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... Bernhard Kempen über Abwechslung, Erotikthriller und Übersetzungen

Bernhard Kempen ... Bernhard Kempen ...
... über Abwechslung, Erotikthriller und Übersetzungen

Bernhard Kempen ist  Autor, freier Übersetzer und ein Vertreiber jeglicher Einseitigkeit. Seit 1993 übersetzt er Bücher bekannter US-Autoren, die mittlerweile den dreistelligen Bereich erreicht haben. Im Jahr 2000 wurde er für den Roman "Qual" (engl. "Distress") mit dem Kurt-Lasswitz-Preis für die beste Übersetzung ausgezeichnet. Eine weitere Nominierung ist 2011 für den Roman "Metratopolis" ausgesprochen worden.

Bernhard Kempen schrieb für die Atlan-Heftromanreihe (2. Serie) und für Perry Rhodan-Extra ein paar Bände. Nebenbei ist er Verfasser von Thrillern mit viel Erotik. Dankenswerterweise stellte sich Bernhard Kempen dem Zauberspiegel zur Verfügung und beantwortete ein paar Fragen zu seinem Roman, der bei FanPro (Februar 2011) erschien: Atlan – Das Flexion (Sternensplitter 2/3).

Zauberspiegel: Hallo Bernhard. Vielen Dank, dass ich mit Dir über Dein Buch sprechen darf – unter anderem.
Was gibt es über Dich zu sagen? Deine Biographie auf der Perry Rhodan-Homepage  zeigt deutlich, dass Du ein Mensch bist, der den Trott hasst und dem Du mit viel Abwechslung zu entfliehen versucht.

Bernhard Kempen: Stimmt. Ich habe mein ganzes Leben lang darauf hingearbeitet, so unabhängig wie möglich zu werden. Auch ich hatte einst feste Jobs, monogame Beziehungen und dergleichen, aber all das habe ich im Laufe der Zeit abgeschafft. Als selbständiger Autor und Übersetzer kann ich meine Zeit sehr frei einteilen, und niemand runzelt die Stirn, wenn ich bis Mitternacht arbeite oder einen Vormittagstermin ablehne, weil ich das als Zumutung empfinde.

Zauberspiegel: Hast Du auch Fan-Fiction produziert oder früher nur für die Schublade geschrieben?
Bernhard Kempen: Meine Fan-Fiction-Phase war ziemlich kurz. Ich habe ein paar eigene Storys zur japanischen Fernsehserie „S.R.I. und die unheimlichen Fälle“ geschrieben, einem frühen Vorläufer von „Akte X“. Damals muss ich um die zehn Jahre alt gewesen sein. Entsprechend war die Qualität dieser leider verschollenen Storys.
Danach war eine Zeitlang Ruhe, bis ich im Alter von 15 Jahren wieder mit Kurzgeschichen eingestiegen bin, in denen es hauptsächlich um so bedeutende Dinge wie den Sinn des Lebens ging. Daraus entwickelte sich allmählich die Idee, dass ich zur Abwechslung auch mal spannende Geschichten erzählen könnte.
Es hat mich schon immer viel mehr gereizt, eigene Welten und Figuren zu erfinden. Als ich mit meinen ersten Atlan-Heftroman loslegte, war ich mir noch gar nicht sicher, ob ich wirklich mit vorgegebenen Figuren zurechtkomme. Doch dann wurde mir klar, dass der Unterschied gar nicht so groß ist. Auch meine eigene Serienheldin Greedy stand mir eines Tages als ausgewachsene Persönlichkeit vor Augen. An ihrem Charakter ließ sich genauso wenig rütteln wie zum Beispiel an Atlan, der mir durch jahrelange Lektüre vertraut geworden ist. Als Autor sollte man sich nicht der Illusion hingeben, man könnte völlig frei „ins Blaue“ hineinphantasieren. Manche Kollegen beschreiben das so, dass da irgendwo eine Geschichte ist, die den Autor quasi benutzt, weil sie erzählt werden will. Da ist was dran!

