»Schön war die Jugend?« - Ausflüge in die Romanheftvergangenheit: Hölle am Himalaya (Mark Baxter 37)
Ausflüge in die Romanheftvergangenheit:
»Hölle am Himalaya«
Mark Baxter 37 von Friedrich Tenkrat
So etwas ist furchtbar.
Furchtbar, weil man schon ahnt, dass das Subjekt/Objekt der Begierde ein nostalgiegetränktes Stück Zeitgeschichte darstellt, welches nur so knallebunt im Frontallappen leuchtet, weil man es durch eine 30 Jahre alte 3D-Brille anschaut, nachts, wenn draußen die Wölfe einen nicht schlafen lassen. Furchtbar, weil einem das dennoch egal ist, die eigene Existenz hat man jetzt fast ausschließlich daran gekettet, diese Lücke doch noch zu füllen.
Da kann einen diese kleine hartnäckige und ziemlich gehässige Stimme noch so oft daran erinnern, wie krachend man zuletzt an diversen ReWatchs von populären 70er- bis 90er-TV-Serien gescheitert ist, weil die nämlich tierisch Kacke waren und sich wirklich nur absolute Schraubhuber eine komplette Staffel von „Starsky und Hutch“ über „A-Team“ bis „Friends“ reindrehen können, ohne sofort in ein erholsames Schlafkoma zu verfallen – man muss sich selbst davon überzeugen. (Die wenigen Ausnahmen kann ich gern Interessenten mitteilen, wenn ich sie mal rausfiltern kann.)
Also: ich wollte immer schon mal einen „Mark Baxter“ lesen, weil mir die Idee, einen Regierungsagenten mit der Möglichkeit der wählbaren Unsichtbarkeit auszustatten, eigentlich ganz reizvoll für gewisse Plots vorkam.
Der Held der in Notfällen eben nicht mehr sichtbar ist und wenn er es denn am nötigsten braucht, es nicht mehr kann – weil das eben nur für zwei Stündchen pro Erdumkreisung funktioniert.
Dass so etwas meistens als Plotidee nur bedingt funktioniert, sich flott abnutzt und schon wesentlich früher als in dieser Serie (1979-1983) für Parodien („Immer wenn er Pillen nahm“) herhalten musste – geschenkt! Dachte ich!
Schwierig wird es, wenn man über die Serie etwas im Vorfeld erfahren will, denn zu einem Teil des Mythos trägt bei, dass sie praktisch – abgesehen von ein paar netten Auftritten der Titelfigur bei „John Sinclair“ – komplett vom Radar verschwunden ist. Selbst eine konkrete Inhaltsangabe kann man lange suchen und ich musste praktisch bis Seite 61 warten, ehe der Autor die notwendigen Informationen fallen ließ, wie es denn zur Unsichtbarkeit bei Baxter gekommen war – also ein Unfall mit sogenannten Gamma17-Strahlen. Dass der Held sich auf diesen Unfall konzentrieren muss, um die Unsichtbarkeitswirkung abzurufen…ist ein wenig…nun ja…doof…könnte man sagen, aber muss man wohl akzeptieren.
Okay, irgendwo stand schließlich zu lesen, dass der Held ursprünglich Projektleiter bei einem Hochenergielaserprojekt war und bei einem Defekt mit den Strahlen in Kontakt kam – woraufhin er mit seiner neuen Fähigkeit von der CIA angeheuert wurde (Liebe Leute bei Bastei, es hätte übrigens „Der Unsichtbare von der CIA“ geheißen und nicht „…vom CIA“, aber das habt ihr ja dann ab Band 63 endlich geändert – nur nicht zwingend zum Besseren.).
Da steht dann auch, er wäre von den CIA-Methoden nicht überzeugt gewesen und hätte anfangs versucht, einen eigenen Weg zu gehen. Wenn dem wirklich so war, dann war das mit Band 37 im September 1980 schon längst über den Jordan gegangen, denn hier präsentiert sich der Protagonist längst wie ein linientreuer Killeragent, dem ich nicht für fünf Cents abgenommen hätte, jemals akademisch gearbeitet zu haben.
