Debütroman erprobter Journalistin: »In der Tiefe« von Elizabeth Heathcote
Debütroman erprobter Journalistin
»In der Tiefe« von Elizabeth Heathcote
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Drei Jahre später lebt Tom mit Carmen zusammen. Sie sind seit einem Jahr verheiratet und leben zusammen in London, aber das Ferienbungalow habe sie behalten und verbringen immer mal wieder ein paar Tage dort. Aus erster Ehe vor der Beziehung mit Zena hat Tom drei Kinder, mit denen Carmen sich gut versteht. Die beiden planen ebenfalls ein Kind. Alles scheint perfekt zu sein, bis Carmen beim Einkaufen in dem kleinen Küstenstädtchen Gerüchte hört, die Tote von damals soll von ihrem Partner umgebracht worden sein.
Beunruhigt über das Gehörte beginnt Carmen, Nachforschungen anzustellen. Schon nach ein wenig Recherche tauchen Dinge auf, von denen Tom ihr nichts erzählt hat, und Carmen wird immer misstrauischer. Kann der Mann, mit dem sie seit Monaten zusammenlebt, wirklich ein Mörder sein? Dass Tom sehr jähzornig sein kann, hat Carmen schon selbst miterlebt, aber jemanden umbringen?
Mit „In der Tiefe“ (im Original „Undertow“) präsentiert die britische Journalistin Elizabeth Heathcote ihren Debütroman. Seit vielen Jahren schreibt Heathcote für renommierte Magazine wie The Observer oder The Guardian als Freelancerin. Momentan arbeitet sie als Mitherausgeberin der Zeitschrift Psychologies Magazine. Wie ihre Hauptfigur Carmen lebt Heathcote im Süden Londons.
Die britische Autorin nimmt ihren Leser in ihrem Erstling mit auf eine verzwickte Beweissuche. Immer wieder ist Carmen hin und her gerissen, ob Tom nun tatsächlich schuldig sein kann oder nicht. Und selbst wenn – was bedeutet das für sie und ihre Beziehung? Sicher hat die aufreizende, komplizierte Zena Tom in einer Art und Weise gereizt, wie Carmen es nie fertigbrächte, also kann sie die Vergangenheit vielleicht auch einfach ruhen lassen? So begleiten Carmens Ambivalenzen den Leser durch das ganze Buch, was inhaltlich auch logisch und stimmig ist, aber an manchen Stellen für mich etwas anstrengend war.
Sieht man davon ab, ist „In der Tiefe“ ein leicht zu lesendes, flüssiges Buch für Zwischendurch, das sich fast wie von alleine runterliest. Wer allerdings wie ich in Erwartung des auf dem Cover versprochenen Psychothrillers zu Heathcotes Debüt greift, wird vielleicht etwas enttäuscht werden. Um von einem Thriller zu sprechen, fehlt hier einfach die durchgängige Spannung, ist die Handlung nicht schaurig genug. Dabei ist der Plot durchaus überzeugend und hat einige Twists in petto, die ich nicht vorausgesehen habe, aber ich mag es eben etwas düsterer und weniger locker-leicht.
Überzeugen kann Heathcote mich mit ihrer Figurenzeichnung. Haupt- und Nebencharaktere sind detailliert und überlegt konzipiert. Selbst von Toms Kindern und Carmens Familie, die eigentlich eher eine untergeordnete Rolle spielt, erhält der Leser ein differenziertes Bild. Leider sind hierfür oft längere Beschreibungen aus Carmens Gedankenwelt nötig, was ein Grund dafür ist, dass der Roman die Spannung nicht ausnahmslos zu halten vermag.
„In der Tiefe“ ist alles in allem vielleicht ein Buch, das für jemanden zu empfehlen ist, der ein Buch zum Durchatmen sucht, etwas, das die Nerven nicht allzu sehr strapaziert. Echte Spannung sucht man außer gegen Ende des Buches zwar vergeblich, trotzdem hat der Roman aber in Heathcotes angenehmen Schreibstil und den durchdachten Figuren seine Stärken.
In der Tiefe