Zauberspiegel: Hast Du Dir das Schreiben selber beigebracht, oder kannst Du Dich auf Schreibwerkstätten berufen, die Du besucht hast?
Bernhard Kempen: Anfangs habe ich wirklich nur versucht, großen Vorbildern nachzueifern. Dann habe ich gemerkt, wie viel ich lernen kann, wenn ich mir sehr aufmerksam die Kritik meiner Leser anhöre. Selbst wenn es nur vage formulierte Anmerkungen sind - „Diese Stelle habe ich nicht richtig verstanden“ oder „Hier wird’s irgendwie langweilig“. Dadurch wurde mir zum Beispiel klar, dass eine versteckte Andeutung offenbar überlesen wurde oder in einem Dialog der spannende Konflikt fehlt. Später habe ich ein paar Bücher zum Thema Schreiben durchgearbeitet und noch ein paar Sachen dazugelernt, wobei ich feststellen musste, dass mir mindestens die Hälfte der Ratschläge sowieso schon klar war. Und bis heute lerne ich ständig dazu – wenn ich mal etwas Neues ausprobiere und Klaus Frick mir erklärt, dass das so aber nicht geht! Ich bin da sowieso eher autodidaktisch veranlagt. Mit abstrakten Regeln kann ich nicht viel anfangen; ich lerne am meisten, wenn ich mich konkret mit einer Sache beschäftige. Schreibwerkstätten habe ich nie besucht – was vielleicht auch daran liegt, dass es zu meiner Zeit noch kein brauchbares Angebot gab. Inzwischen bin ich eher so weit, dass ich selber solche Kurse veranstalten könnte. Hm, du bringst mich da auf eine Idee, über die ich mal genauer nachdenken muss ...

Zauberspiegel: Wie kamst du in das Atlan-Team, das damals für die Heftserie zusammengestellt wurde?
Bernhard Kempen: Ganz einfach: Im Oktober 2003 fragte mich Klaus Frick auf der Frankfurter Buchmesse, ob ich mir vorstellen kann, für die Atlan-Serie zu schreiben. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mir durch andere Veröffentlichungen einen Namen als Autor und Rhodan-Kenner gemacht und auch schon als Lektor für PR gearbeitet. Und die Atlan-Serie war unter anderem dazu gedacht, ein paar neue Autoren auszuprobieren. Also lag es offenbar nahe, auch mich in die engere Wahl zu nehmen.

Zauberspiegel: Ich habe diese Serie leider nicht – noch nicht – gelesen, da sie vor meinem Widereinstieg erschien, aber irgendwann, wenn ich mit PR mehr aufgeholt habe, werde ich das auch noch tun. - Wie fühltest Du Dich, als sie eingestellt wurde?
Bernhard Kempen: Ich fand es schon schade, dass sich die neue Heftserie nicht auf dem Markt etablieren konnte. Gerade für einen gelegentlichen Schreiber wie mich bot sie ideale Bedingungen, auch weil sie nicht so stringent wie die PR-Erstauflage angelegt war, sondern einen ausgeprägteren Spielwiesencharakter hatte.

Zauberspiegel: Deine Beiträge erschienen zwischen 2004 und 2006, aber auch „nur“ mit vier Romanen. Wie hat sich das ergeben, dass daraus nicht mehr wurden?
Bernhard Kempen: Mit der damaligen Frequenz – ca. zwei Romane pro Jahr – war ich sehr zufrieden. Ich glaube, es würde mir gar keinen so großen Spaß mehr machen, wenn ich als „Stammautor“ einen Roman nach dem nächsten schreibe würde.

Zauberspiegel: Mit der Einstellung der Heftromanserie dauerte es nicht mehr lange, bis dann im selben Jahr (2006) die Taschenbücher bei FanPro erschienen. Warum hat es so lange gedauert, bis da etwas von Dir erschien?
Bernhard Kempen: Die Redaktion hatte mich schon mehrmals darauf angesprochen, aber dann musste ich immer wieder aus Termingründen ablehnen. Das Problem ist, dass meine Übersetzungsaufträge recht langfristig terminiert sind und die Anfragen aus der PR-Redaktion meistens sehr kurzfristig kommen. Wenn ich dann schon mit Übersetzungen ausgebucht bin, klappt es einfach nicht. Und im aktuellen Fall hat es dann endlich doch einmal geklappt. Allerdings war es hier so, dass ich ursprünglich für den ersten Band der Sternensplitter-Trilogie vorgesehen war, was ich aber zeitlich nicht geschafft hätte. Daraufhin hat Oliver Fröhlich, der eigentlich für den zweiten Band vorgesehen war, den ersten übernommen, worauf ich dann den zweiten geschrieben habe, weil das besser zu meiner Terminplanung passte.