Aber vielleicht war das bei dem recht vielköpfigen Autorenkollektiv (unter Romanarchiv.de kann man übrigens auch die Autoren hinter den Anonym-Titeln nachlesen) auch nicht haltbar und die Serie lief schon bald straight nach Schema Organisiertes Verbrechens meets Spionage.
Ich kann ja erstmal berichten, was so los ist in der Welt von Marky Mark…
»Und wieso der plötzliche Gesinnungswandel?«
»Ich habe mich in Mark Baxter verliebt!«
Liebe war für den Italiener Ricardo Parma nicht nur ein Wort, sondern – wie für alle seine Landsleute – etwas Großartiges, beinahe eine Religion. Mit nichts hätte man den Gesinnungswandel des Mädchens plausibler erklären können als damit.
Er lächelte. »Amore! Jaja, das ist ein Risikofaktor, den Doc Alpha niemals wird ausschalten können!«
Wir befinden uns offenbar am Scheitelpunkt eines Beinahe-Zweiteilers, denn just als bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt, bemüht sich CIA-Fuzzi Mark Baxter darum, den Alpha-Killer Ed Diamond auszuschalten, bevor der wiederum den Conte Ricardo Parma (ja, wirklich…) erschießen kann. Brilli-Ede sieht nämlich dessen Privatsekretär ähnlich genug, um sich unaufhaltsam in dessen gut gesichertes Castello zu schmuggeln, weil der Conte nicht mehr für den milliardenschweren Überfiesling der Serie Handlangerarbeiten verrichten wollte. Das zieht natürlich automatisch den gewaltsamen Tod durch die Schergen der „Alpha“-Organisation nach sich. Baxter hat seine mögliche Unsichtbarkeit gerade durch das vollendete Hineinschmuggeln aufgebraucht, es reicht für ihn aber noch, um Sekundenbruchteile schneller als der Killer zu sein (ein Talent, dass sich im Laufe des Romans bis zum Erbrechen wiederholt) und Ed Diamond per Nervengift auszuschalten.
Der Schinkengraf ist zwar durchaus erleichtert, sieht aber ansonsten keinen Grund zur Veranlassung, als ihm Baxter eine Zusammenarbeit mit der CIA andient, weil ein Killer ja bekanntlich kein Killer ist. Parma ist an Kohle interessiert und will sonst seine Ruhe, nicht mal gewisse psychologische Feinheiten (etwa, indem der Held ihn Feigling nennt, raffinierte Finte) verfangen bei ihm. Doch Mark zieht Trumpf und nennt einen Namen: Virna Gallone! (muharharhar…)
Schon fängt der Graf das Schwitzen an, denn Virna ist – wie kaum jemand weiß – sein herzig Töchterlein, welches in New York ihren 20. Burzeltag gefeiert hat. Dummerweise hängt sie vor Ort nicht nur rum, sondern auch an der Nadel, wogegen natürlich die CIA immer was tun kann, solange eine Hand die andere wäscht.
Derweil macht sich die ehemalige Alpha-Agentin Nicola Mondo (juajuajua…) gefühlstechnisch einen Supergau, weil die neu erweckten Gefühle für Mark Baxter nicht nur ihr Herz überlaufen lassen, nein das Überlaufen besorgte sie sogleich komplett. Also von den Bösen rüber zu den Guten. (Moment, die CIA sind die Guten…???…isjaauchegal…). Sie düst in sein Hotel in Neapel und hinterlässt ihm ein Briefchen.
Gegen das Eingreifen des CIA in Bezug auf die Tochter, lässt der Conte nun endlich raus, dass er für Doc Alpha (das ist wohl der Dr. Evil dieser Reihe) im ewigen Eis des Himalaya ein gewaltiges Waffendepot entworfen hat, welches völlig autark dem Tag X der Weltherrschaftsübernahme entgegen harrt. Das muss natürlich gestürmt werden.
