Klass
Chronik einer Katastrophe.
Wie oft ist man in den letzten Jahren mit Amokläufen an Schulen konfrontiert worden, so das schon teilweise der Eindruck entstanden ist, das es sich um eine Art neuen Volkssport handelt? Und immer wieder trauert man um die Opfer, die aus scheinbar nicht nachzuvollziehenden Gründen ihr junges Leben lassen mussten. Die Täter hält man für psychisch krank und sieht in ihnen zumeist seelenlose Monster, die sich anscheinend einen Spaß daraus machen, ihre Mitschüler scheinbar mutillig und vollkommen willkürlich zu töten. Das eine solche Tat aber auch aus vollkommen anderen Beweggründen geschehen kann, zeigt dieser estnische Beitrag auf sehr schockierende, aber auch äusserst eindrucksvolle Art und Weise. Bei Klass bekommt es der Zuschauer mit einem Jugenddrama zu tun, das schonungslos das perfide System des Schulmobbings durchleuchtet und dabei eine so ungeheure Intensität entwickelt, das einem die Haare zu Berge stehen. Wenn man diesen Film gesehen hat, gibt es zwar immer noch keinen Grund, die Taten eines Amokläufers zu rechtfertigen, aber man ist doch dazu in der Lage, eine gewisse Art von Verständniss dafür aufzubringen, ohne jedoch die Taten gutzuheissen.
Im Vordergrund der Geschichte steht nicht die Tat an sich, sondern vielmehr eine Chronik der Geschehnisse, die zu ihr geführt haben. Regisseur Ilmar Raag erzählt diese Chronik, die lediglich 7 Tage dauert, in einer schockierenden, gleichzeitig aber auch absolut faszinierenden Art, die einem phasenweise kalte Schauer über den Rücken jagt. Das ist ganz sicher auch in der extrem realistischen und authentischen Szenerie begründet, die sich dem Zuschauer offenbart, denn nicht selten entsteht der Eindruck, das man sich vielmehr in einem wirklich geschehenden Szenario befindet, als das man einen Spielfilm schaut. Das Geschehen fesselt einen auf seine ganz eigene Art, wirkt aber gleichzeitig auch abstossend und vollkommen schockierend. Man fühlt sich nicht selten einer Ohnmacht nahe, denn möchte man doch einerseits den beiden Mobbingopfern Jossep und Kaspar zur Hilfe eilen und sich mit ihnen zusammen gegen den restlichen Klassenverbund entgegenstemmen, der unter dem Befehl des Anführers Anders steht, muss aber andererseits die Hilflosigkeit akzeptieren, zu der man als Zuschauer verdammt ist.
Und gerade dieses ohnmächtige Gefühl der Hilflosigkeit ist es, das sich durch den gesamten Film zieht und eine unbändige Wut in einem selbst aufsteigen lässt. Das geschieht aber keineswegs nur deshalb, weil man selbst zur Untätigkeit verdammt ist, sondern auch deshalb, weil hier wirklich alle Personen wegsehen, oder genau die falschen Hilfeleistungen anbieten. So ist es die gesamte Schule, die hier im Prinzip über das vorherrschende Mobbing informiert ist, jedoch findet sich nicht eine Person, die wirklich etwas gegen die immer mehr eskalierenden Handlungen unternimmt. Und dann sind da noch die Eltern von Joseep, die selbst, als er mit mehreren Hämatomen aus der Schule kommt, noch von harmlosen Hänseleien sprechen. Vor allem sein Vater, der einem typischen Macho gleicht, hat keinerlei Verständnis für die Opferrolle seines Sohnes und rät ihm lediglich, das er umso fester zurückschlagen soll. Seine Mutter hingegen macht den grössten Fehler, indem sie die Schule informiert, das ihr Sohn mishandelt wird.
Nun ergibt es sich dadurch schon fast zwangsläufig, das sich das Mobbing immer weiter verstärkt und dabei Ausmaße annimmt, die nicht mehr zu kontrollieren sind. Selbst einige Mitschüler wenden sich angewidert von den Rädelsführern ab, da sie ihre Taten nicht mehr gutheissen können. Doch ist es mittlerweile schon viel zu spät und eine Situation am Strand, die vollkommen eskaliert und eine Demütigung sondergleichens an den Tag legt, ist der Funke, der das Fass zum explodieren bringt. Die sich daraus ergebende Reaktion der beiden Opfer ist schon fast als logisch anzusehen und so nimmt das Unheil seinen Lauf und endet am nächsten tag in der Schule in dem finalen Showdown, der sich im Amoklauf der beiden Mobbingopfer äussert. Dabei ist es nicht nur die Tötung mehrerer Schüler, die einen absolut fassungslos macht, sondern insbesondere die mehr als tragische Reaktion von Joseep, kurz bevor die Polizei eintrifft. Denn in seiner Reaktion auf die Ereignisse liegt die gesamte Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit eines jungen Menschen, der innerlich schon längst gestorben ist und nicht aus seiner Hilflosigkeit heraus kann.