Zauberspiegel: Die sogenannte komplette Biographie auf der PR-Homepage unterschlägt die von Dir geschriebenen Perry Rhodan Extras, die Nr. 3 „Schwingen der Macht“ und die Nr. 10 „Hauch der ESTARTU“. Aus einem bestimmten Grund?
Bernhard Kempen: Danke für den Tipp! Darauf werde ich gleich mal die Redaktion der Homepage hinweisen. Ich vermute mal, es hat was damit zu tun, dass die Extra-Reihe eigentlich keine eigenständige Serie ist, sondern eben nur eine ... Extra-Reihe.

Zauberspiegel: Warum hast Du eigentlich bei Perry Rhodan Action nicht mitgeschrieben? Hat man Dich nicht gefragt oder warst Du anderweitig beschäftigt …?
Bernhard Kempen: Kann ich gar nicht so genau sagen. Ich weiß nur, dass ich in dieser Zeit einen Umzug organisiert habe und intensiv mit eigenen Projekten und Problemen beschäftigt war ...

Zauberspiegel: … oder kannst du mit dem Erben des Universum nicht viel anfangen? Im Buch „Das Flexion“ wischt Atlan dem Beuteterraner ganz schön den Kopf, grins.
Bernhard Kempen: Mit Atlan kann man als Autor generell mehr „anfangen“, weil diese Figur stärker schillert. Was aber nicht bedeutet, dass Perry schwieriger oder langweiliger wäre. In bestimmten Situationen reagiert er einfach anders. Ich finde, genau diesen Unterschied habe ich in der von Dir angesprochenen Szene sogar recht gut auf den Punkt gebracht.

Zauberspiegel: Wie darf man sich einen Tag im Leben von Bernhard Kempen vorstellen?
Bernhard Kempen: Ein „typischer“ Tag sieht ungefähr so aus: Erst mal ausschlafen, dann gegen Mittag aufstehen, Kaffee trinken und E-Mails checken oder Kleinkram erledigen. Dann das sogenannte Frühstück (das ja eher in den Nachmittag fällt), Einkaufen gehen oder Haushalt machen. Zum richtigen Arbeiten, sprich: Übersetzen oder Schreiben, komme ich meist erst ab dem frühen Abend. Dann bin ich vielleicht bis Mitternacht fleißig, manchmal auch länger. Und in der Freizeit danach widme ich mich entweder der Ahnenforschung, gehe noch auf ein Stündchen in meine Stammbar oder gelegentlich zum Abreagieren zu einer Techno-Party. Das heißt, wenn ich schließlich ins Bett falle, höre ich noch, wie mein Nachbar sich auf den Weg zur Arbeit macht.

Zauberspiegel: Der Übersetzer Bernhard Kempen ist im Netz groß vertreten. Ich habe auf „Amazon.de“ Deinen Namen gegoogelt, und ganz viele Bücher tauchten auf, die durch Deine Hände gegangen sind. Über 200. Wie kann man so fleißig sein?
Bernhard Kempen: Da müssen einige Doppelnennungen oder Neuauflagen dabei sein. Bis heute (Stand Anfang Mai 2011) habe ich in 18 Jahren exakt 114 Bücher übersetzt, von denen 110 erschienen sind. Wenn man das Übersetzen als Fulltime-Job betreibt, braucht man je nach Umfang ein bis zwei Monate für ein Buch. Eine ganz einfache Rechnung!

Zauberspiegel: Hast Du auch schon Bücher übersetzen müssen, die Dir gar nicht entsprochen haben?
Bernhard Kempen: Klar! Aber ich werde jetzt keine Titel nennen! Ist doch in jedem Job so, dass man auch mal was macht, was einem gar nicht liegt. Aber man macht es trotzdem ... Mit der Zeit entwickelt man jedoch ein immer besseres Gespür und kann solche Sachen schon im Vorfeld ablehnen. Meistens fragen die Redakteure ja auch ganz vorsichtig, ob ich mir vorstellen könnte, etwas Bestimmtes zu übersetzen. Ich winke zum Beispiel fast immer ab, wenn die Sache zu sehr in Richtung Fantasy geht, weil das nicht so mein Ding ist. Ich glaube, dass es auch für die Verlagsredakteure angenehmer ist, mit jemandem zusammenzuarbeiten, der seine eigenen Fähigkeiten recht gut einschätzen kann.

