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Das doppelte Dutzend bekommt Verstärkung - Krimihörspiele mit oder ohne Flair

Das doppelte Dutzend bekommt VerstärkungDas doppelte Dutzend bekommt Verstärkung
Krimihörspiele mit oder ohne Flair

1982/83 in etwa gab es zwei Serien im Hörspielbereich, die die sich Edgar Wallace-Romane zur Vertonung vornahmen. Das war die Maritim-Serie von Hans-Joachim Herwald mit 12 Folgen und die Europa-Serie von Hans-Gerhard Franciskowsky alias Frank Sky mit ebenfalls 12 Folgen.

Beide Serien brachten jeweils so ihre eigenen Interpretationen heraus.


Grundlage der Vertonungen waren die im Jubiläumsjahr 1982 erschienen Goldmann-Taschenbücher, die seinerzeit in jedem großen Kaufhaus für 1,95 DM erhältlich waren. 

Wallace war zu diesem Zeitpunkt 50 Jahre tot und die Goldmann-Bücher feierten eine runde Auflage. Grund genug für einen Jubelpreis. Europa wählte 12 Titel aus, die zum Teil schon als bekannte Filme vermarktet wurden. So z.B. "Der Hexer" und "Das Gasthaus an der Themse". Aber auch unbekannte Stoffe wie "Die drei Gerechten" und "Der Engel des Schreckens" waren dabei. 

Maritims 12 Folgen erinnerten viel mehr an die Filme und behaupteten nicht von sich auf den Goldmann-Taschenbüchern zu beruhen. Bei vier Folgen war dies auch nur bedingt der Fall. Die zeitliche Nähe zum Erscheinen von Büchern und Hörspielen sprachen allerdings eine deutliche Sprache. Auch hier vertonte man berühmte Romane wie "Der Zinker" und "Das indische Tuch". Man verzichtete aber vollends auf unbekanntere Titel. Es sei den die Folge 8 "Der unheimliche Mönch" wäre so zu werten gewesen.

In meinem Artikel "Zwei Dutzend und ein bisschen mehr - Krimihörspiele mit Flair" bin ich bereits auf beide Serien und die einzelnen Folgen eingegangen. Seit diesem Artikel sind einige Jahre vergangen. Inzwischen gibt es weitere Wallace-Adaptionen im Hörspielbereich. Nocturna Audio zum Beispiel brachte seither zwei Wallace-Hörspiele auf den Markt, in denen man sich streng an die Vorlagen hielt. Strenger als je zuvor. Und das Label Hörplanet veröffentlicht seit zwei Jahren ebenfalls eine Wallace-Serie mit bisher fünf Folgen, die teils frei und teils sehr nah an den Vorlagen sind.

Nocturnas Hexer und Abt
Nocturna Audio hat 2009 den Hexer ins Rennen gebracht. Die erste Neuvertonung des Stoffes nachdem sich 1982 Maritim und 1983 Europa daran versucht hatten. Zuvor war es lange Zeit still um Wallace im Hörspielsektor geworden. Die beiden Produktionen von Titania Medien lagen auch schon wieder fünf Jahre zurück. Zwar gab es zwischen zeitlich die Maritim-Sondereition, die jedoch nur die 2008 erschienene Maritim-Fortsetzung neu auflegte (hier erschien die letzte Folge der Erstauflage 2006). Auch die Filmedition von 2008-2009 kann man nicht dazu zählen da es sich lediglich um O-Ton-Hörspiele handelte. Somit war diese neue Hexer-Variante das erste Hörspiel mit einer neuen Serienhoffnung für die Wallace-Romane. Auch wenn eine Nummerierung hier aus gutem Grund zunächst nicht vorgenommen wurde. 

