... Christiane Gemmer und Alfred Berger über Spiegelberg, Exklusivität und Leser
... Christiane Gemmer und Alfred Berger ...
...über Spiegelberg, Exklusivität und Leser
: Tja, das wüsste ich auch gerne.
: Wer ich bin, ist schwer zu beschreiben. Mein Leben hat mich zu jemandem gemacht, der in vielen Dingen außerhalb jeder Konvention steht. Dieses Leben hat sich 28 Jahre lang auf der Drogenszene abgespielt und mich hart gegen mich selbst und andere werden lassen. Außerdem ist in so einem Umfeld absoluter Egoismus überlebenswichtig.
Heute – nach acht Jahren Cleanzeit – findet sich diese Härte noch in meinen Texten. Aus Egoismus ist eine gesunde Selbstliebe und eine optimistische Zielstrebigkeit geworden.
: Ich schreibe seit meinem neunten Lebensjahr. Anfangs von Agatha Christie inspirierte kleine Krimis. Was ich heute schreibe, ist für mich schlecht einzordnen. Wenn ich kurz länger werden darf? * böse grins *
Es geht in meinen Geschichten um die Menschen, die einem jeden Tag begegnen. Man verschwendet kaum einen Gedanken an sie. Wer sie sind, was sie tun, was in ihren Köpfen vorgeht.
Zu welchen Dingen sie fähig sein mögen. Ich stelle sie gern vor Situationen, die jedem von uns geschehen könnten und bringe all die dunklen Gedanken und die menschliche Schwäche hinein. Es ist faszinierend, welche Möglichkeiten die banalsten Alltagssituationen bieten können.
: Schreiben wollte ich schon als Kind. Aus den bekannten Gründen ist leider nichts daraus geworden. Erst 2009 fand ich Zeit, Lust und Inspiration. Die Genre-Frage ist schwierig – ich bezeichne es als Horror/Grusel/Thriller/Splatter/LowFantasy.
: Es ist für mich das personifizierte Yin und Yang. Alfreds Sichtweise in Kombination mit meiner. Man könnte uns die gleichen Rahmenbedingungen für eine Geschichte vorsetzen und wir würden trotzdem völlig unterschiedliche Resultate liefern.
Er beginnt seine Geschichte dort, wo ich eigentlich schon fertig bin. Alfred zeigt dem Leser gern Gedärme, Blut und Folter, ich kümmere mich lieber um den Weg, den ein Mensch zurücklegt, bis er zum Mörder wird.
: "Nominiert" ist etwas zu viel gesagt. Wir waren gelistet. Dazu gehört nicht viel – das Werk muss lediglich erschienen sein. Für eine Nominierung in die Endrunde hat es leider nicht gereicht.
Das Projekt an sich, war Christianes Idee. Es lag einfach nahe, gemeinsam etwas zu machen. Da wir keine Massenware produzieren wollten, wählten wir den Weg, limitierte Auflagen mit nummerierten, signierten und personalisierten Exemplaren herauszugeben.
: Alfred fordert, ich zicke. Wie es sich in einer guten Ehe gehört. ^^
: Ja ...
Ernsthaft: Sie schreibt, ich schreibe. Zusätzlich kümmere ich mich um Lektorat, Formatierung und Satz. Werbung und Vertrieb machen wir zusammen. Die Ideen für die Cover stammen meist von ihr.
: Kann ich gut mit leben. Boshaftigkeit ist meine hervorstechendste Eigenschaft.
: Den Spitznamen "Master of Pain" hat mir ein Fan verpasst. Ich finde, er trifft den Kern meiner Schreibe sehr gut.
: Einen enormen. Es ist für mich sehr wichtig, dass die Geschichten den Lesern gefallen. Sie geben ihr hart verdientes Geld dafür aus. Und das sollen sie auf keinen Fall bereuen.
: Ich liebe Feedback! Es streichelt meine narzistische Ader. Kontakt mit den Lesern ist wichtig und aufgrund der kleinen Auflage auch gut möglich.
: Christiane arbeitet zur Zeit intensiv an einem total geheimen Soloprojekt, von dessen Erscheinen - noch in diesem Jahr - niemand etwas wissen darf.
Da ich jedoch gern die Ausgabe III auf den Markt bringen wollte, einigten wir uns darauf, dass ich sie zusammen mit einem Gastautoren mache. Meine Wahl fiel auf Arthur Gordon Wolf.
: Uns war von Anfang an klar, dass zwei völlig unbekannte Autoren keine bestsellerverdächtigen Auflagen verkaufen können. Warum also nicht aus der Not eine Tugend machen und etwas Exklusives produzieren?
: Aber sicher doch. Jede/r kann ein Exemplar erwerben – insofern er/sie schnell genug ist. Das nennt man "öffentlich".
: Von Christiane gibt es Beiträge in der Anthologie "Von tausend Schatten" – die auch ich herausgegeben habe und in den ersten beiden Teilen von "Spiegelberg".
Von mir gibt es Geschichten in diversen Anthologien (z.B. Im AP-Verlag Hamburg), einen Kurzgeschichtenband im Luzifer-Verlag, der "Brainfuck" heißt und zusätzlich zu den regulären Ausgaben den Kurzroman "Perfektion" im "Spiegelberg"-Projekt.
: Ich arbeite an einem eigenen Kurzgeschichten-Projekt, das unter meinem Namen Tia Berger erscheinen wird. Voraussichtlich in diesem Jahr. Mein Mädchenname hat mir nie viel Glück gebracht, und so wurde es Zeit, einiges umzukrempeln, von ganz vorne anzufangen und auch einmal etwas Eigenes zu schaffen. Ich hoffe, dass den ein oder anderen Leser geben wird, der diesen Band auch kauft. ^^
: Im Moment arbeite ich an diversen Kurzgeschichten und am zweiten Fall von Kommissar Frank Buritsch (aus "Perfektion") – der diesmal hoffentlich um die 200 Seiten lang werden wird.