Ede Diamond wird von den Angestellten des Conte der örtlichen Polizei ausgeliefert (oh-oh…) und Mark hängt sich wegen der Gallone an die Strippe!
Das ist auch allerhöchste Zeit, denn Virna hat schon die Schnauze gestrichen voll, weil ihr selbige immer von ihrem brusthaarreichen Knackarschdealer Abe Pollinger (der Bestäuber? Pruuust…) poliert wird. Sie soll nämlich eigentlich den guten Stoff verticken, wofür sie ihre eigene Ration erhält, hat aber einem „Cold Turkey“ namens Spencer Boone ein bisschen Mohnextrakt auf Kredit überlassen. Das gibt natürlich aufs Maul und dann müssen Frauen in entsprechenden Notlagen den Männern natürlich auch noch schnelle zu Willen sein.
Auf jeden Fall ist Abe das alles scheißegal, er will nur schnellstens die Kohle von Boone nachbezahlt bekommen und kaum hat er sich abgesetzt, steht der Kreditnehmer auch schon wieder zitternd vor der Tür und will noch eine Rate von Virna.
Nun bleibt das Mägdelein – notgedrungen – standhaft und Boone greift zur mitgeführten Stichwaffe. So entwickelt sich ein deftiges Junkieballett, das endet, wie es enden muss: er springt sie an, sie duckt sich, er bricht durchs Fenster und macht sich zum Fettfleck streetwise.
Auf solche Nachmittagsvergnügungen hin muss Virna erst mal stiften gehen. Mit dem Stoff.
Mark, der nach so viel Arbeit erst mal duschen müsste, erhält im Hotel Nicolas Brief, welcher einer leicht gestelzten Liebeserklärung ähnelt, worauf er sich sofort zu ihrer Adresse aufmacht.
In New York hat Abe schon die großartigen Neuigkeiten erfahren und vermutet seinen Stoff und sein Mädel (in der Reihenfolge) nun bei einem „Flittchen“ namens Gwen Taylor (offenbar so etwas wie eine selbstbewusste und sexuell unabhängige Frau), einer Freundin von Virna. Er fährt hin, benimmt sich pampig, dringt ins Haus ein und findet tatsächlich die Angeschlagene in einem Sessel vor (Echt jetzt, die versteckt sich nicht mal…). Bevor er aber übergriffig werden kann, nachdem er seinen Stoff wieder in der eigenen Jacke hat, hält ihm Virna einen Derringer entgegen, der aber auch nicht mehr zum Einsatz kommt, weil jetzt nämlich der Sommer vor der Tür steht, genauer gesagt Lieutenant Summer, der der gleichen Argumentationskette (woher auch immer…) gefolgt ist. Der kastelt den guten Abe nach einer Verfolgungsjagd zunächst mal ein und Virna natürlich gleich mit.
Mark kommt inzwischen in Nicola Mondos Hotel an, findet sie aber in der Gewalt zweier Killer vor, die auch ihn noch überwältigen. Gemeinsam bricht man per Auto zur Hinrichtung auswärts auf, doch unterwegs sprechen sich die beiden Delinquenten mit Blicken ab und attackieren ihre Entführer. Einer fällt aus dem Wagen, der Andere stirbt bei einer wenig eleganten Überschlagsrolle den nächsten Abhang runter. Unsere Helden sind wieder frei, nachdem sie dem gefallenen Killer auch noch eine Schulterkugel verpasst haben.
Derweil ist Ed Diamond wieder auf dem Damm und gibt sich gegenüber Kommissar Cassa (nicht mal Commissario...ts…) als Schriftsteller aus, der nur zum Recherchieren im Castello war. Das zieht natürlich nicht. Eine Nacht später tauchen dann seine „Anwälte“ auf, die ihn schließlich mit Waffengewalt befreien. Von Doc Alphas Nummer Eins, einem gewissen Holloway, erhält Diamond noch eine letzte Chance, Baxter und den Conte zu erle(di)gen.