Sven Schreivogel schrieb das Manuskript in Anlehnung an den Roman, lies sich aber einige kleine Freiheiten. So etwa die Verfolgungsjagd auf dem Dach. Diese Idee stammt sicher aus dem Rialto-Film von 1964 und wurde in Abwandlung hier übernommen. Diese kleine Actioneinlagen haben den Stoff ungemein belebt und machten aus Nocturnas Hexer ein Meisterstück und eine berechtigte Hoffnung für eine Serienfortsetzung. Doch danach geschah jahrelang nichts. Genaugenommen sechs Jahre. Dann erst legte Nocturna nach. 2015 erschien "Der schwarze Abt". Alles was man beim Hexer richtig machte, wurde hier allerdings vertan. Keine eigenen Ideen, der Originalstoff wurde analog übernommen und runter inszeniert. Fast ein Hörbuch mit verteilten Rollen, kaum Szenrie und keine Spannung. H.G. Franciskowsky hatt 1983 bei Europa ein eigenes Opening kreiert, das den schwarzen Abt wenigstens mal spuken lies (weil dies im Roman so fast gar nicht vorkam). Außerdem hat Franciskowsky alle spannenden Szenen des Romans (es waren nicht so viele) zusammengekratzt und daraus die Handlung kreiert. Aufhänger der Story waren bei ihm zudem der Goldschatz und das Lebenselixier. 

Nicht meckern konnte man bei den Sprechern. Schreivogel holte für den Hexer Patrick Bach als Wembury (der für diese Rolle vielleicht etwas zu jung war) und Helmut Zierl als Hexer. Für die Schasupieler Ilja Richter und Franz Hoffmann entwarf er ganz neue Rollen, die im Roman so nicht vorkamen. Der Clou gelang ihn mit Katja Brügger als Coran Anne Milton. Das hätte ich glatt auch so besetzt. Im schwarzen Abt sprachen zumindest Stephan Schwartz und Norbert Langer (Magnum) als bekannte Stimmen mit. Europa setzte seinerzeit auf Wolfgang Kieling als Wembury, Judy Winter als Cora Anne Milton und Günther Ungeheuer als Hexer. Lediglich Frau Winter könnte man heute noch besetzen. Die anderen beiden Akteure sind längst verstorben.

Eigentlich wollte Nocturna noch weitere Romane vertonen, so war u.a. "Die Tür mit den sieben Schlössern" bereits angekündigt. Doch daraus wurde bis jetzt nicht und es sieht nicht so aus, als würde es in naher Zukunft geschehen.

O-Ton als Fiasko - Maritims Versuche mit den Filmhörspielen
Kennt jemand noch die O-Ton-Hörspiele zu den James Bond-Filmen? 12 Stück gab es davon. Die waren damals bei Europa mit einheitlichen (leider sehr einfallslosen Cover) erschienen und als Erzähler wurde die Stimme von Norbert Langer (Tom Selleck=Magnum) dazu gemischt. Das waren eigentlich gut gemachte O-Ton-Hörspiele, auch wenn mir bei Bond der Film lieber ist. Bei Gelegenheit werde ich diese Produktionen sicher auch noch einmal besprechen. 2007 erschienen zum ersten Mal O-Ton-Hörspiele der Wallace-Hörspiele. Offenbar versuchte man nun auf diesem Wege Wallace-Tonprodukte bei Maritim zu vermarkten. Mit der Hörspielserie (4 Folgen zwischen 2004 und 2006) war man gescheitert. Man brachte die O-Ton-Hörspiele in Boxen heraus. Wallace-Spezialist Joachim Kramp arbeitete selbst an dem Projekt mit. Er kürzte die Filme für die Tonfassung entsprechend und schreib die Erzählertexte. Fritz von Hardenberg mischte man als Erzähler dazu. Das war der erste Fehler, denn man bei der Umsetzung begang. Hardenberg liest die Texte lieblos, emotionslos und roboterhaft herunter. Hinzu kommt das die O-Ton-Spur nicht bearbeitet war. Alles hört sich so an, als ob die Filme direkt vor dem Fernseher mit einem Recorder aufgenommen worden sind. Bis 2009 erschienen 4 Boxen mit jeweils 3 vertonten Filmen. Parallel dazu erschienen in den Jahren 2008 und 2009 drei Einzel-CD´s mit vertonten Filmen, die bereits in den Boxen enthalten waren.

