Neunmalkluge Ermittler - »Mordkommission« (Staffel 2)
Neunmalkluge Ermittler
»Mordkommission« (Staffel 2)
Gegenüber der ersten Staffel von „Mordkommission“ gibt es hier nun einige personelle Änderungen bei der Stammbesetzung. Karl-Heinz von Hassel alias Kriminalobermeister Richard Gramm hat die Kommission sang- und klanglos verlassen, stattdessen gibt es in der zweiten Staffel nun einen Kriminalbeamten namens Richard Grimm (!), der von Rüdiger Bahr gespielt wird. Auch Kriminalkommissar Kusenberg ist nicht mehr mit von der Partie. Da dessen Darsteller Hannes Keppler aber bereits im August 1974 verstarb, hatte das wohl unabdingbare Gründe. Aber auch Georg Wiekers Sekretärin Fräulein Kretschmar alias Ingrid Keleman und Kriminaldirektor Sörgel alias Franz Schafheitlin waren nun nicht mehr dabei und wurden durch Margot Mahler als pfiffige Sekretärin Fräulein Bietl und Karl Lange als Kriminaldirektor Bentscher ersetzt. Beim Gerichtspathologen Dr. Sommer nahm man indes ganz unverhohlen eine Umbesetzung vor: Statt Josef Fröhlich tritt in dieser Rolle nun Otto Friebel auf, weit häufiger ist aber der Gerichtsmediziner Dr. Graber zu sehen, den der beliebte Volksschauspieler Willy Harlander verkörperte. Auch hinter den Kulissen hatte ein Wechsel stattgefunden, denn diese dreizehn Episoden inszenierte nun nicht mehr wie in Staffel 1 Kurt Wilhelm, sondern dessen versierter Kollege Wolfgang Schleif (1912-1984; „IOB Spezialauftrag“). Das sind relativ viele Änderungen innerhalb kurzer Zeit, aber am Endergebnis hat das nicht sonderlich viel verändert, so dass Zuschauer, die die erste Staffel mochten, auch hier wieder gut bedient werden.
Georg Wieker (Charles Regnier) ist mittlerweile zum Kriminalrat befördert worden. Der neue Kriminaldirektor Bentscher (Karl Lange) sähe es am liebsten, wenn Wieker die Geschicke seiner Mordkommission komplett vom Schreibtisch aus lenken würde. Schließlich hat Wieker in den Kriminalbeamten Hubert Hutzl (Michael Burk), Richard Grimm (Rüdiger Bahr) und Ernst Brobowski (Konrad Krauss) drei fähige Mitarbeiter, die sich viel besser für die Außeneinsätze zur Aufklärung der Morde eignen würden. Doch trotz seiner Beförderung denkt Wieker gar nicht daran, ausschließlich im Büro zusammen mit seiner gewitzten Sekretärin Fräulein Bietl (Margot Mahler) auf Mördersuche zu gehen. Immer wieder lässt er sich einspannen, dient seinem Untergebenen Hutzl als Assistenten oder unterstützt Kommissare anderer Abteilungen (wodurch er auch häufig auf seinen früheren Mitarbeiter August Siebenlist, gespielt von Jochen Busse, trifft), um doch ausrücken und vor Ort ermitteln zu dürfen. Die Fälle sind auch dieses Mal sehr breit gefächert. Es geht um einen gedungenen Mörder, der für einen kurzen Job per Zug anreist; um einen mysteriösen Kletterunfall in einer Unternehmerfamilie; um ein schief gelaufenes Experiment in einer Wohngemeinschaft aus alkoholkranken Studenten; oder um den vermeintlichen Selbstmord eines Modezaren, der mit gleich drei Frauen zusammenlebte.
Fast noch mehr als in der ersten Staffel wird man hier von nicht enden wollenden, pausenlosen Dialogen erschlagen, die auf die Dauer recht ermüdend sein können. Kaum ist ein Satz zu Ende gesprochen, klingelt das Telefon oder ein anderer Mitarbeiter kommt mit neuen Erkenntnissen zum Mordfall hereingeplatzt. 25 Minuten sind nicht viel, um all die vertrackten Fälle zu lösen, die sich Carl Darrow hier hat einfallen lassen, und manchmal sind sie schlichtweg zu kurz, so dass man auch am Ende des Falles noch nicht so recht weiß, was hier eigentlich passiert ist, obwohl Kriminalrat Wieker das Rätsel offensichtlich gelöst hat (besonders deutlich in der vorletzten Folge „Kapriolen der Gesellschaft“). Dass hier alle Kriminaler neunmalkluge Besserwisser sind, die sich die Bälle munter zuspielen (sogar die Sekretärin knobelt mit und Hutzl schaltet sich telefonisch in die laufenden Ermittlungen ein, obwohl er eigentlich auf einem Polizeilehrgang weilt), nagt immer wieder an der Glaubwürdigkeit der Geschichten. Auch das seltsame Bild, das von einer Studenten-WG (in der Episode „Die heiße Zelle“) gezeichnet wird, trübt das Vergnügen. Darstellerisch gibt es aber auch hier wieder nichts zu bemängeln, und Krimiknoblern kann man durchaus auch Staffel 2 dieser fast 50 Jahre alten Serie noch empfehlen. Das Bild (im Vollbildformat 1,33:1) ist abermals sehr überzeugend ausgefallen, der deutsche Originalton (in Dolby Digital 2.0) stets gut zu verstehen. Extras sind keine vorhanden.