Zauberspiegel: Du bist nebenberuflich Schriftsteller. Was unterscheidet einen Arbeitstag mit Schreiben vom Hauptberuf, wenn Du übersetzt?
Bernhard Kempen: Für einen Außenstehenden ist der Unterschied kaum zu erkennen. Ich sitze am Computer und tippe. Wenn ich übersetze, liegt ein englischsprachiges Buch neben der Tastatur, wenn ich PR schreibe, liegt dort das Exposé, und wenn ich etwas eigenes schreibe, liegt da meist gar nichts. Wenn ich letzteres tue, starre ich auch mal minutenlang ins Leere, bis ich plötzlich wieder anfange, wie ein Besessener zu tippen.
Der subjektive Unterschied ist natürlich viel größer. Übersetzen hat schon was von Routinearbeit, und ich muss mich an das halten, was in der Vorlage steht. Selber schreiben ist viel kreativer, was auch bedeutet, dass es viel mehr Spaß macht.

Zauberspiegel: Kennst Du das Gefühl, nach Worten zu ringen, oder schreibst Du fließend, ohne Schreibblockade?
Bernhard Kempen: Unterbrechungen des Flusses sind für mich Teil des Gesamtprozesses. Manchmal wird mir schon beim Schreiben klar, dass ich noch nicht die richtigen Worte gefunden habe. Dann mache ich einfach einen neuen Anlauf. Wenn’s dann immer noch nicht klappt, lasse ich das zunächst so stehen und hoffe, dass mir beim späteren Überarbeiten die zündende Idee kommt. Meistens bringt es nichts, sich zu zwingen, so lange herumzufeilen, bis etwas Brauchbares herausgekommen ist. Ich halte mich an den Grundsatz: Wenn ich an einer bestimmten Stelle nicht weiterkomme, mache ich erst einmal etwas anderes. Wenn ich mich dann später noch einmal mit dieser Stelle beschäftige, habe ich meistens sofort eine gute Idee – weil mein Unterbewusstsein die Zeit genutzt hat, das Problem zu lösen.
Genauso gehe ich auch mit einer etwas schwierigeren Form von Blockade um – wenn ich nicht so richtig weiß, wie die Handlung weitergehen soll. Wenn ich einen guten Einstieg in eine Szene brauche oder wenn mir mein bisheriger Plan irgendwie zu langweilig vorkommt. Wenn also gar nichts mehr fließt, gehe ich einfach mal einkaufen oder räume den Geschirrspüler aus. Und nachdem ich mein Bewusstsein eine Weile vom eigentlichen Problem abgelenkt habe, ist dann plötzlich die Lösung da.
Ein anderer sehr praktischer Grundsatz lautet: Wenn es so nicht geht, mach’s genau andersherum! Dazu vielleicht ein konkretes Beispiel: Im Exposé zu „Das Flexion“ hieß es nur, dass die Protagonisten irgendwann auf dem Planeten Brox landen, einer Piratenwelt ähnlich wie Lepso. Gestaltung bitte in Eigenregie. Natürlich kam mir zuerst ein Dschungelplanet wie Lepso in den Sinn. Hm, irgendwie blöd, hatten wir ja schon mal. Vielleicht ein Wüstenplanet? Gab’s auch schon des öfteren. Warum nicht mal was ganz anderes machen? Eine Wasserwelt! Am besten ohne eine einzige Insel! Aber wie sollen dort Piraten ihr Unwesen treiben? In Unterwasserkuppeln? Nein, nicht schon wieder! Und plötzlich musste ich mir unbedingt ein paar uralte PR-Risszeichnungen etwas genauer ansehen ... So hat sich die Idee für die schwimmenden Inseln von Brox entwickelt. Ich finde, darauf darf ich ein bisschen stolz sein, weil ich da wirklich mal etwas ganz Neues gemacht habe.