Zaubermonds Gräfin - Eine ganz neue Variante
Nachdem seit 2009, seit Nocturnas Hexer nichts neues auf dem Hörspielmarkt in Sachen Wallace gelaufen war, schossen ab 2013 neue Ideen und Produktionen wie Pilze aus dem Boden. Neben Nocturnas Ankündigung eines neuen Wallace-Hörspiels war auch beim Hörplaneten und bei Dreamland etwas von Plänen in Richtung Wallace zu hören. Gab es nun doch bald wieder eine neue, gute und verlässliche Wallace-Adpation auf CD?

Das was Zaubermond da dann auf den Markt brachte, machte zunächst keine Hoffnungen in diese Richtung. Man vertonte ein Theaterstück, das unter dem Titel "Die seltsame Gräfin" lief. Immerhin ein Wallace-Stoff, der bereits zwar verfilmt war (1961 nämlich), aber noch nicht vertont. Eigentlich ein guter und spannender Stoff. Zaubermond wagte ein Experiment, welches man als einzigartig im Hörspielsektor und tatsächlich genial bezeichnen konnte. Ja, es war sogar sehr mutig. Ein Hörspiel an Originalschauplätzen und nicht im Studio aufgenommen. Also alle Szenen, die auf der Straße spielen, wurden auch auf der Straße aufgenommen. Mit allen Nebengeräuschen wie Vogelgezwitscher, menschliche Stimmen und Autos. Alle Szenen in Gebäuden wie die im Schloss der Gräfin wurden in einer alten Villa aufgenommen. Als Texte verwendete man die Originaltexte und Originalschauspieler des Theaterstücks. ALs Erzähler wurde Jürgen Thormann eingesetzt. Das wra eine gute Entscheidung, da Thormann bereits 1983 bei den Europa-Wallace´s überzeugend mitgewirkt hat und weil ein Erzähler für eine derartige Produktion unentbehrlich ist.

Für Zaubermond blieb es bisher bei diesem einem Hörspiel. Doch es steht für sich und gilt wohl auch noch Jahren als eine Art unkonventioneller Kunstgriff. 

Endlich die Serie - Der Hörplanet macht's
Ausgerechnet der Hörplanet. Das sehr kleine, aber wohl auch umstrittenste Label in den Reihen der Hörerschaft beweist die größte Kontinuität und die überzeugenste Konsequenz in Sachen Wallace. Nachdem sie 2013 ankündigten eine neue Serie zu starten legte man auch gleich darauf mit Folge 1 "Der Unhold" los. Das überraschende war dabei, dass der Stoff sehr unbekannt war. Der Roman war in Deutschland nur in einer geringen Auflage erschienen. Der sehr antiquierte Stoff spielte in den 20er Jahren. Erstaunlich war auch, dass es Hörplanet gelang dieses jahrzehnt atmosphärisch einzufangen, indem man auf eine klassische Musikuntermalung und nur geringfügig bearbeietet Dialoge aus dem Roman achtete. Dennoch gestaltet man das Hörspiel frei nach dem Roman. Das heißt man nahm sich notwendige Freiheiten raus. Um etwa Spannung und Tempo zu erzeugen kreierte man Szenen neu oder um. So gesschah es auch in den folgenden Episoden. Inzwischen sind fpnf erschienen. Folge 6,7 und 8 wurden bereits angekündigt. 

Das man die Hörspiele in ihrer Zeit gelassen hat (handlungstechnsich) ist zwar eine logische Idee, doch die atmosphärische Bearbeitung hätte ruhig moderner werden können. Vor allem was die Musik betriffft. Europa ist da weiter das Vorbild in Sachen Wallace-Umsetzung. Hörplanet will auch unbekanntere Stoffe umsetzen und immer wieder bekanntere Werke einstreuen. 

Die Produkte in der Übersicht (mit ggf. Links zu den Rezensionen)

Nocturna:

Zaubermond:

 

Maritim

  • Filmedition 1-4
  • Der Frosch mit der Maske
  • Das Geheimnis der gelben Narzissen
  • Das  Gasthaus an der Themse

Hörplanet

  • 1)  Der Unhold
  • 2)  Die Tür mit den 7 Schlössern
  • 3)  Der unheimliche Mönch
  • 4) Der grüne Brand
  • 5) Der Zinker

angekündigt

  • 6) Das geheimnisvolle Haus
  • 7) Feuer im Schloss
  • 8) Der grüne Bogenschütze

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