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Derrick und seine Fälle: Folge 144 - Der Fall Weidau

Derrick und seine FälleFolge 144
Der Fall Weidau

Der 19-jährige Klaus Weidau stirbt nach dem Genuss einer mit Blausäure vergifteten Praline. Seine Schwester Martina fand ihm am nächsten Tag tot im Bett. Alle Familienmitglieder schienen ein überaus intaktes Verhältnis zueinander zu haben. Das Gut der Weidaus hat nur eine einzige Zufahrt, und die wird von Hunden bewacht. War es am Ende doch Selbstmord ? Da passiert ein weiterer Unglücksfall... (1)

Einmal mehr hat es Derrick mit einem stark psychologischen Fall zutun. Dies wird jedoch die ganze Folge nicht so deutlich. Erst während der Aufklärung am Schluss kommt zu Tage, zu was ein schizophrener Mensch fähig ist. Auch zu Mord?

Szene mit Ekkehard BelleNette Familie
In diesem Fall ja. Die Frage nach dem Mörder, lässt man hier bis zum Schluss bewusst im Dunkeln - und doch ist klar, dass der Mörder in der Familie zu suchen ist. Oder etwa doch nicht? Selbst Derrick ist sich da nicht so sicher. Die Familie scheint intakt. Alles freundliche und wohlerzogene Leute. Wohlhabend. Alle lieben sich. Oder trügt die Fassade? Derrick findet keine schwache Stelle. Er verhört jeden Einzelnen. Wer kann Interesse daran haben, den 19-jährigen Mann zu vergiften: Die Eltern?: Wohl kaum. Die Großeltern?: Absurd. Die Geschwister?: Ebenso unglaublich.


Dann wird der zweite Sohn auch noch ermordet und Derrick weiß nun, dass sich der Mörder gezielt die jungen Mitglieder der Familie aussucht. Doch es ist kein Hass, den der Mörder bewegt. Es ist eine krankhafte, verstörende Liebe.

Reineckers Regisseur
Regisseur Weidenmann galt durch jahrelange Zusammenarbeit als Freund von Autor Reinecker (2). Er verstand es auf unterhaltsame und spannende Weise zu erzählen, was Reinecker mit seinen Storys sagen wollte. Gerade die stark psychologischen Folgen bekommen durch ihn eine besondere Note. Andere Regisseure der Reihe scheitern an diesem Thema meistens.


Besetzung
Auch die Besetzung ist in dieser Folge, wie in fast allen der 140er-Dekade recht abwechslungsreich. Friedrich von Thun spielt den integeren Herr Weidau. Fürbringer und Birkmann die philosophierenden Großeltern. Zum letzten Mal dabei ist Ekkehardt Belle. Gleichzeitig verabschiedet er sich vom Fernsehen. Heute ist er ein gefragter Hörspielsprecher.

Was mir an der Familie auffällt ist, dass sie keine Träne vergießen. Nicht als der erste - und auch nicht als der zweite Sohn ermordet wird. Merkwürdig, dass das nicht einmal Derrick bemerkt.
 
Darsteller: Horst Tappert (Stephan Derrick), Fritz Wepper (Inspektor Klein), Friedrich von Thun, Inge Birkmann, Ulli Maier, Christiane Hammacher, Ekkehardt Belle, Ernst-F. Fürbringer, Manfred Seipold, Claus Ringer, Alf Marholm, Holger Petzold und andere
Musik: Hans Hammerschmidt, Titelmusik: Les Humphries, Produzent: Helmut Ringelmann. Eine Produktion der Telenova Film- und Fernsehproduktion im Auftrag von ZDF, ORF, SRG. Regie: Alfred Weidenmann. Erstsendung: 08.08.1986
 
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Kommentare  

#1 Michael 2016-12-22 01:24
Treffende "Kritik" von Euch!
#2 Markus Badberg 2020-07-23 15:00
Mich hat diese Folge absolut nicht vom Stuhl gerissen. Harry wirkt hier wieder einmal, wie so oft, nur als Stichwortgeber und die alte Dame gab ein dummes, unglaubwürdiges Geschwätz von sich. Manchmal habe ich mich schon gefragt, wie lange Herbert Reinecker an solchen Dialogen gesessen haben muss. In den 90gern wurde es ja noch viel schlimmer.
#3 Luserke 2021-05-03 00:49
Großartige Folge mit einem melancholischen Derrick (die nächtliche Autofahrt!) und einer tragischen Familiengeschichte. Die dichte Atmosphäre auf dem Gut trägt zum Gelingen der Episode bei. Die malerische Idylle des Schauplatzes steht im krassen Kontrast zur Tragik der Familie.
#4 G. Walt 2021-05-03 19:20
Ich freue mich immer über Eure Kommentare und lese alle, auch wenn eine Antwort nicht immer nötig ist. Schreibt also fleißig weiter Eure Meinungen.
#5 Doktor Römer 2023-04-08 22:39
Die Folge hinterließ und interlässt bei mir einen zwiespältigen Gesamteindruck. Fangen wir mit dem Positiven an. Alfred Weidenmann legt hier eine sehr elegante und gelungene Inszenierung vor. Der Schauplatz, das abgeschiedene Gut, und damit die Reduzierung auf die Tatverdächtigen, sind sehr gut gewählt. Die Schauspieler, die hier mitwirken, liefern eine gute Leistung ab, und es sind ja auch große Namen, von Thun, Fürbringer, Belle (leider in seiner letzten Derrick-Rolle), Inge Birkmann. Ein minimaler Kritikpunkt, was aber nicht gegen die Schauspielerin, sondern an der Besetzung liegt: Ulli Meier wirkt schon 1983 in der 100. Folge zu alt für eine 18-jährige Abiturientin, drei Jahre später passt es noch weniger. Und jetzt komme ich zu meinem ABER, einem großen Aber: Diese „gute“ Familie Weidau ist so was von unrealistisch, alle sind sich in tiefer Liebe und Zuneigung zugetan, ALLE verbringen JEDEN Abend gemeinsam miteinander in Harmonie und Glückseligkeit. Eben eine von Herbert Reineckers weltfremden und unrealistischen Konstrukten. Natürlich entsteht da der Verdacht, dass unter dieser harmoniebesoffenen Oberfläche tiefste Abgründe lauern, aber Derrick findet nichts, REIN GAR NICHTS. Mit dem zweiten Mord wird dann schlagartig alles klar, aber das Motiv der liebenden Großmutter ist ja sowas von an den Haaren herbeigezogen, sie hat ihre Enkel ("gelungene Kinder") ermordet, um sie vor der Schlechtigkeit der Welt zu schützen. Hybris und Wahnsinn. Wie gesagt, alles in allem zwiespältig. Ach ja, und ich hätte hier lieber Musik von Martin Böttcher gehört. Aber klar, damals war Hammerschmidt als Komponist der "Schwarzwaldklinik" angesagt. Das ist aber auch nur meine private Meinung.

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