Twining, James: The Geneva Deception
In Rom sieht sich die Polizei unterdessen mit einer spektakulären Mordserie konfrontiert. Kaum gelingt es Lieutenant Allegra Damico, erste Hinweise über mögliche Hintergründe und Zusammenhänge zu ermitteln, findet sie sich im Visier einer gnadenlosen Verbrecherorganisation. Gejagt von eiskalten Killern, die selbst die Reihen der italienischen Polizei infiltriert haben, muss Allegra untertauchen.
Bald schon kreuzen sich die Wege der Polizisten und des ehemaligen Kunstdiebs. Gemeinsam stoßen Tom und Allegra in ein Wespennest aus Antiquitätenfälschung und Grabräuberei, in das einige der mächtigsten Syndikate Italiens verwickelt sind ...
Eines vorweg: »The Geneva Deception« kann man auch dann genießen, wenn man die bisherigen Romane um Tom Kirk nicht gelesen hat. Zwar spielt Twining immer wieder auf Geschehnisse aus den vorangegangenen Büchern an, doch werden diese, sofern relevant, stets kurz erläutert. Eine lohnenswerte Lektüre sind die ersten drei Tom-Kirk-Romane allerdings dennoch, weshalb ich jedem nur empfehlen kann, den ein oder anderen Blick zu wagen.
Doch zurück zum Buch. Wenn man unbedingt ein Haar in der Suppe finden will, dann kann man »The Geneva Deception« allenfalls vorwerfen, dass der Plot in Teilen reichlich konstruiert wirkt. Twining hat ein komplexes Handlungsgeflecht entworfen, bei dem letzten Endes zwar alle Fäden stimmig zusammenlaufen. Ein wenig weit hergeholt wirkt die verschlungene Story nichtsdestotrotz. Als Leser muss man daher a) hin und wieder ein Auge zudrücken, was die zwischenzeitlich etwas gewollt anmutenden Verbindungen von Figuren und Handlungssträngen angeht, und b) sehr aufpassen, um in dem dichten Netz aus Beziehungen und Zusammenhängen nicht den Überblick zu verlieren.
Davon abgesehen ist »The Geneva Deception« aber ein exzellenter Spannungsroman, ganz so, wie man es von Twining gewohnt ist. Auch im vierten Teil besticht die Reihe durch originelle Ideen und erstklassig gezeichnete Charaktere. Dass Jennifer Browne, die man von früheren Romanen her kennt, hier rasch das Zeitliche segnet, ist bedauerlich. Mit Allegra Damico hat Twining jedoch eine neue, facettenreiche und nicht minder sympathische Figur erschaffen, von der man in kommenden Tom-Kirk-Romanen hoffentlich noch einiges mehr lesen wird.
Die Handlung des Buchs weiß, abgesehen davon, dass sie mitunter eben ein wenig konstruierte wirkt, im Großen und Ganzen zu überzeugen. Twining zeigt, dass ihm die Ideen, spannende Thriller aus dem Bereich der Kunst bzw. Kunstkriminalität zu schreiben, noch lange nicht ausgegangen sind. Erneut bietet der Autor seinen Leser eine Fülle gut recherchierter Hintergründe, eine temporeiche Story und jede Menge überraschende Wendungen. Wer denkt, packende Thriller kann es nur dann geben, wenn Terroristen, Serienkiller oder religiös motivierte Fanatiker im Mittelpunkt stehen, der sieht sich eines Besseren belehrt.
Twinings vierter Roman ist erneut hervorragend geschrieben. Dank der Unterteilung der Story in viele kurze Kapitel rast man beim Lesen geradezu durch das Buch, das viel zu schnell am Ende angelangt. Hier werden die meisten Geheimnisse, die im Laufe der Handlung aufgetaucht sind, gelüftet. Gleichzeitig offenbart Twining allerdings ein neues Rätsel, das interessante Optionen für den kommenden Roman um Tom Kirk eröffnet. Man kann nur hoffen, dass dieser möglichst bald erscheint. Einmal natürlich, damit man Antworten auf die aufgeworfenen Fragen erhält. Zum anderen aber auch schlichtweg deshalb, weil Twinings Thrillerreihe jedes Mal aufs Neue ein echtes Vergnügen ist und man die fesselnden Werke des britischen Autors geradezu verschlingt.
»The Geneva Deception« ist ein großartig geschriebener, packender Thriller aus der Kunstszene, der Fans spannender Unterhaltung wärmstens empfohlen sei. Wer Thrillerreihen wie Brett Battles' Jonathan-Quinn-Romane mag, dem werden die Romane von James Twining viel Freude bereiten. Ausgezeichnete Spannungskost vom Feinsten wartet auf die Leser.