Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Hard Case Crime - Die Zeichner

Hard Case CrimeDie Zeichner

Es heisst zwar, dass man ein Buch nicht nach seinem Cover beurteilen sollte, aber es sind genau diese Augenfänger, die den Käufer schlussendlich entscheiden lassen, ob er nach dem Roman greift und durchblättert, geschweige denn mitnimmt. Hat ein Buch erst einmal seinen Weg in die Hände eines potentiellen Käufers gefunden, ist die halbe Miete bereits bezogen, könnte man pauschal sagen. So bestehen auf jeden Fall größere Chancen, dass die „Beute“ eingesteckt, an die Kasse mitgenommen und dort dann hoffentlich auch bezahlt wird.

 

Ein Buch, das keinen Augenfang betreibt, hat es da schon schwerer. Es bleibt unter Umständen liegen und landet dann irgendwann in der Kiste der Billigbücher. Auch wenn sich Perlen darunter befinden sollten, der Tatbestand bleibt bestehen: Es sticht einem potentiellen Käufer nicht ins Auge, der die Bücherregale auf gut Glück durchstöbert, ohne genau zu wissen, wonach er oder sie denn überhaupt „sucht“. Bei Käufern, die eine genaue Vorstellung haben, wonach es sie gelüstet, spielt die Ausstattung des Buches eine weniger grosse Rolle.

In jungen Jahren habe ich mich mit den Büchern vom Suhrkamp Verlag etwas schwer getan, da auf dem Cover nur der Name des Autors und der Buchtitel stand und zum Teil immer noch steht. Mittlerweile sieht man da aber auch Bilder auftauchen und die Gestaltung schaut um einiges besser aus.

Als ich dann ab Mitte zwanzig mit Autoren wie Algernon Blackwood, Jonathan Carroll und Ambrose Bierce konfrontiert wurde, und eher das zu schätzen lernte, was zwischen einem Buchdeckel steckte, gelang es mir darüber hinweg zu sehen.

Trotzdem weiss ich ein gutes Cover zu schätzen! Es spricht an. Kann einem unter Umständen etwas über den Inhalt verraten, auch wenn das keine Voraussetzung sein muss. Denn einen Leser auf den Inhalt heiss machen ist gut, aber wenn möglich nicht zuviel verraten noch besser!

Ein Cover kann aber auch nur gefallen, ohne dass das Buch gleich gekauft werden muss.

Die Bücher von „Hard Case Crime“ haben sich auf die Fahne geschrieben, dass sie die nostalgische Linie von früheren Zeiten, als sich der PULP im Hoch befand, wieder aufleben lassen wollen. Es sind sogar Zeichner darunter zu finden, die bereits seit Jahren mit diesem Genre verwurzelt sind und jetzt wieder mit prächtigen Bildern auf sich aufmerksam machen.
Cover
Dadurch, dass so unterschiedliche Maler am Werke sind, ist Abwechslung natürlich angesagt und auch jederzeit willkommen. Der eine bringt eine bessere Umsetzung rüber, als der andere, aber wie das Ergebnis auch immer ausfallen mag, sollte man die künstlerische Freiheit berücksichtigen und sich einfach am Bild erfreuen. Wenn das Cover dann noch gut aussieht, kann man sich ausnahmsweise schon zur lapidaren Antwort hinreissen lassen wie: „Wau, sieht geil aus“.

In dem Sinne viel Spass mit der nachfolgenden Rezension und dem speziellen Cover dazu.

Zero CoolZero Cool
von John Lange
Nr. 041, March 2008
221 Seiten/$6.99
ISBN: 0-8439-5959-2
Hard Case Crime,

„Die Hitze ist an“

Der amerikanische Radiologe Peter Ross wollte nur Ferien machen. Aber als er die schöne Angela Locke an einem spanischen Strand trifft, befindet er sich bald einmal zwischen den Fronten zweier rivalisierenden Banden, die auf der Suche nach einem bedeutenden Artefakt sind.

Von Barcelona über die verregneten Strassen in Paris, von den Türmen des Alhambra, zu dessen dunkelsten Katakomben, Peter Ross ist ein gewöhnlicher Mann in sehr ungewöhnlichen Umständen. Auf der Jagd nach einem Geheimnis, welches Jahrhunderte verloren schien, bevor es ihn als sein nächstes Opfer aussuchte.


Ein paar Zeilen über das Buch ...

Was tut ein Radiologe in seinen Ferien? Doktor Pete Ross wird über die nächsten Tage ganz schön beschäftigt sein, um all den Leuten zu entkommen, die hinter ihm her sind, damit er es noch pünktlich zu seiner Versammlung schafft.

„Zero Cool“ ist das zweite Buch von John Lange (nach „Grave Descend“), das in der HCC-Reihe veröffentlich wurde. Im Original war die Reihenfolge gerade umgekehrt. Es ist – meiner Meinung nach – aber das bessere und unterhaltsamere Buch.

