Nothing to Lose - Die Seele eines Monsters

Nothing To LoseNothing to Lose - Die Seele eines Monsters
(TBS)
mit Theo Maassen, Lisa Smit, Bob Schwarze, Ria Marks, Karst Woudstra, Flip Filz, Romana Frede, Martijn de Rijk, Menno Van Beekum, Roos Ouwehand, Kevin Llewellyn, Bing Wierma, Peter van Bokhorst, Yale Sackman, Pim Lambeau
Regie: Pieter Kuijpers
Drehbuch: Piter Kuijpers / Paul Jan Nelissen
Kamera: Bert Pot
Musik: Paleis van Boern
FSK 16
Niederlande / 2008

Die 13-jährige Tessa dient Johan bei seiner Flucht als menschlicher Schutzschild. Mit ihr als Geisel rechnet sich der wegen Mordes an seinem Vater und seiner Schwester verurteilte bessere Chancen aus, an sein Ziel zu kommen. Er muss seine Mutter finden, denn nur sie kann seine Unschuld bezeugen.
 
Aber warum hat sie das nicht schon vor 14 Jahren getan, als Johan verurteilt wurde? Warum hat sie jetzt anscheinend fluchtartig ihr Haus verlassen und ist verschwunden= Wer ist Johan wirklich: Bestie oder unschuldig Verurteilter= Und was hat er mit seiner jungen Geisel vor...?

Vollkommen abseits von irgendwelchen extrem auf Hochglanz polierten Blockbustern gibt es immer wieder Filme, die es nicht nötig haben, durch Effekt-Gewitter oder übertriebene Action aufgewertet zu werden. Diese Filme sind meist eher unscheinbar und fallen dem Betrachter nicht sofort ins Auge. Und so ein Film ist auch "Nothing to Lose", der auf den ersten Blick sehr unscheinbar daherkommt, aber durch Qualität und Niveau mehr als nur zu überzeugen weiss. Diese niederländische Produktion serviert dem Zuschauer ein solch intensives Filmerlebnis, das man sich nach Sichtung des Films erst einmal etwas erholen muss.

Der hier offengelegte Blick in die Abgründe einer menschlichen Seele schockiert und fasziniert zugleich, ebenso wie die Darstellung des Hauptcharakters Johan, der hier von Theo Maassen so eindringlich und markant dargestellt wird, das man dieses Schauspiel einfach nur als brillant bezeichnen kann. Als Zuschauer ist man hin-und hergerissen, da man einerseits Sympathie für Johan empfindet, da man einfach nicht glauben kann, was ihm zur Last gelegt wird (ausser den Mord am Vater). Denn auch sein Verhalten gegenüber Tessa lässt nicht darauf schließen, das er jungen Mädchen auch nur ansatzweise etwas antun könnte.

Selbst in den Situationen, in denen er kurzzeitig die Beherrschung verliert, wirkt er immer noch sympathisch, da er sich auch immer sofort entschuldigt. Obwohl man die Krankheit seiner Seele praktisch vor Augen hat, will man die auf der Hand liegenden Tatsachen nicht akzeptieren, da Johan fast ganzzeitig we ein kleiner verletzter und schutzbedürftiger Junge wirkt, der sich im Körper eines Mannes befindet. Das merkt man auch an der entstehenden Beziehung zwischen ihm und Tessa, die mit der Zeit immer mehr Vertrauen zu ihm fasst und am Ende des Films sogar zusammen mit ihm in die Klinik fahren will. Fast zwangsläufig wird man hier an das Stockholm-Syndrom erinnert, bei dem die Entführten auf einmal Gefühle für ihren Kidnapper empfinden.

Im letzten Drittel des Films wird hier auch sehr gut die in der Realität oft sehr übersteigerte Medien-Präsenz thematisiert, alle Gedanken an die eigene Sicherheit werden hier vollkommen bedenkenlos über Bord geworfen, um an eine Sensations-Story zu kommen. So wie hier dargestellt, kommt einem automatisch das Geisel-Drama von Gladbeck in den Sinn, denn die gezeigten Bilder sind sich doch mehr als nur ähnlich, ebenso wie das Eingreif-Verhalten der Polizei, die nämlich tatenlos zusiht. Das alles ist hier so intensiv und realistisch in Szene gesetzt worden, das einen phasenweise das Gefühl überkommt, eine Nachrichtensendung und nicht unbedingt einen Film zu sehen.

"Nothing to Lose" ist ein so intensives Filmerlebnis, wie man es nicht sehr oft geboten bekommt. Die extrem autenthischen Darsteller und die fantastische Geschichte an sich sorgen hier für ein absolut aussergewöhnliches und qualitativ hochwertiges Film-Erlebnis, das stark unter die Haut dringt und nachhaltig im Gedächtnis hängen bleibt. Ich fühlte mich nach Sichtung des Films sogar körperlich und mental ziemlich geschlaucht und leer, da ich das Gesehene erst einmal verarbeiten musste. das will bei mir schon etwas heissen und zeigt noch mehr, welch starke Wirkung dieses Werk auf einen haben kann. Man sollte sich dieses Werk auf jeden Fall einmal zu Gemüte führen, denn ansonsten hat man wirklich etwas ganz fantastisches verpasst.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch / Niederländisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 1,85:1 (16:9)
Laufzeit: 86 Minuten
Extras: Originaltrailer, Trailershow

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