Bergers »Perfektion« - Ein Krimi aus dem Spiegelberg-Projekt
Bergers »Perfektion«
Ein Krimi aus dem Spiegelberg-Projekt
"Sie sind jung, schön ... und in seiner Hand. Der »Chirurg« korrigiert, was ihm nicht gottgefällig erscheint und hinterlässt eine Spur des Grauens.
Kommissar Frank Buritsch und sein Team ermitteln unter Zeitdruck. Ein Geistlicher mit Gewissenskonflikten und ein unbekannter Virus behindern sie.
Wird es ihnen gelingen, den Wahnsinnigen zu stoppen, bevor er sein nächstes Opfer findet?"
(Klappentext Perfektion)
Auf den ersten Blick arbeitet Alfred Berger mit den gängigen Zutaten. Einfache Mörder tun es im Kriminalroman anscheinend schon lange nicht mehr. Egal, ob bei Wallander oder bei Ann Kathrin Klaasen, immer bekommen es die Kommissare mit Serienmördern zu tun. So auch hier. Und natürlich sind es keine einfachen Morde, etwa glatter Herzschuss oder so, nein heutzutage ist da doch immer irgendeine Perversion mit Spiel.
Kommissar Frank Buritsch entspricht aber nicht gerade dem typischen Kommissar. Er ist kein Erik Ode oder einer der vielen Tatortkommissare, die sich oft mehr mit den persönlichen Problemen als mit dem eigentlichen Fall herumschlagen. "Schnösel und Snob waren die harmlosesten Bezeichnungen, die seine Kollegen für ihn übrig hatten" heisst es schon auf Seite 1. Buritsch fährt privat einen Porsche Cayenne Cabrio und lässt sich während der Fahrt mit James Blunt beschallen. Er trägt maßgefertigte Halbschuhe und italienische Hosen mit Bügelfalte. Allerdings seinen Aufstieg bei Stuttgarter Polizei verdankt er nicht seinem ererbten Reichtum, sondern seinen Fähigkeiten.
Diese beschränken sich aber auf die reine Polizeiarbeit als Ermittler und reichen nicht bis zur Mitarbeiterführung. Gut, dass es da noch seine Assistentin Maria Engels gibt. Sie arbeitet seit vier Jahren mit Buritsch zusammen, ist sozial deutlich kompetenter und und zeigt als einzige ihrem Chef ab und an auch mal seine Grenzen auf. Von der äußeren Erscheinung her ist sie sportlich und schlank. Das übrige Soko-Team, die Herren Schromm und Tsolaridis genannt Zaziki kommen über die Rolle als Statisten nicht hinaus. Lediglich der Gerichtsmediziner Dr. Michael Seil spielt noch eine eigenständige Rolle.
Gegenspieler der Soko ist der "Chirurg". Er entführt gut aussehende junge Frauen und unterzieht sie Schönheitsoperationen. Leider verfügt er nicht über die nötige Kompetenz, um diese Eingriffe auch wirklich sachgerecht durchzuführen. Die Soko wurde ins Leben gerufen, weil er sich eine Verwandte des baden-württembergischen Ministerpräsidenten als Opfer ausgesucht hat. Er ist gläubig und seine Obsession hat etwas mit seiner vor ein Jahren verstorbenen Mutter zu.
Um das Ganze noch wenig komplizierter zu machen, spielt ein katholischer Geistlicher mit, bei dem der Chirurg gebeichtet hat. Und es grassiert ein heimtückisches todbringendes Virus, das vor allem Dr. Seil beschäftigt.
Alfred Berger geht ziemlich stringend vor. Er hält sich nicht mit dem Privatleben der Beamten auf, sondern schildert in acht Kapiteln, jeweils Tag für Tag chronologisch die Polizeiarbeit - und natürlich die Aktivitäten des Mörders. Bezeichnenderweise wird der Sonntag dabei ausgelassen - ist ja kein Arbeitstag. Der Leser blickt wie aus einer Hubschrauberperspektive auf die Handlungen der Protagonisten, aber nicht in ihre Köpfe und auf ihre Gefühle.
Lediglich Maria Engels bildet eine kleine Ausnahme. Als einzige Figur hat sie wirklich sympathisch auf mich gewirkt. Die zweite Ebene der Erzählung bilden die Blicke auf die Handlungen des Täters. Auch hier bildet seine "Arbeit" den Schwerpunkt. Als Person bleibt er nur schwer fassbar, seine Taten unbegreiflich.
Fazit: Ein spannender und empfehlenswerter Kriminalroman.
Perfektion ist in einer Auflage von 150 Stück erschienen. Jedes Exemplar ist nummeriert und vom Autoren handsigniert.