Powers, Richard: Das Echo der Erinnerung (Hörspiel)
Das Echo der Erinnerung
Möchte einmal jemand ein Hörspiel der etwas ruhigeren Gangart genießen; eines das ohne wilde Action und übertriebene Effekte auskommt
? Dann ist man zum Beispiel mit "Das Echo der Erinnerung" gut bedient. Geradezu fernsehspielartig wurde hier der neunte Roman des amerikanischen Bestellerautoren Richard Powers vertont.
Es geht um hier um das ganz Tiefe im Menschlichen, und darum wie das Gehirn doch ein seltsames Eigenleben führt, und im Grunde nicht das ist, was den Menschen ausmacht, sondern auch nur ein Organ bleibt.
Man kann eintauchen in die Welt der Neurologie, ohne dass dieses Werk höchst wissenschaftlich, lehrhaft oder überfordernd wirkt. Die Gefühle des eines Menschen, nämlich der Schwester in der Geschichte, namens Karin, stehen den kalten und logischen Denken des Bruders Mark gegenüber. Gefühle gegen rationales Denken. Die Wissenschaft, die das Gehirn für alles was Leben und Charakter bedeutet verantwortlich macht, straft sich hier selbst Lügen.
Ein wahrhaftig klasse Thriller, der wohl einfach einmal anders ist.
Annett Renneberg spricht die Karin, und ist dabei scheinbar so vertraut mit dieser Figur, dass man glaubt eine realistische Doku zu hören. Denn Karin ist auch die Erzählerin. Gerd Böckmann erzählt ebenfalls, und schildert dabei die Sicht des Arztes, wobei dem Hörer einige Fakten der Neurologie nicht erspart bleiben. Aber gerade dies macht den Reiz der Produktion aus. Zwei Erzähler, einer der seine Gefühle schildert, der Andere der das wissenschaftliche Fundament erklärt. Prima gelöst für ein Hörspiel, da auf diese Weise nie Langeweile aufkommt.
Zum Glück gibt es auch eine sehr spannungserzeigende Musik. Hier haben zwei Komponisten ein richtiges Krimifeeling geschaffen, obwohl das ganze eher ein Drama ist.
Das Cover zeigt wohl die beiden Geschwister im Kindesalter. Nett gemacht, da es zum Titel passt ohne aufdringlich zu wirken.
Fazit: Nicht Jedermanns Sache, da man sich ein wenig auf das Thema einlassen muss, um Gefallen daran zu finden. Doch bei genauerem Hinhören wird man seine Freude daran haben.
Zum Autoren Richard Powers: Er wurde 1957 in Evaston, Ilinios (USA) geboren. "Three Farmers on Their a Dance" war sein erster sehr überraschender Erfolg. Für "The Echo Maker", dem das Hörspiel zugrunde liegt erhielt der Autor 2006 den National Book Award for Fiction.