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Mord vor Ort zum Ersten: »Himmelsfelsen« von Manfred Bomm

»Himmelsfelsen« von Manfred BommMord vor Ort zum Ersten:
»Himmelsfelsen« von Manfred Bomm

Eines warmen Sommermorgens wird das kleine Örtchen Eybach in der schwäbischen Alb von einem markerschütternden Schrei aufgeschreckt. Wenige Minuten später ist die Polizei vor Ort und findet rasch den Ursprung des Schreis: im bewaldeten Steilhang unter dem nahen Himmelsfelsen liegt ein Toter. Die Leiche wird als Gerald Fronbauer identifiziert, ein einheimischer Diskothekenbesitzer.

»Himmelsfelsen« von Manfred BommFronbauers morgendliche Joggingrunde führte bekanntermaßen auf den Himmelsfelsen.

Hauptkommissar August Häberle und sein Team glauben zunächst an einen Selbstmord, doch dann kommt aus der Gerichtsmedizin die Nachricht, dass der Tote offensichtlich gestoßen wurde.


Liegt der Grund für den Mord im Ulmer Nachtleben, wo Fronbauer die Diskothek „High Noon“ betrieben hat? Daniel Fronbauer, der Bruder des Toten und aufgrund seiner Mitgliedschaft im Stadtrat im Ort sehr bekannt, soll die Disko erben und begibt sich dort auf Spurensuche…

Diesen Monat erscheinen im Gmeiner-Verlag jeweils die ersten Bände der vier beliebtesten Ermittler der Mord-vor-Ort-Krimis in einer einmaligen Sonderausgabe. Grund genug, sich diese vier Auftakt-Romane einmal genauer anzuschauen, schließlich freue ich mich immer über gute Bücher aus dem deutschsprachigen Raum und hatte vor dieser Sonderedition weder von den vier Autoren noch von deren Ermittlern etwas gehört. In alphabetischer Reihenfolge vorgehend, beginnt das Morden vor Ort mit Manfred Bomm und seinem erstmals 2004 erschienenen Himmelsfelsen.

Bomm ist selbst 1951 in Eybach geboren, hat danach eine Zeit lang in Ulm gearbeitet und ist dann wieder zurück in seinen Geburtsort, um dort als Journalist zu arbeiten. Hauptsächlich war Bomm für Polizei- und Gerichtsreportagen zuständig. Mittlerweile berentet, schreibt er seit dem vorliegenden Buch „Himmelsfelsen“ Kriminalromane um August Häberle. Bis heute sind 17 Fälle des schwäbischen Kommissars veröffentlicht worden, zuletzt „Traufgänger“ (2017).

Dass Bomm sich mit seinem Setting bestens auskennt, merkt man dem Roman an. Der Himmelsfelsen, das Tal der Steige und die umliegenden Orte werden so sicher und präzise beschrieben, wie es wohl nur ein Einheimischer vermag. Auch die Mentalität der Schwaben weiß der Eybacher Autor charmant einzuflechten, sodass man als Leser das eine oder andere Mal ins Schmunzeln gerät (beispielsweise, wenn einer der ansässigen Bauern über Jogger schimpft, als er von dem Todesfall hört: „Do rennet ja zu alle mögliche Tageszeite Leut´ durch da Wald. Die Leut´ hent z´wenig zu schaffa, sitzat da ganze Tag bloß auf ihre Bürostühl´!“). Dass Bomm als Journalist mit polizeilicher Berichterstattung zu tun hatte, wird im Roman ebenfalls spürbar, wenn die Zusammenarbeit zwischen Kommissar Häberle und Reporter Sander außergewöhnlich detailliert geschildert wird.

Manfred BommSo lebendig aber das Lokalkolorit auf den Leser übergeht, so blass bleibt leider Hauptkommissar Häberle. Bomm nimmt als Erzähler nicht die Perspektive seiner Figuren ein, sondern erzählt als eine Art außenstehender Beobachter, wodurch dem Leser eine Innensicht der Personen versagt bleibt. Dadurch und durch die teilweise zu klischeehaften Charaktere wirkt Bomms Figurenzeichnung in weiten Teilen zu oberflächlich. Häberle als Privatperson wird gar nicht thematisiert und mir fehlen Ecken und Kanten. „Der sympathische, fähige Kommissar“ ist mir für eine Hauptfigur, der ich über mehrere Bände folgen soll, einfach zu eindimensional.

Was die Handlung anbelangt, handelt es sich bei Bomms „Himmelsfelsen“ um eine klassische Whodunnit-Geschichte. Leider lässt diese aber an Spannung vermissen und konnte mich nicht durchgehend fesseln, auch weil schon relativ früh absehbar ist, wer letztendlich der Täter ist. Zum Ende hin nimmt das Geschehen glücklicherweise nochmal etwas Fahrt auf, was aber in meinen Augen nicht reicht, um in Gänze von einem spannenden Buch sprechen zu können.

Sehr ärgerlich (weil eigentlich so vermeidbar) sind auffällig häufige Formatierungsfehler in diesem Band der Sonderedition. Da fehlen mehrere Absätze bei Szenenwechseln, was teilweise das Lesen erschwert, Wörter werden fälschlich mit Bindestrichen geschrieben, wo in der Originalausgabe vermutlich Zeilenumbrüche waren, oder Anführungszeichen der wörtlichen Rede sind falsch gesetzt. Klar, sowas kommt mal vor und kann meißt auch gut überlesen werden, aber wenn solche Fehler auf nicht mal 400 Seiten mehr als fünfmal auffallen, wünscht man sich doch etwas mehr Genauigkeit.

Insgesamt ist der erste Fall um August Häberle ein ganz nett zu lesender aber leider nur mäßig spannender Krimi, der mit sehr viel Liebe für Land und Leute der schwäbischen Alb geschrieben wurde. Mich allerdings kann Bomm mit dem ersten Band seiner Reihe leider nicht überzeugen und ich werde wohl nicht noch einen Fall des Eybacher Hauptkommissars lesen.
»Himmelsfelsen« von Manfred Bomm
Himmelsfelsen
von Manfred Bomm
ISBN 978-3-8392-2179-2
12,00 €, Taschenbuch
378 Seiten
Gmeiner Verlag, August 2017

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