Ilmar Raag hat hier ein wirklich beeindruckendes Stück Film geschaffen, das mit einer ungeheuren Härte auf den Betrachter einschlägt und ihn in gewisser Weise selbst zu einem hilflosen Opfer macht, da er zum Zuschauen verdammt ist und trotz des vorhandenen Willens zu keiner Zeit in das Geschehen eingreifen kann. Die Intensität, die diese estnische Produktion entfaltet, ist extrem hoch angesiedelt und so manche Situation ist wie ein körperlicher Tiefschlag, den man förmlich spüren kann. Dazu tragen vor allem die herausragenden Jung - Darsteller bei, die dem Geschehen einen mehr als authentischen Eindruck verleihen. Ihr dargebotenes Schauspiel ist erschreckend realistisch und hält dem Zuschauer die Verrohung der heutigen Jugend auf erschreckende Art und Weise vor Augen. Begriffe wie Rücksicht, Anteilnahme oder Hilfe scheinen hier absolute Fremdworte zu sein. Ohne Rücksicht auf die gefühlslage eines anderen Menschen werden hier systematisch zwei junge Menschen zerstört und gedemütigt, bis sie im Endeffekt keinen anderen Ausweg mehr sehen, als das sie sich von ihren Peinigern für immer befreien.
Fazit: Klass - Chronik einer Katastrophe sollte ein mahnendes Beispiel dafür sein, wie schnell aus anfänglichen Hänseleien eine Katastrophe entstehen kann, die eigentlich jederzeit hätte aufgehalten werden können, wenn sich einige Personen etwas intensiver mit den Vorfällen beschäftigt hätten. Gleichzeitig wird einem aber auch die teilweise vorhandene Gleichgültigkeit der heutigen Zeit vor Augen geführt, so das Situationen immer erst eskalieren müssen, bevor sich einem die Ernsthaftigkeit der Handlungen und deren Wirkung auf andere erschließt. Ein Film, der sehr nachdenklich stimmt und auch einen sehr nachhaltigen Eindruck im Gedächtnis des Betrachters hinterlässt. Das hier gezeigte Geschehen ist absolut realistisch und zeigt einmal mehr, das wegschauen nicht immer die richtige Maßnahme ist, manchmal sollte man die innere Gleichgültigkeit überwinden und vielmehr eine ordentliche Portion Zivilcourage an den Tag legen, um eventuell deeskalierend einwirken zu können.
Wie oft ist man in den letzten Jahren mit Amokläufen an Schulen konfrontiert worden, so das schon teilweise der Eindruck entstanden ist, das es sich um eine Art neuen Volkssport handelt? Und immer wieder trauert man um die Opfer, die aus scheinbar nicht nachzuvollziehenden Gründen ihr junges Leben lassen mussten. Die Täter hält man für psychisch krank und sieht in ihnen zumeist seelenlose Monster, die sich anscheinend einen Spaß daraus machen, ihre Mitschüler scheinbar mutillig und vollkommen willkürlich zu töten. Das eine solche Tat aber auch aus vollkommen anderen Beweggründen geschehen kann, zeigt dieser estnische Beitrag auf sehr schockierende, aber auch äusserst eindrucksvolle Art und Weise. Bei Klass bekommt es der Zuschauer mit einem Jugenddrama zu tun, das schonungslos das perfide System des Schulmobbings durchleuchtet und dabei eine so ungeheure Intensität entwickelt, das einem die Haare zu Berge stehen. Wenn man diesen Film gesehen hat, gibt es zwar immer noch keinen Grund, die Taten eines Amokläufers zu rechtfertigen, aber man ist doch dazu in der Lage, eine gewisse Art von Verständniss dafür aufzubringen, ohne jedoch die Taten gutzuheissen.
Im Vordergrund der Geschichte steht nicht die Tat an sich, sondern vielmehr eine Chronik der Geschehnisse, die zu ihr geführt haben. Regisseur Ilmar Raag erzählt diese Chronik, die lediglich 7 Tage dauert, in einer schockierenden, gleichzeitig aber auch absolut faszinierenden Art, die einem phasenweise kalte Schauer über den Rücken jagt. Das ist ganz sicher auch in der extrem realistischen und authentischen Szenerie begründet, die sich dem Zuschauer offenbart, denn nicht selten entsteht der Eindruck, das man sich vielmehr in einem wirklich geschehenden Szenario befindet, als das man einen Spielfilm schaut. Das Geschehen fesselt einen auf seine ganz eigene Art, wirkt aber gleichzeitig auch abstossend und vollkommen schockierend. Man fühlt sich nicht selten einer Ohnmacht nahe, denn möchte man doch einerseits den beiden Mobbingopfern Jossep und Kaspar zur Hilfe eilen und sich mit ihnen zusammen gegen den restlichen Klassenverbund entgegenstemmen, der unter dem Befehl des Anführers Anders steht, muss aber andererseits die Hilflosigkeit akzeptieren, zu der man als Zuschauer verdammt ist.
