Ed Brubaker, Sean Philips: Sleeper 1 - Das Schaf im Wolfspelz

Sleeper 1 - Das Schaf im Wolfspelz von Brubaker/PhilipsDas Schaf im Wolfspelz
Sleeper 1
Autor: Ed Brubaker
Zeichnungen: Sean Phillips
Hardcover, 144 Seiten, 19,80 €
ISBN 978-3-936480-71-9
Cross Cult


Holden Carver ist kein guter Mensch. Genauer gesagt ist er ein eiskalter Killer, ein Mann fürs Grobe. Er arbeitet für einen der gefährlichsten Verbrecher der Welt, er ist brutal, desillusioniert, zynisch. Und er ist Doppelagent. Doch er hat (noch) ein Problem; der einzige Mensch, der von seinem Status als Doppelagent weiß, und der seinen letzten Kontakt zu seinem früheren, legalen Leben darstellt liegt im Koma. So steht Carver nun auf sich allein gestellt in einer Welt des Verbrechens, und immer mehr entstehen Zweifel in ihm, auf welcher Seite des Gesetzes er eigentlich kämpft.

Ed Brubaker führt in „Sleeper“ die Geschichte fort, die er mit „Point Blank“ begonnen hat.

Wobei fortführen nur zum Teil richtig ist. Vielmehr stehen die Ereignisse in „Sleeper“ zwar in direktem Zusammenhang mit denen aus „Point Blank“, durch die zeitliche Chronologie der Erzählung, werden aber auch immer wieder Rückblenden in frühere Zeiten bzw. Parallel zum Quasi-Vorgänger stattfindende Ereignisse eingestreut. Das hört sich zwar vielleicht verwirrend an, ist es de facto aber nicht, denn Brubaker versteht es, eine zwar komplexe und jederzeit spannende Story zu entwickeln, die aber zu keinem Zeitpunkt unübersichtlich wird. Ebenso wie in „Point Blank“ handelt es sich bei den auftretenden Charakteren keineswegs um flache, auf dem Reißbrett entstandene Gestalten. Brubakers Erzählweise ist es zu verdanken, dass auch die zweite Garde der handelnden Personen aus höchst interessanten Personen besteht.

Genau wie „Point Blank“ ist „Sleeper“, obwohl im Superhelden-Universum Wildstorm angesiedelt, im eigentlichen Sinne alles andere als eine klassische Superheldengeschichte. Nicht nur das „Sleeper“ (ebenso wie beispielsweise „Authority“) nicht mit strahlenden Helden der Marke Superman oder Captain America aufzuwarten weiß zeichnet Brubakers Geschichte aus,  ebenso wenig die Tatsache, dass die „Helden“ des Wildstorm-Universums eher als zynische, zwiespältige und gebrochene Persönlichkeiten angesehen werden müssen. Das Besondere an „Sleeper“ ist meines Erachtens, dass die Geschichte wohl auch in einer Welt völlig ohne Superhelden funktionieren würde. Zwar kommen immer wieder Details zum Vorschein, die Bezug auf die Superkräfte einiger der Akteure nehmen, doch ist „Sleeper“ für meinen Geschmack eher eine Noir-Crime-Story mit Thriller- und Agentenanteilen. Im vorliegenden Band präsentiert uns Cross Cult nun die ersten sechs US-Ausgaben in gewohnt ansprechender Hardcover-Form. Ergänzt um die Original-Covers und einen lesenswerten Artikel über das Schaffen Ed Brubakers bleiben keine Wünsche offen. Die atmosphärisch dichte und jederzeit spannende Geschichte wird diesmal von Sean Philips gezeichnet, der übrigens auch in der Marvel-Serie „Criminal“ mit Brubaker zusammenarbeitet. Seine düsteren Zeichnungen passen hervorragend zur Geschichte und stellen eine optimale Ergänzung zum Inhalt dar.

Fazit: Wer „Point Blank“ mag, wird an „Sleeper“ nicht vorbeikommen, und wer den Vorgänger noch nicht kennt, sollte spätestens jetzt zugreifen und sich die wirklich gelungene Crime-Noir-Story im Superheldenmetier nicht entgehen lassen. Cross Cult zeigt mit „Sleeper“ erneut, dass der Verlag es versteht, gute Comics aus den USA sehr gut für die deutsche Leserschaft aufbereiten zu können. 

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