Carpenter, Christoph Marzi, Karsten Kruschel oder Carola Kickers ihre aktuellen Texte zur Verfügung stellen, ist dann nicht weiter verwunderlich. Und läuft vollkommen problemlos und pflegeleicht ab. Auch EGMONT-LYX hat Titel aus der Romantic Thrill-Reihe für den FC freigegeben.  Crime Time durfte bis zuletzt auf Auszüge aus den Anthologien des Leda-Verlags in Leer zurückgreifen und viele bekannte Kriminalautoren wie Elke Schwab zum Beispiel schicken gerne ihre Texte ein. Die EROTIC MORNING LOUNGE schöpft unter anderem aus den aktuellen Neuerscheinungen von Plaisirdamourbooks und Märchen flattern aus allen möglichen Ecken und in einer irren Vielfalt auf den Tisch.

Zauberspiegel: Du musst ja schließlich auch von etwas leben. Wie kann man dieses umfangreiche Engagement beim Hamburger Literatur Radio mit Deinem Brotjob verbinden?
Rena Larf: Mein Brotjob ist die Literatur. Zwar wäre ich längst unter der Brücke geendet, wenn ich von meinen Buchverkäufen leben müsste. Aber natürlich habe ich neben bezahlten Sprecheraufträgen auch meine exklusiven Leseabende in Hotel und Gastronomie. Und wenn es keine Dinnerlesungen gibt, dann lese ich in Galerien oder Cafés, gelegentlich auch für Unternehmen oder neuerdings auch in privaten Wohnzimmern. Und letztendlich: ein kleines Geheimnis muss ja noch bleiben. (lacht)

Zauberspiegel: Im letzten Jahr warst Du für Dein Engagement für einen Preis nominiert (verspäteten Glückwunsch im Nachhinein). Was war das für einer und welchen Stellenwert genießt diese Auszeichnung der Nominierung für Dich? Hat die Nominierung für eine gesteigerte Aufmerksamkeit (sprich mehr Downloads, Hörer und Bereitschaft zur Mitwirkung) gesorgt?
Rena Larf: Das Projekt HLR wurde im Rahmen der Kampagne Geben gibt. nominiert für den Deutschen Engagementpreis 2010. Engagement bedeutet geben ohne Wenn und Aber, einen intensiven persönlichen Einsatz für eine Sache und viel Leidenschaft und Begeisterung für das, was man tut. Ich empfand diese Nominierung als Anerkennung, einerseits für solides handwerkliches Können und Kontinuität, Regelmäßigkeit und Leistungsfähigheit - andererseits für mein Bemühen um Literatur – immer und überall, zu jeder Zeit, für jedermann und kostenlos. Wir haben immerhin Hörer auf Mallorca, in Schweden, der Schweiz und Österreich.
Gesteigerte Aufmerksamkeit gab es insofern, dass die Hörerzahlen leicht angestiegen sind und das HLR nach der Nominierung 2010 auf der Internetplattform Weltbeweger.de der gemeinnützigen Stiftung Bürgermut für engagierte Menschen und innovative Projekte präsentiert wird.

Zauberspiegel: Welche Pläne hast Du mit dem Literaturradio? Wohin soll die Entwicklung gehen? Gibt es besondere Wünsche?
Rena Larf: Ich wünsche mir, dass ich noch lange die Kraft, Zeit und die Stimme habe, um neue Literatur-Erlebniswelten für meine Hörer schaffen zu können. Dadurch, dass das HLR und seine Genre-Channel nun auf allen wichtigen Podcastportalen vertreten sind, hoffe ich, dass die Zuhörerzahlen weiter steigen und dass sich dieses Handmade-Format weitere Fans erarbeiten kann. Dann appelliere ich an noch mehr aktive Kollegen, die ohne Entgelt, MP3’s einsprechen und sie für dieses Projekt freigeben, damit wir ein buntes, facettenreiches Programm anbieten können. Und ich wünsche mir im Besonderen, dass die Medien, egal welcher Art, mehr Notiz von solchen kleinen Projekten nehmen und sie entsprechend in der Öffentlichkeit pushen.

Zauberspiegel: Wenn jemand das Hamburger Literatur Radio unterstützen will, sei es mit profanen Mammon, mit Texten oder was auch immer, wie und wo kann er/sie/es das machen?
Rena Larf: Einfach Kontakt aufnehmen unter renalarf(at)googlemail.com oder Telefon 040/ 688 77 057 oder Fax +4932121051120 oder auf Facebook oder Twitter oder auf 1000MIKES.com.

Zauberspiegel: Gibt es in nächster Zeit ein besonderes Schmankerl, auf das Du hinweisen möchtest? Was ist in nächster Zeit generell geplant?
Rena Larf: D A S ist eine Überraschung in noch nicht ganz trockenen Tüchern! Bleibt einfach am Ball und hört öfters mal rein.

Zauberspiegel
: Besten Dank fürs Interview. Viel Erfolg in Zukunft.
Rena Larf: Ich habe zu danken, dass der Zauberspiegel sich die Zeit genommen hat.
Dito Laughing)

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