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Derrick und seine Fälle: Folge 47 - Solo für Margarethe

Derrick und seine FälleFolge 47
Solo für Margarethe
 
Ein PKW, dessen Fahrer offensichtlich betrunken ist, entgeht nicht der Aufmerksamkeit einer motorisierten Polizeistreife. Schon von einer Brücke aus hatten die Beamten beobachtet, wie das verdächtige Fahrzeug über eine unwegsame Uferböschung in Richtung City davongerast war. Einer Verkehrskontrolle jedoch können sich die drei Insassen durch riskante Fahrmanöver entziehen. Der nächtliche Vorfall indes führt die Polizei auf die Spur eines schrecklichen Verbrechens. Noch im Morgengrauen entdeckt man am Flussufer ein nur notdürftig verschnürtes Bündel - es enthält die Leiche einer jungen Frau! Jeglicher Hinweis auf die Identität der Toten fehlt.

Gaststar Susanne Beck mit PlumpaquatschOberinspektor Derrick von der Mordkommission entschließt sich daher zur Veröffentlichung ihres Fotos in allen Tageszeitungen. Noch am selben Tag meldet sich bei ihm Frau Ellweg, die in der Ermordeten ihre Untermieterin wieder erkennt, Margarete Wenk, Schülerin an einer Grafikschule. (1)

Drogen und Moral
An diesem Fall gefällt mir so ziemlich gar nichts. Es ist eine der üblichen Drogengeschichten innerhalb der Derrick-Reihe, die vor Moralapostelrei nur so strotzen. Typisch 70er-Jahre eben, aber ohne Höhepunkte und einfach nur wenig unterhaltsam. Die Schauspieler agieren ebenso blass. Die Musikertruppe um Alexis (Horst Buchholz) ist richtig unrealistisch und total überzeichnet dargestellt.
Dazu kommt, dass man am Ende noch nicht einmal weiß, wer der Mörder ist. Klar, es war einer der Musiker, aber wer? Diese Frage interessierte weder Regisseur noch Autor. Scheint, als ginge es nur darum eine total unglaubwürdige Musikertruppe aus dem Drogenmilleu vorzustellen.
Die Tote, die mit Alexis befreundet war, hat dem großen Star die Spritze geklaut. Daraufhin wurde sie von der Gruppe umgebracht.

Mehr gedacht?
Offensichtlich hatte sich Herbert Reinecker bei der Story mehr gedacht, aber er hat es nicht geschafft, dass zu transportieren, was er wollte. "Solo für Margarethe" ist sicher eine der schwächsten Folgen. Sie hat vieles von den späteren 90er-Jahren-Folgen, die ebenfalls durch eine stark überzogene Charakterpsychologie auffallen. Allerdings geht dort zu allem Überfluss noch alles in Endlos-Dialogen unter, was einem bei dieser frühen Folge zum Glück erspart bleibt. Dennoch gibt es hier keine überzeugenden Argumente für einen gelungenen Derrick. Auch die Actioneinsätze von Harry und Derrick (wie sie mit Pistole in der Hand eine Wohnung stürmen) heben die Spannung dieses Falles nicht im Geringsten.

Susanne Beck
Neben Horst Buchholz und Lisa Kreutzer spielt ihr übrigens wieder Susanne Beck eine Rolle. Die Blondine war in den 70er-Jahren im TV häufig präsent. Die Tochter des Schauspielers Horst Beck erlangte vor allem als Co-Moderatorin der Kindersendung Plumpaquatsch Beliebtheit und sprach in vielen Hörspielen (u.a. bei EUROPA) mit. Die 1947 in Hamburg geborene Darstellerin ist später mit einem PR-Manager eines Großunternehmens verheiratet, und hat das schauspielern aufgegeben. Seit 1992 hat man sie in keiner nennenswerten Rolle mehr gesehen.

Die Musik zu dieser Folge lieferte Klaus Doldinger , außerdem hört man Passport - Ataraxia Part 1


Besetzung: Horst Tappert (Oberinspektor Derrick), Fritz Wepper (Inspektor Klein), Willy Schäfer (Berger), Lisa Kreutzer, Horst Buchholz, Susanne Beck, Jaques Breuer, Elisabeth Neuman-Viertel und andere
Stab: Buch: Herbert Reinecker, Musik: Klaus Doldinger Kamera: Dietmar Graf, Szenenbild: Wolf Englert, Herstellungsleitung: Gustl Gotzler, Redaktion: Claus Legal, Produzent: Helmut Ringelmann. Eine Produktion der Telenova Film und Fernsehproduktion im Auftrag von ZDF, ORF, SRG. Regie: Michael Braun. Erstausstrahlung: 04.08.1978 (ZDF)
 
(1) ZDF
Foto: ZDF
(c) by author

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Kommentare  

#1 Harry Klein 2020-04-03 19:44
Immerhin: Der Soundtrack fetzt!
#2 Luserke 2021-05-04 00:44
Fand die Folge jetzt nicht so schlecht. Buchholz ist schön drüber, das guckt sich gut weg. Die Szenen im Musik-Club fangen eine gute Stimmung ein. Keine Ahnung, ob es damals wirklich so war, aber es lässt einen schon fasziniert zurück, dass die Leute bei so rockigen Konzerten alle auf Stühlen wie in einem Cafe gesessen haben.
#3 Henrik Siegel 2021-05-06 13:57
Fand die Folge gut, keinesfalls jedoch schlecht.
Den Fokus eines Spielverderbers aus Liebe auf das / die Band gemeinsam (einsam) Süchtiger
zu legen ist interessant und so falsch nicht.
Es stört, die Täteridentität nicht zu erfahren,
könnte aber letztlich jeder der Bande gewesen sein. Buchholz hat m. E. glaubwürdig gespielt.
#4 Frank Reichelt 2021-05-06 20:13
Immerhin ist es ein Highlight, wenn Alexis auf der E-Gitarre "Hänschen klein ging allein" anstimmt als Derrick und Klein den Club verlassen und Derrick kurz stehen bleibt und wissend mit dem Kopf nickt.

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