Auftrag Mord - Schach dem Mörder
Auftrag Mord
Schach dem Mörder
Bruno Hampel (1920-1996) war sicherlich einer der besten und unterhaltsamsten Autoren in der deutschen Fernsehlandschaft, dem es nie vergönnt war, zu einer ähnlichen Popularität und öffentlichen Wahrnehmung zu gelangen wie seine Kollegen Wolfgang Menge oder Curth Flatow. Nichtsdestotrotz sind zahlreiche der von Hampel geschriebenen Serien und Fernsehfilme mittlerweile Kult geworden, man denke nur an „Kommissar Freytag“ mit Konrad Georg als Ermittler oder seine Beiträge zu den Reihen „Polizeifunk ruft“, „Das Kriminalmuseum“, „Hamburg Transit“ oder „Der Alte“. Hampels Drehbücher zeichneten sich zumeist durch eine große Authentizität aus, den Alltag von Polizeibeamten oder Rettungsdiensten (in der Serie „Notarztwagen 7“) hat er stets sehr realitätsnah eingefangen und es trotzdem verstanden, ihn dann noch in eine spannende und interessante Geschichte einzubauen. Das ist auch beim Fernsehfilm „Auftrag Mord“ nicht anders, der seinerzeit als Pilotfolge für eine weitere Kriminalserie konzipiert war, in der der unverwechselbare deutsche Charaktermime Reinhard Kolldehoff, der auch international von sich reden machte („Die große Sause“, „Sie nannten ihn Mücke“), die Titelrolle des „Kommissar Mungo“ übernommen hätte, die aber bedauerlicherweise nie realisiert werden sollte.
Der Barbesitzer Otto Grolbek (Walter Wilz) ist in eine finanzielle Bredouille geraten, nachdem ihm Rocker das Mobiliar seines Etablissements zertrümmert haben. Er hat die Immobilie von einer alten Bekannten, Vera Zinn (Hannelore Schroth), zu einem sehr günstigen Preis erstanden, sich aber darauf eingelassen, der erst 43 Jahre alten Frau eine lebenslange monatliche Rente von 3000 Mark zu zahlen. Grolbek könnte aus der finanziellen Schieflage geraten, wenn Vera noch als junge Frau das Zeitliche segnen würde. Immerhin hat die leicht depressive Frau bereits zwei Selbstmordversuche hinter sich, da könnte man leicht einen weiteren inszenieren, der glückt. Der mittlerweile als Masseur arbeitende ehemalige Rausschmeißer Janos Klewe (Friedrich G. Beckhaus) ist Grolbek noch etwas schuldig, weswegen dieser den grobschlächtigen Mann nach Portugal schickt, wo Vera Zinn mittlerweile residiert. Klewe soll sie ermorden und dafür eine stattliche Summe kassieren. Aber vor Ort in Veras Villa läuft einiges schief, und schließlich ist es Klewe, der dort tot im Zimmer liegt und von Vera anschließend in ihrem Garten verbuddelt wird, wo gerade ein Loch für einen Swimmingpool ausgehoben worden war. In ihrer Verzweiflung reist Vera anschließend nach Hamburg und schüttet bei Otto Grolbek ihr Herz aus, nicht ahnend, dass er hinter dem Mordanschlag gesteckt hat…
„Auftrag Mord“ ist ein gelungener deutscher Kriminalfilm, der einige nette On-Location-Aufnahmen zu bieten hat, aufgrund seines cleveren Drehbuchs und seiner formidablen Darstellerleistungen aber noch mehr zu punkten versteht. Sowohl Walter Wilz als aalglatter Geschäftsmann, der im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen geht, als auch Reinhard Kolldehoff als bodenständiger Kriminalbeamter „Mungo“ Mungowski spielen exzellent und machen den Film im letzten Drittel zu einem fintenreichen kriminalistischen Schachspiel, bei dem mal der eine, mal der andere die Oberhand gewinnt. Auch die Kameraführung von Jan Němeček („Steig ein und stirb“) ist sehr innovativ, nimmt in den ersten Szenen eine voyeuristisch subjektive Stellung ein und bleibt auch im weiteren Verlauf sehr dynamisch und ungewöhnlich. Ein empfehlenswerter deutscher Fernsehklassiker, den man sich als Fan des Genres nicht entgehen lassen sollte. Die DVD-Erstveröffentlichung bietet ein passables Schwarz-Weiß-Bild (im Vollbildformat 1,33:1), das noch etliche Laufstreifen und Verunreinigungen aufweist. Der deutsche Originalton (in Dolby Digital 2.0) ist stets gut zu verstehen. Als Extra hat man die einzig erhaltene Episode „Die Nacht vor Curaçao“ aus der siebenteiligen Kriminalserie „Privatdetektiv Harry Holl“ aus dem Jahr 1963 mit aufgespielt. Die Serie stammt ebenfalls aus der Feder Bruno Hampels (diese Folge wurde aber, entgegen der Angaben auf dem Cover, nicht von Hampel, sondern von Nikolaus Hix geschrieben), ist aber deutlich lahmer inszeniert und weist mit Udo Kämper in der Titelrolle einen eher müden Ermittler auf, der zudem auf die Mithilfe einiger anderer Menschen an Bord eines Schiffes angewiesen ist, um einen Schmuckdieb dingfest zu machen.
Kommentare
Naja, wenn das so ist, werd' ich das Ding mal bestellen...