Die Zyankalimorde - »Agatha Christie: Zwei Leichen zum Souper«
Die Zyankalimorde
»Agatha Christie: Zwei Leichen zum Souper«
Zyankali ist das Kaliumsalz der „Blausäure“, und so war 1949 auch die Übersetzung des erstmals 1945 erschienenen Romans von Agatha Christie in Deutschland betitelt. Es ist die vierte und letzte Geschichte der Autorin, in der Colonel Race einen Auftritt hat, den Christie bereits rund 20 Jahre zuvor, und damit noch vor ihrer beliebten Figur „Miss Marple“, erfunden hatte. Als man sich 1983 fürs US-Fernsehen des Stoffes bediente, verlagerte man die Handlung nicht nur in die Gegenwart und nach Amerika, sondern strich die Figur „Colonel Race“ gänzlich aus der Geschichte. Stattdessen bleibt Inspektor Kemp über weite Strecken der einzige Ermittler, bis eine Wendung in der Handlung dafür sorgt, dass er tatkräftige Unterstützung von einem zunächst selbst verdächtigen Beteiligten erhält.
Nach einem fast einjährigen Englandaufenthalt ist Iris Murdoch (Deborah Raffin) in die USA zurückgekehrt und besucht dort ihre Schwester Rosemary (Christine Belford). Die ist mit George Barton (Josef Sommer) verheiratet, hat aber heimlich eine Affäre mit dem wesentlich jüngeren angehenden Politiker Stephan Farraday (David Huffman). Auch der ist verheiratet, mit Sandra (June Chadwick), der wohlhabenden Tochter des Industriellen Eric Kiddeminster (Barrie Ingham). Bei Rosemary lernt Iris auch den charmanten englischen Journalisten Tony Browne (Anthony Andrews) kennen, der ihr schöne Augen macht. Bei einem Fest in einem noblen Restaurant bricht Iris plötzlich am Tisch tot zusammen. Der herbeigerufene Inspektor Kemp (Harry Morgan) findet heraus, dass Rosemary mit Zyankali, das sich in ihrem Champagner befand, getötet wurde. Solange nicht eindeutig bewiesen ist, dass es sich um einen Selbstmord handelt, kommt auch Mord in Frage – und die Reihe der potenziellen Täter ist lang.
„Zwei Leichen zum Souper“ ist ein reichlich zerdehnter Kriminalfilm nach einem Roman Agatha Christies, dem man überdeutlich seine amerikanische Herkunft anmerkt. Britischer Witz und Understatement wurden gegen amerikanische Intrigen und Seifenopernmentalitäten eingetauscht. Darstellerisch bleibt der Fernsehfilm auch sehr durchschnittlich, er ist langatmig inszeniert und plätschert weitgehend ohne Höhepunkte dahin. Christies Gedankenspiele sind nur noch ansatzweise erkennbar. Für beinharte Fans und Komplettisten ist natürlich aber auch diese Veröffentlichung löblich, zumal der Film seit etlichen Jahren nicht mehr im Free-TV ausgestrahlt wurde und bislang auch nicht fürs Heimkino erhältlich war. Die Erstveröffentlichung in der Reihe „Pidax-Filmklassiker“ erfolgt im seinerzeit üblichen Vollbildformat (1,33:1) in angemessener Bildqualität. Auch der Ton, der wahlweise auf Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0 vorliegt, ist nicht zu beanstanden. Kürzere Passagen, die damals für die Fernseherstausstrahlung beim ZDF nicht synchronisiert worden waren, liegen hier im Original mit Untertiteln vor. Bonusmaterial ist keines vorhanden.