ROM ist in der kleinsten Hütte - Germania unter den Römern
ROM ist in der kleinsten Hütte
Germania unter den Römern
Es ist schon erstaunlich, mit welchem Aufwand und welcher Originalität man zu Beginn der 1980er Jahre eine dreizehnteilige Fernsehserie wie „ROM ist in der kleinsten Hütte“ konzipierte, zumal diese lediglich für das Vorabendprogramm der ARD vorgesehen war, das zu diesem Zeitpunkt noch von den regionalen Untersendern der ARD individuell bespielt wurde. Dennoch haben die Verantwortlichen hier mit viel Hingabe, Detailversessenheit und beeindruckendem Aufwand gearbeitet, um ein bestmögliches Ergebnis zu präsentieren. Viele der zentralen Rollen waren mit renommierten Bühnen- und Fernsehschauspielern besetzt, hinzu kamen prominente Gastauftritte in einzelnen Episoden der Serie. Eine Kurzdokumentation über die Dreharbeiten zu dieser Serie, die im Bonusmaterial enthalten ist, enthüllt zudem, dass hier eine frühe Steadicam zum Einsatz kam, die nicht nur wackelfreie Aufnahmen garantierte, sondern auch komplexere Kamerafahrten ermöglichte, die bei Fernsehproduktionen dieses Kalibers in den frühen 1980er Jahren noch gänzlich unüblich waren. Die dreizehn 25minütigen Episoden der Serie wurden von Robert Wolfgang Schnell („Auf den Spuren der Anarchisten“) und Urs Eplinius („Parole Chicago“) geschrieben, für die Inszenierung zeichnete Michael Mackenroth („Kommissariat 9“) verantwortlich. Nachdem die Serie kurz nach Fertigstellung in einigen Regionalprogrammen der ARD ausgestrahlt worden war, verschwand sie unerklärlicherweise die nächsten vierzig Jahre in den Archiven, bevor sie nun dank „Pidax Serien-Klassiker“ wieder zugänglich gemacht worden ist.
Die kleine germanische Stadt Silva ist in heller Aufregung. Im zweiten Jahrhundert nach Christus befindet sie sich unter römischer Herrschaft, und nachdem der aktuelle Präfekt abberufen wurde, wird in Kürze der neue in Silva erwartet. Präfekt Cajus Sisenna Narcissus Africanus (Siegfried Wischnewski) ist mit seinem treuen Diener Marius Septimus (Peer Augustinski) angereist, und wird von den Bewohnern Silvas mit gebührendem Respekt empfangen. Baumeister Hermann (Walter Jokisch), einer der reichsten Bewohner des Ortes, möchte sich direkt beim neuen Präfekten einschleimen, weil er lukrative Aufträge wittert, zumal die alte Präfektur keinesfalls den Ansprüchen eines Mannes aus Rom genügen kann. Hermann kredenzt Narcissus Wein aus der Schankstube seines Schwiegersohnes, des Drosselwirts (Günter Strack), um so schon einen ersten positiven Eindruck zu hinterlassen. Auch die römischen Legionäre unter dem Oberkommando von Legatus Varus Maximus (Arthur Brauss) sind gespannt darauf, wie sich die Zusammenarbeit mit dem neuen Präfekten gestalten wird. Der Miles Hiatus (Peter Seum), ein kleiner Soldat, vernachlässigt seine Pflichten immer häufiger, weil er sich in die Germanin Siegrune (Esther Christinat) verliebt hat. Und auf deren beste Freundin Irmingard (Ulrike Luderer), die Tochter des Drosselwirts, wirft alsbald Marius Septimus ein Auge…
Es ging den Machern von „ROM ist in der kleinsten Hütte“ nicht darum, eine epische Sandalenserie zu drehen, sondern das Leben im besetzten Germanien in frühchristlicher Zeit möglichst authentisch einzufangen. Drumherum haben die beiden Autoren kleine, humorvolle Geschichten um die beiden unterschiedlichen Völkerstämme ersonnen, in denen Liebe, Habgier, Völlerei und Militarismus wichtige Rollen spielen – und mit denen man sich natürlich auch rund 2000 Jahre später noch bestens identifizieren kann. Herrlich sind hierbei auch die Gastauftritte von Heinz Meier als Steuerprüfer aus Trier, von Karl Lieffen als arrogantem römischen Möchtegern-Dichter oder von Günter Meisner als selbstbewusstem römischen Arzt. Auch Alf Marholm und Ernst Fritz Fürbringer bereichern für einige Episoden das Ensemble, das hier sichtlich mit viel Spielfreude bei der Sache ist. Dazu dürften in nicht geringem Maße die exzellente Ausstattung und die wunderbaren Kostüme beigetragen haben, durch die die Kulisse eines Steinbruchs in der Nähe von Baden-Baden wahrlich wie das alte Germanien anmuten konnte. Eine kurzweilige Serie von nach wie vor ungebrochenem Unterhaltungswert. Die DVD-Erstveröffentlichung erfolgt auf zwei Scheiben im Amaray, die Bildqualität (im Vollbildformat 1,33:1) ist nicht weiter zu beanstanden, ebenso wenig der deutsche Originalton (in Dolby Digital 2.0). Als Extra hat man den zeitgenössischen Setbericht „Narcissus, Legatus & Co“ (24 Minuten) von Christoph Winter mit aufgespielt, in dem auch Michael Mackenroth und einige der Darsteller in kurzen Interviews zu Wort kommen.