Es geschah am hellichten Tag
Es geschah am hellichten Tag
Es ist wohl unbestritten, dass dieser Film ein Stück deutscher Filmgeschichte ist. Entstanden nach dem Drehbuch von Friedrich Dürrenmatt hat Regisseur Ladislao Vajda ein Krimi-Drama auf den Weg gebracht, das aufgrund mehrerer Aspekte im Gedächtnis des Zuschauers haften bleibt. Da wären zuerst sicherlich die beiden deutschen Leinwandlegenden Heinz Rühmann und Gert Fröbe zu nennen, die hier aufeinandertreffen und sich durch absolut brillantes Schauspiel auszeichnen. Insbesondere Fröbe ist die Rolle des notorischen Kindermörders wie auf den Leib geschneidert und er verleiht dem von ihm dargestellten Charakter durch seine großartige Mimik und Gestik etwas vollkommen Unverwechselbares. Doch auch der große deutsche Volksschauspieler Heinz Rühmann steht ihm in nichts nach, vor allem mimt er in diesem Film eine Figur, die nicht nur symphatische Züge trägt, wie man es eigentlich von ihm gewöhnt ist. Hat der Charakter des Kommissars Matthäi doch seine Ecken und Kanten und lässt gar ziemlich unsymphatische Züge erkennen, indem er während der Geschichte das Leben eines kleinen Mädchens aufs Spiel setzt, um den Mörder in eine Falle laufen zu lassen. Andererseits ist es gerade dieser Schachzug, der diesem Klassiker das gewisse Etwas verleiht, denn ist Rühmann ansonsten doch fast immer der Liebling des Volkes gewesen, so stellt er in diesem Fall sehr eindrucksvoll unter Beweis, dass er nicht immer nur der liebe und nette Mann von nebenan ist.
Das Schauspiel der beiden Hauptdarsteller ist mit Sicherheit als ganz großer Höhepunkt eines auch ansonsten absolut überzeugenden Filmes anzusehen, ihr Schauspiel legt dabei eine solch immense Präsenz an den Tag, dass selbst so bekannte Darsteller wie Siegfried Lowitz lediglich im Hintergrund erscheinen und eigentlich nicht mehr als eine bessere Statistenrolle einnehmen. Und das, obwohl ein Gert Fröbe erst ziemlich spät in die Geschichte eingeführt wird, denn in der ersten Filmhälfte ist er überhaupt nicht zu sehen. Und so ist dann auch Heinz Rühmann der Dreh- und Angelpunkt der ersten Hälfte der Geschichte, die auch schon vor über 50 Jahren eine Thematik behandelt, die damals wie heute absolut erschreckend ist, denn es gibt wohl kaum ein verabscheuungswürdigeres Verbrechen als den Mord an unschuldigen Kindern. In diesem speziellen Fall handelt es sich um kleine Mädchen, die die aufgestaute Wut eines Mannes zu spüren bekommen, der sich im Privatleben nicht gegen seine dominante Frau durchsetzen kann und so ein Ventil benötigt, um seine Komplexe und Aggressionen abzubauen. Man hätte zur damaligen Zeit wohl kaum einen passenderen Darsteller wie Gert Fröbe für die Rolle des Bösewichtes finden können, interpretiert er die Figur doch mit einer solchen Inbrunst, dass es einem kalte Schauer über den Rücken jagt und einem Angst und Bange wird.
Und hier ist auch ein nahezu genialer Kontrast geschaffen worden, denn wenn man einmal die beiden Hauptdarsteller optisch gegenüberstellt, könnten die Unterschiede wohl kaum gravierender sein. Dieser Unterschied bezieht sich allerdings wirklich nur auf den optischen Eindruck, denn im Bezug auf die Schauspielerei nehmen sich die beiden Akteure überhaupt nichts. Und so gibt es auch nur am Ende des Filmes eine entscheidene Situation, in der Matthäi auf fremde Hilfe angewiesen ist, um nicht von seinem körperlich weit überlegenen Gegner überrollt zu werden, doch wie es sich gehört, sind seine ehemaligen Kollegen von der Polizei zur Stelle. Das Wort ehemalig deutet schon an, dass der Kommissar seine Ermittlungen auf eigene Faust durchgeführt hat, denn offiziell gab es gar keinen Fall mehr, da ein des Kindermordes verdächtiger Hausierer sich im Gefängnis das Leben genommen hatte, nachdem er unter Druck der ermittelnden Beamten ein falsches Geständnis abgelegt hatte. Und so behandelt der Film nicht nur eine auch in der Gegenwart leider nur allzu aktuelle Thematik, er prangert auch auf gewisse Weise das Rechtssystem an. Während der Geschichte spürt man ganz deutlich, unter welch immensem Druck die Polizei steht, um auch der Öffentlichkeit einen Täter zu präsentieren, denn der Mob ist zu allem bereit und war schon drauf und dran, Lynchjustiz auszuüben. So wird denn ein harmloser Landstreicher, der zudem den Leichenfund eines toten Mädchens noch selbst bei der Polizei gemeldet hat, nur zu gern unter Druck gesetzt, da man doch recht schnell gemerkt hat, dass der Mann dem seelischen Druck nicht standhalten wird und so früher oder später etwas gesteht, was er letztendlich gar nicht getan hat.
