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Legendärer Justizskandal - »Die Affaire Dreyfus«

Die Affaire DreyfusLegendärer Justizskandal
»Die Affaire Dreyfus«

Das 1894 ausgesprochene Fehlurteil gegen den jüdischen französischen Hauptmann Alfred Dreyfus ist einer der größten Justizskandale der letzten 150 Jahre. Mehrfach wurde der Fall auch filmisch aufbereitet, zuletzt 2019 von Roman Polanski in seinem Kinofilm „Intrige“, der mit Louis Garrel und Jean Dujardin prominent besetzt war. Bereits 1968 nahm sich das deutsche Fernsehen der Geschichte an und schuf daraus den Dreiteiler „Die Affaire Dreyfus“.

Die Affaire DreyfusJene von Franz Josef Wild (1922-1998; „Feuerwerk“) für das ZDF inszenierte Miniserie kann sich bei einer gut vierstündigen Laufzeit natürlich wesentlich mehr Zeit lassen, die Hintergründe in dem überaus komplexen und komplizierten Fall anschaulich aufzubereiten, als dies beispielsweise bei Polanski und der gut zweistündigen Länge seines Films gegeben war. Ende des 19. Jahrhunderts war die Affäre Dreyfus in Frankreich eines der heißesten Eisen in der Politik, das die Nation tief spaltete und aufgrund ihrer Hintergründe immer wieder die angespannten deutsch-französischen Beziehungen ins Feld führte. Immerhin lag der letzte Krieg zwischen den beiden benachbarten Ländern gerade einmal gut zwanzig Jahre zurück, weswegen die geheimdienstlichen Verstrickungen, die der Prozess um Dreyfus berührte, auch den Frieden wieder ernsthaft in Gefahr zu bringen drohte. Franz Josef Wild verfilmte hier ein Drehbuch des Autorenduos Maria Matray und Answald Krüger, die gemeinsam bereits einige Episoden der deutsch-deutschen Spionageserie „Die fünfte Kolonne“ oder Fernsehfilme der Reihe „Die großen Spione“ geschrieben hatten und sich deswegen in diesem Metier vorzüglich auskannten.

Die Affaire Dreyfus1894 wird der französische Hauptmann Alfred Dreyfus (Karl-Michael Vogler) von der Armee verhaftet und unter Prozess gestellt. Dem jüdischen Offizier wird vorgeworfen, Landesverrat begangen zu haben, indem er kriegswichtige Dokumente an die Deutschen übergeben hat. Obwohl Dreyfus hartnäckig seine Unschuld beteuert, wird er vom Kriegsgericht schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft auf die Todesinsel vor der Küste Südamerikas verurteilt. Hauptindiz gegen Dreyfus ist ein handschriftlicher Brief des Spions, den mehrere Experten eindeutig der Handschrift von Dreyfus zugeordnet haben. Hohe militärische Würdenträger wie der Kriegsminister General Mercier (Siegfried Wischnewski), General Boisdeffre (Alexander Kerst), General Gonse (Carl Lange) oder der militärische Geheimdienstchef General Sandherr (Peter Capell) sind von Dreyfus‘ Schuld überzeugt und beharren auf ihrer Meinung auch dann noch, als sich mehr und mehr abzeichnet, dass eigentlich Hauptmann Esterházy (Romuald Pekny) der Urheber der Zeilen und damit der Verräter ist. Selbst, als Sandherrs Nachfolger Hauptmann Picquart (Hartmut Reck) eindeutige Beweise in Händen hält, dass Dreyfus unschuldig ist, werden ihm vom Militär Steine in den Weg gelegt…

Die Affaire DreyfusIn drei spielfilmlangen Folgen (Gesamtlaufzeit 279 Minuten) schildert Franz Josef Wild die unglaublichen Vorfälle, die in den Jahren 1894 bis 1906 die französische Nation in ihren Grundfesten erschütterte. Der Dreiteiler beleuchtet die Ungeheuerlichkeiten, die insbesondere durch die immer wieder ins Feld geführten militärischen Geheimhaltungspflichten der Beteiligten Hindernisse für die Verteidigung (u.a. verkörpert durch Dietmar Schönherr als Anwalt Fernand Labori) darstellten. Auch eine frühe Form des Antisemitismus wird an diesem Beispiel bereits deutlich herausgearbeitet. Wilds Miniserie ist natürlich sehr dialoglastig ausgefallen und fordert die volle Aufmerksamkeit des Publikums, das dann aber mit einem exzellenten, bis zur letzten Minute äußerst spannenden und interessanten Fall belohnt wird, der von exzellenten Schauspielern dargeboten wird. Die DVD-Erstveröffentlichung in der Reihe „Pidax-Historien-Klassiker“ vereint die drei Filme auf zwei DVDs in einer Amaray-Hülle. Das Bild ist weitgehend in Ordnung (schwarz-weißes Vollbild in 1,33:1), lediglich der Abspann des dritten Teils ist aufgrund seltsamer Artefakte weitgehend unleserlich. Der Ton (deutscher Originalton in Dolby Digital 2.0) ist nicht weiter zu beanstanden, Bonusmaterial ist nicht vorhanden.

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