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Die Ermordung Matteottis - Faschistische Verbrechen

Die Ermordung Matteottis

Faschistische Verbrechen

 

Im Jahr 1922 und damit mehr als zehn Jahre vor Deutschland war in Italien die faschistische Partei unter Führung von „Duce“ Benito Mussolini bereits an die Macht gekommen. Auf deren Konto ging die Ermordung des sozialistischen Politikers Giacomo Matteotti (1885-1924), die Florestano Vancini im Film „Die Ermordung Matteottis“ im Jahr 1973 akribisch nachgestellt hat. Nun ist der Film hierzulande erstmals auf DVD erhältlich.

In den 1970er Jahren verzeichnete der italienische Genrefilm einen deutlichen Qualitätsschub. Im vorangegangenen Jahrzehnt hatte die Filmindustrie in Cinecittà geboomt wie niemals zuvor, doch die hunderte Filme, die hier jährlich produziert wurden, waren größtenteils Massenware ohne allzu große künstlerische Ansprüche. Auf die Welle der Muskel- und Sandalenfilmen folgte ab Mitte der 1960er Jahre das Genre des Eurospy-Thrillers, das auf dem Erfolg der James-Bond-Verfilmungen fußte. Zum Ende des Jahrzehnts kamen dank Sergio Leone und Sergio Corbucci dann die Italo-Western in Mode, die ebenfalls zu einem lukrativen Subgenre mit unzähligen Ablegern erwuchsen. In den 1970er Jahren schließlich wurde das italienische Kino wieder dezidiert politisch und brachte gehaltvolle Geschichten und eine neue Generation von talentierten Regisseuren hervor, ähnlich wie im selben Zeitraum das New Hollywood Cinema. Zu den wichtigsten Vertretern zählt hier zweifellos der Drehbuchautor und Regisseur Damiano Damiani (1922-2013), dessen Filme „Das Geständnis eines Polizeikommissars vor dem Staatsanwalt der Republik“, „Die Untersuchung ist abgeschlossen – Vergessen Sie alles“ oder „Warum musste Staatsanwalt Traini sterben?“ längst zu Klassikern des Genres geworden sind. Ab 1984 griff er das Konzept in der Fernsehserie „Allein gegen die Mafia“ wieder auf, die sich bis ins Jahr 2001 auch hierzulande großer Popularität erfreute. In „Die Ermordung Matteottis“ ist Damiani ausnahmsweise mal vor der Kamera zu sehen, wo er den Politiker Giovanni Amendola verkörpert.

1922 ist es der faschistischen Partei unter Benito Mussolini (Mario Adorf) gelungen, in Italien an die Regierung zu kommen. Im Jahr 1924 werden Neuwahlen angesetzt, die allerdings nicht mehr nach demokratischen Prinzipien durchgeführt werden. Aus der sozialistischen Opposition heraus werden Gegenstimmen laut, insbesondere der Abgeordnete Giacomo Matteotti (Franco Nero) nimmt kein Blatt vor den Mund. Auf diese Weise wird er zu einer ernsten Gefahr für Mussolini und seine Verbündeten, weswegen diese an Amerigo Dumini (Umberto Orsini) und einige weitere Parteigenossen den Auftrag übergeben, Matteotti aus dem Weg zu räumen. Am helllichten Tag wird der Politiker in ein Auto gezerrt und von mehreren Männern mit Messern getötet. Seine Parteifreunde und Verwandte wissen zunächst nichts über den Verbleib Matteottis. Der Polizeichef Emilio De Bono (Mario Maffei) ist ebenfalls Mitglied der faschistischen Partei und deswegen nicht gerade daran interessiert, dass der Fall aufgeklärt wird. Richter Mauro Del Giudice (Vittorio De Sica) und sein Kollege Umberto Tancredi (Renzo Montagnani) lassen sich indes nicht so schnell einschüchtern und versuchen, Licht ins Dunkel zu bringen und die Mörder zu überführen. Hinter den Kulissen denken die Anhänger bislang verfeindeter Lager, wie die Kommunisten und die Katholiken, darüber nach, gemeinsam gegen die Übermacht der Faschisten ins Feld zu ziehen und die demokratischen Werte wieder zu stärken. Wie die Geschichte uns lehrt, waren dies aber vergebliche Versuche, da die Faschisten noch mehr als zwanzig Jahre an der Macht bleiben sollten…

Gerade in Zeiten, in denen in vielen Ländern Europas ein Erstarken rechtsextremer Parteien zu verzeichnen ist, sind Filme wie „Die Ermordung Matteottis“ aktuell wie nie zuvor. Florestano Vancinis Film zeigt in eindringlichen Bildern auf, mit welcher Skrupellosigkeit die Faschisten in Italien ihre Ziele verfolgten, noch lange bevor Adolf Hitler in Deutschland ähnliche Erfolge erzielen konnte. Der Film ist, vergleichbar mit einigen deutschen Fernsehfilmen zu politischen Themen wie „Der spanische Bürgerkrieg“ oder „Die Kuba-Krise 1962“, insgesamt recht dialoglastig geraten. Da es eine Vielzahl an handelnden Figuren gibt, muss man konzentriert am Geschehen dranbleiben, damit einem die Feinheiten nicht entgehen. Aber Vancini hat die komplexen Vorkommnisse profunde und unterhaltsam in Szene gesetzt und kann bei seinem Film auf ein exzellentes Darstellerensemble zurückgreifen, aus dem insbesondere Mario Adorf hervorsticht, der Mussolini mit minimaler Maske erschreckend ähnlich sieht und diesen formidabel verkörpert. Die DVD-Erstveröffentlichung bietet ein akzeptables Bild mit recht blassen Farben (im Widescreen-Format 1,78:1), das beim deutschen Vorspann offensichtlich von einem deutschen Master gezogen wurde, bei dem Magnetbandartefakte sichtbar sind. Im weiteren Verlauf wird es dann allerdings besser. Der Ton liegt auf Deutsch, Spanisch und Italienisch in Dolby Digital 2.0 vor und ist nicht weiter zu beanstanden. Die Extras umfassen ein Kurzinterview mit Franco Nero zum Film, geführt von Fabio Micolano (3 Minuten), sowie eine kleine animierte Bildergalerie.

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