Postman Blues

Postman BluesPostman Blues
(Posutoman burusu)
mit Shin'ichi Tsutsumi, Keisuke Horibe, Ren Ösugi, Kyoko Toyama, Sei Hireizumi, Konta, Akaji Maro, Ikko Suzuki, Hiroshi Shimizu, Diamond Yukai, Ryo Yamamoto, Akira Yamamoto
Regie: Hiroyuki Tanaka
Drehbuch: Hiroyuki Tanaka
Kamera: Shuji Kuriyama
Musik: Daisuke Okamoto
FSK 16
Japan / 1997

Das Leben eines Postboten kann ganz schön frustrierend sein, diese Erfahrung muss auch Postmann Sawaki machen. Mit Anfang 30 bewohnt er einer winzige Wohnung, ist unverheiratet, hat keine Freundin und nicht viele Freunde. Auf seiner Tour kommt er an der Wohnung eines alten Schulkameraden, Noguchi, vorbei, der mittlerweile der Yakuza angehört. Erschreckt stellt Sawaki fest, dass er diesen gerade bei dem Versuch gestört hat, sich seinen Finger abzuschneiden. Unbeobachtet rollt der Finger in Sawakis Posttasche und Nogushi schmuggelt diesem noch ein Päckchen mit Drogen unter. Was beide allerdings nicht ahnen: Noguchi wird von der Polizei überwacht, die sich von nun an auch an Sawakis Fersen heftet. Gelangweilt über sein eigenes Leben und begeistert von Noguchis spannendem Yakuza-Dasein öffnet Sawaki die nicht ausgelieferte Post. Dort entdeckt er den Brief eines Mädchens namens Keiko, das an Krebs leidet. Sawaki entschließt sich am nächsten Morgen nach dem Mädchen zu suchen und ihr den Brief zu überbringen.

Manchmal kann sich das Leben eines Menschen durch geringfügige Kleinigkeiten oder ein dummes Missverständnis auf tragische Art und Weise vollkommen verändern. Diese Erfahrung muss auch der Titelheld der vorliegenden Geschichte machen, denn Sawaki ist ein frustrierter Postbote, der zur falschen Zeit einem alten Bekannten die Post zustellt. Dieser ist mittlerweile ein Yakuza und wird von der Polizei überwacht. Das Sawaki durch diese Post-Zustellung irrtümlicherweise selbst in den Focus der Polizisten gerät, ahnt er noch nicht einmal im Ansatz, so das im überhaupt nicht bewust wird, das er ab sofort das Zielobjekt einer gnadenlosen Jagd wird, die am Ende sogar äusserst tragische Züge annimmt.

Obwohl man jetzt annehmen könnte, das es sich hier um einen extrem tempogeladenen Film handelt, wird man viel eher mit einer recht ruhigen Erzählweise der Geschichte konfrontiert, die bis auf wenige Ausnahmen durch ein eher beschauliches Erzähltempo auffällt. das ist aber keinesfalls als negativ zu bewerten, denn dadurch kann sich die vorhandene Intensität erst so richtig entfalten. Diese Intensität entsteht insbesondere durch die Tatsache, das "Postman Blues" Elemente aus verschiedenen Genres miteinander vereint, so vermischen sich hier Thriller, Krimi, komödie und Drama zu einem grandiosen Ganzen, das den Zuschauer über die gesamte Laufzeit absolut fasziniert und bestens unterhält. Beispielsweise werden vollkommen ernste Passagen durch teilweise grotesk anmutende Situationskomik unterlegt, skurrile Dialoge sorgen für äusserst trockenen Wortwitz, der nahezu perfekt in das leicht schräge Gesamtbild dieses Werkes hineinpassen. Hinzu kommen die teils überzeichneten Charaktere, wobei sich insbesondere die ermittelnden Polizisten hervortun, die an Dämlickeit nur schwerlich zu überbieten sind.

Doch anders als in vielen anderen Vertretern des asiatischen Films wird diese Dämlichkeit keineswegs auf die bekannte und zumeist vollkommen übertriebene Art dargestellt, es gibt nicht den manchmal als unpassend anzusehenden asiatischen Humor, der oft genug schon zu albern erscheint. Hier erscheint der Humor eher auf die trockene Art, Satire und Sarkasmus sind angesagt und gerade das verleiht dem Film eine ganz besondere Note und macht ihn zu einem aussergewöhnlich tollen Seh-Vergnügen. Phasenweise ähnelt gerade der vorhandene Humor doch sehr dem tiefschwarzem britischen Witz, so das er sicherlich nicht jeden Geschmack treffen wird. Wer jedoch etwas damit anfangen kann, der wird hier voll auf seine Kosten kommen und nahezu begeistert die skurrilsten Situationen verfolgen, die im Laufe der Geschichte entstehen und phasenweise so absurd sind, das man sich vor lachen kaum halten kann.

Und dennoch ist das Geschehen auch jederzeit ernst und trägt sogar stellenweise äusserst tragische Züge, die sich vor allem im vorhandenen Ende offenbaren. Ohne viel verraten zu wollen, kann man aber daruf hinweisen, das es kein Happy End geben wird. Das wäre bei dieser grandios inszenierten Story aber auch vollkommen unpassend gewesen und hätte den Gesamteindruck total zerstört. Obwohl der finale Showdown sehr dramatisch und tragisch erscheint, erhöht er auch gleichzeitig noch einmal das Maß an grotesker Situationskomik und entlässt den Zuschauer letztendlich auch mit einem Grinsen im Gesicht, so das man zu der Erkenntnis gelangt, einen rundum gelungenen Film gesehen zu haben, der mehrere Genres perfekt miteinander gemischt hat. Die dadurch entstandene Kombination ist so unterhaltsam, das es einfach einen Riesen-Spaß macht, den skurrilen Charakteren bei ihrem Treiben zuzusehen.

Fazit: "Postman Blues" ist ein Film, der über einen extrem hohen Unterhaltungs-Faktor verfügt. Eine im Prinzip recht ernste Geschichte wird dabei auf eine witzige Art und Weise erzählt, wie man sie bei asiatischen Filmen eher selten antrifft. Denn statt des üblichen und teils albernen Humors, den man von den Asiaten gewöhnt ist, wird vielmehr die feine britische Klinge geschwungen, die dem Film äusserst gut zu Gesicht steht. Meiner Meinung nach handelt es sich hier um einen echten Geheim-Tipp, den man sich keinesfalls entgehen lassen sollte.


Die DVD
Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch DD 5.1 / Japanisch DD 2.0
Untertitel: Deutsch
Bild: 1,78:1
Laufzeit: 110 Minuten

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