Multimedial betrachtet und in HD - Der unheimliche Mönch
Multimedial betrachtet und in HD
Der unheimliche Mönch
Jetzt erscheinen nach und nach sogar erstmalig Blu-ray-Boxen. Die Filme sind gemastert. Hohe HD- Auflösung und ein brillantes Bild lassen die alten (zum Großteil in Schwarzweiß gedrehten) Klassiker in neuem Glanz erstrahlen. Die Filme kommen in einem neuen, nie gesehenen Detailreichtum daher. Und das alles obwohl schon etliche Boxen auf DVD und Gesamteditionen erschienen sind. Jetzt lockt man die Fans erneut.
Leider haben die Blu-ray-Boxen einen entscheidenden Nachteil. Genauer gesagt sogar zwei. Die Boxen bieten kein Zusatzmaterial, also Bonus. Und das obwohl genug davon in den Archiven der Rialto und den UFA-Wochenschauen lagert. Auch unzählige Interviews mit den damals Beteiligten dürften noch auffindbar sein. Doch die Boxen bieten nur die Original-Kinotrailer an. Die findet man mit etwas Mühe aber auch auf Portalen bekannter Netzdienste. Bleibt als einziges Highlight also wirklich die Bildqualität. Aber der hohe Preis von etwa 35 Euro für drei Filme rechtfertigt das nicht. Da der Schreiber dieser Zeilen aber höchst neugierig ist und etwas von dem neuen Seherlebnis erfahren wollte, griff er zu einer Alternative. Dem HD-Streaming. Gleiche Qualität wie auf Blu-ray, nur eben wesentlich günstiger, wenn auch nicht physisch tastbar.
Handlung
Schloss Darkwood: Während der alte Schlossherr im Sterben liegt, streitet sich die geldgierige Familie bereits um sein Erbe. Kurz vor seinem Tod ändert das Familienoberhaupt jedoch sein Testament und gibt es einem Notar: Seine Enkelin Gwendolin soll alles erben. Seine Tochter Patricia darf jedoch noch das Mädchenpensionat im Schloss weiterführen, seine beiden Söhne William und Richard sind damit enterbt. Dann wird der Notar ermordet und das Testament verschwindet. Das ruft Inspektor Bratt und Sir John auf den Plan. Augenzeugen berichten von einer vermummten Mönchsgestalt im Park, die mit einer Peitsche umhergeht. Die Mädchen trauen sich deswegen nachts nicht aus dem Schloss. Eines Nachts darauf wird Bratts Kollege Inspektor Potter erdrosselt - mit einer Peitsche…
Zwei Hörspiel-Varianten
Der letzte Wallace-Film in Schwarzweiß behandelt einen Wallace-Roman, der eigentlich nur eine etwas längere Kurzgeschichte ist. So kurz dass der Goldmann-Verlag seinerzeit einen weiteren Kurzroman zusammen mit Der unheimliche Mönch in einem Band brachte. Zwei Hörspiellabel haben diesen Roman sehr werkgetreu vertont. Zum einen Maritim im Jahre 1982. Auch die zweite Kurgeschichte wurde dort vertont - und auf der B-Seite der Ausgabe untergebracht. Der Titel der Geschichte lautete "Der Club der Vier". Das einzige was der Hörspielautor damals eigentlich änderte, waren die Ermittler.
Das Label Hörplanet brachte vor einigen Jahren eine Variante mit mehreren kleineren Änderungen zur Vorlage heraus.
Man baute die kurze Story darin etwas aus, verzichtete aber auf die recht uninteressante Geschichte vom Club der Vier.
Beide Hörspiel-Varianten haben etwas für sich, jedoch bevorzuge ich die Maritim-Version wegen ihres Tempos. Leider ist die Original-Geschichte von Wallace nicht der Renner, so entschloss sich die Rialto-Film 1965 offenbar zu einer grundlegenden Story-Änderung.
Der Film
1965 sollte der letzte schwarzweiß-Film der Rialto-Reihe gedreht werden. Harald Philipp war als Regisseur vorgesehen, war jedoch am Set des ersten Jerry Cotton-Films unabkömmlich. So übertrug am die Regie an Harald Reinl, der damit seinen letzten Wallace-Film beisteuerte. Leider muss man sagen, da seine wenigen Filme insgesamt zu den Besseren der Reihe zählen. Grund ist eine gewisse Ernsthaftigkeit. Bei ihm wirkt selbst Siegfried Schürenberg und Eddi Arend nicht so tollpatschig wie sonst. Er hat sich also ernsthaft mit den Drehbüchern und Stoffen befasst. Der unheimliche Mönch ist aber auch neben Zimmer 13 sein einziger Wallace-Film, der sich am Weitesten von der Vorlage entfernt. Dennoch liefert Reinl hier eine hervorragende Arbeit ab und trotz aller bekannter Versatzstücke, hebt sich der Film etwas von den Übrigen Wallace-Filme ab, was aber noch mehr Gründe hat, als nur Reinls Regie. Zum einen verzichtet man hier auf bewährte Zugpferde wie Fuchsberger, Drache und Kinski und installiert mit Harald Leipnitz einen neuen Inspektor. Der spielte zwar schon in Die Gruft mit dem Rätselschloss, dort aber einen dubiosen Charakter. Leipnitz wird in Die blaue Hand noch ein weiteres Mal den Inspektor mimen. Nach der erfolgreichen Karl May-Verfilmung Der Ölprinz, griff man nun auch für Wallace auf den Erfolgsgaranten zurück.