Am nächsten Tag kehrt Baxter mit Nicola zum Conte zurück, der sich überzeugen lässt, dass ihre Absichten lauter sind, weil sie sich ja in Baxter verliebt hat (hier trieft es übrigens von Italoklischees, die noch in den 50ern wurzeln, fehlt nur noch Vico Torriani im Hintergrund).
Gemeinsam puzzelt man die Pläne für das hypermoderne Waffenlager auseinander, das Parma entworfen hat und an dem er jetzt eine Schwachstelle finden muss – und er findet: einen Kabelschacht, kaum groß genug, damit ein Mann hindurchklettern kann. (Jaja, diese Lüftungsschächte, durch die man mit einem direkten Treffer ganze Raumstationen…naja, Inspiration gibt’s nicht für lau…)
In New York übernimmt Marks Neger-Kollege (ja, wie, das steht da halt so, ich dachte, ich erwähn es mal…) Ben Copley dann parallel auch die Fürsorge Virnas für die Entgiftungstherapie.
Ansonsten wird es jetzt (zwei Drittel rum) auch endlich Zeit für den Himalaya, laut des im Text enthaltenen Lexikonzitats („…Faltengebirge in Zentralasien zwischen dem Hochland von Tibet und der nordindischen Tiefebene ist 2500 km lang und durchschnittlich 250 km breit...“, ganz im Ernst, so definiert das doch niemand!) eine recht exotische Gegend. Mit Baxters Kollegen, dem irischen Tausendsassa und Piloten Johnny McIntire düst man nach Delhi, von wo aus man die Schneemobilattacke gegen das Waffendepot organisieren will. Vor Ort erfährt man auch, dass Diamond geflohen ist.
Nachdem Baxter seinen Begleitern haarscharf auseinander gesetzt hat, warum sie vermutlich alsbald von Alpha angegriffen werden, fahren auch schon drei Vierteams in Jeeps kugelsprühend über das Rollfeld ihnen entgegen. Im nun folgenden Feuergefecht werden unsere Helden mehrfach um Zentimeter verfehlt oder sind um Sekundenbruchteile schneller, so dass alle nur Streifschüsse abbekommen. Nicolas schallgedämpfte Automatikwaffe „nießt“ und Mark rettet sich mit Hechtsprüngen hinter verrostete Mülltonnen vor Salven, weil die in Indien offenbar kugelsicher sind.
Nachdem man zwei Drittel der Gegner erschossen oder gesprengt hat, zieht sich Diamond wieder zurück und das Quartett fliegt mit einem Spezialflugzeug gen Norden, wo sie in der Nähe des Depots auf einem Gletscher im Gleitflug landen.
Nachdem man alles ausgeladen hat und sich auf die Socken gemacht hat, tauchen erneut zwei „Schneewiesel“ auf, die sie mit Schüssen beharken und Diamond versucht es mit einem Flugzeug samt Bordkanone parallel. Doch seine Kiste wird von unten durchlöchert und er zerschellt explodierend an einer Felswand.
Endlich kann man in den Komplex eindringen und ihn gepflegt verminen, doch die Zweierteams (Mark/Nicola und Parma/McIntire) werden jeweils von Alpha-Agenten aufgestöbert und unter Beschuss genommen. Dabei wird es für Mark und Nicola besonders heikel.
UND JETZT WÄRE DER IDEALE MOMENT GEKOMMEN, IN DEM SICH EIN AGENT MIT DER MÖGLICHKEIT ZUM UNSICHTBARMACHEN TUNLICHST UNSICHTBAR MACHEN SOLLTE!
Nicht wahr?
TUT ER ABER NICHT!
Nicht, bevor sich die engagierte Nicola mit dem heißen Herzen sich nicht im letzten Moment noch vor eine Kugelgarbe, die für ihn bestimmt war, werfen konnte und dafür einen letzten Schnubbler bekommt.
Jetzt endlich macht er sich unsichtbar, ist aber mit einem feindlichen Agenten eingesperrt. Er kann ihn betäuben (wieso er ihn nicht umbringt, wird nicht ersichtlich) und muss dann warten, bis seine Kollegen die Tür aufgeschweißt haben, was fast so lange dauert, wie die Sprengzeitzünder laufen.
