Der opportunistische Berater - »Der Polizeiminister Joseph Fouché 1759-1820«
Der opportunistische Berater
»Der Polizeiminister Joseph Fouché 1759-1820«
Natürlich kennt man heute auch mit nur mangelhafter geschichtlicher Bildung Namen wie König Ludwig XVI., der den Bestrebungen der Franzosen nach „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ zum Opfer fiel und 1793 guillotiniert wurde, oder den von Napoleon Bonaparte, der ungefähr zur gleichen Zeit als Soldat der Revolution zu erstem Ruhm gelangte. Nachdem Napoleon um die Jahrhundertwende zum ersten Konsul der französischen Republik gewählt worden war, krönte er sich 1804 in der Kathedrale von Notre Dame selbst zum Kaiser. 1814 schließlich wurde Frankreich wieder zur Monarchie, Napoleon auf die Insel Elba verbannt. Im Jahr darauf konnte er noch einmal für hundert Tage die Macht im Staat an sich reißen, nur um abermals gestürzt und auf die Insel St. Helena verbannt zu werden. Trotz dieser wechselvollen Regentengeschichte Frankreichs in rund 30 Jahren blieb ein Mann dabei stets auf seinem vertrauenswürdigen Posten, mit dessen Namen heute sicherlich nicht mehr ganz so viele Menschen etwas anfangen können: Joseph Fouché war ein Opportunist aus dem Bilderbuch, der es stets vortrefflich verstand, seine Nase in den Wind zu halten und diejenigen zu hintergehen, deren Zeit im Amt zu Ende zu gehen drohte.
Schon kurz nach der französischen Revolution ist Joseph Fouché (Ferdy Mayne) maßgeblich daran beteiligt, dass der ehemalige Rechtsanwalt, Revolutionär und Jakobiner Robespierre (Otto Kurth), der eine ansehnliche Macht im Staat erlangt hatte, bei den Bürgern in Ungnade fällt und schließlich ebenfalls auf der Guillotine hingerichtet wird. Der clevere Fouché, der daraufhin zum Polizeiminister ernannt wird, kann diese Position auch unter General Napoleon Bonaparte I. (Franz Rudnick) behalten, dessen Aufstieg an die Spitze Frankreichs nicht aufzuhalten ist. Zu Fouchés treuen Unterstützern gehört Gaillard (Wolfgang Büttner), der als dessen rechte Hand ebenfalls stets im Zentrum der Macht verweilen darf. Fouché pflegt auch diplomatische Beziehungen zu Josephine (Karin Anselm), der damaligen Ehefrau Bonapartes. Als Napoleons Macht ins Wanken gerät, streckt Fouché seine Fühler bereits zu Graf Artois (Alexander Hegarth) aus, dem Bruder des künftigen Königs Ludwig XVIII., um sich so seine Position im Staat bewahren zu können. Fouché fuhr mitunter auch zweigleisig, wenn er zum einen die Bourbonen um den König unterstützte, gleichzeitig aber auch die Rückkehr Napoleons aus dem Exil auf Elba forcierte, um für alle möglichen Fälle gewappnet zu sein.
Keine Frage, Joseph Fouchés Leben ist filmreif. Opportunistische Intriganten wie ihn hat es in der Historie immer wieder gegeben, aber nur wenige waren Begleiter so vieler illustrer Gestalten der Weltpolitik wie er. Gleichwohl ist Michael Mansfelds Drehbuch zu „Der Polizeiminister Joseph Fouché 1759-1820“ recht dröge ausgefallen, die vertrackten Winkelzüge des skrupellosen Politikers lassen immer mal wieder Spannung vermissen. Mitunter konzentrieren sich Mansfeld und Regisseur Günter Gräwert („Der Alte“, „Derrick“) sogar zu sehr auf eher seichte Nebenhandlungsstränge. An den Darstellern liegt es nicht, dass der Funke letzten Endes nur bedingt überspringt, insbesondere Ferdy Mayne („Tanz der Vampire“) kann in einer seiner wenigen deutschsprachigen Hauptrollen voll und ganz überzeugen. Die DVD-Erstveröffentlichung bietet ein akzeptables, aber zumeist recht grobkörniges Bild (im Vollbildformat 1,33:1) und einen dem Alter entsprechenden, durchweg gut verständlichen deutschen Originalton (in Dolby Digital 2.0). Auf die Beigabe von Bonusmaterial hat man verzichtet.
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