Und gerade dieses ohnmächtige Gefühl der Hilflosigkeit ist es, das sich durch den gesamten Film zieht und eine unbändige Wut in einem selbst aufsteigen lässt. Das geschieht aber keineswegs nur deshalb, weil man selbst zur Untätigkeit verdammt ist, sondern auch deshalb, weil hier wirklich alle Personen wegsehen, oder genau die falschen Hilfeleistungen anbieten. So ist es die gesamte Schule, die hier im Prinzip über das vorherrschende Mobbing informiert ist, jedoch findet sich nicht eine Person, die wirklich etwas gegen die immer mehr eskalierenden Handlungen unternimmt. Und dann sind da noch die Eltern von Joseep, die selbst, als er mit mehreren Hämatomen aus der Schule kommt, noch von harmlosen Hänseleien sprechen. Vor allem sein Vater, der einem typischen Macho gleicht, hat keinerlei Verständnis für die Opferrolle seines Sohnes und rät ihm lediglich, das er umso fester zurückschlagen soll. Seine Mutter hingegen macht den grössten Fehler, indem sie die Schule informiert, das ihr Sohn mishandelt wird.
Nun ergibt es sich dadurch schon fast zwangsläufig, das sich das Mobbing immer weiter verstärkt und dabei Ausmaße annimmt, die nicht mehr zu kontrollieren sind. Selbst einige Mitschüler wenden sich angewidert von den Rädelsführern ab, da sie ihre Taten nicht mehr gutheissen können. Doch ist es mittlerweile schon viel zu spät und eine Situation am Strand, die vollkommen eskaliert und eine Demütigung sondergleichens an den Tag legt, ist der Funke, der das Fass zum explodieren bringt. Die sich daraus ergebende Reaktion der beiden Opfer ist schon fast als logisch anzusehen und so nimmt das Unheil seinen Lauf und endet am nächsten tag in der Schule in dem finalen Showdown, der sich im Amoklauf der beiden Mobbingopfer äussert. Dabei ist es nicht nur die Tötung mehrerer Schüler, die einen absolut fassungslos macht, sondern insbesondere die mehr als tragische Reaktion von Joseep, kurz bevor die Polizei eintrifft. Denn in seiner Reaktion auf die Ereignisse liegt die gesamte Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit eines jungen Menschen, der innerlich schon längst gestorben ist und nicht aus seiner Hilflosigkeit heraus kann.
Ilmar Raag hat hier ein wirklich beeindruckendes Stück Film geschaffen, das mit einer ungeheuren Härte auf den Betrachter einschlägt und ihn in gewisser Weise selbst zu einem hilflosen Opfer macht, da er zum Zuschauen verdammt ist und trotz des vorhandenen Willens zu keiner Zeit in das Geschehen eingreifen kann. Die Intensität, die diese estnische Produktion entfaltet, ist extrem hoch angesiedelt und so manche Situation ist wie ein körperlicher Tiefschlag, den man förmlich spüren kann. Dazu tragen vor allem die herausragenden Jung - Darsteller bei, die dem Geschehen einen mehr als authentischen Eindruck verleihen. Ihr dargebotenes Schauspiel ist erschreckend realistisch und hält dem Zuschauer die Verrohung der heutigen Jugend auf erschreckende Art und Weise vor Augen. Begriffe wie Rücksicht, Anteilnahme oder Hilfe scheinen hier absolute Fremdworte zu sein. Ohne Rücksicht auf die gefühlslage eines anderen Menschen werden hier systematisch zwei junge Menschen zerstört und gedemütigt, bis sie im Endeffekt keinen anderen Ausweg mehr sehen, als das sie sich von ihren Peinigern für immer befreien.
Fazit: Klass - Chronik einer Katastrophe sollte ein mahnendes Beispiel dafür sein, wie schnell aus anfänglichen Hänseleien eine Katastrophe entstehen kann, die eigentlich jederzeit hätte aufgehalten werden können, wenn sich einige Personen etwas intensiver mit den Vorfällen beschäftigt hätten. Gleichzeitig wird einem aber auch die teilweise vorhandene Gleichgültigkeit der heutigen Zeit vor Augen geführt, so das Situationen immer erst eskalieren müssen, bevor sich einem die Ernsthaftigkeit der Handlungen und deren Wirkung auf andere erschließt. Ein Film, der sehr nachdenklich stimmt und auch einen sehr nachhaltigen Eindruck im Gedächtnis des Betrachters hinterlässt. Das hier gezeigte Geschehen ist absolut realistisch und zeigt einmal mehr, das wegschauen nicht immer die richtige Maßnahme ist, manchmal sollte man die innere Gleichgültigkeit überwinden und vielmehr eine ordentliche Portion Zivilcourage an den Tag legen, um eventuell deeskalierend einwirken zu können.