Und natürlich wird der fiese Möpp auch nochmals wach, um dann beim Anti-Klimax doch noch die schnellere Kugel zu schlucken.
Am Ende fliegt das Depot in die Luft und Nicola kriegt ein prima Begräbnis – der Held aber ist frei für neue Liebesabenteuer…
»So etwas hörte er nicht gern. Er hatte von Leuten gehört, auf die Doc Alpha sauer gewesen war. Man hatte ihnen entweder einen Zementfrack verpasst oder einen Holzpyjama!«
Booaaaah, ist das flach!
Ich denke mal, alle Interessenten sind nun ein wenig ernüchtert, aber vermutlich längst nicht so wie ich. Die Briten haben ein nettes Wort für so etwas und „dull“ umschreibt die Leistung in diesem Fall leider wirklich treffend, was mich sehr traurig macht, da ich Friedrich Tenkrat alias A.F.Morland immer sehr gern gelesen habe und seinen Tony Ballard auch heute noch sehr schätze (zumindest den bis ungefähr Band 130 der eigenen Reihe). Zumindest in diesem Fall setzt er ein bisschen zu viel Feuerkraft.
Agentenromane mit einem Twist und einem Hauch Sci-Fi, das ist doch schon fast eine originelle Anlage(für eine Heftromanserie), doch ob nun mit oder ohne dieses verfremdende Element, bleibt der Roman ein recht blasser Beitrag für eine Spionagekrimireihe, allerdings nicht die Realistischste.
Und Langeweile ist nicht mal das Schlimmste, denn eigentlich hat man das gesamte Konzept bei einer nicht sonderlich erfolgreichen TV-Serie geklaut: „Gemini Man“ aus dem Jahr 1976 postuliert einen, von Ben Murphy gespielten Helden, der einer fremdartigen Strahlung (aha!) ausgesetzt wird und dann für maximal 15 Minuten pro Tag (aha, aha!) unsichtbar werden kann – allerdings gab es im TV für solche Aktivitäten ein Serum zur Aktivierung und nicht die Schnapsidee, die Unsichtbarkeit über das Konzentrieren mental steuern zu können.
Doch natürlich war das nicht der einzige Einfluss: da gab es parallel noch eine andere Serie, „Der Unsichtbare“ (mit David McCallum), als Agent für besondere Fälle winken parallel noch der 6-Millionen-Dollar-Mann und seine eine Million Dollar teurere Freundin und irgendwie lief vermutlich auch schon der „Hulk“ irgendwo im Hintergrund mit.
Über allem schwebt aber – vong der der weltumspannenden Bösewichtorganisation her – natürlich good old James Bond, der ja auch rund um den Erdball jettete, um irgendwelche Bunker, Anlagen, Depots oder Todessterne zu sprengen.
Ach ja, Todesstern!
Der Wundermumpitz mit dem Kabelschacht, den der Konstrukteur hier auch noch selbst finden darf (Wo haben Sie denn den entscheidenden Konstruktionsfehler gemacht? Suchen Sie selbst!), ist natürlich eins zu eins bei Star Wars durchgepaust worden, zumindest in diesem Roman.
Aber das passt zu einer Serie, die man fröhlich-frei mit Titelbildcollagen und Szenenbildern aus bekannten Thrillern, Krimis und SF-Filmen versah, so dass die einen die Stars gleich aus dem Heftromanregal angrinsten. Meine Favoriten dabei sind eindeutig der „Stormtrooper“ aus „Star Wars“ (Nr. 21), Oliviers Mordanschlag aus „Der Marathon-Mann“ (Nr.27, vor den Kreml montiert), Alain Delon in „Borsalino“ (Nr. 65), „Snake Plissken“ (Band 80), Michael York in „Logans Run“ (Band 81), „Flammendes Inferno“ (Nr. 84), Steve McQueen in „Cincinnati Kid (Nr. 91) und John Travolta in „Blow Out“(Nr. 98).
