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Einladung zum Mitraten - »Dem Täter auf der Spur«

Dem Täter auf der SpurEinladung zum Mitraten
»Dem Täter auf der Spur«

In seiner mehr als 50 Jahre andauernden Karriere als Film- und Fernsehregisseur hat der Hamburger Jürgen Roland (1925-2007) mindestens zwei der größten Straßenfeger der Bundesrepublik in der Wirtschaftswunderzeit hervorgebracht.

Die nach Unterlagen der Kriminalpolizei nachgestellte Krimi-Reihe „Stahlnetz“ und das originelle Mitrateformat „Dem Täter auf der Spur“.

Dem Täter auf der SpurDie letztgenannte Serie, die in den Jahren 1967 bis 1973 produziert wurde, basierte auf der französischen Kriminalserie „Les Cinq Dernières Minutes“, die es in unserem Nachbarland auf eine fast zwanzigjährige Laufzeit brachte (1958-1975). Die Originaldrehbücher (zumeist von Henri Grangé und André Maheux verfasst) wurden für „Dem Täter auf der Spur“ lediglich ins Deutsche übersetzt, nicht aber an hiesige Verhältnisse angepasst. So kommt es, dass die Reihe komplett in Frankreich spielt, sämtliche Beteiligte französische Namen tragen und auch die Kommissare natürlich Franzosen sind. Das ist ungewöhnlich für Jürgen Roland, der ansonsten für seine Hamburger Geschichten mit dem entsprechenden Lokalkolorit und der typischen Hanseaten-Mentalität bekannt war. Trotzdem hat die Originalität dieser Serie die Zeit überdauert. Denn nachdem die Geschichte in Spielszenen ausgebreitet wurde und die Kommissare ihre Ermittlungen geführt hatten, kam es stets zu einer Pause, in der Jürgen Roland zwei Prominente im Studio tippen ließ, wer der Täter ist – und damit auch dem Fernsehzuschauer ausreichend Gelegenheit bot, sich selbst seine Gedanken darüber zu machen, bis die abschließenden Spielszenen den Fall aufklärten und den Schuldigen überführten.

Dem Täter auf der SpurHauptfigur sämtlicher siebzehn spielfilmlangen Folgen war Kommissar Bernard (Günther Neutze), der insbesondere durch seine kühl-sachliche Art auffiel, die auch gerne mal in Garstigkeit und sprichwörtlich schlechte Laune umschlagen konnte. Lediglich in den ersten beiden Folgen wurde er in seinen Ermittlungen von seinem unscheinbaren Kollegen Inspektor Mireux (Günther Stoll) unterstützt, der den Machern offensichtlich nicht genügend Kontrast bot und deshalb schon in der dritten Folge, „Schrott“ aus dem Jahr 1968, durch Inspektor Janot (Karl Lieffen) abgelöst wurde. Der war dann von Anfang an als lustiger Sidekick angelegt, der sich mit seinem Vorgesetzten zu kabbeln hatte, der keinen Hehl daraus machte, dass er gerne auf dessen Platz sitzen würde und sich schon in seinem ersten Fall dementsprechend gebärdete. Gleich zu Beginn jeder Folge wird die Leiche gefunden, zumeist von einem prominenten Darsteller verkörpert. Da es im Verlaufe der Ermittlungen stets zu diversen Zeugenaussagen kommt, konnte man deren Erinnerungen dann in Rückblenden visualisieren, in denen dann auch das Mordopfer noch einmal reichlich in Spielszenen zu sehen war. Etwas schade ist vielleicht, dass viele der Gastrollen immer wieder mit denselben Darstellern besetzt wurden, aber da es sich dabei um solche Hochkaräter wie Rudolf Schündler, Margot Trooger, Werner Peters oder Günther Ungeheuer handelte, stört das nicht allzu sehr.

Dem Täter auf der SpurDie zwischen 75 und 95 Minuten langen Episoden kommen ohne größere Actionszenen aus und setzen in der Regel auf psychologische Spannung und das von den Darstellern ausgefochtene Schauspielerduell, was insbesondere bei Liebhabern dieser Starriege aus den späten 60er Jahren auch heute noch für Begeisterung sorgen dürfte. Die ursprünglichen prominenten Rategäste sind auch in dieser neuen DVD-Edition, die aus neun Silberlingen besteht, nicht mehr enthalten. Stattdessen sehen wir in der Pause die neuen Rategäste, mit denen die Fälle Anfang der 1990er Jahre von Jürgen Roland noch einmal für den NDR behandelt wurden. Nicht in die Reihe gehört der Film „Einer fehlt beim Kurkonzert“ (1968), der aber ebenfalls von Jürgen Roland inszeniert wurde und seinen Weg mit in diese Box gefunden hat. Das Bild (im Vollbildformat 4:3) ist doch recht grobkörnig und weist noch etliche Verschmutzungen und Bildstreifen auf, der Ton (Deutsch in Dolby Digital 2.0) ist aber durchweg gut zu verstehen. Bonusmaterial ist keines vorhanden.

Kommentare  

#1 Laurin 2018-08-31 13:15
Schon interessant, was damals noch so alles im Fernsehen bei quasi drei Programmen (wir bekamen hier ja auch noch einen weiteren Sender der Dritten mit/SWF) so lief.
An mir ist diese Serie allerdings wohl völlig vorbei gegangen oder ich habe das gesehene mit den Jahren wohl absolut verdrängt. Zumindest werden hier leider keine Erinnerungen wach.
#2 Laurin 2018-08-31 18:43
@ Friedhelm:
Oh, das ist nicht die einzige Serie, die mir heute absolut nichts sagt, aber damals wohl erfolgreich im Fernsehen lief. Fällt mir eben gerade bei diesem Artikel ja wieder auf. Aber wenn ich es mal genau nehme, dann dürfte ich in meinem Leben wohl auch nicht mehr als 13 bis 15 Folgen von TATORT gesehen haben (wenn es hoch kommt). Aber Krimis waren z.B. auch nie wirklich auf meiner Hitliste in meiner Kinder- und Jugendzeit gewesen. Da lief oft vieles bei meinen Eltern im Fernseher, während ich meine Zeit etwa in meinem Zimmer verbrachte und was ich folglich dann auch nicht mitbekam. Zum Beispiel bei "Stahlnetz" sagt mir der Titel was, aber frag mich nicht, worum es da alles ging.
#3 G. Walt 2018-08-31 19:57
Hat mir nicht gefallen, weil zwischen Mord und dem berühten Satz von Neutez am Ende nichts passiert. Zu langatmig. Da vergeht einen dann schon mal das Aufpassen um Indizien zu sammeln. Folge 1 ging noch aber dann....?

Kleiner Fehler in dem ansonsten guten Artikel aber: Die Raterunden am Schluß sind ab Folge 8 wieder im Original (70er Jahre) auf der DVD vorhanden - jedenfalls großteils.
#4 G. Walt 2018-08-31 21:39
@Friedhelm: Da passierte aber in genannten Krimiserienweit mehr. Manchmal auch ein zweiter oder dritter Mord. Auch mal eine Verfolgungsjagd. Klar gab es auch langweiligere Folgen. Aber das was ich beim "Täter auf der Spur" meine ist eine künstliche Länge. Manche Folgen sind gar 90 Minuten lang.

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