Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe

Das Geheimnis der schwarzen HandschuheDas Geheimnis der schwarzen Handschuhe
(L'Uccello dalle piume di cristallo)

Ein junger amerikanischer Schriftsteller, Dalmas, der seit Jahren in Rom lebt, wird eines Abends Zeuge eines Überfalls in einer Kunstgalerie. Ein Mann in schwarzem Mantel und schwarzen Handschuhen droht, eine junge Frau umzubringen. Dalmas versucht, der Galeriebesitzerin, Frau Ranieri, zu Hilfe zu kommen, gerät aber dabei selbst in eine Falle. Die Polizei verhört Dalmas und nimmt ihm seinen Pass ab, um ihm die Rückreise nach Amerika unmöglich zu machen. Er ist gezwungen, an der Aufklärung des geheimnisvollen Falles mitzuarbeiten, dies umso mehr, als weiter mysteriöse Morde geschehen, denen immer junge, hübsche Frauen zum Opfer fallen. Dalmas und seine Freundin stellen sich freiwillig als Spürhunde zur Verfügung.


"L'Ucello dalle piume di cristallo", wie der Film im Original heißt, ist die erste Regiearbeit von Dario Argento, der sich vorher hauptsächlich mit dem Schreiben von Filmkritiken und Drehbüchern die ersten Lorbeeren verdiente. Mit seinem Regieerstling schuf Argento dann auch gleich einen erstklassigen Giallo, der meiner Meinung nach von vielen Leuten immer noch sehr stark unterschätzt wird, obwohl er eigentlich zu den besten Vertretern seiner Art zu zählen ist. Gleichzeitig zählt dieses Werk auch als erster Teil der sogenannten "Tier-Trilogie", der die beiden folgenden Filme "Die neunschwänzige Katze" und "Vier Fliegen auf grauem Samt" noch folgen sollten. Schon in seinem Erstlingswerk lässt Argento sein Talent erkennen, extrem spannungsgeladene Geschichten zu kreieren, die eine unglaublich starke Faszination auf den Zuschauer ausüben. Zudem gelingt es ihm hervorragend, das genau richtige Erzähltempo zu wählen, um den Betrachter in ein wahres Wechselbad der Gefühle zu versetzen. Lässt er das Geschehen doch teilweise eher ruhig erscheinen, um den Zuschauer scheinbar in Sicherheit zu wiegen, so erhöht er immer wieder das Tempo seiner Erzählweise, was schon fast zwangsläufig mit einem erhöhten Adrenalinschub zu vergleichen ist, der einen von einer Sekunde zur anderen aus einem eher gemütlichen Sehverhalten herausreißt.

So geht es dann auch in vorliegender Story keinesfalls ganzzeitig rasant und actiongeladen zur Sache, wobei man allerdings anmerken sollte, dass die ganze Zeit über ein immens hohes Maß an Spannung vorherrscht, denn der dramaturgische Spannungsaufbau ist hervorragend gelungen und nimmt einen auch die ganze Zeit über in Beschlag. Dabei entfaltet sich von Anfang an eine herrlich dichte Atmosphäre, die im Laufe der Zeit immer bedrohlichere Züge erkennen lässt und eine unglaublich starke Faszination auf den Zuschauer ausübt. Man taucht immer tiefer in die Geschichte ein und beteiligt sich nur zu gern an der Suche nach dem mysteriösen Frauenmörder, für dessen Identität es zu Beginn keinerlei Anhaltspunkte gibt, weswegen auch die Polizei vollkommen im Trüben fischt und auf die Hilfe von Sam Dalmas (Tony Musante) angewiesen ist, der Augenzeuge eines Mordanschlages ist. Es entwickelt sich immer mehr ein perfides Katz-und-Maus-Spiel, in dem Dalmas immer mehr in den Mittelpunkt gerät, da er durch eigene Nachforschungen dem Mörder immer näher auf die Pelle rückt. So wird er dann auch Ziel mehrerer Mordanschläge, die allerdings alle verhindert werden können, was die Nervosität des Killers immer mehr ansteigen lässt.

