Wachablösung - »Die Stadtindianer« Staffel 2
Wachablösung
»Die Stadtindianer« Staffel 2
Immerhin haben die Drehbuchautoren den Ausstieg der Hauptfigur sinnvoll begründet. Stans Dauerfreundin Marion ist Knall auf Fall nach Boston abgereist, wo sie ein Studium aufgenommen hat. Da dem ruppigen Privatdetektiv mit dem unwiderstehlichen Charme doch mehr an der Frau liegt, als er zunächst zugeben möchte, reist er ihr in der zweiten Folge der zweiten Staffel hinterher und gibt damit seinen Posten in der Serie auf. Irgendwie logisch, dass damit auch Elfriede Gombrovicz, Stans Mutter, sang- und klanglos aus der Serie verschwindet. Damit die Detektei am Laufen bleibt, macht es die Dramaturgie notwendig, dass Kommissar Norbert Moll (Richy Müller) seinen Polizeidienst quittiert und daraufhin von Stan nicht nur den Job, sondern auch dessen rostzerfressenes Taxi und dessen Wohnung über der Kneipe von Ecki (Rolf Becker) übernimmt.
Moll und Ecki bleiben also die Konstanten für die alten Fans der Serie. Natürlich gibt es nun aber auch in den neuen Folgen wieder einen Kontaktmann bei der Polizei, der unterstützend eingreift, wenn Nobbi gefährlichen Gangstern auf die Schliche gekommen ist. Sein Ex-Kollege Kalle (Michael Trischan) übernimmt hier nun dieselbe Funktion, die in der ersten Staffel noch Nobbi selbst zugeschrieben war. Selbstredend wird das Männer-Trio dann auch noch durch eine attraktive Dame unterstützt: Anna (Mila Mladek) ist von Ecki als Kellnerin eingestellt worden, freundet sich aber auch recht schnell mit Nobbi an und wird aus diesem Grund in einer überaus dramatischen Folge („Kanonenfutter“) als Geisel genommen, um Nobbi bei seinen Ermittlungen in die Bredouille zu bringen. Auch in diesen vierzehn Folgen bekommen es die Freunde mit allerhand Lasterhaftem zu tun. Nobbi muss zunächst gegen einen Verräter in den eigenen Polizei-Reihen ermitteln (was dann schließlich zu seinem Ausstieg aus dem Job führt), bekommt es später aber auch mit korrupten Anwälten, Bauspekulanten und Waffenschiebern zu tun. Immer wieder wird dabei auch der Gegensatz zwischen Ost und West thematisiert, da die Serie noch relativ kurz nach der Wende in der einstmals geteilten Stadt Berlin spielt, was den ohnehin schon spannend erdachten und inszenierten Folgen noch einen weiteren zusätzlichen Reiz verschafft.
Es sind insbesondere die Drehbücher mit ihren abwechslungsreichen und originellen Ideen, die zudem mit frischen, echt wirkenden Dialogen dargeboten werden, was „Die Stadtindianer“ auch mehr als zwanzig Jahre nach seiner Entstehung noch sehenswert macht. Auch die Inszenierung durch Genreprofis wie Michael Knof („Polizeiruf 110“, „Großstadtrevier“) oder Urs Egger („Tatort“, „Die Kommissarin“) lässt hier überaus spannende 45-Minüter entstehen, die man gerne (wieder-) entdeckt. In den Nebenrollen tummeln sich in der zweiten Staffel wieder eine ganze Reihe prominenter Gaststars. U.a. sind dieses Mal Volker Brandt, Hildegard Knef, Martin Semmelrogge, Katja Woywood, Leonard Lansink und Elisabeth Volkmann mit von der Partie.
Die vierzehn Folgen sind auf vier DVDs im Amaray zusammengefasst. Bild (Vollbildformat 1,33:1) und Ton (Deutsch in Dolby Digital 2.0 Stereo) sind nicht zu beanstanden, Bonusmaterial ist leider keines vorhanden.