Indridason, Arnaldur - Frostnacht
Frostnacht
Erlendur kann als Stereotyp für den skandinavischen Kommissar im Stil von Beck oder Wallander dienen. Wie offenbar die meisten von ihnen könnte man auch ihn im Wesentlichen als eine "gescheiterte Existenz" bezeichnen. Mit einer zerbrochenen Ehe, einer drogenkranken Tochter, lebt er selbst offenbar größtenteils für seine Arbeit. Wie es scheint, hat die Gesellschaft, in der er sich während seiner Ermittlungen tagtäglich bewegt, eindeutig auf sein Leben abgefärbt.
Dieses Mal hat Erlendur den Mord an einem Jungen aufzuklären. Die Mutter des Jungen ist thailändischer Abstammung und lebt in einem der sozialen Brennpunkte der Stadt. Von ihrem Mann (und Vater des toten Jungen), einem Isländer, der sich seine Frau aus Thailand "mitgebracht" hat, ist sie inzwischen geschieden.
Als der Junge tot aufgefunden wird und Erlendur und sein Team den Mörder suchen, kommt einiges in Bewegung. Es verdichten sich die Anzeichen, dass es sich um einen ausländerfeindlichen Hintergrund handelt.
In den ganzen vielen Skandinavienkrimis wird es manchmal etwas langweilig, immer wieder von dieser kaputten sozialen Welt zu lesen und davon, wie hoffnungslos es scheint, sich gegen die Degeneration zu stemmen. Erlendur, selbst ein Teil dieser Welt, ist zugleich Opfer und "Rächer".
Tatsächlich ist dieser Fall längst nicht so spannend und intensiv wie beispielsweise "Gletschergrab", den ich von allen bisher gelesenen Indridason-Büchern am Besten fand. Der Erzählstrang ist ziemlich vorhersehbar und die Auflösung längst nicht so spannend wie erhofft.
Mir fällt immer wieder die sehr sparsame Sprache auf. Die Sätze sind kurz, einfach gehalten und wenig auf literarischen Effekt ausgerichtet. Dabei habe ich immer wieder den Eindruck, dass genau dies den Effekt der Krimis von Indridason ausmacht, rauh und hart und nicht verschnörkelt.
Als Ergebnis bleibt ein Buch, das man gelesen zu den anderen in seinen Bücherschrank stellt, vermutlich nicht unbedingt ein zweites Mal lesen wird, aber auch unbedingt verschenkte Zeit war ... ein Islandkrimi eben.