Dieser Aspekt des Geschehens verleiht dem Ganzen einen äußerst schalen Beigeschmack, und das vor allem aufgrund der Tatsache, dass nach dem Freitod des Mannes kein Sterbenswort mehr über ihn verloren wird und sein Tod so als notwendiges Übel im Raum stehen bleibt. Natürlich weiß ich nicht, ob dies auch wirklich so beabsichtigt war, und ehrlich gesagt, ist mir dieser Aspekt auch jetzt erst aufgefallen, denn bei früheren Sichtungen dieses Klassikers ist mir diese Sichtweise der Dinge nie aufgefallen. Wie dem aber auch sei, "Es geschah am hellichten Tag" ist nicht nur ein Meisterwerk des Krimi-Dramas, sondern auch ganz eindeutig ein Stück deutscher Filmgeschichte, das auf dem Drehbuch des Schweizers Friedrich Dürrenmatt beruht, dessen später erschienener Roman allerdings den Titel "Das Versprechen" trägt. Den gleichen Namen trägt auch das amerikanische Remake des Filmes, das unter der Regie von Sean Penn entstand und mit Jack Nicholson in der Hauptrolle erstklassig besetzt ist. Dennoch erreicht Penns Version meiner Meinung nach nicht annähernd die Klasse des Originals, dem zudem auch noch eine deutsche Neuaulage mit Joachim Krol in der Hauptrolle zuteil wurde, die man aber getrost vernachlässigen kann, da sie maximal als lahmer Aufguss anzusehen ist. Es geht halt nichts über das 1958er-Original, das in allen Belangen die Nase ganz weit vorn hat und selbst nach über einem halben Jahrhundert immer noch so faszinierend und spannend daherkommt, als wäre der Film gerade erst letzte Woche abgedreht worden.
Fazit: Eine leider Gottes immer aktuelle Thematik, ein dramaturgisch erstklassiger Spannungsbogen und zwei absolut herausragende Hauptdarsteller machen diesen Film-Klassiker zu einem absoluten Erlebnis, das man sich immer wieder gerne anschaut, ohne dabei auch nur die leisesten Ermüdungserscheinungen an den Tag zu legen, handelt es sich doch um ein zeitloses Meisterwerk, dessen Ansicht sich in jedem Fall als äußerst lohnenswert herausstellt.
Das Schauspiel der beiden Hauptdarsteller ist mit Sicherheit als ganz großer Höhepunkt eines auch ansonsten absolut überzeugenden Filmes anzusehen, ihr Schauspiel legt dabei eine solch immense Präsenz an den Tag, dass selbst so bekannte Darsteller wie Siegfried Lowitz lediglich im Hintergrund erscheinen und eigentlich nicht mehr als eine bessere Statistenrolle einnehmen. Und das, obwohl ein Gert Fröbe erst ziemlich spät in die Geschichte eingeführt wird, denn in der ersten Filmhälfte ist er überhaupt nicht zu sehen. Und so ist dann auch Heinz Rühmann der Dreh- und Angelpunkt der ersten Hälfte der Geschichte, die auch schon vor über 50 Jahren eine Thematik behandelt, die damals wie heute absolut erschreckend ist, denn es gibt wohl kaum ein verabscheuungswürdigeres Verbrechen als den Mord an unschuldigen Kindern. In diesem speziellen Fall handelt es sich um kleine Mädchen, die die aufgestaute Wut eines Mannes zu spüren bekommen, der sich im Privatleben nicht gegen seine dominante Frau durchsetzen kann und so ein Ventil benötigt, um seine Komplexe und Aggressionen abzubauen. Man hätte zur damaligen Zeit wohl kaum einen passenderen Darsteller wie Gert Fröbe für die Rolle des Bösewichtes finden können, interpretiert er die Figur doch mit einer solchen Inbrunst, dass es einem kalte Schauer über den Rücken jagt und einem Angst und Bange wird.
