Mills, Kyle: Blutige Erde
Blutige Erde
(Lords of Corruption)
396 Seiten; 8,95
(Lords of Corruption)
396 Seiten; 8,95
Es gibt Fehler, die hängen einem das Leben lang nach. Das bekommt Josh Hagerty zu spüren, als er nach seinem Maschinenbau-Studium trotz glänzendem Abschluss keinen Job findet. Ein dunkler Fleck in seiner Vergangenheit schreckt potenzielle Arbeitgeber ab.
Die Vorstellungen, die sich Josh von seiner neuen Aufgabe macht, weichen schnell Ernüchterung, kaum dass es Afrika erreicht hat. Die Afrikaner sehen in ihm keinen Helfer, sondern lediglich einen weiteren reichen Weißen, der ihnen seine Lebensweise aufzwingen will. Das Projekt selbst erweist sich als einzige Katastrophe. Doch am schlimmsten ist, dass Joshs neuer Arbeitgeber nur vordergründig echte Entwicklungshilfe leistet, in Wahrheit aber tief im Sumpf des Verbrechens steckt. Die Spendengelder und -güter verschwinden größtenteils in den Taschen des rücksichtslosen Diktators Mtiti und auf illegalen Konten der Bosse von NewAfrica.
Fest entschlossen, etwas zu ändern, nimmt Josh den Kampf gegen die finsteren Machenschaften seines Arbeitgebers auf und bringt damit nicht nur sich in höchste Gefahr.
Mit diesen Worten, die auf der Coverrückseite von »Blutige Erde« zu finden sind, umschreibt Bestsellerautor David Morrell (»Creepers«) den neusten Thriller von Kyle Mills. Inwiefern der Roman gut recherchiert ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Die restlichen Aussagen Morrells treffen aber voll ins Schwarze.
»Blutige Erde« ist ein harter, düsterer Thriller, der einen ernüchternden Blick auf die (Schattenseiten der) Entwicklungshilfe sowie die Zustände in den Krisengebieten Afrikas wirft. Ausgangspunkt der Geschichte war für Mills wie man auf seiner Homepage nachlesen kann die Feststellung, wie leicht es für Verbrecher mit Kontakten zu korrupten afrikanischen Staatsoberhäuptern doch wäre, unter dem Deckmantel der Entwicklungshilfe Abermillionen von Dollars bzw. Euro zu veruntreuen. Darauf aufbauend hat er eine desillusionierende Handlung entworfen, und, ganz wie Morrell es ausdrückt, sie in einen provozierenden Thriller gepackt, der den Leser aufgrund der Niederträchtigkeit der geschilderten Verbrechen erschüttert.
Überhaupt ist »Blutige Erde« reich an sehr gemischten, oft ausgeprägt negativen Bildern. Ob es nun die Entwicklungshilfe an sich betrifft, die Vorstellungen, die Helfer wie Notleidende voneinander haben, oder ganz allgemein die Zustände in einem Land, in dem verschiedene Volksstämme seit ewigen Zeiten um die Vorherrschaft kämpfen Mills nimmt kein Blatt vor den Mund und konstruiert ein Szenario, bei dem selbst dem gutgläubigsten Menschen irgendwann die Harre zu Berge stehen.
Und es wirkt! Das fast schon deprimierend zu nennende Szenario wühlt den Leser auf. Gemeinsam mit der fesselnden Handlung, die den nahezu aussichtslosen Kampf von Josh und seinen Gefährten gegen die gewissenlosen Machthaber eines für sie lebensfeindlichen Landes schildert, packt sie den Leser von Beginn an und verliert bis zum ambivalenten Ende (wie könnte der Schuss einer derartigen Geschichte auch anders ausfallen?) nichts von ihrer Spannung.
Die Darstellung der Protagonisten ist im Großen und Ganzen gelungen; mit einem Maschinenbauer mit dunkler Vergangenheit, einem heruntergekommenen Journalisten und einer ehemaligen Nonne, die sich auf die unmittelbare Hilfe für die Ärmsten der Armen spezialisiert hat, hat Mills ein interessantes Trio an Hauptfiguren entworfen, das den Roman dank überzeugend gezeichneter Charaktere mühelos trägt.
Was den Roman allerdings wahrhaft faszinierend macht, ist und bleibt die düstere Ausgangsidee, die der Story zugrunde liegt. Schon mit »Das Abkommen« (in dem der Autor die Frage stellt, was denn wäre, wenn die Tabakindustrie von einem Tag auf den anderen den Protesten der Tabakgegner nachgeben und die Zigarettenproduktion einstellen würde) hat Mills bewiesen, dass er sich blendend darauf versteht, provokante Themen in fesselnde Romane zu verwandeln. »Blutige Erde« setzt diese Tradition nahtlos fort.
»Blutige Erde« ist ein spannender, über weite Stecken sehr aufwühlender Thriller, der von dunklen Bildern und einer sehr doppelwertigen Handlung lebt. Für Leser von Spannungslektüre, die die nichts gegen einen gute Portion Zynismus haben, genau das Richtige.