Ohne bekannte Gesichter geht es aber nicht. So hat man Eddi Arent am Set, aber auch Siegfried Schürenberg, Dieter Eppler und Siegfried Lowitz. Karin Dor übernahm die weibliche Hauptrolle, was aber wohl nicht an ihrem Ehemann Harald Reinl lag, denn Karin Dor war als einer der wenigen Darstellerinnen des Films von Beginn an gesetzt. Viele andere Darsteller sprangen nur ein oder wurden umbesetzt. So war für die Rolle des Inspektors zunächst Heinz Drache im Gespräch. Die Produktion lehnte ihn aber ab, da sein letzter Film Neues vom Hexer die Erwartungen nicht erfüllte. Ferner sah man Klaus Kinski vor, Elisabeth Flickenschildt und Grit Böttcher. Letztere erkrankte und die junge Ursula Glas bekam ihre erste Chance. Sie erhielt die kleine Rolle eines Mädchens aus dem Pensionat.
Verlorene Szene und ungewohnte Rollen (Spoiler)
Im Drehbuch stand eine Szene, die auch den Verbleib des Französisch-Lehrers erklärt. Warum diese Szene nicht gedreht wurde ist unbekannt. Auf dem Drehplan soll sie gestanden haben.
Für Reinl war der Film seine letzte Regiearbeit bei Wallace, auch Karin Dor verabschiedet sich von der Reihe, eine der bedeutendsten Darstellerinnen der Reihe. Siegfried Lowitz ist ebenfalls zum letzten Mal dabei - diesmal als Bösewicht. Auch der Mönch unter der Kutte ist ein Bösewicht. Zum ersten Mal mimt Eddi Arent den Mörder. Er wird aber als Smithie natürlich erst am Schluss entlarvt und ist dann bereits tot. In den folgenden drei Filmen wird er auch immer der Bösewicht sein.
Mit 2,6 Millionen Zuschauern konnte sich der Film sehen lassen. An diese Zahl kam keiner der weiteren Filme mehr heran.
Drehorte
Der Drehort war diesmal u.a. Schloss Hastenbeck nahe Hameln, sowie die Mühle Hitfield, Hamburg und London. Innenaufnahmen entstanden in den Studios. Der Auswahl der Drehorte erweist sich diesmal auch als sehr stimmungsvoll. Die Schauspielerin Dunja Raiter besuchte 2015 den Drehort Schloss Hastenbeck und bestätigte der Dewezet, dass sich hier in 50 Jahren kaum etwas verändert hat.
Bild und Ton
Die Remasterung ist gelungen und die neue SD-Qualität reicht vollkommen aus. Eine Steigerung der Qualität durch HD ist nicht erkennbar. Aber das Bild ist deutlich besser als bei früheren VHS-Veröffentlichungen.
Der unheimliche Mönch
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Quelle: Joachim Kramp: Hallo! Hier spricht Edgar Wallace (Schwarzkopf & Schwarzkopf, 2005)
DeWeZet - Online-Ausgabe 2015
Kommentare
Das ließe sich damit erklären, dass beim Streaming mit hoher Wahrscheinlichkeit die alten Master genutzt werden, die 2004 in 1080i50 für die DVDs hergestellt wurden. 100prozentig konnte dies noch nicht geklärt werden, aber da Amazon die Filme bereits in HD im Angebot hatte, als die Blu Rays noch nicht einmal angekündigt waren, liegt dies sehr nahe.
Selbst, wenn Streaming und Blu Ray die selbe Quellen nutzen, hinkt Streaming außerdem aufgrund der niedrigen Bitrate qualitativ aber hinterher - die selbe Qualität der Blu Rays wie in der Einführung angemerkt, ist also nicht zu erwarten.
Die Blu Rays basieren zudem auf ganz frischen 4K-Restaurationen und heben sich dementsprechend stark von den DVDs - und wohl auch von Streaming-Angeboten - ab.