Im Bild des vorliegenden vorliegenden Romans wird übrigens Diana Rigg in ihrem Bond-Auftritt herumgeschubst, wobei man den „Himalaya“ aus einem anderen Krimi (aus den Alpen) entlieh.
Aber das ist ja dann auch nur rein äußerlich.
Wie schon gesagt, falls Mark Baxter mal den CIA-Methoden kritisch gegenüber gestanden hatte, dann war die Phase bei Band 37 schon lange vorbei. Stattdessen bekommt man einen recht kaltschnäuzigen Retter von Recht und Ordnung präsentiert, der hier mit lähmendem Nervengift arbeitet, dort allerdings auf gesichtslose Schergen ballert, was das Zeug hält. Unwillige „zukünftige“ Mitarbeiter werden erst sachlich bearbeitet, dann an der Ehre gepackt, dann beleidigt und schlussendlich dann auch noch erpresst, wobei ich gestehen muss, der ganze B-Handlungsstrang um „Virna Gallone“ dient nur zur Füllung der Seitenzahl und scheint aus einem banalen Krimi zu stammen, denn die CIA greift hier erst ein, als die Polizei schon alles erledigt hat.
Die plötzliche Gefühlsaufwallung der Ex-Alpha-Agentin wird ebenfalls eher interessiert-beobachtend behandelt. Angeblich hat er sie zwar auch gern und ist auch bei der herzzerreißenden Todesszene dabei, aber sonst überwiegen wohl eher die Vorteile, von ihren Kenntnissen der Gegenseite zu profitieren.
Ansonsten wirkt der ganze Roman trotz der zwischenzeitlichen „lustigen“ Einschübe (u.a. werden dem widerstrebenden McIntire zwecks Wundversorgung alle Hosen runtergezogen, hahahahihi…) ziemlich mechanisch, vor allem das letzte Drittel im Eis des Himalaya, während dem sich eine überfrachtete Dauerfeuersequenz steigerungslos an die Nächste reiht. Tenkrat fiel hier leider nicht mehr ein, als die Helden ständig planlos vor die Mündungen der namen- und gesichtslosen Gegner wandern zu lassen, so dass es eben immer wieder zu diesen Millimeterentscheidungen kommt, die inflationär gebraucht natürlich an Wirkung verlieren.
Bei all der aufgewendeten „fire power“ kommt dann der Nichteinsatz der Unsichtbarkeit im entscheidenden Moment – als man beim Einstieg in den Bunker die Insassen so hätte überwältigen können – wie brachial gewollt, um dann am Ende als geschmacksneutrales Sahnehäubchen zu fungieren, nur um den Helden zu retten, der sich selbst in eine Ecke manövriert hat.
Die Gegenseite hat dabei offenbar ungeahnte und endlose Reserven an Menschenmaterial aufzubieten, wobei die eigentliche Organisation „Alpha“ (hier auch wieder eine deutliche Bond-Anleihe) der Finsterlinge nichts Planvolleres als Absicht zu bieten hat, als die Welt ins Chaos stürzen zu wollen. Ganz toll, hier wird sogar auf finanzielle Motive verzichtet, weil der Übeltäter schon Kohle ohne Ende hat.
Alles in allem haben wir mit „Mark Baxter“ offenbar doch nicht eine Serie mit besonderem Pfiff, sondern eher den erzählerisch tv-tauglichen Kampf des Helden gegen einen augenrollenden Weltzerstörer mit scheinbar unbegrenzten Mitteln. Präsentiert in Cinemascope und vielen Spezialeffekten, aber leider ohne jede Finesse, was die Handlung angeht.
Vielleicht snacke ich als Nächstes doch lieber noch etwas von Leuten, die sich auf solche knalligen Themen besser und länger verstanden. Bei denen saßen dann vielleicht auch die Pointen...
Kommentare
Die Mark-Baxter-Romane von Morland wurden auf der Ballard-Leserseite immer wieder angesprochen - mit der Bitte, dass er die Figur da mal auftreten lässt. Da hatte er aber bereits einen 'eigenen Agenten installiert. (Noel Bannister?)