Mills, Kyle: Die Jägerin
Zum Inhalt des Buchs: Die junge Programmiererin Quinn Barry arbeitet seit kurzem beim FBI. Zurzeit ist sie damit beschäftigt, eine neue Suchroutine in CODIS einzubauen, die bundesweite Datenbank für DNA-Signaturen. Dabei stößt sie auf eine Merkwürdigkeit. Immer, wenn ein ganz bestimmter DNA-Code in die bisher verwendete Suchmaschine eingegeben wird, wird dieser als nicht existent deklariert. Wie kann das sein?
Quinn ermittelt auf eigene Faust und stößt auf eine Mordserie an jungen Frauen, die bislang unaufgeklärt ist. Es hat den Anschein, als würde jemand vom FBI mit allen Mitteln verhindern wollen, dass der Killer gefasst wird. Doch warum sollte jemand so etwas tun?
Mit wachsendem Unbehagen stellt Quinn weitere Nachforschungen an und gerät dabei nicht nur in das Visier einer groß angelegten Verschwörung, sondern wird auch zum Zielobjekt eines brillanten Serienkillers ...
Zunächst einmal so viel: »Die Jägerin« ist im Grunde genommen kein schlechtes Buch. Kyle Mills versteht sein Handwerk; der Mann weiß, wie man einen spannenden Thriller schreibt. Der Plot ist temporeich inszeniert und bietet genau die richtige Mischung aus Action-, Spannungs- und Charaktermomenten, die es braucht, um Fans mitreißender Spannungslektüre an die Seiten zu fesseln. Auch das Figurenensemble ist im Kern gar nicht so übel. Mills legt bei der Erschaffung seiner Protagonisten zwar wenig Originalität an den Tag, dennoch hat er einen vielseitigen Cast mit sympathischen Hauptdarstellern entworfen. Hinsichtlich Mills' Erzählweise gibt es ohnehin nichts zu meckern, da unterschiedet sich »Die Jägerin« nicht von den übrigen Thrillern des Autors.
Keine Frage: Mills Serienkiller-Roman könnte ein hochgradig empfehlenswertes Stück Krimiliteratur sein. Wäre da nicht, ja wäre da nicht die ungemein lächerlich wirkende Darstellung des Serienkillers.
Zu sagen, Mills hätte sich hier einer Fülle von Klischees bedient, ist wohl die Untertreibung des Jahres. Selten habe ich eine Figur geboten bekommen, die in ihrer Darstellung wahrhaftig ALLE gängigen Vorurteile erfüllt wie der Psychopath aus »Die Jägerin«. Einige Beispiele gefällig?
Da mag der Thriller in allen übrigen Belangen noch so gelungen sein, was Mills dem Leser bezüglich der Darstellung des Serienkillers bietet, ist schlichtweg traurig. Eigeninitiative und eine durchdachte, selbst entwickelte Zeichnung des Psychopathen? Nicht vorhanden. Und das verleidet einem die Lesefreude ganz gewaltig!
Mills' Roman hat fraglos seine Momente, darunter einige wirklich packende Szenen, die einem beim Lesen den Atem stocken lassen. Dumm nur, dass »Die Jägerin« nun mal ein Serienkiller-Thriller ist und als solcher mit der Darstellung des Psychopathen steht und fällt. Und diese ist ein einziges Desaster.
»Die Jägerin« ist ein Roman, den man nur ganz eingefleischten Fans von Filmen und Romanen um Serienkillern empfehlen kann. Wer dagegen überzeugende und originelle Thrillerliteratur sucht, der sollte lieber zu den übrigen Werken von Mills greifen. Da beweist der Amerikaner, dass er es deutlich besser kann.