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Derrick und seine Fälle: Folge 71 - Die Entscheidung

Derrick und seine FälleFolge 72
Die Entscheidung
 
In seinem Münchner Hotelzimmer erhält Alf Hauff unerwarteten Besuch - Kriminalpolizei! Aus Wien kommend, war er erst vor wenigen Stunden mit dem Nachtzug in der Isarmetropole eingetroffen. Erstaunt über Oberinspektor Derricks Frage bestätigt er, dass er während der Nacht mit einem anderen Reisenden sein Schlafwagenabteil getauscht hatte. Fürs erste passt damit alles in das Bild, das sich Derrick vom Tathergang des Verbrechens gemacht hat. Demzufolge hatte der Mordanschlag im Zug eigentlich Hauff gegolten, dem Fahrgast, der laut Belegliste in Kabine 12 übernachten sollte. Zuvor war der Täter in das Abteil des Schaffners eingedrungen, hatte den Ahnungslosen mit Äther betäubt und ihm anschließend den Kabinenschlüssel geraubt.

Brigitte HorneyAlf Hauff fällt aus allen Wolken. Das würde ja bedeuten, dass er nur dank eines glücklichen Umstandes noch am Leben ist! Wer aber sollte ein Interesse an seinem Tod haben? Sein verstorbener Vater hat ihm zwar testamentarisch die alleinige Leitung des Familienunternehmens übertragen. Aber der Wille des Vaters war doch für niemanden überraschend gekommen. Jeder in der Verwandtschaft hatte damit gerechnet. Kein Grund also, ihm deswegen nach dem Leben zu trachten. Die Mordtheorie von Oberinspektor Derrick scheint einfach absurd ... (1)

Zum Inhalt
Und dennoch scheint es keine andere Möglichkeit zu geben. Derrick muss den Mörder in der Familie suchen. Er geht mit Alf Hauff zur Testamentseröffnung. Er will die Gesichter der Familienmitglieder sehen, wenn Alf Hauff lebend vor Ihnen steht. Wer wird überrascht sein? Als die Familienmitglieder eintreffen erlebt Derrick eine Sensation. Er blickt in lauter überraschte Gesichter. Kurzum hatte keiner damit gerechnet Alf Hauff hier anzutreffen. Einzig Ina Hauff wirkt gefasst und begrüßt den verlorenen Sohn freundlich. Erst nach diesem Treffen gibt sich Derrick als Polizist zu erkennen. Ina Hauff macht im Verlauf der Vernehmungen keinen Hehl daraus, zu wissen wer der Mörder ist. Aber sie sagt kein Wort, beruft sich auf ihr Zeugnisverweigerungsrecht und meint "... der Mörder müsse seinen Weg zu Ende gehen."
Derrick konzentriert sich bei seinen Vernehmungen auf das schwächste Glied der Familienkette. Auf Ulrich Hauff. Der labile, alte Mann gibt schließlich zu, das am Mord-Morgen drei Personen zum Bahnhof nach Rosenheim aufgebrochen waren. Einer von Ihnen stieg dort in den Zug um seinen Mordplan umzusetzen.

Bewertung
Obwohl diese Folge recht geschwätzig daher kommt (viele lange Dialoge) ist durchaus Spannung darin enthalten. Auch die Atmosphäre stimmt. Die alte Hauff-Villa ist eine regelrechte Puppenstube, und die Akteure darin agieren ebenfalls fast puppengleich. Dazu kommt dann die Mordszene im Nachtzug. Sowas schafft immer ein überzeugendes Krimi-Feeling. Leider konzentriert sich der Film zu sehr auf die Figur Ulrich Hauff dargestellt von Hannes Messemer. Messemer agiert reichlich überzogen und theatralisch. Eigentlich mag ich den Schauspieler sehr in seinen Rollen, doch hier nervt er ein wenig.
Beachtlich ist die Starbesetzung dieser Folge: Sky Dumont, Christiane Krüger, Brigitte Horney, Gisela Uhlen und eben Hannes Messemer.

Spoiler
Manfred Seipold spielt den Mörder. Erstaunlich ist, dass er während der ganzen Folge nicht ein Wort spricht. Als Zuschauer hätte ich gerne mehr über sein Mordmotiv erfahren. Klar ist, dass er verhindern wollte, das Alf Hauff die Firma übernimmt. Doch welchen Eigennutz hatte er? War er der Familie gegenüber verpflichtet oder gar hörig, oder hatte der Verwalter Angst um seinen Platz in der Firma? Darauf hätte man vielleicht noch eingehen sollen.
Alles allem aber ein gelungener Kriminalfilm nach Agatha-Christie-Manier mit Mörderraten.