Zauberspiegel: Als ich im März 2010 das PR-Extra 10 las – mein erster Roman von Dir -, war ich von der Handlung um die Mom’Serimer wenig begeistert gewesen und wünschte mir mehr Geschichten, die mit der PR-Haupthandlung verzahnt waren. Nicht wirklich ein Kritikpunkt an Deiner Arbeit, auch wenn diese wenig spannend daherkam und meine vollste Aufmerksamkeit erforderte. Ich ging sogar so weit und „verlangte“, dass man Dich mit weiteren Aufträgen zudeckte, da mir das Zwinkern gefiel, das in Deiner Schreibe zwischen den Zeilen durchschien. Auch aus dem Grund, dass ich mir ein besseres Bild Deiner Fähigkeiten machen konnte. Eine weitere Veröffentlichung ist nun eingetroffen, es hat aber wieder sehr lange gedauert, bis diese erschien. Was hat Dich vom Schreiben abgehalten oder schreibst Du noch bei anderen Serien mit? Falls ja, welche?
Bernhard Kempen: Für andere Serien schreibe ich nicht, was hauptsächlich daran liegt, dass ich außer Perry Rhodan kaum andere deutsche Serien lese bzw. kenne.
In der Zeit, als ich nicht für PR geschrieben habe, war ich keineswegs untätig, sondern habe fleißig übersetzt und an meinen Kabarettprogrammen gearbeitet. Und mir wird noch ein ganz anderer erstaunlicher Zusammenhang klar: Während meiner PR-Pause hatte ich zwei längere Beziehungen. Und seit einem guten Jahr bin ich wieder solo ... zwar alles andere als einsam und allein, aber ohne feste Beziehung. Offenbar bin ich genau dann am kreativsten. Vielleicht hat es auch etwas damit zu tun, dass es vor allem für Frauen schwer nachzuvollziehen ist, wenn meine Gedanken auf einmal nur noch um Ertruser und Flottentender der MASTODEN-Klasse kreisen ... Also sollten meine Fans mir wünschen, dass ich nie wieder der Versuchung nachgebe, mich auf eine engere Beziehung einzulassen ... Wink

Zauberspiegel: Wie war die Zusammenarbeit mit dem Verlag FanPro?
Bernhard Kempen: Mit FanPro hatte ich direkt gar nichts zu tun, weil die redaktionelle Betreuung der Atlan-Serie bei Pabel-Moewig liegt. Sabine Kropp koordiniert den Ablauf, von der Frage „Hättest du nicht mal wieder Lust, einen Atlan-Roman zu schreiben, lieber Bernhard?“ bis zur Übergabe des Manuskripts an FanPro. Ansonsten hatte ich nur noch mit dem Exposé-Autor Michael Marcus Thurner und dem Lektor Michael Thiesen zu tun -sozusagen der „Rainer Castor“ der ATLAN-Serie, mit dem ich eigene Ideen wie zum Beispiel die Einführung der ERTRUS-Klasse abgesprochen habe.

Zauberspiegel: Wie viel kanntest Du vom ersten Roman, als Du mit dem Zweiten begannst? Oder gingst Du zur selben Zeit an den Start wie Oliver Fröhlich und Michelle Stern?
Bernhard Kempen: Ich habe die Exposés für den 1. und 3. Band gründlich gelesen. Während ich an meinem Roman schrieb, traf das fertige Manuskript von Oliver ein. Ich muss gestehen, dass ich seinen Roman nicht komplett gelesen, sondern nur nach verschiedenen Stichwörtern durchsucht habe, um mögliche Widersprüche zu vermeiden. In diesem Fall habe ich jedoch ein gutes Gewissen, weil die drei Romane des Sternensplitter-Zyklus relativ eigenständig sind.

Zauberspiegel: Kennst Du die Handlung des letzten Teils und wie die Geschichte ausgeht, der von Michelle Stern zu Ende geführt wird?
Bernhard Kempen: Ja. Das heißt, ich weiß, was im Exposé steht ...

