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Der Kommissar und seine Mörder - Folge 54: Blinde Spiele

1Folge 54
Blinde Spiele

An einem Badestrand am Starnberger See treibt in einem offenen Ruderboot die Leiche des Autohändlers Gerhard Rauda. Für Kommissar Keller ein sehr schwieriger Fall, denn erst nach langwierigem Suchen gelingt es, die Identität des Toten zu klären. Er stammt aus Kreisen, die man zur High-Society zählen kann. Entsprechend reserviert steht man hier den Nachforschungen der Polizei gegenüber, vor allen Dingen, weil einige Angelegenheiten unbedingt vor der Öffentlichkeit verborgen bleiben sollen.


Rauda hatte seit einiger Zeit ein Verhältnis mit Erika Kerrut, der Frau seines Freundes Gerd. Jedes Wochenende verbrachte er mit ihr am See. Keller sucht dort das Tatmotiv. (1)

Sommerliche Folge
Die Folge wurde im Sommer 72 gedreht und dann erst kurz vor Weihnachten 72 ausgestrahlt. Das war üblich. Es wirkte nur immer etwas merkwürdig, wenn es draußen womöglich schneite, während im Krimi strahlender Sonnenschein herrschte.


Prominente "Verdächtige"
Der letzte Kommissar des Jahres 72 hingegen ist inhaltlich klasse. Ein typischer Whodunit mit bekannten Darstellern als Verdächtige. Zunächst wäre da die Geliebte, gespielt von Johanna von Koczian. Und die trällerte in den 70er Jahren ja nicht nur vom "bisschen Haushalt", sondern war eine echte Augenweide.
Ebenso geheimnisvoll wie immer in den Ringelmann-Krimis spielt auch diesmal Anaid Iplicjian. Ihre Darstellungen sind stets beeindruckend. Allerdings bleibt sie in dieser Rolle bei Der Kommissar etwas blasser, als man das sonst von ihr in den Derrick-Krimis und auch einmal im Tatort oder bei Der Alte gewohnt war.


Weitere bekannte Akteure
Pierre Franckh hat seine erste größere Rolle bei Ringelmann. Der Heilbronner war in den 70er und 80er Jahren einer der gefragtesten Schauspieler im Fernsehen.
Hellmut Lange (bekannt als Krimigesicht vieler Kinofilme (u.a. Der Fälscher von London) spielt ebenfalls einen Verdächtigen und scheinbar sehr toleranten Ehemann, der zugleich noch eine Affäre mit seiner Sprechstundenhilfe (Beatrice Norden) hat. Norden war mit dem Schauspieler Ulrich Haupt verheiratet, die eine gemeinsame Tochter hatten, die bereits sehr früh bei einer OP starb. Norden spielte zuletzt eine Rolle in Der Alte (1982) und tauchte danach nie wieder im TV auf. (2)

Prominenter Beistand kommt auch von Ruth Maria Kubitschek, die eher rar in Krimis war.

Wieder ein schöner Kommissar, denn ich mir wie immer beim Frühstück gönne und wo mit raten angesagt ist.

Gedreht 1972, Erstsendung 22.12.1972

mit Erik Ode, Günter Schramm, Reinhard Glemnitz, Fritz Wepper, Helma Seitz, Anaid Iplicjian, Johanna von Koczian, Ruth Maria Kubitschek, Robert Freitag, Pierre Franckh, Hellmut Lange, Katharina Sefferth, Heinz Moog, M. Spies, Beatrice Norden u.a.
Stab: Regie: Theodor Grädler - Buch: Herbert Reinecker - Titelmusik: Herbert Jarczyk - Neue Münchner Fernsehproduktion 1972

(1)= 3sat
(2)= Beatrice Norden (Wikipedia)
Stabangaben und Sendedaten: Freundeskreis Der Kommissar

Foto: 3sat

© by author (Rezensionstext)

Vorheriger Fall: Der Kommissar und seine Mörder - Folge 53: Mykonos
Nächster Fall: Der Kommissar und seine Mörder - Folge 55: Rudek

Kommentare  

#1 joe p. 2015-03-28 16:25
"Sodom und Gomorrha!" pflegte meine Oma (1899-1986) zu rufen, wenn sie solch merkwürdiger Lebensmodelle via TV ansichtig wurde. Dieser Ausruf dürfte auch am 22.12.1972 erklungen sein (übrigens in genau dem Raum, in dem ich hier sitze). Die Frau hat einen Liebhaber, der Gemahl beglückt seine Sprechstundenhilfe, alle sind zufrieden. Zufrieden? Reinecker hat es nicht nötig, den Kommissar moralisieren zu lassen. Seine beteiligten Figuren entlarven ihren unterschwelligen Frust und ihre gegenseitigen Antipathien selbst. Und auch der Todesfall (ein Mord nach 211 StGB liegt wohl aus einigen Gründen nicht vor) kann als indirekte Folge der merkwürdigen Moralvorstellungen gesehen werden. Eine tolle Folge, die früh entlarvt, dass die in den Siebzigern erstmals propagierte Freheit von bürgerlicher Moral auch ihre Grenzen... hat?... haben könnte?... haben sollte? :-)
#2 G. Walt 2015-03-28 20:25
Das fan dich auch ganz interessant an der Folge. In den 70ern gab es schon dieses Moralgefüge. Was modenr ist in Ordnung. Eine offene Beziehung ist okay, solange alle ihren Spaß daran haben und die Kinder verstehen es nicht und zerbrechen daran - werden zu "Mördern".
#3 Andreas Decker 2015-03-29 14:02
Ach ja, die Swinger-Folge. Obwohl das Thema hier ja so ein typisches Klassengeschmäckle hatte. Die dekadenten Reichen, die dem Zeitgeist der Jungen nachgeilen.

Ist eine eigentlich ganz interessant, wie wenig sich so etwas - im Krimi - verändert hat. Es gibt eine eigentlich ganz gute CSI-Folge Mitte der Peterson-Ära, die das gleiche Thema hat. Natürlich auf eine andere Weise spießig und auf diese geifernd-lüsterne Amiart grotesk überzogen. Aber da ist die Mörderin natürlich auch die Tochter, und die moralische Wertung der Kriminalisten ist naserümpfend vernichtend.

Keller braucht nicht zu moralisieren. Er IST die Moral. Damals funktionierte dieser Kunstgriff noch. Heute muss das der Kommissar dem Publikum erklären, wie man im Tatort so oft sieht. Warum er auch meistens so grottig ist ;-)
#4 Schmidt 2024-03-22 11:07
Langwierige Suche nach der Identität des Toten???

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