Notiz am Rande: man ersieht bei der schönen Angela Locke das Cover von „Grave Descend“ aufgeschlagen auf dem Badetuch liegen. Ein lustiger Einfall des Coverillustrators.

Die Geschehnisse in „Zero Cool“ folgen Schlag auf Schlag und in überraschender Manier, als hätte der Autor immer gerade das niedergeschrieben, womit man nie gerechnet hätte. Aus diesem Grund liest sich der Roman frisch und man weiss auch nie genau, in welche Richtung es die Handlung zieht.

Peter Ross hüpft von Spanien nach Frankreich und wieder zurück, meistens gegen seinen Willen, und lässt dabei die verständnisvollste Freundin zurück, die er gerade erst am Strand kennen lernte: Angela Locke.

Es macht Spass das Buch zu lesen, auch wenn es sicherlich nicht das beste ist, das je geschrieben wurde. Es ist jedoch ein klassisches Pulp-Abenteuer, das den Leser auf Trab hält, und für unterhaltsame Stunden sorgt.

Da der Autor für diese Veröffentlichung neues Material dazu steuerte, wird diese Neuauflage zu einem speziellen Ereignis. Die neuen Passagen – einen Prolog und einen Epilog – bringen die Geschichte in einen zeitgenössischen Rahmen, und lassen „Zero Cool“ in einem neuen Glanz erscheinen, auch wenn die Geschichte bereits über 40 Jahre auf dem Buckel hat.

Unterhaltsam, spannend und in erster Linie ein guter HCC-Roman wie er im Buche steht. Was will man mehr?!

Wer ist dieser Herr genau?
 
Michael CrichtonBei John Lange handelt es sich um niemand anderen als um Michael Crichton. Eine Figur von der man sicher schon gehört hat, sie aber vielleicht gerade nicht präsent hat, wo genau das auch sein könnte.

Crichton war das erste von vier Kindern und wuchs in Roslyn, New York, auf mit zwei Schwestern, Kimberly und Catherine, und einem jüngeren Bruder, Douglas.

Er studierte am Harvard College (Abschluss, Bachelor of Arts B.A., 1964) und an der Harvard Medical School (Abschluss M.D., Doctor of Medicine, 1969).

Schon als Student begann Crichton unter dem Pseudonym John Lange erste Romane zu veröffentlichen, was eine Anspielung auf seine Körpergröße von 2,06 Meter war. Ein weiteres Pseudonym lautete Jeffery Hudson. In seinem Leben verfasste er 26 Romane und 11 Drehbücher. Viele seiner Werke wurden auch als Filme Kassenschlager, allen voran Jurassic Park. Selbst als Regisseur hatte er mit Westworld, Coma und Runaway kleine Klassiker des Genres gedreht und konnte damit Erfolge feiern.

1990 erwarb Warner Bros. im Auftrag von Steven Spielberg die Rechte an einem Drehbuch, in dem Crichton bereits 1974 Erfahrungen aus seiner ärztlichen Tätigkeit verarbeitet hatte. Daraus wurde mit Emergency Room - Die Notaufnahme eine der erfolgreichsten Fernsehserien überhaupt.

1999 gründete er das Computerspiel-Entwicklungsstudio Timeline-Studios, um seine eigenen Spiele-Ideen zu verwirklichen. Aufgrund mangelnden Erfolgs des einzigen veröffentlichten Spiels, des Adventures Timeline (eine Umsetzung seines gleichnamigen Romans) wurde das Unternehmen jedoch wieder bereits 2001 geschlossen.

2002 wurde eine in China neu entdeckte Dinosaurierspezies zu Ehren Crichtons Crichtonsaurus getauft. Begründet wurde dies mit der Popularität, die die Dinosaurier durch Crichtons Roman Jurassic Park und den entsprechenden Filmen erlangt haben.

2004 kam sein umstrittener Roman Welt in Angst heraus. Darin geht es um Ökoterroristen, die, um die Welt in Angst vor dem Klimawandel zu halten, ein künstliches Seebeben auslösen wollen. Der Roman kritisiert die nach Meinung des Autors ideologisierte Wissenschaft. Crichton hielt die Thesen vom weltweiten Klimawandel für falsch. Wenn es überhaupt eine Erwärmung gebe, dann sei sie Teil eines natürlichen Zyklus, da sich die Erde seit der letzten Eiszeit erwärme.

Umweltschützer warfen ihm Missverständnis von Fakten und Fehlinformationen vor, sowie die Leugnung der Ursachen, die zu einer Klimaerwärmung führen. Auch die Aktualität des Themas, da sich kurz nach Erscheinen des Romans ein Seebeben in Südasien ereignete, trug zur Aufmerksamkeit bei.

Obwohl ein fiktionales Werk, wurde ihm von der ölindustrienahen „American Association of Petrol Geologists“ ein Journalismuspreis verliehen.

Crichton war fünf Mal verheiratet, vier Mal geschieden und Vater einer Tochter.

Der Autor erlag am 4. November 2008 im Alter von 66 Jahren in Los Angeles einem Krebsleiden (Kehlkopfkrebs).

