Prof. Sigmund Freud (1) Das zweite Gesicht
Die Freud'schen Thesen und die Psychoanalyse als Thema für eine Kriminalserie heranzuziehen ist an sich gesehen gar nicht mal so übel. Ich frage mich nur, ob Sigmund Freud höchstpersönlich darin auch vorkommen muss. Um wirklich Spannung und interessante Aspekte in die Handlung zu bringen wäre das sicher nicht nötig gewesen.
Freud als Krimiheld. Eine Art Sherlock Holmes des Psychokrimis. Ein Kriminologe mit psychotherapeutischen Fähigkeiten. Heute gibt es diese zu Hunderten. Sie nennen sich Profiler, und erstellen Täteranalysen auf der einen, betreuen Opfer auf der anderen Seite. Somit ist die neue Krimiserie aus dem Hause STIL nicht mehr und nicht weniger als ein frühzeitliches CSI.
Was auf jeden Fall dieser Serie wieder zu Gute kommt ist eine anheimelnde Atmosphäre, die einen direkt in das schöne Wien des ausgehenden 19. Jahrhunderts versetzt. Der Kriminalfall, den Freud hier zu klären hat, ist selbst nicht so prickelnd. Es fehlt einfach die Spannung. Da helfen auch nicht die namhaften Sprecher.
Andreas Fröhlich spielt den Polizisten Gruber zwar sehr locker und routiniert, und auch Hans-Peter Hallwachs macht als Freud eine gute Figur, doch das Drumherum vermag in keiner Sekunde so richtig zu fesseln. Es wird zu viel geschwafelt, und so verzettelt man sich in der Handlung, die eigentlich den Fokus des Produkts bilden sollte. Weitere bekannte Sprecher sind hier zu hören. Zum Beispiel Rolf Zacher und neben ihm viele Namen, die man noch aus der Edgar Allan Poe-Serie kennt. Kein Wunder, den STIL produzierte auch diese.
Musik und Sounddesign sind okay und für STIL-Verhältnisse eigentlich selbstverständlich. Das besondere, das Neue, das Außergewöhnliche im Sound ist deswegen heute schwer zu finden.
Das Artwork ist außerordendlich gut gelungen. Auf dem Cover jeder Folge sieht man das Konterfei von Freud. Drumherum sind Elemente der Geschichte grafisch dargestellt. Der Innenteil besticht durch eine Fülle an Infos zu den Hauptdarstellern, den Freud'schen Thesen und derlei mehr.
Am Ende der Folge gibt es einen wissenschaftlichen Kommentar einer Psychiaterin. Hätte nicht sein müssen. Braucht man nicht. Außerdem ist es sehr anstrengend der Frau zu zuhören.