Und hier ist auch ein nahezu genialer Kontrast geschaffen worden, denn wenn man einmal die beiden Hauptdarsteller optisch gegenüberstellt, könnten die Unterschiede wohl kaum gravierender sein. Dieser Unterschied bezieht sich allerdings wirklich nur auf den optischen Eindruck, denn im Bezug auf die Schauspielerei nehmen sich die beiden Akteure überhaupt nichts. Und so gibt es auch nur am Ende des Filmes eine entscheidene Situation, in der Matthäi auf fremde Hilfe angewiesen ist, um nicht von seinem körperlich weit überlegenen Gegner überrollt zu werden, doch wie es sich gehört, sind seine ehemaligen Kollegen von der Polizei zur Stelle. Das Wort ehemalig deutet schon an, dass der Kommissar seine Ermittlungen auf eigene Faust durchgeführt hat, denn offiziell gab es gar keinen Fall mehr, da ein des Kindermordes verdächtiger Hausierer sich im Gefängnis das Leben genommen hatte, nachdem er unter Druck der ermittelnden Beamten ein falsches Geständnis abgelegt hatte. Und so behandelt der Film nicht nur eine auch in der Gegenwart leider nur allzu aktuelle Thematik, er prangert auch auf gewisse Weise das Rechtssystem an. Während der Geschichte spürt man ganz deutlich, unter welch immensem Druck die Polizei steht, um auch der Öffentlichkeit einen Täter zu präsentieren, denn der Mob ist zu allem bereit und war schon drauf und dran, Lynchjustiz auszuüben. So wird denn ein harmloser Landstreicher, der zudem den Leichenfund eines toten Mädchens noch selbst bei der Polizei gemeldet hat, nur zu gern unter Druck gesetzt, da man doch recht schnell gemerkt hat, dass der Mann dem seelischen Druck nicht standhalten wird und so früher oder später etwas gesteht, was er letztendlich gar nicht getan hat.
Dieser Aspekt des Geschehens verleiht dem Ganzen einen äußerst schalen Beigeschmack, und das vor allem aufgrund der Tatsache, dass nach dem Freitod des Mannes kein Sterbenswort mehr über ihn verloren wird und sein Tod so als notwendiges Übel im Raum stehen bleibt. Natürlich weiß ich nicht, ob dies auch wirklich so beabsichtigt war, und ehrlich gesagt, ist mir dieser Aspekt auch jetzt erst aufgefallen, denn bei früheren Sichtungen dieses Klassikers ist mir diese Sichtweise der Dinge nie aufgefallen. Wie dem aber auch sei, "Es geschah am hellichten Tag" ist nicht nur ein Meisterwerk des Krimi-Dramas, sondern auch ganz eindeutig ein Stück deutscher Filmgeschichte, das auf dem Drehbuch des Schweizers Friedrich Dürrenmatt beruht, dessen später erschienener Roman allerdings den Titel "Das Versprechen" trägt. Den gleichen Namen trägt auch das amerikanische Remake des Filmes, das unter der Regie von Sean Penn entstand und mit Jack Nicholson in der Hauptrolle erstklassig besetzt ist. Dennoch erreicht Penns Version meiner Meinung nach nicht annähernd die Klasse des Originals, dem zudem auch noch eine deutsche Neuaulage mit Joachim Krol in der Hauptrolle zuteil wurde, die man aber getrost vernachlässigen kann, da sie maximal als lahmer Aufguss anzusehen ist. Es geht halt nichts über das 1958er-Original, das in allen Belangen die Nase ganz weit vorn hat und selbst nach über einem halben Jahrhundert immer noch so faszinierend und spannend daherkommt, als wäre der Film gerade erst letzte Woche abgedreht worden.
Fazit: Eine leider Gottes immer aktuelle Thematik, ein dramaturgisch erstklassiger Spannungsbogen und zwei absolut herausragende Hauptdarsteller machen diesen Film-Klassiker zu einem absoluten Erlebnis, das man sich immer wieder gerne anschaut, ohne dabei auch nur die leisesten Ermüdungserscheinungen an den Tag zu legen, handelt es sich doch um ein zeitloses Meisterwerk, dessen Ansicht sich in jedem Fall als äußerst lohnenswert herausstellt.
Daten zur DVD
: Heinz Rühmann, Gert Fröbe, Sigfrit Steiner, Siegfried Lowitz, Michel Simon, Heinrich Gretler, Berta Drews, Ewald Balser, Roger Livesey, Maria Rosa Salgado, Anita von Ow, Barbara Haller, Emil Hegetschweiler, Rene Magron
: Ladislao Vajda
: Friedrich Dürrenmatt
: Heinrich Gärtner
: Bruno Canfora
: Heinz Rühmann, Gert Fröbe, Sigfrit Steiner, Siegfried Lowitz, Michel Simon, Heinrich Gretler, Berta Drews, Ewald Balser, Roger Livesey, Maria Rosa Salgado, Anita von Ow, Barbara Haller, Emil Hegetschweiler, Rene Magron
: Ladislao Vajda
: Friedrich Dürrenmatt
: Heinrich Gärtner
: Bruno Canfora
Kommentare
Im Grunde genommen geht es im Buch wie im Film (dort allerdings sehr viel subtiler) darum, dass ein "bei seiner Seligkeit" gegebenes Versprechen zu einer solchen (moralisch bedingten) Besessenheit wird, dass es um jeden Preis eingehalten werden muss - indem man das Leben eines Kindes gefährdet, das als Lockvogel herhalten muss oder indem man selbst bis zur Selbstzerstörung nicht aufgibt. Beide - Film und Roman - sind daher absolut beeindruckend. Von der Leistung der Schauspieler mal ganz zu schweigen.