Die große Stärke von "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" ist ganz eindeutig der Aspekt, dass man erst ganz am Ende des Filmes die Gesamtzusammenhänge erkennt und somit auch die Spannung bis zum Schluss gewahrt bleibt. Wenn man ganz genau auf die Kleinigkeiten achtet, dann kann man schon früher seine eigenen Vermutungen anstellen, doch selbst wenn man mit seinen Vorahnungen richtig liegen sollte, bekommt man die endgültige Bestätigung dafür erst ganz am Ende des Filmes. Der einzig wirkliche Hinweis ist bis dahin nämlich ein ominöses Bild, das in irgendeinem Zusammenhang mit den verschiedenen Frauenmorden steht, auf das man sich aber eigentlich keinen wirklichen Reim machen kann, da die wirklichen Hintergründe des Ganzen hervorragend im Dunkeln gehalten werden, so dass die Auflösung des Rätsels gerade bei der ersten Sichtung dieses Werkes doch einigermaßen überraschend kommt und eventuell sogar bei vielen Leuten für den berühmten Aha-Effekt sorgen kann. Auch bei den agierenden Schauspielern gibt es keinerlei Grund zur Beanstandung, denn sämtliche Akteure überzeugen durch authentisches und glaubhaftes Schauspiel, wobei insbesondere Tony Musante durch eine hervorragende Leistung auffällt. Ein absolutes Highlight ist auch der Kurzauftritt von Mario Adorf in der Rolle eines scheinbar durchgeknallten Künstlers, der eine ganz besondere Beziehung zu Katzen hat, was man auch an seinen Essgewohnheiten bemerkt.

Zu guter Letzt sollte man nicht unerwähnt lassen, dass sich die vorliegende ungeschnittene DVD qualitätsmäßig ganz erheblich von der geschnittenen deutschen Veröffentlichung von Polyband unterscheidet, fällt doch bei der deutschen DVD insbesondere die schlechte Bildqualität ins Auge, so zeichnet sich die ungekürzte Version durch ein gestochen scharfes Bild aus, das für einen uneingeschränkt tollen Sehgenuss sorgt. So entsteht letztendlich ein sehr guter Gesamteindruck eines Filmes, der von der ersten bis zur letzten Minute für extrem spannende und äußerst atmosphärische Unterhaltung sorgt, die sich kein Freund des Sub-Genres entgehen lassen sollte. Leider hat dieser faszinierende Giallo nie die Beachtung erlangt, die er eigentlich verdient hätte, aber für mich persönlich zählt er ganz eindeutig zu den besten Vertretern seiner Art.


Fazit: Mit "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" hat die italienische Regie-Legende Dario Argento einen erstklassigen Giallo geschaffen, der ganzzeitig spannende Filmkost bietet, bei der man herrlich miträtseln kann. Auch wenn dieser Film vielleicht nie die Beachtung gefunden hat, die ihm eigentlich zuteil werden müsste, nimmt er doch einen nicht unwesentlichen Stellenwert ein und ist auch für die weitere Entwicklung des Sub-Genres nicht gerade als unwichtig anzusehen. Ein straffer Spannungsbogen, tolle Darsteller und eine herausragende Grundstimmung sind die absoluten Stärken einer flüssig erzählten Geschichte, die einem von Anfang bis zum Ende fasziniert und in Beschlag nimmt.

 
Daten zur DVD
 
Darsteller: Tony Musante, Suzy Kendall, Enrico Maria Salemo, Eva Renzi, Umberto Raho, Renato Romano, Giuseppe Castellano, Mario Adorf, Pino Patti, Gildo Di Marco, Rosita Torosh, Omar Bonaro, Fulvio Mingozzi, Werner Peters, Karen Valenti
Regie: Dario Argento
Drehbuch: Dario Argento
Kamera: Vittorio Storaro
Musik: Ennio Morricone
Ungeprüft
Deutschland / Italien / 1970



Kommentare  

#1 Thomas Langes 2011-04-13 11:08
Bei den Darstellern wurde ausgerechnet der einzigartige Reggie Nalder vergessen.
#2 G. Walt 2011-04-13 11:46
Ich fand den Film auch immer fatal unterschätzt oder vernachlässigt. Das Dingen ist gut. Du vergisst allerdings zu erwähnen, dass es sich hierbei um eine Vorlagenverfilmung von Bryan Edgar Wallace handelt
#3 horror1966 2011-04-15 01:45
Soweit ich weiss, basiert der Film auf einem Roman von Fredric Brown (Die schwarze Statue und ich frage mich immer noch, warum die geschnittene DVD in der Bryan Edgar Wallace Edition erschienen ist.

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

PhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicBackgroundImpressum

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.