Bereits erschienene Bücher:
Romane als Michael Crichton:
•    1969: The Andromeda Strain (Andromeda)
•    1970: Five Patients (Fünf Patienten/Notaufnahme)
•    1972: The Terminal Man (Endstation)
•    1976: Eaters of the Dead/The 13th Warrior (Schwarze Nebel/Die ihre Toten essen/Der 13te Krieger)
•    1979: The Great Train Robbery (Der große Eisenbahnraub)
•    1980: Congo (Expedition Kongo)
•    1987: Sphere (Die Gedanken des Bösen)
•    1987: Travels (Im Kreis der Welt)
•    1990: Jurassic Park (Dino Park)
•    1992: Rising Sun (Nippon Connection/Die Wiege der Sonne)
•    1993: Disclosure (Enthüllung)
•    1995: Lost World (Vergessene Welt)
•    1996: Airframe
•    1999: Timeline
•    2002: Prey (Beute)
•    2004: State of Fear (Welt in Angst)
•    2007: Next
•    2009: Pirate Latitudes (Gold), posthume Veröffentlichung aus dem Nachlass des Autors

Unter Pseudonym:
•    1966: Odds On (Die Liebesfalle) als John Lange
•    1967: Scratch One (Heiße Ware) als John Lange
•    1968: Easy Go (Millionenraub am Nil) als John Lange
•    1968: A Case Of Need (Die Intrige) als Jeffery Hudson
•    1969: Venom Business als John Lange
•    1969: Zero Cool als John Lange
•    1970: Grave Descend (Mordtaucher vor Jamaika) als John Lange
•    1970: Drug Of Choice (Die Teufelsdroge) als John Lange
•    1972: Binary (Giftglocke über San Diego) als John Lange

Filmschaffen
Regie geführt in:
•    1972: Pursuit (Fernsehproduktion)
•    1972: Westworld
•    1977: Coma
•    1979: Der große Eisenbahnraub
•    1981: Kein Mord von der Stange
•    1984: Runaway – Spinnen des Todes
•    1989: Physical Evidence

Drehbuch geschrieben von:
•    1972: Westworld
•    1973: Extreme Close-Up
•    1977: Coma
•    1978: Der große Eisenbahnraub
•    1981: Kein Mord von der Stange
•    1984: Runaway – Spinnen des Todes
•    1993: Jurassic Park
•    1993: Die Wiege der Sonne
•    1994: Emergency Room – Die Notaufnahme – Episoden Der erste Tag, Kommen und Gehen, Willkommen zu Hause
•    1996: Twister

Produziert:
•    1994: Enthüllung
•    1994–2008: Emergency Room – Die Notaufnahme
•    1996: Twister
•    1998: Sphere – Die Macht aus dem All
•    1999: Der 13. Krieger
•    2004: Timeline

 

Kommentare  

#1 Laurin 2010-04-30 17:44
Ich glaube jeder hier wird sagen das ersteinmal das wichtig ist was sich zwischen den Buchdeckeln befindet, nähmlich der Roman! Klar, recht haben sie damit! Aber wenn ich unbedarft in einer Buchhandlung herumstöbere werde ich auch genau die Bücher mehr in Augenschein nehmen, die mir obtisch schon quasi entgegenspringen, heißt, mich ansprechen! Tja Leute, das Auge isst bekanntlich mit auch wenns keiner wahrhaben will.
Schlimmer wirds dann noch wenn man z.B. ein Originalcover (etwa aus den USA) sieht und sich dann ansehen "muß", was da für den deutschen Markt ums Buch gewickelt wird. Was Cover betrifft sind die Deutschen scheinbar Weltmeister darin, nicht nur ihre eigenen Bücher zu verschandeln, sondern gleich alles was in die Regale der Buchhandlungen kommt (Beispiel Bücher von Stephen King). Sowas passiert eben in einem Land der Dichter und Denker, in dem sich der obtische Geschmack auf die Soßenfarbe bei McDonalds reduziert :-* .
#2 Beate Rocholz 2010-05-01 14:49
Ich kenne sogar Leute, die sich z.T. ihre Musik nach dem Cover der Schallplattenhülle ausgesucht haben (heute inzwischen nach dem 'CD'-Cover) und damit verdammt oft richtig lagen, auch wenn sie den/die Künstler vorher nicht kannten.
Ich denke, bei Büchern ist das kaum anders. Auch wenn man evtl. das ein oder andere Mal falsch liegt, ist die gute Ausbeute entsprechend hoch ...
#3 Laurin 2010-05-02 15:17
Zitat:
Ich kenne sogar Leute, die sich z.T. ihre Musik nach dem Cover der Schallplattenhülle ausgesucht haben (heute inzwischen nach dem 'CD'-Cover) und damit verdammt oft richtig lagen, auch wenn sie den/die Künstler vorher nicht kannten.

Tja suelidia, daß kenne ich, habe es früher nicht anders gemacht :-) und was soll ich sagen, die Trefferquote war stets äußerst positiv :lol: !

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles