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Duell zu dritt - Gaunereien in Venedig

Duell zu dritt

Gaunereien in Venedig

 

Vor genau einhundert Jahren, im Jahr 1924 in Venedig, ist die dreizehnteilige Fernsehserie „Duell zu dritt“ angesiedelt, die sich Hans Georg Thiemt und Hans Dieter Schreeb („Der Kurier der Kaiserin“) im Jahr 1970 für das ZDF einfallen ließen. Hermann Leitner („Polizeifunk ruft“, „Luftsprünge“) inszenierte die halbstündigen Happen, die seitdem in den Archiven verschwunden waren. Nun sind sie bei Pidax‘ „Serien-Klassiker“ erstmals auf DVD erschienen.

Für die drei zentralen Rollen dieses „Duells zu dritt“ engagierte man seinerzeit drei recht populäre Schauspieler: Vera Tschechowa (1940-2024), die Tochter der Schauspielerin Olga Tschechowa (die in der ersten Episode dieser Serie einen charmanten Gastauftritt hat), war bereits als Kinderdarstellerin („Witwer mit fünf Töchtern“ an der Seite von Film-Papa Heinz Erhardt) in Erscheinung getreten und im Laufe der Jahre zu einer Leinwandschönheit herangereift; Erwin Strahl (1929-2011), der langjährige Ehemann seiner Kollegin Waltraut Haas, war als gebürtiger Österreicher über die Grenzen seines Heimatlandes hinaus beliebt und hatte in Filmklassikern wie „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ neben Hans Albers und Heinz Rühmann oder „Der Frosch mit der Maske“ nach Edgar Wallace mitgewirkt. Die spannendste Figur des Trios verkörperte in der Serie allerdings Fred Williams (Jahrgang 1938). Der als Friedrich Wilhelm Löcherer geborene Bayer hatte sich einen englisch klingenden Künstlernamen verpasst, zumal es ihn schon zu Beginn seiner Karriere zu internationalen Produktionen zog. So fing er bereits zu Beginn der 1960er Jahre im italienischen Genrekino an und wurde bald von Federico Fellini („Julia und die Geister“) und Luchino Visconti („Sandra – Die Triebhafte“) engagiert. Ende der 1960er Jahre rutschte er durch seine Kollaborationen mit dem spanischen Schmuddelfilmer Jess Franco („Sie tötete in Ekstase“) zwar immer mehr in den Soft-Sexfilm-Bereich ab, erlangte durch die Darstellung der Titelrolle in der Fernsehserie „Rinaldo Rinaldini, der Räuberhauptmann“ aber nochmal einen gewaltigen Popularitätsschub. Kurz danach entstand die Serie „Duell zu dritt“.

Im Grand Hotel in Venedig treffen drei recht unterschiedliche Menschen aufeinander. Der Hotelmanager Martin Baker (Erwin Strahl) versucht hier, nach einer seiner Meinung nach ungerechtfertigten Gefängnisstrafe ein neues Leben aufzubauen. Unter den Gästen der Nobel-Absteige befindet sich sein ehemaliger Kumpel Jerry Hoover (Fred Williams), der sich seinen Lebensunterhalt nach wie vor mit Gaunereien verdient und den Baker für seine Gefängniszeit verantwortlich macht. Die Dritte im Bunde ist die Schriftstellerin Liz Bentley (Vera Tschechowa), die sich in der entspannenden Urlaubsatmosphäre vor Ort ihrem neuen Roman widmen möchte. Zwischen den dreien entflammt auch ein kompliziertes Liebesdreieck, da beide Männer der hübschen Liz Avancen machen und diese im Gegenzug mit beiden gleichermaßen flirtet. Die oftmals recht reichen Hotelgäste spornen immer wieder die Fantasie Jerry Hoovers an, der diese mit Hilfe seines etwas einfältigen Kumpans Henry Buttle (Peter W. Staub) um ihr Barvermögen oder ihren edlen Schmuck bringen möchte. Baker ist stets bemüht, Jerry seine krummen Touren zu vereiteln, und beide Männer möchten nicht, dass Liz hinter ihre dunklen Geheimnisse kommt.

Wie bei vielen anderen Serien dieser Machart sind auch bei „Duell zu dritt“ die Drehbücher von Hans Georg Thiemt und Hans Dieter Schreeb stets so angelegt, dass am Ende einer jeden Folge der Status Quo wiederhergestellt ist. Kurzweilige Erfolge müssen sich am Ende also wieder in Wohlgefallen auflösen, damit mit der nächsten Episode in gleicher Konstellation weitererzählt werden kann. Das macht die meisten Geschichten etwas fad und vorhersehbar, es sind nur einige wenige der dreizehn Episoden, die über Durchschnittsunterhaltung hinauskommen. Beispielsweise die Folge „Solo für Rio“ über einen exaltierten Geiger, den Sebastian Fischer, die deutsche Stimme von Peter O’Toole, mit nöligem Charme überzeugend verkörpert. Oder „Drei Marken aus Shanghai“ über einen gleichermaßen exzentrischen Philatelisten (Werner Stock). Auch „Die Ranch in Texas“ weiß heute noch zu gefallen, denn die gewitzte Auflösung des Geschehens ist den Drehbuchautoren hier wirklich sehr überzeugend gelungen. Fans der drei Hauptdarsteller sollten auf jeden Fall mal einen Blick riskieren, zumal auch etliche der Episodengastrollen mit prominenten Darstellern jener Zeit besetzt sind, von Fritz Tillmann, Jane Tilden und Charles Brauer über Susi Nicoletti und Marte Harell bis hin zu Friedrich Schoenfelder und Hans Putz. Die DVD-Erstveröffentlichung der Serie aus dem Jahr 1971 bietet ein ganz gutes Bild (im Vollbildformat 1,33:1) und einen durchweg gut verständlichen deutschen Ton (in Dolby Digital 2.0). Die Box enthält zwei DVDs, auf die die jeweils dreizehn 25minütigen Episoden verteilt sind. Extras sind keine vorhanden.

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