Fehler
Die Schlussszene, in der Seipold durch ein geschlossenes Fenster springen muss leidet unter einem schlechten Schnitt, der wohl darin begründet ist, dass Seipold nicht vom Fenster aus direkt auf die schneebedeckte Wiese springen kann, weil in Wahrheit ein hoher Balkon davor ist. Diesen Balkon hat man sich im Krimi einfach weggedacht. Und so stürmt Seipold vom Fenster aus direkt auf die Wiese, wo ihn mehrere Polizisten in Empfang nehmen.
Und noch etwas fiel mir auf. Der Fahrgast im Zug wird gegen halb 5 ermordet. Da ist es noch dunkel. Um 5 trifft der Zug in München ein und es ist bereits hell. Recht ungewöhnlich, weil die Geschichte im Winter spielt.


Besetzung: Horst Tappert (Stephan Derrick), Fritz Wepper (Inspektor Klein), Willy Schäfer (Berger), Karl Heinz Vosgerau (Alf Hauff), Hannes Messemer (Ulrich Hauff), Gisela Uhlen (Henriette Hauff), Sky Dumont (Peter Hauff), Christiane Krüger (Margot Hauff), Brigitte Horney (Ina Hauff), Manfred Seipold (Blaufuss)  und andere
Stab: Buch: Herbert Reinecker, Titelmusik: Les Humphries, Musik: Frank Duval Kamera: Rolf Kästel Szenenbild: Wolf Englert, Herstellungsleitung: Gustl Gotzler, Redaktion: Claus Legal, Produzent: Helmut Ringelmann. Eine Produktion der Telenova Film und Fernsehproduktion im Auftrag von ZDF, ORF, SRG. Regie: Theodor Grädler. Erstausstrahlung: 30.05.1980 (ZDF)


Diese Folge ist enthalten auf Die Derrick Collector´s Box Vol.5
MORE Home Entertainment GmbH & Co. KG 2009

(1) ZDF

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Kommentare  

#1 Daniel 2018-08-02 01:06
Was ich ja nicht kapiere ist das die Familienmitglieder doch bemerkt haben müssen das sie entweder gerade den falschen umbringen oder umgebracht haben.
#2 G. Walt 2018-08-02 19:35
Merken sie ja, als sie erfahren das ihr vermeintliches Opfer noch lebt.
#3 mst 2019-04-10 10:29
Auch etwas ungewöhnlich: In Rosenheim ist es offenbar ein kompletter ÖBB-Zug, in München fährt dann plötzlich ein kompletter DB-Zug ein - den Schlafwagen erkennt man dort garnicht. Erst auf dem Abstellgleis wird dieser wieder in Szene gesetzt.

Und ja... Der Justiziar der Firma sollte den designierten Junior-Chef eigentlich von einem völlig anderen, unähnlichen Mann unterscheiden können, bevor/während/nachdem er ihn tötet, so dass sich sich beim späteren "Familientreffen" keiner mehr wundern sollte.
#4 Frank Reichelt 2019-04-12 21:42
Dies ist eine der Folgen, die ich nur einmal und dann nie wieder geguckt habe, eben wegen des völlig überzogenen Spiels von Hannes Messemer. Er nervt nicht nur ein wenig, wie Herr Walt oben schreibt, sondern sein Gebaren ist unerträglich. Für mich persönlich eine "Giftschrankfolge"!
#5 Robert 2021-01-03 13:38
Wer Hanney Messemers Darstellung für übertrieben und zu theatralisch hält, dem sei ein Ausflug zum Sonderdezernat K1 in die Folge Das masurische Handtuch empfohlen. Im Vergleich zu dem was Messemer dort abliefert ist seine Darstellung in dieser Derrick Folge fast schon dezent und zurückhaltend.
Zu den Eis3nbahnszenen am Beginn:
1. ÖBB 1042 mit neue ÖBB Zeichen und ÖBB Garnitur
2. Nächtliche Vorbeifahrt, ÖBB 1043 mit altem Flügelrad
3. Einfahrt in München, DB 103 mit DB Garnitur
4. Schlafwagen am Abstellgleis, TEN Schlafwagen aus ÖBB Garnitur
Ressigeur dachte wohl, Zug bleibt Zug

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