Zauberspiegel: Was war das für Dich für eine Erfahrung, einen so langen Text zu schreiben? Hast Du überhaupt schon mal etwas in der Art gemacht?
Bernhard Kempen: Mein erster eigener Roman, „Der Gourmet“, ist sogar deutlich länger als „Das Flexion“, wobei ich zu bedenken gebe, dass ich daran nicht sieben Wochen, sondern acht Jahre geschrieben habe. Außerdem habe ich noch mindestens zwei fertige Romane in der Schublade, die ich demnächst endlich druckfertig machen will ... aber das ist eine ganz andere Geschichte ...
Inzwischen habe ich ein recht gutes Gefühl für den Spannungsbogen und den Umfang eines Heftromans entwickelt. Da ich diese Struktur für das wesentlich längere Taschenbuch nicht kaugummiartig in die Länge ziehen wollte, habe ich mit einem kleinen Trick gearbeitet. Die ATLAN-TBs haben etwas mehr als den dreifachen Umfang eines Heftromans, und die Story war schon im Exposé in drei längere Abschnitte aufgeteilt. Also habe ich einfach so getan, als würde ich drei eng miteinander verzahnte Heftromane schreiben – die ich dann auch als Teil 1 bis 3 markiert habe.
Das bedeutet natürlich nicht, dass man das immer so machen sollte. Wenn sich beim nächsten Roman eine Zwei- oder Vierteilung oder etwas ganz anderes anbietet, werde ich mir eben eine neue Strategie überlegen.

Zauberspiegel: Wie war die Zusammenarbeit mit dem Expokraten/dem Verlag?
Bernhard Kempen: Bestens! Michael Marcus Thurner hat ein gutes Exposé vorgelegt. Es stand alles drin, was ich wissen musste, und er hat mir, wie ich finde, genau das richtige Maß an Freiraum gelassen. Als ich zum Beispiel die Figur des Khorolev ändern wollte, hatte er damit kein Problem, bat mich aber darum, das entsprechende Datenblatt anzupassen, falls der Bursche später noch einmal auftreten sollte. Wenn ich Fragen hatte, wurden sie prompt beantwortet. Alle Leute, die in irgendeiner Form für PR arbeiten, sind gute Teamworker. Müssen sie auch sein, sonst würden sie es dort nicht lange aushalten!

Zauberspiegel: Bestand Kontakt wegen dem Buch – dem Inhalt – zu Deinen Mitautoren Fröhlich/Stern?
Bernhard Kempen: Da die Romane wie gesagt relativ eigenständig sind, gab es in diesem Fall wenig Kontakt. Das war zum Beispiel bei der Atlan-Heftserie anders, weil sie einen stärkeren Fortsetzungscharakter hatte. Da war es durchaus sinnvoll, den Vorgängerroman genau zu lesen, vor allem die Stellen, die einen direkten Anschluss an meinen Roman hatten. Manchmal genügt es auch nicht, intensiv mit den Kollegen zu kommunizieren, die den Band davor und danach schreiben. Zum Beispiel hatte ich mich mit Susan Schwartz über alle möglichen Details ausgetauscht, als ich mein erstes Atlan-Heft, „Im Zeichen des Kristallmondes“, schrieb. Doch erst als ich ihr fertiges Manuskript las, fiel mir auf, dass in ihrer Schlussszene ein furchtbares Gewitter tobte, während in meiner „Fortsetzung“ strahlender Sonnenschein herrschte. Also musste ich noch schnell einbauen, wie sich das Unwetter verzieht ... Und als ich mit diesem Roman fast fertig war, rief mich Hans Kneifel an, der bereits am Nachfolgeband arbeitete, und listete mir auf, mit welchen Waffen die Protagonisten ausgerüstet sein sollten, wenn er sie von mir übernimmt. Also musste ich noch ein paar kleine Szenen einfügen, was aber ziemlich gut funktioniert hat. In meiner Fassung gab es sowieso schon einen Kampf, bei dem die Protagonisten nun verschiedene Waffen von ihren Feinden erbeuten, und den Rest kaufen sie auf einem Markt, über den sie schon in meiner Erstfassung spaziert sind. – So etwas habe ich überhaupt nicht als lästige Extraarbeit empfunden, sondern als spannende Herausforderung! Diese Art von Teamwork ist ja gerade das Besondere an PR.

Zauberspiegel: Wärst Du bereit diese Erfahrung wieder zu machen?
Bernhard Kempen: Auf jeden Fall! Das Ganze hat mir großen Spaß gemacht!

Und das Gespräch ging noch weit. Wie - das könnt ihr hier lesen ...

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